Sarastro;
Was mich vielmehr interessieren würde, ist die Dynamik einer solchen Staudenpflanzung, deren Pflege und inwiefern sie in Privatgärten bzw. im öffentlichen Grün auf Dauer zu verwirklichen ist. Denn eine Prärie sollte schon eine gewisse Größe haben, sonst wirkt sie gekünstelt.Ich glaube nämlich nicht, dass diese allzu pflegeleicht sind und man leicht mit der Zeit einen diffusen "Saustall" bekommt, der einer Prärie nur noch entfernt ähnelt. Darum verstehe ich vorläufig manche Euphorie nicht so ganz.
Treasure Jo:
Die Dynamik einer sehr artenreichen Präriepflanzung auf fruchtbaren Boden flößt mir sehr viel Respekt ein, besonders auf größeren, schwierig zu kontrollierenden und überschaubaren Flächen > 200 m2. Da muss man schon sehr viel Pflanzenkenntnis und Erfahrung mitbringen, um ein solches Präriebeet zu pflegen. ... Der "Kampf" gegen heimische Gräser, Wild- bzw. "Unkräuter" kann zu einer Herkules- oder Sisyphos-Aufgabe werden. Erreicht man allerdings schnell einen Flächenschluss der konkurrenzstarken nordamerikanischen Stauden (inkl. Gräser), dann wird der Unkrautdruck deutlich kleiner. (siehe Hermannshof)Eine auf 20-30 Arten reduzierte, wohl durchdachte Präriemischpflanzung auf weniger fruchtbarem, eher trockenem Standort laufen viele dynamische Vorgänge eher in Zeitlupe ab. Da fällt die Kontrolle der Dynamik wesentlich leichter, genau wie bei den nach meiner Erfahrung rel. pflegeleichten (trockenen!) Kiesbeeten.
Sarastro
Diese ganzen "Ruderalgeschichten" sind zwar hübsch anzusehen, die Pfleger müssten dann aber schon fast Botanik studieren, um die Sukzession, die Wuchsform der Pflanzen und ihren Charakter in der Pflanzung über Jahre zu erhalten. Dies sind zwar hehre Ziele, dienen aber nicht der Allgemeinheit und sind auch sicherlich auf Dauer schwer zu halten und zu teuer.Das Gegenteil wären die allenorts propagierten Mischpflanzungen nach Schema F, wie "Silbersommer" etc, wo wir den Gärtnern nahezu jegliches Denken abnehmen wollen. Denn Böden, Klima und vorhandenes Interesse der Kunden haben eine zu große Bedeutung und können nicht immer nach einem Schema ablaufen. Sicher, eine gedankliche Unterstützung ist es schon, aber man muss dann schon individuell weiter operieren.
Treasure Jo
Ich sehe die Verwendung von "standardisierten" Stauden-Mischpflanzungen mit einem weinenden und einem lachenden Auge.So schön z.B. die Mischung Silbersommer aussehen kann, ich möchte sie sicher nicht in jeder Stadt auf jeder Verkehrsinsel in Deutschland sehen. Erstens gibt es da noch viele andere Mischstaudenpflanzungen (auch Präriemischungen), außerdem kann "man" jede Standard-Mischpflanzung mit ausreichendem Wissen und Können so modifizieren, dass sie noch schöner und vor allem individueller wird. Genau dieses Wissen (auch das Wissen um die spätere Pflege!) ist entweder oft nicht vorhanden, oder die Auftraggeber honorieren diese Extraleistung einer individuell geplanten Staudenpflanzung nicht. Daher sind standardisierte Staudenmischpflanzungen erstmal allemal besser als Betonwüsten, langweilige Rasenflächen, Lonicerahecken oder schlecht geplante individuelle Staudenpflanzungen. ...
Sarastro und Jo ich hab Eure Diskussion mit Interesse gelesen und teile Eure Meinung in vielen Punkten. Erstmal zum Thema Prairie: Ich bewundere solche Pflanzungen total - sie treffen mehr als alles andere irgenwas in meinem Inneren, das sagt "oh jaaa das isses!!!" (so eine Art Ur-Schönheits-Vorstellung). Ich habe einen Heiden-Respekt davor, eine solche Pflanzung anzulegen und zu pflegen. Bei mir wird es immer ein Traum bleiben, weil mein Garten für sowas zu schattig ist. Ich glaube ich auch nicht, dass sich Prairiepflanzungen für das öffentliche Grün eignen. Was ich mir selbst kaum zutraue traue ich bestimmt nicht den Leuten zu, die in den Gemeinden für die Bepflanzung des öffentlichen Grüns verantwortlich sind. Tut mir leid, ich hab keine besonders gute Meinung von denen. Die meisten Grünanlagen in meiner Umgebung sehen traurig aus. Vor diesem Hintergrung war ich sehr positiv überrascht, als ich die Kiesbeete in Geesthacht entdeckte (hab Bilder im Kiesgarten-Thread gezeigt) Ich hab ja inzwischen herausgefungen, dass diese eine Mischung aus 3 Perenne-mix -Mischungen sind.Wenn ein angesehener Garten wie zum beispiel unser "Planten un Blomen" oder ein IGA-Gelände oder BoGa zu solchen vorgefertigten Mischungen greifen würde, fände ich das enttäuschend. Dort sollten die Planer mehr Kreativität zeigen, vorbildliches schaffen. Aber bei einer Kleinstadt wie Geesthacht, sicher auch mit Geldmangel, finde ich, ist das in Ordnung. In Escheburg - ein Ort weiter - sehe ich rot-weiße Eisbegonien auf ALLEN Verkehrsinseln. In Hambug-Lohbrügge, wo ich wohne, besteht die Vielfalt bestenfalls aus Bodendecker A B C plus Sträucher. Die Flächen sind soo verunkrautet, dass es mir schwerfällt zu erkennen was da mal gepflanzt wurde. Dann vielleicht doch lieber Perenne-mix ? (und bittesehr gepflegt

)Tut mir leid das war etwas off topic Also zurück zum Thema Prairiepflanzungen.Mich würde interessieren, ob und wie Ihr die Möglichkeit seht, Prairiepflanzungen bei Euch selbst umzusetzen. Wer wäre bereit, seinen ganzen Garten in ein einziges Prairiebeet umzuwandeln?

(sowas braucht schließlich Platz) Oder versucht Ihr, das Ganze zu verkeinern? Wirkt das? Eventuell nur einzelne Pflanzen entlehnen und rein ins Beet?