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Re: Stroh als Hilfsmittel bei Trockenheit?!?
Verfasst: 23. Dez 2024, 11:01
von Mottischa
Meine drei Versuche mit Gärtnern auf Stroh scheiterten am mangelnden Wasserhaltevermögen der Ballen. Die Ballen trockneten ruckzuck durch und das Wasser lief beim Gießen raus, egal wie ich es anstellte. Leider rotteten die Ballen dadurch auch nicht innen und die Pflanzen wuchsen kümmerlich. Die Reste nahm ich zum oberflächlichen Mulchen. Also vermute ich hier im Sand keine Wasserspeicherung durchs Eingraben.
Re: Stroh als Hilfsmittel bei Trockenheit?!?
Verfasst: 23. Dez 2024, 11:09
von thuja thujon
Dass Stroh Wasser speichert ist Quatsch, das behauptet ja auch niemand außer der Fernsehbeitrag.
Dass Strohlkultur nicht funktioniert glaube ich gerne, wenn man die Vorbereitung nicht richtig macht. Das hat schon fast was von richtig kompostieren, also man muss die Rotte mal anspringen lassen. Notfalls in Mörtelwannen mit Düngerlösung 2 Tage einweichen und dann erst weitermachen.
Gießen geht dann gut mit 3 bis 15 mal pro Woche, heute würde man Tropfbewässerung nehmen. Es darf halt nie zu trocken werden, dann läuft das Wasser durch.
Re: Stroh als Hilfsmittel bei Trockenheit?!?
Verfasst: 23. Dez 2024, 12:26
von hobab
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Re: Stroh als Hilfsmittel bei Trockenheit?!?
Verfasst: 23. Dez 2024, 12:28
von hobab
Das erklärt einiges, ist natürlich ganz schön aufwendig, aber so nachvollziehbar.
Was für mich eher interessant ist, ist, das es mit Strohpellets eine Alternative zum immer teurer werdenden Rindenmulch gibt, der trotz aller Verteufelung, im Gr/G Lebensbereichen weiter unverzichtbar bleibt. Ob das als Mulch wirklich gut klappt? Agrarökonom hat ja wohl gute Erfahrungen mit gemacht und im Gegensatz zu Folien dürfte die Ausbringung relativ einfach sein.
Re: Stroh als Hilfsmittel bei Trockenheit?!?
Verfasst: 23. Dez 2024, 12:31
von thuja thujon
Wobei Stroh und Co. keine herbizide Wirkung hat, also Rindenmulch nicht ersetzen kann. Als Verdunstungsschutz, Biomasse und langfristig auch Dünger ok.
Re: Stroh als Hilfsmittel bei Trockenheit?!?
Verfasst: 23. Dez 2024, 13:47
von Starking007
Es gab doch Zeiten, da hat man Stroh mit Ammoniak aufgeschlossen - oder so?
Re: Stroh als Hilfsmittel bei Trockenheit?!?
Verfasst: 23. Dez 2024, 13:52
von dmks
Das Besondere an diesem Thread ist ja...wenn ich nochmal quer zurück lese daß die Bayerische Landesanstalt für
Landwirtschaft genau das, was hier in ein paar Tagen zusammengetragen wurde nach einem 36-jährigen Feldversuch so zusammengefaßt hat:
https://www.lfl.bayern.de/mam/cms07/iab ... Cngung.pdf
(Seite 7 und8)
Re: Stroh als Hilfsmittel bei Trockenheit?!?
Verfasst: 23. Dez 2024, 14:36
von Floris
der Artikel ist aus 2022, hier ein Zitat: "Eine zentrale Frage der Versuchsauswertung war, ob und wieviel mineralischer Stickstoff durch eine lang-
fristige Strohdüngung eingespart werden konnte"
Ich habe mich zunächst über diesen Satz gewundert. Hätte man mir 1984, zum Beginn der Versuchsreihe, so eine Frage gestellt, hätte ich sie vermutlich so beantwortet, wie es der Versuchsbericht jetzt tut. War doch Stroh schon damals das Paradebeispiel für ein Material mit einem extrem weiten C/N -Verhältnis, d. h. sehr geringem Stickstoffgehalt und die daraus folgenden Probleme bei der Strohverwendung waren bekannt. Ich erinnere mich an den Begriff, dass es erforderlich sei "Stroh zu salzen". Wozu also so ein aufwendiger Langzeitversuch?
Aber vermutlich war das auch gar nicht die Versuchsfrage, sondern bei der jetzt erfolgten Auswertung wurde einfach nur die Gelegenheit genutzt, die bekannten Erkenntnisse nochmal zu bestätigen.
Re: Stroh als Hilfsmittel bei Trockenheit?!?
Verfasst: 23. Dez 2024, 15:52
von dmks
Eine andere, hier sehr zentrale Frage wurde in der Langzeitstudie so beantwortet:
"Andererseits ist der Verbleib von Stroh auf dem Feld positiv für die Humusbilanz, gerade bei Fruchtfolgen
mit hohen Anteilen an Kartoffeln, Zuckerrüben und Silomais. Das Belassen von Stroh auf dem Acker trägt
bekanntermaßen zum Humuserhalt und den damit verbundenen positiven Wirkungen auf Bodenleben,
biologische Aktivität, Durchwurzelbarkeit, Porenvolumen und Wasserhaltefähigkeit bei. Dies ist vor allem
bei strukturschwachen bzw. zur Verschlämmung neigenden Böden wichtig."
Floris hat geschrieben: ↑23. Dez 2024, 14:36
Aber vermutlich war das auch gar nicht die Versuchs
frage, sondern bei der jetzt erfolgten
Auswertung wurde einfach nur die Gelegenheit genutzt, die bekannten Erkenntnisse nochmal zu bestätigen.

Hmm - welches Institut auch immer betreibt eine Langzeitstudie (bisher 36 Jahre - und fortlaufend) nur um etwas zu beweisen, das eh schon jeder weiß?
Der Ansatz war die Wirtschaftlichkeit bei Getreide zu steigern - ein Effekt der erst nach über 20 Jahren eintritt. Aber Boden ist halt etwas langlebiger - und solche, in den 80'er Jahren begonnenen Studien sind die Grundlage um heute ökologischer zu wirtschaften!

Um Berechnungsgrundlagen zu haben um z.B. die Vorgaben der Düngeverordnung zu erfüllen.
Und wenn Stroh erstmal zu Ertragseinbußen führt - langfristig aber die Auswaschung von Stickstoff vermindert ist das schon etwas das man gern wissen möchte!

Re: Stroh als Hilfsmittel bei Trockenheit?!?
Verfasst: 23. Dez 2024, 19:15
von thuja thujon
Bleibt noch die Frage wie viel Stroh auf dem Acker durchschnittlich anfällt und wie man das in Strohpellets umrechnet, damit man mal halbwegs ein Mengengerüst hat.
Beim Acker ists ja so, dass das Stroh auf der Fläche produziert wird. Also Nährstoffe bleiben, Kohlenstoff kommt dazu.
Im Garten produzieren wir ja fast nur Kompost, vieles wird von außerhalb zugekauft bzw organisiert. Da kann man auch die Topfballen der gekauften Pflanzen mitrechnen. Macht langfristig je nach Intensität auch mal 1% Humus aus. Zumindest bei Gemüsebaubetrieben, die von Sägemüse auf Pflanzgemüse umstellten.
Re: Stroh als Hilfsmittel bei Trockenheit?!?
Verfasst: 23. Dez 2024, 19:53
von hobab
Jedenfalls interessanter Artikel, Danke fürs Einstellen!
Re: Stroh als Hilfsmittel bei Trockenheit?!?
Verfasst: 24. Dez 2024, 12:32
von Floris
Ich habe mir mal die Berichte zu den Varianten Anwendung von Stallmist und Rindergülle des Langzeitversuchs angesehen.
Beim Vergleichen mit den anderen Varianten ist mir das Ergebnis zum Stroh verständlicher geworden.
Vor allem interessant, ob und wie sich die zunächst negative Wirkung der Stroh"düngung" ausgleichen lässt, und dass es 20 Jahre dauert, bis sich in Hinblick auf die Stickstoffversorgung über den Umweg der Humusbildung positive Effekte einstellen.
Re: Stroh als Hilfsmittel bei Trockenheit?!?
Verfasst: 24. Dez 2024, 22:36
von thuja thujon
Der Humus wird in den ersten Jahren schon gebildet, wenn der Ertrag runter geht. Da wird der verfügbare Stickstoff im Boden gebunden. Die 20 Jahre später, da wird der Humus wieder mineralisiert, also der Stickstoff freigesetzt. Rund die Hälfte vom Humus ist nicht aus dem Stroh, sondern Kohlenstoff aus Bakterien und Co., die das Stroh zersetzt haben. Weil auch Blaualgen (Cyanobakterien) im Boden vorkommen und diese Luftstickstoff binden können, kann man wenn es gut läuft etwas mehr Stickstoff `ernten´, als man reingegeben hat.
Re: Stroh als Hilfsmittel bei Trockenheit?!?
Verfasst: 25. Dez 2024, 09:45
von Mathilda11
das hier ist ein hochinteressanter Thread, danke dafür
Re: Stroh als Hilfsmittel bei Trockenheit?!?
Verfasst: 25. Dez 2024, 09:49
von hobab
Da schließe ich mich an!