Bezüglich Stockosorb gab und gibt es immer wieder den Einwand, dass es ja "Mikroplastik" wäre, den man in den Boden einbringt.
Die Dokumentation des Herstellers beschreibt es wie folgt:
"...STOCKOSORB® – EG-Düngemittel NK-Dünger
(13+5) – ist ein Granulat. Es speichert das 300-
fache seines Eigenvolumens an Wasser und stellt es
den Pflanzen zur Verfügung; seit rund 20 Jahren in
GaLaBau und Landwirtschaft im Einsatz.
Chemisch: vernetztes Copolymer auf Kaliumbasis
...
Wie lange wirkt STOCKOSORB®?
Mit voller Performance etwa 5 Jahre. Danach
bleiben die Granulate im Boden und werden über
einen längeren Zeitraum biologisch abgebaut. ..."
(Die Dokumentation müsste mal überarbeitet werden - ich hab sie schonmal 2014 zitiert, und schon damals stand "seit 20 Jahren in GaLaBau und Landwirtschaft im Einsatz" drin

)
Über diesen biologischen Abbau hat thuja nun in einem anderen Thread eine Studie aus dem Jahre 2002 verlinkt, die ich sehr interessant finde:
Biologische Abbaubarkeit synthetischer superabsorbierender Bodenhilfsstoffe
Das Copolymer wird mit radioaktivem 14C "ausgestattet" und das freigesetzte 14CO2 gemessen.
Daraus:
"...In der vorliegenden Studie wurde der biologische Abbau eines 14C-markierten Acrylamid/Acrylsäure-Copolymers in einem Ackerboden durch zwei Weißfäulepilze (Pleurotus ostreatus, Dichomitus squalens), einen Braunfäulepilz (Flammulina velutipes) und einen saprophytisch im Boden wachsenden Pilz (Agaricus bitorquis) in Mikrokosmen untersucht. Die höchste Mineralisierung des 14C-Copolymers zu 14CO2 wurde nach Inokulation des Bodens mit P. ostreatus gemessen (8,8 % der Ausgangs-radioaktivität innerhalb von 22 Wochen).
...
Deutlich höher als im Boden war die Mineralisierungdes 14C-Copolymers in Reinkultur von P. ostreatus auf Weizenstroh (31 % innerhalb von 28 Wochen). Zudem wurde der Anteil löslicher Bestandteile an dem 14C-Copolymer durch P. ostreatus signifikant gesteigert. Durch die originäre Bodenmikroflora allein, also ohne Zusatz von Pilzsubstrat, wurden innerhalb von 22 Wochen bis zu 2,2 % des 14C-Copolymers mineralisiert. Unter Berücksichtigung der optimierten Inkubationsbedingungen dürfte die ermittelte Abbaurate jedoch höher sein, als unter natürlichen Bedingungen zu erwarten ist.
...
Im Hinblick auf den biologischen Abbau von AAC stelltsich zunächst die Frage nach Organismen, die derartige Polymere enzymatisch angreifen können. Als besonders potent hinsichtlich des Abbaus zahlreicher als persistent geltender Xenobiotika haben sich Weißfäulepilze erwiesen. Sie sind die einzigen Organismen, die in der Natur den polymeren Holzbestandteil Lignin innerhalb relativ kurzer Zeit weitgehend abbauen können (Zadrazil 1985,Haider 1986, Boyle et al. 1992). Dies geschieht mit Hilfe eines Systems von Exoenzymen, mit Peroxidasen oder Laccasen als wesentlichem Bestandteil (Buswell 1991,Evans et al. 1994, Leonowicz et al. 1999). Aufgrund ihrer geringen Selektivität transformieren diese Enzyme neben Lignin eine Vielzahl von Xenobiotika (Bumpus et al.1985, Wolter et al. 1997, Martens et al. 1996). Eine Reihe von Weißfäulepilzen ist in der Lage, außer auf ihrem eigentlichen Substrat (Holz, Stroh etc.) auch im Boden zuwachsen (Martens et al. 1999). Insofern kommen diese Organismen auch für den möglichen Abbau von AAC in Betracht, das als Bodenverbesserer in der Landwirtschaft eingesetzt wird.
Bisher bekannte Untersuchungen zum Abbau von 14C-markiertem AAC durch den Weißfäulepilz Phanerochaetechrysosporium zeigen, dass der Pilz in Flüssigkultur die dreidimensionale vernetzte Struktur des Copolymers depolymerisieren kann (Sutherland et al. 1997). Im Boden konnte innerhalb von ca. drei Monaten eine bis zu 8 %ige Mineralisierung des Copolymers mit P. chrysosporium erzielt werden (Stahl et al. 2000).
...
2.1 Charakterisierung des 14C-Copolymers
Als Modellsubstanz wurde ein von der Firma Stockhausen (Krefeld) hergestelltes 2,3-14C-Acrylamid/Acrylsäu-re-Copolymer (14C-AAC) (74 MBq/g) eingesetzt, das demvon der Firma Stockhausen unter dem Namen Stockosorb® vertriebenen AAC weitgehend entspricht.
...
Die Mineralisierung des 14C-AAC zu Kohlendioxid und Wasser stellt die Endstufe des mikrobiellen Abbaus dar.Ihr geht eine Zerstörung der dreidimensionalen vernetzten Struktur (“Depolymerisation”) und damit eine Verflüssigung des Copolymers zu niedermolekularen Bestandteilen voraus (Stahl et al. 2000). Die Extrahierbarkeit der Radioaktivität in den unbeimpften Kontrollen (42 %) war niedriger als der durch Extraktion des reinen 14C-AAC mit Natronlauge ermittelte Wert (61 %). Dies ist auf die Sorption eines Teils der radioaktiven Moleküle an Huminstoffe zurückzuführen. Dennoch hatte die Inokulation des Bodens mit P. ostreatus eine starke Zunahme löslicher 14C-radioaktiver Substanzen zur Folge (Tab. 4). DieSumme der Radioaktivität löslicher Substanzen und von 14CO2 beläuft sich in diesen Ansätzen auf 91 % der applizierten Radioaktivität (Tab. 4). Demnach spaltet der Pilz das 14C-AAC nahezu vollständig in kleine Moleküle, die wiederum dem mikrobiellen Abbau leichter zugänglich sind als das hochmolekulare Copolymer.
..."
Allerdings ist diese Studie aus 2002 - da war Stockosorb, wenn es 2014 denn 20 Jahre auf dem Markt war, grad mal 8 Jahre alt und man merkt der Studie an, dass es noch Neuland war.
Weitere Suche führte mich zu einer Übersicht von 2023:
Biodegradability of bio-based and synthetic hydrogels as sustainable soil amendments: A review
Wobei die auf Anwendung in der Landwirtschaft fokussiert ist, Zitat:
"...The authors contend that the ideal stability of hydrogels in agricultural soil should be at least five months and, at most, a year. ..."
Das ist nun grad nicht das Ziel von Stockosorb, das soll ja mindestens 5 Jahre "funktionieren".
"... In terms of the biological breakdown of synthetic hydrogels, Wen et al.30 held the vew that biodegradation of polyacrylamide/polyacrylate-based hydrogels occurred as microorganisms utilized the amide group of the polymer as a nitrogen source and the carbon backbone as a carbon source.40
...
Table 1 reports a survey of studies that synthesized hydrogels and measured their biodegradability, intending to utilize them in soil. Out of 22 studies surveyed, six studies used synthetic hydrogels made of materials such as polyacrylamide, polyacrylate, potassium acrylate, and polyacrylic acid. Of the six studies,
two studies measured soil biodegradation using the soil burial method.32, 44 Oksińska et al.,44 wrapped a dry technical copolymer of acrylamide and potassium acrylate containing 5.28% of the unpolymerized monomer of a geotextile and incubated it in soil and reported a 31.7% decrease in mass of the hydrogel after nine months caused by the colonization and action of Rhizobium radiobacter 28SG and Bacillus aryabhattai 31SG. A follow-up study by the authors32 discovered that the microbes (Bacillus megaterium isolate 37SBG and the Acremonium sclerotigenum – Acremonium egyptiacum complex isolate 25SFG) that colonized the technical cross-linked potassium polyacrylate hydrogel used in their study degraded the hydrogel by 77.9% of the original weight of the hydrogel after nine months. Wen et al.30 showed that biodegradation of polyacrylamide reached 70% of the original amount of polyacrylamide studied after 72 hours in the presence of Bacillus cereus and Bacillus flexu. Their study argued that the microorganisms utilized the amide group of the polymer as a nitrogen source while the carbon backbone was used as a carbon source. Results from these studies indicate that with the right microorganism available in the soil, some synthetic hydrogels could be as biodegradable as their bio-based counterparts.
..."
Farbliche Hervorhebung von mir, Stockosorb ist ein vernetztes Copolymer auf Kaliumbasis.
Insofern mache ich mir keine Gedanken wegen "Mikroplastik" im Boden.
Für jemand, der sich dennoch mit synthetischen Polymeren unwohl fühlt, gibt es ja inzwischen schon einige biologische Alternativen.