Traurig, oder? Genau das blüht uns Hobbygärtnern auch."Unsere Lebensgrundlage ist zerstört worden"Genveränderte Pflanzen bringen Bauern mehr Ertrag und weniger Chemie. Sagen die Hersteller. Doch in der Realität treibt die Gentechnik Landwirte in den Ruin. Zwei Beispiele.Marc Meschenmoser Wie ein gebrochener Mann sieht Percy Schmeiser nicht aus: Seine Augen strahlen Optimismus aus, mit Charme beantwortet der 75-jährige Bauer die Fragen von saldo. Schmeiser stellt sich seit sieben Jahren einem der weltweit mächtigsten Gentechkonzerne entgegen: Monsanto, mit 5 Milliarden Franken Jahresumsatz. «Als ich 1997 dem Druck dieser Firma nicht nachgab, hatte ich keine Ahnung, was das für Folgen haben wird.» Mit dem Wind kam der Gentechraps vom Nachbarn Damals wuchs auf seinem Feld in Westkanada plötzlich erstmals genveränderter Raps. Die Samen waren vermutlich mit dem Wind auf Schmeisers Acker gelangt. Sein Nachbar hatte, die Versprechungen von mehr Ertrag und weniger Chemieeinsatz im Kopf, im Jahr zuvor begonnen, Gentechraps anzupflanzen. Schmeisers Familie lebte bis dahin jahrzehntelang von dem, was ihr Land hergab. Sie verwendete stets eigenes Saatgut aus der letzten Ernte. Folge: Die Rapssorte war optimal dem Klima und dem Boden angepasst. Damit war es vorbei, als sich die Gentechpflanzen unkontrolliert auf seinem Feld zu vermehren begannen. Schmeiser: «50 Jahre Arbeit als Bauer waren zerstört. Ich konnte mein Saatgut nicht mehr benutzen, es war gentechnisch verunreinigt.» Ein Jahr nach der wilden Vermehrung ihrer Pflanzen warf Monsanto Schmeiser vor, er hätte den sogenannten Roundup-Ready-Raps angebaut, ohne für das patentierte Produkt Lizenzgebühren zu bezahlen. 1998 verklagte der Konzern Schmeiser auf eine Million Franken Schadenersatz. Das Unternehmen blieb vor Gericht jeden Beweis schuldig, dass die Bauernfamilie willentlich Gentechraps angebaut habe. Dennoch urteilte im Mai 2004 das höchste kanadische Gericht - im weltweit ersten solchen Prozess - dass Bauer Schmeiser eine Patentverletzung begangen habe. Der Entscheid fiel knapp, mit 5 zu 4 Stimmen. In der Begründung stand: «Bereits mit der Präsenz einer genpatentierten Pflanze auf seinem Feld hat Schmeiser Monsantos Patentrechte verletzt.» Mit anderen Worten: Bauern sollen Gebühren für genmanipulierte Pflanzen bezahlen, die sie nie auf ihren Äckern haben wollten. Monsanto-Vizechef Carl Casale bejubelte den Entscheid: «Das Gericht hat einen weltweiten Standard zum Schutz von Patenten gesetzt.» Immerhin bestätigte das Gericht, dass Schmeiser mit dem genmanipulierten Raps «keinen wirtschaftlichen Profit» erzielen, und lehnte sämtliche Schadenersatzbegehren von Monsanto ab. Dennoch musste sich der Bauer verschulden, um die Anwalts- und einen Teil der Gerichtskosten von 450 000 Franken zu bezahlen. Schmeiser ist kein Einzelfall: Monsanto fordert in Zeitungsinseraten Farmer auf, sich zu melden, wenn in der Nachbarschaft Gentechraps angebaut wird, ohne dass Lizenzgebühren bezahlt werden. «Anrufer können uns solche Tipps auch anonym melden, falls gewünscht.» Als Belohnung erhalten die Denunzianten eine Lederjacke. Finden Monsanto-Detektive dann auf Feldern Genpflanzen, fordert der US-Konzern von den Bauern Schadenersatz für die sich wild vermehrenden Gentechpflanzen. Im Oktober schon wieder Gentechraps auf dem Acker Solche Drohbriefe von Monsanto liegen saldo vor. In einem Schreiben vom Dezember 2004 heisst es: «Wir sind bereit, mit Ihnen eine finanzielle Lösung zu finden, die es Ihnen erlaubt, weiter als Bauer tätig zu sein.» Oder: «Monsanto ist bereit, für 171 000 US-Dollar auf eine Klage gegen Sie zu verzichten.» Vielleicht erhält demnächst auch Percy Schmeiser solche Post. Ende Oktober entdeckte er in seinen Senfpflanzen Gentechraps, der sich unkontrolliert vermehrte. Er liess die Pflanzen auf eigene Kosten ausreissen und forderte Monsanto auf, sie zu entsorgen. Erfolglos. Schmeiser bereist inzwischen die ganze Welt. In die Schweiz geholt haben ihn Gentechgegner anlässlich der Volksabstimmung vom 27. November. Bei dieser geht es um ein Gentechanbauverbot für die nächsten fünf Jahre. Schmeiser berät auch Bauern und Regierungen. Diesen berichtet er vor allem vom entstandenen wirtschaftlichen Schaden. «Unser Raps ist noch die Hälfte wert. Denn nach Europa kann er nicht exportiert werden, weil hier die Konsumenten Gentech-Food ablehnen.» Zudem ist es in Kanada gar nicht mehr möglich, Raps oder Soja gentechfrei anzubauen - reines Saatgut sei nicht mehr erhältlich. Willentlich pflanzte der deutsche Landwirt Gottfried Glöckner den vom Basler Agrochemie-Konzern Syngenta hergestellten Genmais Bt 176 an. Der Stall von Gottfried Glöckner wurde zur Klinik «Die Syngenta versprach mir mehr Ertrag», sagt er gegenüber saldo. Er verfütterte ihn - wie üblich - an seine Rinder. Mit unerwarteten Folgen: Die Tiere bekamen Durchfall, Adern platzten, Blut fand sich in der Milch, Kälber kamen missgebildet zur Welt. «Mein Stall wurde zur Klinik.» Seine Kühe vergiftete jener Stoff, mit dem sich der genveränderte Mais vor dem Schädling Maiszünsler schützt. Vollmundig warb Syngenta in einem Infoblatt, das Gift werde «in Sekundenschnelle im Kuhmaul abgebaut». Tatsache ist: Labortests wiesen es im Magen und selbst im Kot der Tiere nach. Pikant: Dieselbe Gentechmaissorte ist hierzulande zum Anbau zugelassen. Bisher liessen Schweizer Bauern aber ihre Finger davon. Glöckner musste Ende 2004 seine ganze Herde - 70 Tiere - notschlachten. Syngenta bezahlte ihm 60 000 Franken Schadenersatz. «Der Schaden ist massiv höher. Die Gentechnologie hat meine Lebensgrundlage zerstört. Jetzt habe ich Klage gegen Syngenta eingereicht.» Zum Abschied erklärt der Bauer aber, nicht grundsätzlich gegen Gentechnologie zu sein. «Doch die Technik muss gründlich erforscht sein, bevor sie in der freien Natur angewendet wird.» "Ich konnte mein eigenes Saatgut nicht mehr benutzen" Percy Schmeiser "Der Gentechmais vergiftete meine ganze Herde" Gottfried GlöcknerCopyright © Saldo 18/05 vom 9. November 2005 - Seite 4
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Hinweise zur Gentechnologie (Gelesen 134472 mal)
Re:Hinweise zur Gentechnologie
Und zwei Bauernschicksale:
Re:Hinweise zur Gentechnologie
Wir können am 27. November abstimmen gehen. Was aber 2ennet dem Rhy"?
Re:Hinweise zur Gentechnologie
"Gen"-Technik mal anders 

Quelle+mehr: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21344/1.htmlBye, SimonMarken-Gene: Fortpflanzung als Urheberrechtsbruch und Patente auf LebenUS-amerikanische Unternehmen patentieren bislang frei verfügbare Pflanzen und wollen deren traditionellen Anbau verbietenSeit 1997 erhalten Firmen, insbesondere aus den USA, erstmals Patente auf Leben und schaffen einen in der Geschichte des geistigen Eigentums einmaligen Präzedenzfall. So knackten Großkonzerne den genetischen Code der gelben Bohne aus Mexiko, des südostasiatischen Basmatireises oder auch der peruanischen Maca-Pflanze. Die Pflanzen wurden de facto zum Eigentum der Multis. Diese Praxis zerstört die traditionellen lateinamerikanischen oder asiatischen Märkte und zwingt die Kleinbauern, für den Verkauf ihrer Produkte im Ausland Lizenzgebühren zu entrichten....
Re:Hinweise zur Gentechnologie
"Gentech-Versuch in Australien gestopptNach zehn Jahren haben australische Forscher Versuche mit gentechnisch veränderten Erbsen abgebrochen. Diese hatten bei den Versuchsmäusen Lungenkrankheiten hervorgerufen."ArtikelWie wärs, wenn die, welche immer noch behaupten, Gentechnologie bringe im Pflanzenbereich Nutzen, mal ihre Sprachorgane mässigen könnten? So: 

Re:Hinweise zur Gentechnologie
Gut so, dass abgebrochen wurde.Das spricht aber doch eher für eine verantwortungsvolle Forschung. Ähnlich wie bei Medikamenten. Oder soll man etwa alles einstellen, weil Gefahren auftreten können?
Re:Hinweise zur Gentechnologie
ja, mir wärs Recht.Begründung: Es ist nicht mal möglich, festzustellen, ab wann Gefahren nur potentiell sind, und wann Schäden eintreten oder schon - ganz unbemerkt - eingetreten sind. Schäden sind im Bereich der Gentechnologie im Pflanzenreich nicht selten irreversibel.Wer nun denkt, dass das keine nüchterne Argumentation ist, kommt auf ein weiteres Problem: Der unbedarfte 0815-Bürger wird regelmässig vor Tatsachen gestellt. Upps, wieder was schief gelaufen. So geht es einfach nicht.
Re:Hinweise zur Gentechnologie
Genau die wahnwitzige Macht von den Chemiekonzernen beunruhigt ungemein. Und die Politiker sind auf kurz oder lang Marionetten oder Hampelmänner im großen Spiel um Pfründe, mischen eifrig mit.Wie lautet denn der Text der Abstimmungsfrage in der Schweiz, marcir?
Re:Hinweise zur Gentechnologie
Verstehe deine Bedenken und teile die diese Angst. Aber so ist die Menscheit "groß" geworden. Versuch und Irrtum hat es immer gegeben. Angefangen bei den steinzeitlichen Trepanagen über heute segensreiche Medikamente bis hin zur heutigen Gentechnologie. Verbiete dem Menschen zu denken. Dann hast du auch die Forschung im Griff.Der unbedarfte 0815-Bürger wird regelmässig vor Tatsachen gestellt. Upps, wieder was schief gelaufen. So geht es einfach nicht.
Re:Hinweise zur Gentechnologie
hierWie lautet denn der Text der Abstimmungsfrage in der Schweiz, marcir?
Ich verstehe schon, was du sagst. Das Problem bei der Gentechnologie im Pflanzenbereich (beschränke mich bewusst darauf) ist, wie bei der Atomenergie, dass Irrtum irreversible Schäden verursacht. Da müssen wir besonders vorsichtig sein. Die kommerzielle Einbettung dieser Forschung gefährdet das.Aber so ist die Menscheit "groß" geworden. Versuch und Irrtum hat es immer gegeben.
Re:Hinweise zur Gentechnologie
.... das wird wohl das einzige sein, was einen noch ruhig schlafen lassen kann... ich bin sehr froh, dass mich meine kinder bisher nicht zur großmutter gemacht haben... vielleicht spüren sie, weshalb ...lg lislVerbiete dem Menschen zu denken.
Re:Hinweise zur Gentechnologie
Es gibt keine "entkommerzialisierte" Forschung mehr. Vermutlich hat es sie nie gegeben. Hinter allem Forscherfleiß stand auch stets die Hoffnung auf das große Geld (oder, gleichwertig: Macht und Eitelkeit).
Re:Hinweise zur Gentechnologie
Ja, Anreiz der Forschung sind schon Geld und Macht. Das läuft i.d.R. ja auch ganz gut. Aber es gibt nun eben ethisch besonders sensible Bereiche, wo der Staat, wenn er denn ein guter ist, den freien Geld- und Machtfluss steuern und einschränken soll. Dass das auch einem Forschungsabbruch bzw. -verbot gleich kommen kann, ist klar und in diesen Bereichen erwünscht.
Re:Hinweise zur Gentechnologie
Diese Ansätze, staatlicherseits die Forschung zu lenken oder gar einzudämmen, sind weltweit gescheitert. Es finden sich immer wieder Staaten, die selbst kriminellen Wissenschaftlern eine Heimstatt und Forschungsmöglichekiten bieten. Dann doch lieber hier bei uns unter einigermaßen oder gar schlecht funktionierender Kontrolle.Die Büchse der Pandora wurde geöffnet, als der erste Faustkeil angedacht wurde.
Re:Hinweise zur Gentechnologie
Tönt resigniert. Eigentlich, was ich befürchtet habe. Aber dazu bin ich nicht bereit: Selbst wenn ein Verbot hier die illegale Forschung andernorts provoziert, ist das für mich kein Grund, hinzunehmen, wie hier unkontrolliert oder schlecht kontrolliert Gentechpollen auf die Reise geschickt wird. Was verhindert werden kann, soll verhindert werden. Druck in diese Richtung gibt zudem Raum für intelligentere Forschung, mit, nicht gegen die "Natur". Einen ansehnlichen Fundus in diese Richtung hält etwa das Forschungsinstitut für biologischen Landbau bereit.
Re:Hinweise zur Gentechnologie
Das Problem ist, was machbar ist, wird auch gemacht - da helfen keine Gesetze. Da wirkt die pure Gier, eine Folge, u.a., puritanischer bzw. calvinistischer Geisteshaltung.