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Terra Preta (Gelesen 306121 mal)

Lebendiger Boden, natürliche Düngemittel und fruchtbare Mulchwirtschaft
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Mediterraneus
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Re:Terra Preta

Mediterraneus » Antwort #330 am:

Holzkohle verhindert doch Pilzbefall, weniger Pilze, weniger Verrottung.Hab zwar in der Hinsicht keine Ahnung, aber das leuchtet ein. Nur ist das für Pflanzen gut, wenn weniger Leben im Boden ist?
LG aus dem südlichen Main-Viereck
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max.
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Re:Terra Preta

max. » Antwort #331 am:

...Aber ich reagiere einfach allergisch, wenn jemand ein Holzkohle/Kompostgemisch als Terra Preta bezeichnet. Wie gesagt, man weis es bis heut nicht wie sie funktioniert....
im radiobeitrag wurde das kurz und schmerzlos erklärt. es ist ja simpel genug.ob diese brandeburger mischung zu recht den namen "terra preta" führen darf, ist vielleicht eher nachrangig.
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Mediterraneus
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Re:Terra Preta

Mediterraneus » Antwort #332 am:

"Brand"enburger Mischung :-XWie passend.
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pearl
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Re:Terra Preta

pearl » Antwort #333 am:

Überlegung No. 2
im Amazonasgebiet ist es zu ähnlichem Auftürmen mineralisch-organischer Massen gekommen. Wie, weiß keiner und warum, auch nicht. Wozu, das überhaupt nicht. Welches der Bestandteile die Funktion des Hemmens biologischer Prozesse hatte oder hat, das ist am wenigsten klar. Man findet die Kohle so auffallend.Gut also Kohle. Kohle ist in der Lage, wenn sie erhitzt, entgast und entwässert worden ist, organische Bestandteile zu absorbieren. Das ist die technisch nutzbare Charcoal. Sie wird verwendet um Proteine zu reinigen. Als Mittel gegen Durchfall. Bei Pflanzen als Mittel gegen Pilze und Bakterien. Diese Substanzen werden abhängig von der Oberfläche der verwendeten Charcoal, sehr effektiv absorbiert. Einmal verwendetes Säulenmaterial muss regeneriert oder verworfen werden.Nasse Holzkohle hat diese Fähigkeit nicht. Theoretisch und als Hoffnungsträger hat die Holzkohle in der Terra Preta diejenigen Organismen, die organisches Material verdauen, gebunden und aus dem Verkehr gezogen. Bedenkt man, dass die Verdauung von Cellulose außerhalb der jeweiligen Mikroorganismen stattfindet, dazu Enzyme exkretiert werden und eine Substanz im Boden ist, die Proteine "schluckt", dann ist das ein ganz schönes Modellsystem, um den Abbau von Humus zu stoppen.Überlegung No. 3
“I love science, and it pains me to think that so many are terrified of the subject or feel that choosing science means you cannot also choose compassion, or the arts, or be awed by nature. Science is not meant to cure us of mystery, but to reinvent and reinvigorate it.”

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Re:Terra Preta

partisanengärtner » Antwort #334 am:

Verrottung als Kohlenstoffsenke ist wohl etwas flach gedacht.Das wäre wie eine Geschwindigkeitsbeschränkung als Parkplatzersatz.Kohle verrottet eben nicht so leicht und kann daher als Nährstoffspeicher dauerhaft fungieren. Es lockert den Boden bietet Bodenorganismen Besiedelungsfläche. Das ist in einem Lebensraum indem die natürlichen Bedingungen in den Böden solche Zustände sehr schnell Richtung Auslaugung verschwinden lassen sicher ein nicht unwichtiger Faktor. Im Kompost soll ja Kohle den Abbau verzögern, das habe ich zumindest früher von Gärtnern gelernt, die nie Kohle auf den Kompost schmissen.Unter tropischen Bedingunen wäre das durchaus erwünscht. Im Sandboden bei uns auch. Nicht abgebautes Material ist ja für die Wasser und Nährstoffhaltigkeit dieser Böden kein Nachteil. Wenn eine Mischung aus Kohle und Kompost unsere Sandböden verbessern soll mir das recht sein. Terra preta würd ich aber bis zu einer genauen Analyse nicht dazu sagen.Wie das Kind heißt ist mir egal.
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Axel
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partisanengärtner
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Re:Terra Preta

partisanengärtner » Antwort #335 am:

Ich verstehe die Kohle als Abbaubremse. Was die aufnimmt verschwindet ja nicht ist nur eher festgelegt. Pilze und Mikroben kommen da sicher dran und bieten dann einen dauerhaften gebremsten Fluß von Stoffen. Das mit der nassen Kohle halt ich für ein Gerücht. Meine Aqarien haben sehr von begrenztem Einsatz von Aktivkohle bei Behandlungen profitiert. Später haben dann besiedelnde Bakterien das ihre für die Wasserchemie getan.
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pearl
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Re:Terra Preta

pearl » Antwort #336 am:

im Hinblick darauf, dass es schon ein Produkt gibt, das die Mikroorganismen im Boden hemmt und Blaukorn beigegeben ist, bedeutet dieses Modellsystem für eine Kunstdüngerindustrie einen großen neuen Markt.Warum ist noch mal Humus so wichtig? Weil er die Ackererde krümelig macht und weil sehr viele Feldfrüchte keine ausgesprochenen Steppenpflanzen sind und einen lockeren humosen dunklen Boden, der Wärme speichert, bevorzugen. Darauf sind sie über Jahrtausende ausgelesen worden.Noch mal: um Cellulose zu verdauen brauchen und verbrauchen Mikroorganismen Stickstoff. Trotzdem ist das C/N Verhältnis im Humus 10 : 1. Im Gegensatz zu dem im AusgangsPflanzenMaterial von 40 : 1. Stickstoff kann von Cellulose verdauenden Mikroorganismen aus der Luft gebunden werden - energetisch ungünstig und der umgesetzte Stickstoff liegt im Boden in niedermolekularen organischen Verbindungen fest. Zusätzlich ist die natürliche Dynamik des Humus, die Bilanz der abbauenden und der aufbauenden Prozesse, abhängig vom Standort und Boden. Basenreiche Böden - die berühmten Feldspäte - geben die besten Qualitäten von Humus.Das beste für den Boden sind Ton-Humus-Komplexe. In europäischen Böden sind die Regenwürmer die Produzenten von guter Ackererde und guten Gartenböden. Charles Darwin, Die Bildung der Ackererde durch die Thätigkeit der Regenwürmer. Gut, er übertreibt aus Begeisterung etwas, aber wenn man ein Exemplar dieser Veröffentlichung studiert, dann hat man seine Freude. Humus ist also das aus Pflanzenmaterial verschiedenster Degradationsstufen und einer Fülle von Mikroorganismen, Würmern, Insekten und Kleinsäugern bestehende Lebewesensystem. Dieses System ist durch Coevolution mit autochthonen Pflanzen und Kulturpflanzen entstanden und beherbergt auch den ganzen Komplex der natürlichen Abwehr gegen Pathogene. Zusätzlich stellt er sämtliche Hilfmittel für die Gesundheit seiner Bewohner zur Verfügung. Überlegung No. 4
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max.
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Re:Terra Preta

max. » Antwort #337 am:

das ist leider keine richtige diskussion mehr, sondern eher eine abfolge von isolierten, allerdings zum teil sehr interessanten monologen. etwa der letzte.schade. aber das liegt aber wohl auch am medium (des schreibens)
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pearl
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Re:Terra Preta

pearl » Antwort #338 am:

ja, max! es gibt keine gute Möglichkeit einen Gegenstand hier im forum zusammenhängend darzustellen. Daher faseln auch so viele verquast aneinander vorbei.Weiter:in den gemäßigten Zonen, besonders in den Gegenden mit langen anhaltend sehr kalten Wintern und trockenen Sommern bilden sich Schwarzerdeböden. Der Humus wird nicht abgebaut, weil die Lebensbedingungen für die Mikroorganismen die meiste Zeit des Jahres mehr als suboptimal ist. Diese Schwarzerdeböden sind ein unwahrscheinlich großer und guter CO2 Speicher. Wenn man sie nicht zerstört. Die Gegend um Chicago ist es schon ziemlich, aber immerhin, die Song Sparrow Farm von Klehms gärtnert da sehr erfolgreich. Auch in Deutschland gibt es noch solche Böden. Warum man diesen Killefit mit der Terra Preta macht, ohne alle Kraft dafür einzusetzen, dass solche Böden nicht zerstört werden?Die Antwort ist stupide einfach.Man zerstört diese und andere gute Ackerböden physikalisch durch bauliche Eingriffe und chemisch mit Kunstdünger und Pestiziden und möchte den Schaden gewinnbringend und industriefördernd mit einem neuen Produkt ausgleichen. So verdient man zweimal. Überlegung No. 5
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thomas
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Re:Terra Preta

thomas » Antwort #339 am:

sehr Interessant!Schreibe doch das mal in einem Artikel zusammen (für Laien wie mich noch ein wenig klarer), und dann stelle ich das in unser Portal. Dann kann man drauf verweisen, wenn das Thema wieder mal aufkommt.Liebe interessierte GrüßeThomas
Kaum macht man etwas richtig, klappt es auch.
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pearl
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Re:Terra Preta

pearl » Antwort #340 am:

klar, Thomas, das kann gemacht werden und wenn irgendjemand es gegenliest, bevor es dann rausgeht, gerne. :D Zusammenfassend:a Die Schwarzerdeböden sind das genaue Gegenstück zu den Amazonasböden. Sehr große Humuslager, geringe mikrobielle Aktivität in den nördlichen Regionen der eiszeitlichen Gletscher und keine Humuslager, hohe mikrobielle Aktivität in den Äquatorregionen der Regenwälder.b Die Notwendigkeit einen Humusabbau zu verhindern besteht in unseren Breiten, die noch reiche und stabile Humusvorkommen haben, in keinem Fall. Es ist dank großer Mengen von verfügbarem organischen Material in allen Situationen möglich eine Humusschicht auf natürliche Weise aufzubauen. c Das Aufwenden zusätzlicher Energien um ein Produkt herzustellen, von dem zweifelhaft ist, ober es auch das tut, was kostenlose, wenig arbeitsaufwändige und natürliche Prozesse sowieso leisten, ist vor dem derzeitigen welt-politischen Hintergrund nicht vertretbar. d Der Bedarf für einen Inhibitor des Humusabbaus für den heimischen Gartenbereich wird künstlich durch Reklame erzeugt.
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Re:Terra Preta

thomas » Antwort #341 am:

Also: Wer Humus hat, braucht keine Terra preta.Und wer keinen Humus, sondern Sandbogen hat? Tuts bei dem Kohle oder ähnliches?Dumm fragende GrüßeThomas
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pearl
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Re:Terra Preta

pearl » Antwort #342 am:

natürliche Verrottung von Holz ist eine wesentlich bessere Lösung in der Hinsicht, Axel!
axel partisanengärtner hat geschrieben:Verrottung als Kohlenstoffsenke ist wohl etwas flach gedacht.
ach so! Axel. Ich gehe davon aus, dass jeder weiß, dass Holz ziemlich langsam verrottet und dass Altholz zu lagern eine ganz edle Tugend ist. ;D Jedenfalls stellte einer in meinem Garten neulich die Frage: und was ist das? Darauf eine liebe Freundin: das ist ein Altholzhaufen, den hat ... ;) ;D Diesen Haufen werde ich jetzt auseinanderbreiten, darauf herumtrampeln und schon habe ich eine neue Pflanzfläche für die neuen Samthortensien - es war forumTreffen, neulich - und den riesigen Germer und ... und das völlig ohne Häcksler! Ohne Lärm, ohne Energie zu verknallen. ;D ;D ;D
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wandersfranz

Re:Terra Preta

wandersfranz » Antwort #343 am:

Mal so nebenbei gesagt:.....ich finde diesen Fred hier echt spannend ;D ;D ;DDa ich schon seit vielen Jahren auf reinem Sandboden gärtnere ( jetzt schon der dritte Garten, der so beschaffen ist) und weis, was Humus ist und mir mehr davon wünsche, finde ich gerade deine Meinung, pearl, dazu hochinteressant. Ich lernte vor ca. 10 Jahren einen Mann kennen, der in seinem Privatgarten es nach ca. 20-30 Jahren geschafft hatte, nur durch konsequenten Kompost (3 Jahre Reifezeit ohne Mist mit viel Esskastanien- und Buchenlaub) in seinem Waldgarten eine ca. 20-30 cm dicke Humusschicht aufzubauen und es hat mich sehr beeindruckt. Langsam aber sicher scheint mir für unsere Region "der Weg" zu sein, ist zumindest meine Meinung. Aber das artet halt in Arbeit aus und ist nicht mal so schnell nebenbei zu erlangen.
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Re:Terra Preta

max. » Antwort #344 am:

@thomas,siehe (bzw. nachhöre) kurzbeitrag im deutschlandfunk von heute (sendung. wissenschaft und umwelt)verlinkt in meinem beitrag #304
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