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seltsames Tomatensterben (Gelesen 6557 mal)

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Hyla
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Re: seltsames Tomatensterben

Hyla » Antwort #45 am:

Reiß die Pflanzen raus und ab in den Biomüll oder irgendwohin, wo keine Tomaten hin sollen. Ich schmeiße sowas fies verseuchtes unter die Bäume an der Grundstücksgrenze. Die restlichen Tomaten werden nichts mehr und sehen anfangs gut aus, um dann schnell zu vergammeln.
Tomaten stehen gern nach sich selbst.
Liebe Grüße!


Wenn du denkst es geht nicht mehr,
kommt irgendwo ein Lichtlein her.
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thuja thujon
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Re: seltsames Tomatensterben

thuja thujon » Antwort #46 am:

Sie stehen nicht gerne nach sich selbst, sie zeigen nur keine offensichtlichen Nährstoffmangelerscheinungen bei Monokultur.

Wenn sie nach sich selbst stehen könnten, hätten wir keine Braunfäule, da keine Infektionsherde vorhanden, zumindest wenn man die Regeln der Feldhygiene beachten würde.

Das Märchen mit dem selbstverträglich hat glaube ich Kreuter in die Welt gesetzt, seitdem wird kräftig abgeschrieben. Das mag für gesunde = Befallsfreie Pflanzen gelten, die gibts aber in der Praxis ab August nur noch in den wenigsten Gärten. Pilzkrankheiten interessieren sich nicht dafür, ob der Gärtner 2, 3 oder 4 Augen zudrücken kann.

Ich wiederhole mich, ich habe Anfang September geräumt da phytosanitär und auch unter Beachtung noch möglicher Erträge die Fortführung des Bestandes nicht mehr vertretbar war. Deshalb bin ich aktuell mit der Folgekultur Feldsalat zufrieden und ärgere mich nicht mehr über kranke Tomaten.
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Bastelkönig
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Re: seltsames Tomatensterben

Bastelkönig » Antwort #47 am:

Hallo cyra,

bei Deinen Fotos muss man nicht viel rätseln. Es ist einfach passend zur Jahreszeit
die Kraut- und Braunfäule. Und dieser Pilz, Phytophthora infestans, kommt zu 99 %
über die Luft an die Pflanze und extrem selten über Spritzer vom Boden. Schon gar
nicht, wenn wie üblich dick gemulcht wird.
Nach meinem Wissen kann der Pilz nur an lebendem organischem Gewebe
überwintern. Meine Tomatenstäbe habe ich noch nie desinfiziert. Auch den Standort
musst Du nicht wechseln. Tomaten sind dafür bekannt, dass sie gerne im „eigenen
Dreck“ stehen. Den Boden etwas aufpeppen mit Gründüngung und im Frühjahr mit
Kompost sollte reichen. Wenn es im Herbst dann mal einige Tage regnet, hat man
einfach Pech und der Pilz ist da. Hier stehen die Tomaten in großen Töpfen und die
Erde dafür mische ich jedes Jahr neu.
Bei den meisten Tomatensorten ist es nicht die Frage, ob die Kraut- und Braunfäule
kommt, sondern nur wann.
Du kannst mit Deiner Sortenauswahl der Tomaten aber durchaus Einfluss nehmen.
Es gibt sehr gut resistente Tomatensorten wie die Vivagrande, Philamina, Resibella,
Rondobella und einige mehr. Die überstehen die gefährliche Zeit im Herbst meist
völlig ohne Befall. Und ab Mitte Oktober schmecken die Tomaten aus dem
Supermarkt fast genauso gut nach nichts. Da muss man sich jetzt keine Gedanken
drüber machen.
Alle Tomatenpflanzen entsorge ich im Restmüll und nicht auf dem Kompost.
Das mache ich nur vorsichtshalber so oder weil der Kompost jetzt sowieso schon viel
zu voll ist. Aber für mehr als zwei Komposthaufen ist kein Platz.

Bei Deinen Pflanzen sind die Tomaten nicht mehr genießbar und damit war es das
mit der der Tomatensaison für dieses Jahr, die hier sehr erfolgreich war.

Viele Grüße
Klaus
Es ist viel schöner, von einer schnurrenden Katze geweckt zu werden als von einem Wecker.
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thuja thujon
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Re: seltsames Tomatensterben

thuja thujon » Antwort #48 am:

https://www.pflanzenkrankheiten.ch/krankheiten-an-kulturpflanzen/kartoffeln/phytophthora-infestans
schreibt:
hat geschrieben: 1. Jan 1970, 01:00P. infestans ist heterothallisch mit zwei bekannten Paarungstypen A1 und A2. Seit den Siebzigerjahren kommen in Europa beide Typen vor. Kommen sie miteinander in Kontakt (sexuelle Fortpflanzung) resultiert daraus die Bildung von diploiden Dauersporen, den sogenannten Oosporen (Durchmesser 24-46 µm) (Stevenson et al. 2001). Oosporen sind dickwandig und können während längerer Zeit in abgestorbenem Pflanzenmaterial oder im Boden überleben.
...
In seltenen Fällen kann eine Primärinfektion auch durch bodenbürtige Dauersporen (Oosporen) erfolgen.
Da die Infektionen im Hausgarten oft einen sehr extremen Verlauf nehmen ist hier mit einer Häufung der Oosporen zu rechnen, im Vergleich zu gut geführten und regelmäßig behandelten Kartoffel- oder Tomatenbeständen.
Das kann man hier im Frühjahr/Sommer auch zeitlich relativ gut beobachten wenn das Wetter passt. Wenn man sich das früheste Infektionsdatum in den Prognosemodellen anschaut und die Kartoffelbestände im Umkreis noch sauber und regelmäßig behandelt sind und auch sonst keine Pflanzen mit aktivem Sporulierendem Befall vorhanden sind sieht man ein paar Tage später nach einer Infektionswetterlage doch die ersten Anzeichen bei Tomaten im Garten. Das lässt nur den Schluss zu, das die Primärinfektion von den resilienteren Oosporen aus dem Boden kommen.

Deswegen macht Gartenhygiene und Anbaupause durchaus Sinn.
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cyra
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Re: seltsames Tomatensterben

cyra » Antwort #49 am:

Danke für eure ganzen Infos! Interessant. Habe mich damit noch nicht beschäftigt.
Fieses Zeug, wie es scheint. Ich reisse alles aus und weg damit.
Vielleicht waren die Sporen auch im Kompost, den ich woanders her geholt habe.

Kann ich als Gründünger Lupine nehmen, oder Facaelia (?) davon habe ich noch Samen da.
Keimt da jetzt überhaupt noch was? ???
Grüße, cyra
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zwerggarten
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Re: seltsames Tomatensterben

zwerggarten » Antwort #50 am:

gemäß schneller internetrecherche gehen lupine und phacelia noch, ich bin da leider selbst nicht wirklich firm.

was die kraut- und braunfäule betrifft, denke einfach an sternrußtau. 8) :-X >:(
pro luto esse

moin

"(…) die abstrakten worte, deren sich doch die zunge naturgemäß bedienen muß, um irgend welches urteil an den tag zu geben, zerfielen mir im munde wie modrige pilze." hugo von hofmannsthal – der brief des lord chandos
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thuja thujon
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Re: seltsames Tomatensterben

thuja thujon » Antwort #51 am:

Phacelia geht noch wunderbar, immer rein damit. Lupine ist so naja als Gründünger im Gemüsegarten. Wenn du Bohnen oder Erbsen anbauen willst lass lieber Lupine weg, es gibt da so etwas wie Leguminosenmüdigkeit.
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