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Orchideen im Garten - 2005 (Gelesen 49997 mal)
Moderatoren: Nina, Phalaina, AndreasR
Re:Orchideen im Garten - 2005
Das wird so sein, dass die C. reginae in großer Stückzahl in Gartencentern an ein ahnungsloses Publikum verkauft werden. Mindestens 80 % der Pflanzen werden aufgrund von Haltungsfehlern eingehen. Anschlusskäufe bleiben aus, die Anzucht in großen Mengen lohnt sich nicht mehr.Hatten wir das nicht schon mal bei bei den Dacty-Hybriden? 

- Phalaina
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Re:Orchideen im Garten - 2005
Ja, ich hatte die Seite beim Googeln nach "Perner" und "Cypripedium" gefunden, hatte mich aber schon gewundert, dass auf der Hauptseite des Japaners kein Link zurück auf den Perner-"Brief" war. ich werde mal Frau UvR antriggern, die hat ja den Holger Perner besucht und weiß vielleicht mehr?phalaina, die seite habe ich seit langem in meinen bookmarks (infos müssten aus 2002 sein). was mich bei dem perner-projekt etwas irritiert ist, dass keine positiven meldungen auftauchen über sämlinge, verkauf etc.eine anfrage vom nov. 2005 im cypripedium-forum blieb auch auf ganz aktuelle nachfrage unbeantwortet:is there noone with information about the nursery that Holger Perner was part of building in China? It would be interesting to hear if it is up and runningor if the project failed for some reason
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- Phalaina
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Re:Orchideen im Garten - 2005
Ja, ebbie, vollkommen schwachsinnig vermarktet - kaum jemand kauft für 10 € einen Topf mit ein paar gefleckten Blättern, selbst wenn da ein kleines Etikett mit "Orchidee" dran war.Das wird so sein, dass die C. reginae in großer Stückzahl in Gartencentern an ein ahnungsloses Publikum verkauft werden. Mindestens 80 % der Pflanzen werden aufgrund von Haltungsfehlern eingehen. Anschlusskäufe bleiben aus, die Anzucht in großen Mengen lohnt sich nicht mehr.Hatten wir das nicht schon mal bei bei den Dacty-Hybriden?




Re:Orchideen im Garten - 2005
Der Grund, warum der Dactys-Markt zusammengebrach, ist woanders zu suchen. Für unseren Otto oder das Lieschen sehen Orchis und Dactylorhiza aus, als wären es Stachys officinalis aus dem nächsten Straßengraben. Ich kenne einen großen Zulieferer von Stauden für Pötschke und Dehner sehr gut, bei ihm standen zu Beginn rund 20.000 Orchideen, sie erwarteten sich sehr gute Geschäfte, die dann sich bis auf ein Minimum nicht erfüllten und regelrecht zusammenbrachen.Zu H.Perner ist zu sagen, dass so ein Projekt sicher zu begrüßen ist. Ich sehe es aber lediglich als "Durchgangsstation", bzw. als eine Art Alibihandlung, ähnlich den Projekten in der Türkei mit Galanthus und anderen Kulturen. Solange nicht bei uns im Westen schwierige Kulturen reell vermehrt werden, solange wird eben gebuddelt. Und bei den Cypripedium sind wir ja auf einem guten Weg. Ich habe einen Prospekt einer belgischen Firma vorliegen, die allerdings nur für den Großhandel eine erkleckliche Anzahl Frauenschuhe vermehrt, auch seltene Arten.Ob dies einen Sinn macht, Cypripedium formosanum, C.macranthon und andere als Gartencenterartikel zu vermarkten, ist ein anderer Punkt, den Ebbi richtig anzweifelte. Allerdings symbolisieren Frauenschuhe schon eher eine prächtige Orchidee. Ob der Markt allerdings so riesig ist, bezweifle ich ganz entschieden. Da müssten die Preise etwasmoderater werden, was allerdings nicht mit der doch aufwändigen Kultur in Einklang zu bringen ist!Auch hier in unserer Nähe vermehrt ein Orchideenbetrieb C.reginae in Tausenderstückzahlen, mit dem Erfolg, dass sie wie Phalaenopsis in Baumärkten verhökert werden, bzw. dort hops gehen, schon allein wegen dem nicht kundigen "Fachpersonal"!
- Phalaina
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Re:Orchideen im Garten - 2005
Genau das meinte ich: bei uns standen die Pflanzen (im Baumarkt bestimmt so 50 Stück und so etwa 20 in einem Gartencenter) knospig herum, und die Leute wußten nix und gar nix damit anzufangen. Die Blüte haben dann viele der Pflanzen nicht mehr erlebt, weil sie wegen der "Pflege" durchs Personal bereits der Fäulnis zum Opfer gefallen waren. Ich denke, dass Erdorchideen nur sehr begrenzt massenkompatibel sind. Ein Bekannter, der in der Innenstadt wohnt und selbst Cyps in Massen gezogen hat, hat die Pflanzen dann dort im Innenhof ausgebracht, ohne dass die Anwohner besonders beeindruckt waren ("Wo sind die Orchideen? Ach so, die da?").Der Grund, warum der Dactys-Markt zusammengebrach, ist woanders zu suchen. Für unseren Otto oder das Lieschen sehen Orchis und Dactylorhiza aus, als wären es Stachys officinalis aus dem nächsten Straßengraben. Ich kenne einen großen Zulieferer von Stauden für Pötschke und Dehner sehr gut, bei ihm standen zu Beginn rund 20.000 Orchideen, sie erwarteten sich sehr gute Geschäfte, die dann sich bis auf ein Minimum nicht erfüllten und regelrecht zusammenbrachen.

Re:Orchideen im Garten - 2005
Hallo an euch,ich möchte mir aber dennoch meinen Glauben an das Gute im Menschen nicht kaputt reden lassen.Wenn alle Versuche Orchideen in Massen zu vermarkten an diversen oben genannten Gründen scheitert, bleibt jedoch soviel übrig, daß eine künstliche Vermehrung zu erschwinglichen Preisen möglich ist.Also glaube ich
, hoffe ich, das Orchideenliebhaber sich dann von den Lieferanten mit zweifelhafter Pflanzenherkunft abwenden. Denn bislang lockte doch nur der "günstige Preis" und die Verfügbarkeit.Frohe FeiertageMarcus

Re:Orchideen im Garten - 2005
Ich glaube nicht einmal, dass sich die Cyps um 15 Euro im Endverkauf verramschen lassen. Sie sind eben doch reine Liebhaberpflanzen. Hier kann man nicht in Kategorien wie bei anderen Raritäten denken. Wenn jeder Sortimentsbetrieb in jedem Jahr ein paar Arten blühfähig in moderater Qualität zu Preisen zwischen 20 und 30 Euro auf Lager hat, genügt dies und die Liebhaber sind befriedigt. Als Blumenstrauß mit Wurzeln dran, also als Quasiwegwerfartikel wäre ein Cypripedium wohl das perverseste, was man sich nur vorstellen kann. Was muss noch alles erfunden werden, damit die Massenanbieter endlich begreifen, dass auch ihre Grenzen gesetzt sind!
Re:Orchideen im Garten - 2005
Genau sarastro, so sehe ich das auch. Und - glücklicherweise - bleiben immer noch etliche Pflanzen, an denen der Gärtner sein Können zeigen kann. Ich hoffe, die Cyps werden auch künftig dazugehören.Als Blumenstrauß mit Wurzeln dran, also als Quasiwegwerfartikel wäre ein Cypripedium wohl das perverseste, was man sich nur vorstellen kann.
Re:Orchideen im Garten - 2005
Man kann Cypripedium in ihrem Marktstellenwert auch mit den tropischen Masdevallia, den Arten der Gattung Bulbophyllum oder den botanischen Arten von Paphiopedilum vergleichen. Es sind dies alles keine Massenartikel und werden es wohl nie werden. Diese Schätzchen bleiben durch ihre schwierigere Kultur nur einem beschränkten Liebhaberkreis vorbehalten, im Gegensatz zu Phalaenopsis und vielen Oncidium-Hybriden, welche sich zu Fensterbrettorchideen emporgemausert haben. Und diese botanischen, tropischen Orchideen werden ja auch künstlich oder zumindest durch Teilung vermehrt. Bei 10.000 Meconopsis sehe ich kein Problem, sie in bundesdeutschen Gartencentern mit einem Buntbildetikett zu verkaufen. 50.000 Rhodohypoxis lassen sich auch als Wegwerfartikel im Laufe des Jahres verramschen. Verkauft doch einmal 500 Cypripedium reginae, so mal eben! Bei den Gartentagen in Seitenstetten hat besagter Orchideengärtner herrliche blühende Töpfe dieses Mokkasinfrauenschuhs angeboten, einen ganzen Tisch voll! Er packte die meisten wieder ein und fuhr nach Hause, obgleich 30 Euro wirklich moderat waren. Und es waren durchwegs Freaks da! Jetzt frage ich mich: lag es an den Leuten oder lag es am Preis, oder lag es vielleicht daran, dass ein ganzer Tisch voll den Eindruck erweckte, dies sei vielleicht nichts Besonderes mehr? Ich würde zumindest nur 5 Stück auf den Tisch stellen und die anderen so nach und nach hochstellen. Dies nennt man psychologisch gut verkaufen!!
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Re:Orchideen im Garten - 2005
Ja, so wie's der olle Maier immer gebracht hat, als er vor einigen Jahren in Salzuflen pisselige Sämlingspflanzen von Cypripedium reginae für 55,- DM an den Kunden brachte - da lag immer nur eine Tüte auf dem Tisch: "Schauens, des is mei letzte, un die haben net guat gekeimt heuer, also nächst Joahr gibts auch koaine!" Wenn man denn zugeschlagen hat, und fünf Minuten später mal zufällig nochmal am Stand vorbei kam, glaubte man irgendwie einen Refrain zu hören.
Ich denke, bei C. reginae gibt's wohl mittlerweile auch eine gewisse Sättigung, weil dieser Frauenschuh mindestens seit den späten 80er Jahren oft nachgezogen wurde (sie keimt tatsächlich wie Gras
) und eigentlich gut wächst - selbst bei Anfängern. Jetzt werden von den Freaks höchstens noch Auslesen dieser Art wie Alba-Formen oder solche mit gut durchgefärbter Lippe gesucht.



Re:Orchideen im Garten - 2005
zitat sarastro
drum schau ich bei dir auch immer mal unter den tisch ;Dsarastro...preis oder wert einer pflanze...ein altes, aber immer aktuelles thema, für das ich selbst auch noch keine antwort gefunden habe. sind es die produktionskosten + gewinnmarge? der reine nachfragewert? eine mischung aus beiden?zum cyp. reginae zu 30 €, den du erwähnt hast. wie sieht das denn bei anderen pflanzen aus...sag mir mal, was bei dir eine staude kostet, die du ohne großen aufwand im 3. spätestens im 4. jahr blühend anbieten kannst. wohlgemerkt...minimalster aufwand...es genügt ein schattenbeet, bewässerung + fast kein düngereinsatz, ansonsten in ruhe lassen...was kostet dich so eine pflanze...30 €? ich behaupte...der größte anteil ist profit.
Dies nennt man psychologisch gut verkaufen!!

z6b
sapere aude, incipe
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Re:Orchideen im Garten - 2005
Also, so ganz grob gesprochen: Orchideensämlinge bekommt man je nach Gattung und Art (Keimrate und Notwendigkeit des Umlegens) so für zwischen 0,30 und 3 € kostendeckend produziert. Weiterkultur unter optimalen Bedingungen vorausgesetzt, hat man die Sämlinge meistens in 3-4, manchmal vieleicht auch 5 Jahren blühreif (wenn es sich nicht um Arten handelt, die nach dem unsterilen Aufpflanzen reihenweise krepieren). Rechne ich den Aufwand, den ich für die Anzucht aufbringe (und ein Betrieb dürfte rationeller arbeiten), so komme ich einschließlich Arbeitszeit auf einen Aufwand bis zur Blüte von ca. 2-3 € bei guten Wachsern und 10-12 € bei den Diven. Nach meinen Erfahrungen liegt ein günstiger Preis für ein ordentlich blühreifes Dacty aus Aussaat so bei 8-10 €, der für eine anspruchsvollere Art bei 15-20 €.
Re:Orchideen im Garten - 2005
dann kommt das doch hin beim cyp. reginae...unterstelle mal einen großhandelspreis für sämlinge von 1€ + da pflegeleicht + gut wachsend 3 € aufwand bis zur blühreife. bei einem 100% aufschlag wären es dann 8 €.
z6b
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Re:Orchideen im Garten - 2005
Ein altes Gesetz der Betriebswirtschaft lautet: Je größer die Einheiten, desto billiger wird der Anteil der Fixkosten, auch der Aufwand und die Pflege reduziert sich anteilmäßig. Meine Gedanken und Erfahrungen hierzu:Ein vegetativ vermehrtes Blaukissen (Aubrieta cult. 'Bressingham Pink')Dieses muss eine Saison aufgepflanzt werden, dann können im Herbst Stecklinge genommen bzw. geteilt und getopft werden. Unterm Jahr ist noch zu düngen, zu hacken und im Herbst muss ausgegraben werden.Die Produktionskosten eines 9cm-Topfes liegen bei 0,50 Cent, das selbige wird im Großhandel je nach Angebot und Nachfrage zwischen 0,90 und 1,20 Großhandel und um 2,20 bis 2,50 im Detailverkauf verscherbelt. Die Produktionszeit beläuft sich etwa auf ein halbes Jahr, vom Topfen bis zur Blüte vergeht eine Zeit von rund 4 Monaten.Bin ich also mit meinen Blaukissen unverschämt teuer, wenn ich den Aufwand betrachte? Es gibt Sämlingsblaukissen, da verhält es sich noch mal anders.Bei Cyps habe ich aber 4-5 Jahre Kulturzeit, einen größeren Topf, Spezialsubstrat, einen höheren Erfahrungsbedarf, Erklärungs- und Aufklärungsbedarf, mehr Werbung für winterharte Orchideen, kleinere Sätze, weniger Kunden. Und warum soll ich blühende Cyps verschleudern? Lass sie doch zwischen 20 und 30 Euro je nach Art kosten! Da fällt keinem eine Zacke aus der Krone. Es ist nun mal kein Massenartikel, für eine Paeonia tenuifolia 'Pleniflora' wird als blühfähiges Exemplar etwa derselbe Preis bezahlt. Die ist aber leichter und schneller vermehrbar!!!!Nimm Polygonatum, Hepatica, Galanthus, Rohdea und viele andere Beispiele. Meine Mutterpflanzen von Hepatica nobilis 'Pleniflora' haben sich ganz schön gemausert. Aber ich habe 15 Jahre dran gearbeitet. Ein rarer Artikel darf ruhig was kosten, da ist nicht immer der Aufwand und die schwierige Vermehrung ausschlaggebend. Seltene Aurikeln kosten auch zwischen 8 und 12 Euronen, obgleich sie relativ einfach sind.Sicher sinkt der Stückpreis eines blühfähigen C.reginae bei der Produktion von 15.000 Stück für Gartencenter. Aber ich muss sie erst einmal an den Mensch bringen. Die Blütezeit ist relativ kurz, Lieschen ist noch unentschlossen. Und auch wir Staudengärtner wollen gut leben. Mit Cyps ist es ein kleines Zubrot. Mehr nicht.
Re:Orchideen im Garten - 2005
Ich habe keine Gärtnerei, aber trotzdem glaube ich, dass Eure Rechnungen nicht stimmen. Der Gärtner hat ja auch andere Kosten als Sämlingskosten, Wasser und Personal. Wie habt ihr folgendes berücksichtigt?:- Grundstückkosten (Pacht, Hypothekarzinsen, Steuern)- Ausschuss, Entsorgung- Administration- Werbung, Verkaufsförderung- Zinsen auf Betriebskapitalusw?Die Kosten der Eigenherstellung werden immer zu tief angesetzt, da viele Kosten nicht internalisiert werden. Wenn der Profit so hoch wäre wie knorbs es andeutet, müsste es- viel mehr superreiche Gärtner - bzw. noch mehr Gärtnereien geben