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Was vom Pferd (Gelesen 98866 mal)

Über Hund und Katz... und alle anderen Haus und Nutztiere

Moderator: Nina

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Rosenfee
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Re: Was vom Pferd

Rosenfee » Antwort #330 am:

Ein großartiger Einblick in eine für mich völlig unbekannte Welt!
LG Rosenfee
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Henriette
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Re: Was vom Pferd

Henriette » Antwort #331 am:

Tara, das ist wieder so toll geschrieben, ein richtiger Roman.
Waldschrat

Re: Was vom Pferd

Waldschrat » Antwort #332 am:

Ja - vielleicht wird es doch noch ein Buch :D
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Luckymom
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Re: Was vom Pferd

Luckymom » Antwort #333 am:

Wie witzig, gerade lese ich einen schon älteren Krimi, der eigentlich mehr von der Jagd berichtet als vom eigentlichen "Fall". Besonders auf das Thema "Meuten" wird dort sehr speziell eingegangen. Gefällt mir gerade deshalb gut, bin aber auch schon gespannt auf Deine Fortsetzung :).
Get a cat, they said.
Its funny, they said.. Indeed...
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Tara
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Re: Was vom Pferd

Tara » Antwort #334 am:

Als ich die nächste Einladung des Kreisreiterbundes zur Jagd schriftführte, war ich entschlossen. Ich hatte zwar Manschetten, aber ich mußte da jetzt endlich mal mit. Theoretisch wußte ich ja längst bescheid; ausreichend Kondition hatten sowohl Tignous als auch ich – ich war ja jeden Tag mindestens 10, oft 20 Kilometer, am Wochenende meist noch mehr unterwegs - es war Zeit. Und, juhu, ich hatte moralische Unterstützung: Freundin Birte absolvierte eben ihre zweite Tour als Bereiterin bei van Krachten und lechzte selbst danach, wieder mal eine Jagd mitzureiten. Der kam mein Wunsch gerade recht. Es fehlte ihr nur ein Pferd. Mein Liebster würde ihr seines geben.
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Den Pferdehänger – zum Stelldichein auf Schloß Friedrichstann waren es zwanzig Kilometer - lieh uns wie schon mehrmals zuvor der liebenswerte Vereinsvorsitzende Klaus Obermann, wieder mit dem strengen Hinweis, ihm diesmal nicht mit einer Flasche Sekt und Blümchen dafür zu danken, was ich beim erstenmal getan hatte. Mehr brauchten wir nicht; schwarz-weiß hatte ich natürlich für festliche Anlässe sowieso im Schrank, und für Birte gehörte das zur Berufskleidung.
Europas Völker sollten zum Superstaat geführt werden, ohne dass das Volk versteht, was dabei geschieht. … Jeder Schritt wird getarnt durch wirtschaftliche Zwecke, aber schließlich wird er irreversibel zu einer Vereinigung führen.“ - Jean Monnet
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Tara
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Re: Was vom Pferd

Tara » Antwort #335 am:

Den Kunerts – Gernot und ich gehörten längst beide dem Breitensportausschuß an, aus dem der große Zeppelinreiter mich gerne ausgebootet hätte, weil er so etwas lieber diktatorisch anging und gerne Schumanns Nachfolger geworden wäre, wir waren uns drum nicht mehr ganz grün – den Kunerts ließ es keine Ruhe, daß wir jagen wollten. Auch sie erklärten, an der Jagd teilnehmen zu wollen, natürlich wegen der ängstlichen Marie erstmal im Schrittfeld, wobei sie annahmen, daß auch wir dort reiten würden.
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Die beiden hatten vor kurzem aufs Westernreiten umgestellt, also nun ja, sie begannen damit, hatten aber schon die komplette Garnitur, und Gernot tönte laut, sie würden selbstverständlich in Western-Ausstaffierung reiten. Bei einer Schleppjagd! Mit Westernsattel, Cowboyhut und Chaps?! Es war unfaßbar. Natürlich war mein Zeug auch nicht richtig - hatte ich doch einen Trekkingsattel, aber der war wenigstens kaum größer als mein Hintern und störte optisch nicht, wohingegen ein Westernsattel ein Riesending ist. Und ich hatte mein Parade-Hackamore, das mit Neusilber beschlagen war, aber doch dezent. Und natürlich würde ich schwarz-weiß reiten und mit einem grauen Woilach als Satteldecke statt mit meinen üblichen Indianerdecken. Nicht einmal Erika Schumann, die streng auf Etikette hielt, hätte letztlich etwas dagegen einzuwenden (wenngleich ihr „englisch“ natürlich doch wesentlich lieber gewesen wäre, aber sie wußte, wo ihre Grenzen lagen).
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„Des woll’n merr doch erstemol sehe, wer mich do nach Haus schickt!“ tönte Gernot, als ihm davon abgeraten wurde. Natürlich ging es nicht ums „nach Hause schicken“, wobei – merr waaßes nedd, bei einer Jagd hat allein der Master zu bestimmen, nicht einmal der Veranstalter oder reiche Gönner… Aber es ging um die Tradition, und darum, daß zwei Möchtegern-Cowboys das Bild für hunderte von Leuten verdarben. Daß man das überhaupt erklären mußte… Doch die Kunerts blieben dabei, sie ritten jetzt Western, und niemand könne ihnen verbieten, an einer Jagd teilzunehmen. Des wolle merr doch emol sehe!
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Tara
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Re: Was vom Pferd

Tara » Antwort #336 am:

Na, sollten sie. Ich hatte mit mir selbst zu tun. Nahm Sattel- und Zaumzeuge auseinander, reinigte und ölte und polierte. Kontrollierte jeden Riemen und jede Schnalle auf Reiß- und Bruchfestigkeit. Kontrollierte nochmal, ob alles richtig zusammengesetzt war. Faltete den Woilach. Entfaltete ihn. Faltete ihn neu. Kontrollierte, ob auch wirklich nirgends ein Fältchen versteckt war (das könnte zu wunden Stellen am Pferderücken führen). Holte die Reitstiefel hervor und polierte sie (beim Alltagsreiten trug ich sie schon lange nicht mehr, sondern so eine Art Wanderschuh und Gamaschen). Legte Stiefelanzieher und Stiefelknecht zurecht. Plättete die weiße Reitbluse und das Plastron, entstaubte den schwarzsamtenen Helm… Und wurde immer aufgeregter. „Komm runter!“, meine Birte, „das schaffst du. Wir springen doch nichtmal.“ Jahaha, ein Profi wie Birte konnte da leicht reden!
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Birte bekam also Franks Arturo. Unser Turi hatte mehr als genug Jagderfahrung: Sein verstorbener erster Besitzer, einer der Vereinsgründer, hatte ihn seinerzeit als Jagdpferd erworben und trainiert. Und für Frank, der noch nicht so viel Erfahrung hatte, war Arturo das, was man unter Reitern „eine Lebensversicherung“ nennt, ein Pferd, das kaum je etwas aus der Ruhe bringen kann. Birte freute sich also zu recht auf unbeschwerte, berauschende Stunden mit einem kultivierten, gut ausgebildeten Pferd, mit dem sie wenig Arbeit, aber viel Genuß haben würde. Ich bekam die Erlaubnis, sie beziehungsweise Turi als Bremsbock zu benutzen, falls Ti durchdrehte, was leider nicht ganz auszuschließen war. Sollte meine kleine Knalltüte natürlich wirklich irre werden, so memorierte ich, galt es, in weitem Bogen aus dem Feld herauszureiten. Und bedröppelt den Heimweg anzutreten.
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Tara
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Re: Was vom Pferd

Tara » Antwort #337 am:

Der große Tag kam. Wir polierten, Birte frohgemut pfeifend, ich mit zunehmendem Magenflattern, unsere beiden schon ganz leicht aufgeregten und mißtrauischen Zossen auf Höchstglanz – natürlich war ihnen nicht entgangen, daß wir mit Hänger an Birtes uraltem Benz gekommen waren. Und Hänger bedeutete jedesmal erst ungeliebtes Autofahren, dann aber allerlei neues und erregendes am Ziel. Wir sattelten, kontrollierten jede Schnalle und jeden Riemen zweimal und legten die Kopfstücke und die Fräcke ins Auto.
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Nach den Pferden machten wir uns selbst jagdfein. Vorsichtshalber breitete ich eine Decke auf dem staubigen Boden aus, damit die weißen Reithosen kein Stäubchen abbekamen. Die weißen Blusen angezogen, die Plastrons umgelegt, gegenseitig steckten wir uns die Plastronnadeln fest (natürlich hatten wir keine „echten“ Plastrons für diesen einen Tag, richtige Plastrons sind zwei Meter lange Schals, die auf bestimmte Weise mehrmals gewickelt und gebunden und gefaltet werden. Die haben ihren Sinn – man kann sie im Zweifelsfall als Hundeleine oder als Verband verwenden oder auch mal ein kaputtgegangenes Ausrüstungsstück behelfsmäßig ersetzen oder zusammenhalten -, aber wir hatten nur unsere dreiteiligen vorgefertigten, die wir auch sonst zu schwarz-weiß trugen, wir waren ja keine richtigen Jagdreiter.)
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Fertig, Kontrolle. Wir hatten alles beisammen, bis – wo zum Teufel – das kann doch nicht wahr sein – wo sind denn die Himmelherrgottsackzement – die Handschuhe! Ich hatte meine Handschuhe vergessen! Das ging nicht, das war unmöglich, ich konnte doch eine Jagd nicht ohne Handschuhe reiten, Handschuhe mußten her!
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Wir lagen zwar gut in der Zeit, aber es hätte nie gereicht, um nochmal nach Hause zu fahren. Was tun? „Anne“, meinte Birte. Klar. Anne im Casino fiel bestimmt etwas ein. Wir luden also die Pferde auf den Hänger und fuhren ins Dorf. Ich sprang aus dem Wagen, rannte die Treppe zum Reiterstübchen hoch, das proppevoll war – in der Halle war Musikreiten, das immer viele Zuschauer anzog. Anne war voll im Streß. Ich schrie aufgeregt schon auf halbem Weg zur Bar „Handschuhe!“, und Anne erfaßte die Sache wie die Zeitnot mit einem Blick: „Bärbel!“ Gelobt seien Leute, die in Notlagen mitdenken! Auch, wenn der andere nur stammelt. Ich lächelte ihr etwas verkrampft zu und rannte wieder hinaus.
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„Zum Bastl!“ rief ich, als ich wieder ins Auto hechtete. Die Pferde waren vermutlich irritiert, daß sie ein zweites Mal im Ort spazierengefahren wurden. Ich klingelte an der Bäckerei Sturm. Bärbel sah oben aus dem Fenster. „Weiße Handschuhe!“ rief ich nur in meiner Not, und keine zwei Minuten später drückte mir Bärbel ihre Handschuhe in die Hand und wünschte „Gute Jagd!“ Ich hätte sie knutschen können.
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Tara
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Re: Was vom Pferd

Tara » Antwort #338 am:

Jetzt aber! Birte nahm Kurs auf Schloß Friedrichstann. Wir lagen immer noch gut in der Zeit. Eigentlich sehr gut. Bis, ja, bis zu Straßensperrung, Umleitung und Stau. Nun wurde auch Birte ein klein wenig nervös. Ich war sowieso am Flattern. Und mit Pferden im Stau stehen, ist kein Spaß. Wenn der geneigte Leser sich je hinter einem Pferdehänger im Stau befinden sollte – es wäre nett, wenn er dann ein wenig Abstand halten würde, danke!
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Doch wir schafften es, knapp, aber wir schafften es. Als wir aus dem Wagen sprangen, ertönte von fern ein Hornsignal – das Hohe Wecken. Ein aufgeregter Arturo schnaubte laut. Einmal Jagdpferd, immer Jagdpferd!
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Wir ließen die Pferde erst einmal auf dem Hänger und rannten im Schweinsgalopp zum Hofgut des Schlosses, wir hatten ja noch unser Jagdgeld zu bezahlen und uns ins Jagdbuch einzutragen (prominentere Reiter als wir begrüßen auch den Gastgeber). Auf dem Gutshof wimmelte es vor Leuten, Reitern, Zuschauern, Dackeln (haben bei einer Schleppjagd nix zu suchen). Viele rote Röcke, auch viele ausgeblichene, was viele Jahre Erfahrung bedeutet, mit vielen Meuteknöpfen am Revers (die vergeben manche Meuten als Andenken, vor allem an verdiente Reiter). Ich war voller Ehrfurcht. Einige rote Röcke übrigens hatten sichtbare Flecken: Es war aber wohl mehr augenzwinkernde Traditionspflege als tatsächlicher Aberglaube, daß der Rock während der Saison nicht gereinigt wurde. In einer Ecke standen die Parforcehornbläser, die die Jagd begleiten würden.
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Re: Was vom Pferd

Rosenfee » Antwort #339 am:

Die Spannung überträgt sich immer mehr!
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Tara
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Re: Was vom Pferd

Tara » Antwort #340 am:

Ich ziere mich aber nicht um der Spannung wegen - es fällt mir nur sehr schwer zu vermitteln, warum ein Ritt von 20 Kilometern, was für mich ja alltäglich war, in diesem Rahmen etwas so gänzlich anderes war.
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Schnefrin
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Re: Was vom Pferd

Schnefrin » Antwort #341 am:

Aber die Spannung und Aufregung überträgt sich auf den Leser! Bitte lass uns nicht zu lange warten ;)
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Tara
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Re: Was vom Pferd

Tara » Antwort #342 am:

Im Schweinsgalopp zurück zum Hänger. Die Pferde standen drauf wie elektrisiert. Oho, Turi wußte, was kam, und Tignous war verunsichert, spürte aber natürlich die Gegenwart vieler anderer Pferde – große Herde! Ein Zittern lief den beiden übers Fell. Jagd! Jagd! Jagd!
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Trense und Hackamore drauf, Stallhalfter runter, kaum je waren Pferde schneller vom Hänger. Vom Schloß tönten die Hörner zum Sammeln. Mit fliegenden Fingern überprüfte ich zum letzten Male jede Schnalle und jeden Riemen, wobei Birte mir sorgfältig zusah (als meine erste Reitlehrerin wird sie sich immer verantwortlich fühlen). Aufgesessen! Da kam auch das Hornsignal dazu. Um uns herum geschäftiges Treiben, aufgeregte Pferde, ich bekam schlecht Luft. Ausreichend Zeit zum Warmreiten hatten wir kaum mehr.
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Wir machten uns auf zum Schloßhof. Gurteten nach. „Na, der weiß aber, was kommt!“ kommentierte Birte den tänzelnden Arturo, was für die schweigsame Birte schon eine ziemlich lange Rede darstellte. Sie hatte schon ganz gut zu tun mit unserem Turi! Auf ihrem Gesicht schien mir ein erster leichter Zweifel bezüglich des „unbeschwert und wenig Arbeit mit einer Lebensversicherung“ zu liegen.

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Tara
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Re: Was vom Pferd

Tara » Antwort #343 am:

Im Gutshof stellten wir uns im Dreiviertelkreis auf. Ich hatte noch nie so viele Pferde auf einem Haufen gesehen. Wir waren etwas über siebzig Teilnehmer. Siebzig! Himmel, war das großartig. Die schönen alten schwarz-weißen Fachwerkgebäude mit den Weinranken, das schwarz-weiß-rot der Reiter, die aufgeregt prustenden, schnaubenden Pferde, die angespannte Erwartung allenthalben…
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Ich gab mir alle Mühe, meinen Ti ruhig zu halten. Birte mit Turi stand wie eine Eins, war aber unablässig am Arbeiten, damit das so blieb (nein, man zieht nicht am Zügel, damit ein Pferd stehenbleibt, man zieht eigentlich nie am Zügel). „Reiterfehler und Rücksichtslosigkeit können direkt ins Krankenhaus führen oder sogar noch darüber hinaus.“ memorierte ich. Wo hatte ich das gelesen? Meute24? Was hatte ich angst, einen Reiterfehler zu begehen und einen anderen ins Krankenhaus zu schicken!
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Ich hielt Ausschau nach den Kunerts, aber die waren nirgends zu sehen. Vielleicht hatten sie ihren seltsamen Plan ja aufgegeben.
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Re: Was vom Pferd

Tara » Antwort #344 am:

„Die Hunde!“ rief es da, und ein weiteres Hornsignal ertönte.
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Da kam die Meute feierlich durch den Torbogen, von der Equipage zusammengehalten, der Master of Hounds vorneweg. Alle Herren zogen mit Schwung die Kappe, die Hunde ehrfurchtsvoll grüßend, die Damen nahmen den rechten Arm nach unten, als hätten sie ebenfalls die Kappe in der Hand, und neigten den Kopf. „Den Hunden immer den Pferdekopf zuwenden. Nie zu nahe an die Hunde heranreiten… Einen Hund zu verletzen, ist die größte Todsünde…“ hämmerte es in meinem Hirn. Das war allerdings im Moment mein kleinstes Problem. Niemals hätte Ti den Hunden freiwillig den Hintern zugedreht! Man läßt doch keine Pferdefresser aus den Augen!
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Die bösen bösen Köter waren hier auch im Wortsinn der Mittelpunkt des ganzen, sie wußten, daß sie dort in der Mitte zu bleiben hatten, und wenn doch einer abenteuerlustig wurde, war sofort eine Hetzpeitsche da (nein, nein, die Hunde werden nicht gepeitscht).
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Der Jagdherr stellte den Master und die Armbinden tragenden Feldführer und Piköre namentlich vor, die daraufhin kurz die Hand hoben und „hier!“ riefen, damit die Reiter wußten, wem sie sich später zugesellen mußten. Die Strecke wurde erklärt – wir würden knapp 30 Kilometer reiten, mit zwei eingeplanten Stops zur Erholung für die Tiere -, die Anzahl der Hindernisse und so weiter.

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