Seite 4 von 8
Re:Bayernfeige
Verfasst: 2. Apr 2008, 11:39
von sarastro
Jetzt weiß ich aber noch immer nicht die Geschichte der Bayernfeige!Warum sollten nicht die Türken die Feigen mitgebracht haben? Wenn man bedenkt, dass Burgenland lange Zeit ungarisch war und außerdem auch in Bosnien und in anderen Kronländen Feigen standen und heute immer noch wachsen. Da könnten auch leicht einige Exemplare in Richtung Westen gelangt sein.
Re:Bayernfeige
Verfasst: 2. Apr 2008, 12:05
von philippus
Jetzt weiß ich aber noch immer nicht die Geschichte der Bayernfeige!Warum sollten nicht die Türken die Feigen mitgebracht haben? Wenn man bedenkt, dass Burgenland lange Zeit ungarisch war und außerdem auch in Bosnien und in anderen Kronländen Feigen standen und heute immer noch wachsen. Da könnten auch leicht einige Exemplare in Richtung Westen gelangt sein.
Die Bayernfeige ist eine Kreation der Baumschule Plattner in Deutschland. Was er womit gekreuzt hat, ist soviel ich weiss nicht bekannt. Tatsache ist, dass es sich um eine Hybride handelt die unter Copyright steht (in der Theorie darf sie also nicht vermehrt werden) und gekonnt als besonders winterhart vermarktet wird (diese Eigenschaft ist sie allerdings bisher meistens schuldig geblieben, im Gegenteil: sie friert öfter zurück als manch so andere Sorte). Manche behaupten, es sei einfach eine Brown Turkey die er als neue Sorte vermarktet, was aber - wenn man die Früchte betrachtet - nicht sein kann. Außerdem ist BT deutlich winterhärter. Westungarn war praktisch nie unter türkischer Herrschaft, dauerhafte Besetzung dieser Region und des Burgenlandes hat es also kaum gegeben (anders als Bosnien und ein Grossteil des Balkans wo dann eine Art kulturelle Kolonisierung zumindest tw. stattgefunden hat).Die These ist zwar nicht uninteressant aber doch kühn, schon alleine deswegen, weil man den Feigenbaum viel früher kannte und (eizelne) Feigenbäume in Mitteleuropa (zB auch in D) schon im Früh- und Hochmittelalter überliefert sind, einer Zeit vor der Entstehung des Osmanischen Reichs. Erst in der 2. Hälfte des 20. Jh. kam es zu einer etwas grösseren Verbreitung von Feigen in Europa.Unmöglich ist zwar nichts, aber ich glaube nicht dass die Türkenkriege reichen, um eine heutige Präsenz der Feige in manchen burgenländischen Gehöften zu erklären.Grüsse
Re:Bayernfeige
Verfasst: 2. Apr 2008, 12:12
von sarastro
Verstehe mich doch richtig, ich meine nicht die Türkenkriege oder deren Besetzung, sondern die vielen kulturellen positiven Errungenschaften, die sie auf dem Balkan im Laufe der Jahrhunderte einführten. Dass dann irgendwann die Feigen (übrigens ein wichtiges Obst in der Türkei) von Altösterreichern aus Bosnien oder Ungarn verbracht wurden, scheint doch sehr naheliegend. Woher sollten diese Feigen denn sonst kommen, die im Burgenland in den Heurigenhöfen stehen? Diese sind teilweise uralt und ich glaube kaum, dass die Burgenländer und Ungarn in der jüngsten Vergangenheit im Mittelmeerraum nach winterharten Feigen gesucht haben. Da ist doch die Theorie mit den Feigen vom Balkan oder aus Anatolien viel naheliegender, da dort auch das Klima wesentlich rauer ist. Ich kann mich auch jetzt dunkel erinnern, entweder im Hegi darüber gelesen zu haben oder dass es mir irgendwer erzählt hatte. Kann ja nochmals nachforschen.Ich fände eine winterharte Türkenfeige jedenfalls viel realistischer, zumal sie auch wesentlich härter zu sein scheinen. Sicher nicht halb so merkantil als Bayern.

Die sollen lieber weiter ihren Fußball verkaufen.
Re:Bayernfeige
Verfasst: 2. Apr 2008, 14:08
von cydorian
Mit Türken hat die Feige nur so viel zu tun, dass die geschmacksfreien Supermarktfeigen aus kommerziellem Anbau zumeist aus der Türkei kommen. Die echte Feige ist im gesamten Mittelmeerraum heimisch, wurde dort schon seit mehreren tausend Jahren genutzt und schon in vorrömischer Zeit verbreitet. Im heutigen Israel ist ein Anbau vor über 10000 Jahren nachweisbar. Spätestens mit den Römern wurde die Pflanzung auch in allen neurömischen Gebieten versucht, wozu auch lange das Burgenland gehörte. Danach gab es immer wieder Lücken und Neuversuche, je nach Klima, langjährigen Warmphasen und Kaltphasen.Warum ich diesen Sermon erzähle? Weil ich glaube, dass der Mensch seit sehr langer Zeit versucht hat, kältetolerantere Feigensorten für nördlichere Gebiete auszulesen und damit immer gescheitert ist. Die Violetta ist auch so ein Scheitern. Wenn etwas die Anbausicherheit verbessert, dann die Klimaänderung.
Re:Bayernfeige
Verfasst: 2. Apr 2008, 14:57
von philippus
echte Feige ist im gesamten Mittelmeerraum heimisch, wurde dort schon seit mehreren tausend Jahren genutzt und schon in vorrömischer Zeit verbreitet. Im heutigen Israel ist ein Anbau vor über 10000 Jahren nachweisbar. Warum ich diesen Sermon erzähle? Weil ich glaube, dass der Mensch seit sehr langer Zeit versucht hat, kältetolerantere Feigensorten für nördlichere Gebiete auszulesen und damit immer gescheitert ist. Die Violetta ist auch so ein Scheitern. Wenn etwas die Anbausicherheit verbessert, dann die Klimaänderung.
Du hast es gut auf den Punkt gebracht.Wenn ich mich nicht irre, sind die Funde in der Nähe von Jericho etwa 11.000 Jahre alt. Interessant dabei ist, dass es sich schon um parthenokarpe Feigen gehandelt haben soll, was zeigt dass der Mensch damals nicht nur den Anbau, sondern auch die Züchtung neuer Sorten bereits beherrschte.@Sarastro: das ist genau worauf ich hinaus wollte. Die Verbreitung der Feige geht auf die Antike - im gesamten Mittelmeerraum auf Phöniker und Griechen, im übrigen Europa auf das Imperium Romanum - zurück. Wie gesagt sind einzelne Feigen in Mitteleuropa schon aus dem Frühmittelalter überliefert, eine Zeit als die Vorfahren der Osmanen noch nomadisierende Turkstämme in Zentralasien waren. Die Feigen die es heute im Bgld gibt (wohl gemerkt: es handelt sich nicht um ein Massenphänomen das wie Unkraut wächst) sind viel später gepflanzt worden. Die Lebenserwartung einer Feige liegt meist unter 100 Jahren. Auch die Tradition von Auspflanzversuchen in der Region geht in jedem Fall wie im übrigen Mitel- und Westeuropa auf die Antike zurück.Grüsse
Re:Bayernfeige
Verfasst: 4. Apr 2008, 13:42
von trauben-freund
heute ist meine lieferung von baumaux angekommen darunter auch 2 feigen

:NegronneDalmatieverpackung und qualität der pflanzen sehr gut, lob an baumaux. auch die rebe sieht hervorragend aus!!negronne mit richtig dickem stamm und knopsen ca. stecknadelkopf-groß. dalmatie deutlich schwächer aber macht kerngesunden eindruck, knopsen durch transport nicht geschädigt.nun sind die knospen schon ausgetrieben, 0-2 blätter(ganz kleine) und sie melden noch frost die nächste woche......was tun?? soll ich noch abwarten und innen frostfrei und kalt lagern oder gleich auspflanzen?
Re:Bayernfeige
Verfasst: 4. Apr 2008, 14:06
von philippus
nun sind die knospen schon ausgetrieben, 0-2 blätter(ganz kleine) und sie melden noch frost die nächste woche......was tun?? soll ich noch abwarten und innen frostfrei und kalt lagern oder gleich auspflanzen?
Hallo,die "stecknadelkopfgrossen Knospen" sind mit Wahrscheinlichkeit kleine Blütenfeigen (müsste ich aber sehen um es definitiv zu bestätigen) und diese sind bei Frost auf jeden Fall gefährdet, obwohl es bei schwachem, kurzzeitigem Frost gehen sollte. Wäre die Feige ausgepflanzt, wäre sie später dran und es bestünde bei Frost keine Gefahr. Also eher drinnen lassen.Negronne ist tendentiell etwas kräftiger als Dalmatie.Ich bin mit baumaux auch immer zufrieden gewesen. Was war sonst noch bei der Lieferung dabei?Grüsse
Re:Bayernfeige
Verfasst: 4. Apr 2008, 14:17
von trauben-freund
kernlose rebe Tonia hobrevt, 2 Dünger und eine Mulchfolie.........wollte mir eigentlich auch erdbeeren bestellen aber da gibts nur ab 20 stück und das ist mir zu viel um paar sorten zu probiern; deshalb hab ich noch eine andere firma in frankreich ausprobiert, "Plantes et Jardins", da hab ich mir Manille, Gariguette, Anablanca, Apricot,Capron;Ananas und Gorella geholt, ebenfalls sehr gute Qualität , bin schon sehr gespannt auf dieses fruchtjahr ;Ddann behalt ich die feigen lieber noch eine woche drin, ist sowieso furchtbares wetter um vor die tür zu gehn..........
Re:Bayernfeige
Verfasst: 4. Apr 2008, 14:43
von philippus
deshalb hab ich noch eine andere firma in frankreich ausprobiert, "Plantes et Jardins", da hab ich mir Manille, Gariguette, Anablanca, Apricot,Capron;Ananas und Gorella geholt, ebenfalls sehr gute Qualität , bin schon sehr gespannt auf dieses fruchtjahr

Von plantes et jardins habe ich auch gerade eine Lieferung erhalten (Apfel "Reinette du Mans" und einen 3er Erdbeere "Mara des bois")

Die sind auch eine super Adresse wenn es um Rosen geht, habe dort schon öfter welche bestellt. Immer guter Service, immer gute Qualität. Top.Grüsse
Re:Bayernfeige
Verfasst: 6. Apr 2008, 18:55
von Dietmar
Ich habe mich auch zu einer Bayernfeige hintreißen lassen. Im Moment steht diese noch getopft im Haus (1 Jahr seit Kauf, ca. 1,3 m hoch).Obwohl diese sehr viel Licht hat (Terrassentür), sind die Blätter trotz feuchter Erde oftmals relativ schlapp und die angesetzten Feigen werden nur ca. 1,5 bis 2 cm groß und vertrocknen dann und fallen ab.Eigentlich wollte ich die Bayernfeige im Garten auspflanzen, habe aber aufgrund der Beiträge im Forum und wegen des Muckerns schon unter Idealbedingungen nunmehr so meine Bedenken.So bin ich auf der Suche nach einer anderen Sorte, welche für meinen Standort geeignet ist:- Dresden außerhalb des Elbtales, also keine Weinbaulage mehr- 180 m über NN- relativ kontinentales Klima: Winter: im Extremfall bis zu 4 Monate Dauerfrost, bis zu minus 20 Grad Celsius für einige Nächte, selbst in milden Wintern nachts auch mal minus 15 Grad.Im Sommer ist es relativ warm und trocken.Welche Feigenart ist für dieses Klima geeignet, vor allem für diese Winter? Wo kann man diese beziehen?Anmerkung: Trotz der z.T. kontinentaleren Winter wachsen bei mir im Freien Palmen, Mittelmeerzypressen, Tafeltrauben, Blauregen und Kakteen, so dass ich hoffe, dass auch Feigen wachsen könnten.
Re:Bayernfeige
Verfasst: 7. Apr 2008, 08:08
von philippus
Welche Feigenart ist für dieses Klima geeignet, vor allem für diese Winter? Wo kann man diese beziehen?
Hallo Dietmar,auch wenn die Gefahr besteht, dass Feigen in diesem Klima hin und wieder zurückfrieren, ist es einen Versuch wert: wenn bei dir manche Exoten gedeihen können, ist das schon einmal ein guter Anhaltspunkt. Zu bedenken ist aber auch neben der Frosthärte wie früh die Sorte fruchtet, denn in Mitteleuropa sind die Sommer deutlich kürzer und wir haben gringere Wärmesummen als im Süden. Ich würde hier auf Nummer sicher gehen und aus 3 der folgenden ziemlich harten Sorten wählen: Ronde de Bordeaux, Pastiliere, Brown Turkey. Brown Turkey gilt als die vielleicht härteste Feige überhaupt und hat auch den Vorteil 2 mal tragend zu sein. Der Nachteil ist eine Fruchtqualität die nicht ganz mit den beiden anderen mithält.Aber auch Pastiliere und Ronde de Bordeaux sind hart im nehmen.Zu beziehen sind diese Sorten über den Internethandel (EU-Ausland und CH), BT ist bestimmt auch in D zu bekommen.Siehe folgenden Link, da ist von Ronde de Bordeaux die Rede:
http://www.coplfr.org/articles39a44/art ... htmlGrüsse
Re:Bayernfeige
Verfasst: 7. Apr 2008, 13:37
von Dietmar
Hallo Philippus,vielen Dank für die Tips.Welche Sorte ist besser - Ronde de Bordeaux oder Pastilliere?Grüße
Re:Bayernfeige
Verfasst: 7. Apr 2008, 14:35
von philippus
Welche Sorte ist besser - Ronde de Bordeaux oder Pastilliere?
Hängt davon ab, was man unter gut versteht und was man sich von einer Feige erwartet.- Pastiliere: kleinwüchsig (max. 3 Meter Durchmesser), ist auch für Topfkultur geeginet, schwach gelappte Blätter, 1x tragend, Feigen ca. 50/55g, zarte Haut, aromatisch aber für eine Feige nicht sehr süsshttp://
www.exoten-forum.de/vb/showthread.php?t=22565- Ronde de Bordeaux: ausladender Wuchs, stark gelappte Blätter, 1 x tragend, kleine Feigen max. ca. 35/40g), honigsüss-fruchtiger Geschmack.
http://www.exoten-forum.de/vb/showthrea ... 2964Grüsse
Re:Bayernfeige
Verfasst: 7. Apr 2008, 14:41
von mime7
Welche Sorte ist besser - Ronde de Bordeaux oder Pastilliere?
Hallo Dietmar,da streiten sich die Feigenliebhaber, gut sind sie beide. Vermutlich wirst Du mehr finden, die vom Geschmack her die Ronde de Bordeaux bevorzugen, die ist einfach viel eher das, was man sich unter ner Feige vorstellt, sehr viel süsser als die Pastiliere.Die Pastiliere ist auch süss, aber im vergleiche zur Ronde de Bordeaux deutlich weniger. Pastiliere ist eher besser, wenn du es nicht ganz so zuckersüss willst oder das ganze verkochen willst (als Beilage zu Fleischgerichten z.B.)Aber Geschmack ist ja nicht alles. Beide sind frosthart. Aber der Wuchs ist sehr unterschiedlich. Ronde de Bordeaux ist sehr starkwüchsig und wird für ne Feige riesig (ungefähr 4 Meter hoch, 5 Meter Durchmesser). Gibt dann auch viel Ertrag, wenn man den Platz hat.Pastiliere ist eine der kleine Feigen und wird eher ein Busch: 2 meter hoch, 2 Meter breit.Zudem reift die Pastiliere etwas (1-2Wochen) früher aus, also ist sie grad in weniger optimalen Lagen etwas ertragssicherer.beide haben nur (Pastiliere) bzw fast nur (RdB) herbstfeigen, d.h. in ganz schlechten Jahren haben beide keine reife Feige.Ich selbst hab noch die Madeleine des Deux saisons, auch sehr gut im Geschmack, sehr frosthart, als Baum nicht ganz so gross wie RdB und hat auch Blütenfeigen im Sommer. Mit der kriegt man dann auch in schlechteren Jahren wenigstens die Blütenfeigen. Und auch die Herbstfeigen sind deutlich vor den Herbstfeigen der RdB.Gruss, M.
Re:Bayernfeige
Verfasst: 7. Apr 2008, 15:13
von philippus
mime7 bringt es auf den Punkt. RdB entspricht bestimmt dem klassischen Geschmacksbild einer (sehr guten) Feige, Pastiliere hat deutlich weniger Zucker (ist natürlich dennoch süss), aber gerade deswegen in der guten französischen Gastronomie sehr gefragt.Ein kleiner Hinweis noch: von der Haltbarkeit her hat RdB die Nase vorn, kann ggf. auch getrocknet werden.Der Einwand mit den Blütenfeigen stimmt schon (diese gibt es weder bei Pastiliere, noch bei RdB), dafür sind aber die Herbstfeigen bei diesen beiden Sorten etwas früher. Die Herbstfeigen halte ich deswegen für wichtiger, weil sie eine quantiativ grössere und meistens qualitativ bessere Ernte sind. Gleichzeitig können die Blütenfeigen natürlich Spätfrösten zum Opfer fallen.Ist also eine schwere Entscheidung. Für RdB spricht auch, dass sie sogar in Schweden gut abgeschnitten hat (zumindest was die Resistenz im Winter angeht).Hier noch ein "Kalender" mit den Reifezeiten mehrerer Sorten (frz)
http://www.exoten-forum.de/vb/showthrea ... 2590Grüsse