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Re: Schmetterlinge 2025

Verfasst: 8. Jul 2025, 17:17
von Chica
Gänselieschen hat geschrieben: 8. Jul 2025, 15:48 Haben wir irgendwo eine Übersicht über Nahrungs- Fortpflanzungspflanzen der namhaftesten Schmetterlinge bei uns in der Region? Dann könnte man zielgerichteter agieren.
Man, man, man Gänselieschen :( . Wie lange kennen wir uns jetzt schon? Nimm doch einfach das. Für zusätzlich Nachtfalter Floraweb.

edit: Unten ist ein Link zu Nektarpflanzen von Richard und Brauner (und mir).

Re: Schmetterlinge 2025

Verfasst: 8. Jul 2025, 17:39
von Lou-Thea
Ich kopiere hier einfach mal (m)einen alten Beitrag von woanders herüber.
Ein paar der wichtigsten Futterpflanzen für Schmetterlingsraupen, die da wären -

1) Hohes Gras!

Sehr viele Falter legen ihre Eier an Grashalme, die Raupen fressen an diversen Gräsern und verpuppen sich oft auch dort. Ganz wichtig also - an einigen Stellen das Gras wachsen lassen und erst im Spätsommer mähen, oder noch besser Teilbereiche auch über den Winter stehen lassen (sog. Altgrasbestände). Ansonsten Wiesenflächen möglichst abschnittweise mähen oder einzelne Streifen oder Inseln stehen lassen, so dass immer einige Eier, Raupen und Puppen die Chance auf vollständige Entwicklung haben.
Ungeschnittene Gräserflächen sind auch ein Eldorado für viele Heuschreckenarten.

U.a. Waldbrettspiel, Schachbrettfalter, Wiesenvögelchen, Ochsenauge und Schornsteinfeger brauchen Gräser als Raupennahrung.
33 BoGaUlm Pararge aegeria.jpg
33  BoGaUlm Melanargia galathea.jpg

2) Brennnesseln

Am Besten an mehreren Stellen, denn die verschiedenen Falter haben unterschiedliche Ansprüche an den Standort der Nesseln, Beispiele:

Admiral: luftfeucht, geschützt (Raupen leben einzeln in eingerollten Blättern)
Tagpfauenauge: sonnig bis halbschattig im Offenland, luftfeucht, z.B. an Gräben oder in Gehölznähe (junge Raupen leben gesellig in einem Gespinst, erst die größeren Raupen vereinzeln sich im Bestand)
Kleiner Fuchs: vollsonnig im Offenland, bevorzugt flächige Bestände (junge Raupen gesellig in Gespinsten, ältere vereinzelt)
Landkärtchen: nur zeitweilig besonnt, bevorzugt Wälder und gehölzreiche Landschaften (Raupen gesellig in Gruppen)

Versetzte Mahd erhöht die Vielfalt, denn manche Raupen bevorzugen frische Blätter, so dass nach Rückschnitt und Neuaustrieb auch die zweite Generation Falter wieder genug zu futtern hat.

3) Weiden und Pappeln

Etliche Falterarten fressen ausschließlich an Weiden, viele unter anderem auch an Weiden, z.B.
Großer Fuchs, Trauermantel, Brauner Bär, C-Falter
Auch sind die frühen Blüten der Weiden für alle frühen Falter (und Bienen etc.) eine der wichtigsten Nektarquellen im Frühling.
Eine Sal-Weide gehört damit unbedingt in jeden Naturgarten. Pappeln (u.a. Trauermantel, Großer Eisvogel, viele Nachtfalter) wird man wohl eher nur in großen Gärten pflanzen, aber man kann sich zumindest dafür einsetzen, dass bestehende heimsche Pappeln in der Landschaft nicht umgesägt werden, zudem die heimische Schwarzpappel inzwischen extrem selten geworden ist.

4) Hornklee und Luzerne

Wichtige Futterpflanzen für viele Weißlinge und Bläulinge.
Beide sehr trockenheitsresistent, wo hier in Trockenphasen alle Wiesen nur noch dürr waren blühten Hornklee und Luzerne als sattgrüne Tupfen in den Flächen fröhlich weiter... Luzerne aber eher nicht in magere Wiesen setzen, da sie gern überhand nimmt und anderes verdrängt.

5) Veilchen!

Vielleicht nicht die Pflanze, bei der man als erstes an Falter denkt, aber fast alle Perlmuttfalter brauchen ausschließlich verschiedene Veilchen-Arten als Raupennahrung. Der bekannteste der Perlmuttfalter ist sicherlich der Kaisermantel, auch seine Raupen brauchen Veilchen.

zum Beispiel:
Acker-Stiefmütterchen (Viola arvensis)
Duft-Veilchen (Viola odorata)
Hain-Veilchen (Viola riviniana)
Hunds-Veilchen (Viola canina)
Rauhaariges Veichen (Viola hirta)
Sand-Veilchen (Viola rupestris)
Sumpf-Veilchen (Viola palustris)
Wald-Veilchen (Viola reichenbachiana)
Zweiblütiges veilchen (Viola biflora)

auch Garten-Stiefmütterchen (Viola x wittrockiana) und Hornveilchen (Viola cornuta) sind bei manchen Arten beliebt (z.B. Kleiner Perlmuttfalter).

Viele der heimischen Veilchenarten wird man kaum extra pflanzen, aber falls man welche z.B. in der Wiese oder an einer Böschung hat, kann man sie gezielt durch Aussaat fördern oder sie von bedrängenden Nachbarpflanzen freistellen.
Ich konnte regelmäßig im Garten Kaisermantel bei der Eiablage beobachten. In der Wiese sind viele wilde Veilchen, die Falter suchen und prüfen zuerst die Futterpflanzen am Boden, dann legen sie die Eier in die Rinde von nahestehenden Bäumen, bei mir an Linde und Eiche. Die Raupen müssen dann im Frühling den Stamm hinunterwandern und die Veilchen finden. ;)


Das ist natürlich nur eine kleine Auswahl, die vor allem einige der bekannteren Tagfalter-Arten betrifft.

Noch mehr Anregung gibt's z.B. auch hier, mit vieleb Bildern:

http://www.schmetterlingeinwildauundber ... raupen.htm
(bei Klick auf die Namen gibt es mehr Info und Bilder zu Falter und Pflanzen)

Die Bilder oben sind aus dem sehr informativen Raupenfutterpflanzen-Garten des Botanischen Gartens in Ulm.

Re: Schmetterlinge 2025

Verfasst: 8. Jul 2025, 17:47
von Lou-Thea
Danke für die links, chica!

Re: Schmetterlinge 2025

Verfasst: 8. Jul 2025, 18:41
von Chica
Lou-Thea hat geschrieben: 8. Jul 2025, 17:39 Eine Sal-Weide gehört damit unbedingt in jeden Naturgarten.
Du hast einen meiner Sätze, die ich hier schon 10 Jahre predige geklaut (und Gänselieschen liest hier seit 10 Jahren mit :-X ) :-* ;D . Hast Du schon einmal hier gelesen.

Gestern gab es eine Ansammlung von Argynnis paphia an Dipsacus fullonum, natürlich wollten sie zum Foto nicht alle auf einer Blüte sitzen bleiben.

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Überhaupt lieben die Edelfalter die Karde, die Dickköpfe auch.

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Re: Schmetterlinge 2025

Verfasst: 8. Jul 2025, 19:10
von Lou-Thea
Der Dickkopf schaut aber etwas bedröppelt, weil die Küche noch geschlossen ist... ;)

So schöne Fotos wieder!

Re: Schmetterlinge 2025

Verfasst: 8. Jul 2025, 19:18
von Roeschen1
Chica,
deine Schmetterlingfotos sind eine Augenweide,
ich möchte nicht wissen wie lange du dafür auf der Lauer gesessen hast.

Re: Schmetterlinge 2025

Verfasst: 8. Jul 2025, 19:37
von Chica
Gar nicht lange, ich war auf dem Weg um (Meer)Schweinegras zu holen und hänge mir dabei die Kamera um, stelle den Eimer auf den Boden und fotografiere 😉. Es flogen unter ca. 20 anderen Arten 6 Argynnis paphia. Ich fotografiere nur noch ab und an.

Re: Schmetterlinge 2025

Verfasst: 8. Jul 2025, 21:21
von Gartenplaner
*seufz*….nein Chica, ich glaube, du bist eine Schmetterlingsflüsterin! ;)

Bei mir flattern die Schmetterlinge immer lebhaft herum, und wenn sie sich mal irgendwo ruhig hinsetzen, ist’s entweder zu weit weg in der Wiese, oder sie schlagen die Flügel zusammen und erst wieder auseinander, wenn sie auffliegen…
Die Höhe war ein Schmetterling, dem ich sogar in die Wiese folgte, erst flog er hektisch von Blüte zu Blüte, dann kam er auf einmal ganz nah heran und umschwirrte meinen strohutbedeckten Kopf.
Ahnend, dass er vielleicht Salz suchte, hielt ich den Hut vor mich - prompt setzte er sich darauf, die Kamera war auf Entfernung eingestellt und als sie grad auf Makro war, flog er weiter ::)

Re: Schmetterlinge 2025

Verfasst: 9. Jul 2025, 07:50
von Chica
Nun, bei 35 Grad und Sonnenschein ist es etwas schwieriger, da haben alle Pfeffer im Blut. Die meisten Fotos sind mit meiner PowerShot gemacht, da muss ich mindestens 20 cm an die Tiere heran, meist näher. Das funktioniert aber sehr gut wenn man sich langsam bewegt. Einen dritten Kaisermantel habe ich versucht wieder zu den zwei anderen auf die gleiche Karde zu setzen aber einmal auf meiner Hand flog er doch an eine andere :-\ . Schau mal, von 2022, mein Knie und 2023:

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Die sind eigentlich nicht sooo scheu ;) .

Und am Wochenende mit dem Macro der Olympia: Lycaena phlaeas, der Kleine Feuerfalter, Rumexfresser.

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Argynnis aglaja, der Große Feuerfalter, Violafresser.

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Aricia agestis, der Kleine Sonnenröschenbläuling, frisst Helianthum nummularium und bei uns hier wilde Geranium-Arten.

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Schwieriger zu fotografieren sind Wildbienen, die sind um einiges schneller. Da bin ich mit dem Macro dran...

Re: Schmetterlinge 2025

Verfasst: 9. Jul 2025, 14:08
von sempervirens
Dieses Jahr bleiben die Raupen des Blutbärs dem Garten fern, trotz genügender Nahrungspflanzen. Im Garten standen sie zuvor freistehend. Jetzt sind sie zwar in größerer Menge vorhanden, aber auch das Gras dazwischen ist höher, das scheint ihnen zu missfallen.

In diesem Steinbruch erfolgte aber die Eiablage, und das, obwohl dort kaum Jakobskreuzkraut wächst.
IMG_4952.jpeg
Wenn diese Pflanze heruntergefressen ist, müssen die Raupen ein gutes Stück wandern.
IMG_4951.jpeg
IMG_4954.jpeg
Der Eibablage Algorithmus scheint das Mikroklima und den genaue Stand der Pflanze deutlich zu betonen, als die Existenz der Nahrungspflanze. Nicht das ich es nicht bereits wüsste, aber es ist immer wieder interessant zu beobachten. Leider nur schelchte Aufnahmen aufgrund des Regens.

Re: Schmetterlinge 2025

Verfasst: 10. Jul 2025, 20:07
von Buddelkönigin
Netter Besuch.... :D
20250710_094002.jpg
.
20250711_103712_1_1.jpg

Re: Schmetterlinge 2025

Verfasst: 11. Jul 2025, 17:15
von zwerggarten
sempervirens hat geschrieben: 9. Jul 2025, 14:08… Raupen des Blutbärs …
ist ja witzig: tyria jacobaeae kreuzte just heute mittag auch meinen weg! :o

die raupe hetzte hyperaktiv über eine selten befahrene dorfrandstraße – ich hoffe, sie hat es geschafft.

Re: Schmetterlinge 2025

Verfasst: 12. Jul 2025, 08:36
von Rokko21
In solchen Fällen helfe ich immer etwas nach. Hier gibt es sowenig Falter, dass jedes Exemplar zählt.

Re: Schmetterlinge 2025

Verfasst: 12. Jul 2025, 19:33
von frauenschuh
Noch nie so nah ran gekommen

Re: Schmetterlinge 2025

Verfasst: 13. Jul 2025, 08:00
von Chica
Polyommatus icarus, der Hauhechelbläuling ;) .

Hier gab es u. a. inzwischen den ersten Grünwidder (ohne Hörner, frauenschuh ;D ). Adscita statices, das Sauerampfer-Grünwidderchen, frisst... geeenau 8) .

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