Hallo, Neinties,
Ich habe in mehreren Vogelbüchern gelesen, dass sich der Magen von Meisen zum Winter hin umstellt indem sich dort eine feste Haut bildet, die den Verzehr von harten Sämereien, Mandeln und Nüssen zulässt. ...
kannst du das bitte mal präzisieren (Quelle/n und Wortlaut)?So, wie du es hier formuliert hast, kommt es mir, milde gesagt, spanisch vor. Denn bei hiesigen Brutvögeln gibt es (fast) keine Futter-Ausschließlichkeit - Körnerfresser verschmähen Insekten nicht, und Insektenfresser nehmen auch im Sommer Körner, wenn die natürlichen "Fleisch"-Ressourcen knapp sind (einzige mir bekannte Ausnahme sind Greife, Eulen & Co., die halten gar nix von vegetarischer Ernährung). Natürlich gibt es bei Vögeln physiologische Umstellungen; bedingt durch Jahreszeit und Biorhythmus, verändert sich der Stoffwechsel (so futtern sich z. B. Zugvögel vor der Reise Fettdepots an - dies und anderes ist recht gut wissenschaftlich untersucht und beschrieben). Aber die Geschichte vom dicken Fell im Magen, das kommt und wieder geht, klingt mir doch arg nach Legende

. Peter Berthold und Gabriele Mohr führen in ihrem
Buch über Vogelfütterung zahlreiche wissenschaftliche Studien an, denen zufolge Ganzjahresfütterung nicht schaden, wohl aber kräftig nützen kann. Sie schildern auch, dass Vögel zielsicher diejenige Nahrung wählen, die sie jeweils am besten gebrauchen können (z. B. im Sommer relativ wenig Sonnenblumenkerne und andere große Öl-Samen, dafür mehr kleine bis winzige Sämereien). Von einem dicken Fell im Magen ist aber nirgends die Rede - und Berthold, einer der Kundigsten in der Ornithologen-Zunft weltweit, hätte das sicher nicht ausgelassen, wenn was dran und/ oder wenn es wichtig wäre...Dass Wildvögel sichere Instinkte für die Nahrungswahl haben, wird gestützt von den Beobachtungen, die hier im Thread schon notiert wurden. Von meinen eigenen auch: Wie viel Futter "geht" und welches, hängt hier jeweils von Temperatur und Witterung ab. Ich kann jeden Abend an den Futterstellen ablesen, wie der Tag war. Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, mild bis warm, sonnig und trocken: Pegelstand in den Futtersäulen kaum gesunken, vom Bodenfutter noch Reste übrig, Meisenknödel nahezu unberührt. Heute, Dauerregen (=kaum Insektenflug) und deutlich kälter (=Krabbelinsekten in tieferen Boden- oder Rindenschichten): Futtersäulenpegel um mehrere Zentimeter abgesackt, Bodenfutter bis auf den allerletzten Krümel weggeschnäbelt, Meisenknödel sichtbar geschrumpft. Wer behauptet, Ganzjahresfütterung schade, sollte dafür schon handfeste Argumente ins Feld führen, die gegenüber den von Berthold/ Mohr zitierten Studien standhalten. Ob man Ganzjahresfütterung braucht, will und praktiziert, ist eine ganz andere Sache, das kann man selbstverständlich diskutieren (oder auch nicht - ich finde, da soll jede/r tun oder lassen, was sie/ er mag, und niemand sollte die eigene Entscheidung rechtfertigen müssen).Schöne GrüßeQuerkopf
"Eine Gruppe von ökologischen Hühnern beschloss, jenes Huhn zu verbannen, das goldene Eier legte, weil Gold nicht biologisch abbaubar sei." Aus: Luigi Malerba, "Die nachdenklichen Hühner", Nr. 137
"Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein." (NICHT von Kurt Tucholsky)