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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

Verfasst: 28. Nov 2017, 21:36
von Gartenplaner
Mosaik ist schonmal sehr gut - nicht nur fürs "Ungeziefer", auch fürs "Unkraut".
Ich denke, auf dem mageren, sandigen Boden bringt ein Abtransport des Mähguts weitere Artenvielfalt und "entfernt" wieder über die Luft eingetragene Stickoxyde.

Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

Verfasst: 28. Nov 2017, 22:30
von Waldmeisterin
Das mache ich mit meiner Wiese seit zehn Jahren, zweimal im Jahr mähen, das Heu wird verschenkt. Eine nennenswerte Erhöhung der Artenvielfalt konnte ich nicht beobachten. Vor zwei Jahren habe ich nach Bauarbeiten mal eine Blumenwiesenmischung (von Syringa, nicht von A..i) auf die aufgerissenen Stellen verteilt, es sieht nicht so aus, als ob sich von der auch nur einzelne Arten etablieren könnten.
Alllerdings wohne ich auch in der Stadt, das nähere Umfeld besteht aus Blockrandbebauung, Kleingärten und einem Park. Wo sollen da neue Arten einwandern.

Gartenplaner, was willste denn mit ein paar Millionen Euros, wenn du eine so tolle Wiese hast. Und Cornus, und Eiben... ;)

Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

Verfasst: 28. Nov 2017, 22:49
von Roeschen1
Setze in Töpfe gesäte Planzen ein, wenn sie größer sind. Dann sind sie konkurrenzstark.

Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

Verfasst: 28. Nov 2017, 23:05
von Waldmeisterin
das habe ich auch schon gemacht. Hat nur bedingt geklappt.
Ich hab's mit Hieracium aurantiacum versucht. Ich liebe die, die wachsen hier in der Gegend auch, aber natürlicherweise nur da, wo's etwas bergiger wird. Ich habe kräftige Pflanzen gesetzt, die sang- und klanglos untergegangen sind. Margeriten wachsen hier auch, aber ich wollte den Bestand durch Nachpflanzen etwas pimpen. Naja, sie wachsen hier immer noch, aber es sind genauso viele wie zuvor.
Aber eigentlich ist das ja alles Florenverfälschung. Ich will ja wissen, was auf ganz natürlichem Weg meine Wiese aufwertet und nicht das pflanzen, was ich als natürlich betrachte :-\

Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

Verfasst: 28. Nov 2017, 23:07
von Gartenplaner
Waldmeisterin hat geschrieben: 28. Nov 2017, 22:30
...Eine nennenswerte Erhöhung der Artenvielfalt konnte ich nicht beobachten. Vor zwei Jahren habe ich nach Bauarbeiten mal eine Blumenwiesenmischung (von Syringa, nicht von A..i) auf die aufgerissenen Stellen verteilt, es sieht nicht so aus, als ob sich von der auch nur einzelne Arten etablieren könnten.
Alllerdings wohne ich auch in der Stadt, das nähere Umfeld besteht aus Blockrandbebauung, Kleingärten und einem Park. Wo sollen da neue Arten einwandern.
...

Ja, Wiesenblumensamen fällt leider nur sehr wenig vom Himmel - die meisten Samen von Wiesenblumen kommen von sich aus keinen Meter weit, Windverbreiter ausgenommen, und wenn die Samenbank im Boden, die bei Staudos Landidylle doch noch ein bisschen wahrscheinlicher präsent ist - weg ist, passiert von alleine fast nix.
Welche Mischung hast du gesät? Wie ist dein Boden beschaffen? Zu welcher Jahreszeit hast du gesät?
Ich habe ja auch Mischungen und Einzelsaatgut von Syringa und Hof Berggarten bei mir in der Wiese immer wieder verteilt, die ich versucht habe, so gut es ging auf meine Standortbedingungen auszusuchen.
Einige Arten aus Mischungen und auch Einzelsaatgut haben sich ganz ordentlich etabliert, wobei es auch da fast immer mit recht wenigen Pflanzen anfing, von anderen kam vielleicht 1 oder 2 Pflanzen von 10g Saatgut, wobei sich auch aus solchen Einzelexemplaren kleine Populationen bilden konnten, bei ein, zwei Arten bin ich komplett gescheitert, da kam nix.
Eine existierende Wiese "anreichern" ist eher ein mühseliges Geschäft, da muss man einfach rumprobieren, einfacher ists wohl, wenn man die Radikalmethode macht - Oberboden abtragen und dann komplett neu einsäen.

Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

Verfasst: 28. Nov 2017, 23:18
von Roeschen1
Waldmeisterin hat geschrieben: 28. Nov 2017, 23:05
das habe ich auch schon gemacht. Hat nur bedingt geklappt.
Ich hab's mit Hieracium aurantiacum versucht. Ich liebe die, die wachsen hier in der Gegend auch, aber natürlicherweise nur da, wo's etwas bergiger wird. Ich habe kräftige Pflanzen gesetzt, die sang- und klanglos untergegangen sind. Margeriten wachsen hier auch, aber ich wollte den Bestand durch Nachpflanzen etwas pimpen. Naja, sie wachsen hier immer noch, aber es sind genauso viele wie zuvor.
Aber eigentlich ist das ja alles Florenverfälschung. Ich will ja wissen, was auf ganz natürlichem Weg meine Wiese aufwertet und nicht das pflanzen, was ich als natürlich betrachte :-\

Das könnte dauern, bis sich neue Arten auf natürliche Weise einfinden.
Tiere bringen Samen im Fell, da darf der Mensch auch etwas nachhelfen.
Hat deine Wiese volle Sonne?
Das Habichtskraut ist meiner Meinung nach keine Wiesenpflanze, sondert wächst auf Schotterflächen, eher in Steingärten. Der Boden sollte mager sein, mineralisch, vielleicht ist der Boden bei dir zu nährstoffreich.

Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

Verfasst: 28. Nov 2017, 23:38
von Waldmeisterin
Ne, das Habichtskraut wächst hier in Wiesen, allerdings erst, wenn's Richtung Erzgebirge geht. Aber tatsächlich könnte der Boden zu fett sein. Komischerweise wächst es aber hinterm Haus im Blumenbeet, wo ich es loswerden will und immer meine kräftigen Jungpflanzen hernehme, prächtig.

Gartenplaner, ich nehme mal an, dass es die Fettwiesenmischung war, da davon einige Arten hier schon wachsen. Und so größenwahnsinnig, hier eine Magerrasenmischung ausbringen zu wollen, werde ich hoffentlich nicht gewesen sein. Ich habe, entgegen der "Kulturanleitung" im Herbst gesäht, da fallen die Samen ja natürlicherweise auch aus.
Oberboden abtragen kommt für mich nicht in Frage. Ich habe ja auch das Haus nicht abgerissen, nur weil die Raumaufteilung für heutige Bedürfnisse etwas ungünstig ist. Oder die prächtige Birne abgeholzt, nur weil ich keine Birnen mag ;)

Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

Verfasst: 28. Nov 2017, 23:41
von partisanengärtner
Kann ja mal ein Fleck sein der nackig ist, da lässt sich dann was neues einbringen. Kannst Dir aber auch einen Maulwurf leisten der solche Flächen auch ganz gut hinbekommt.
Wenn es größer sein soll auch mal eine Wildsau.

Ideal soll ein wenig Oberboden von einer Wiese sein die die gewünschte Vegetation zeigt. Maulwurfserde?

Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

Verfasst: 28. Nov 2017, 23:48
von Roeschen1
Das Habichtskraut ist ein Bewohner des Magerrasens. Dein Blumenbeet erfüllt wohl diese Bedingungen.

Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

Verfasst: 28. Nov 2017, 23:57
von Waldmeisterin
ne, leider nein. Würde ich nicht eingreifen, würden in meinem Blumenbeet ausschließlich Brennesseln und Holunder wachsen. Und ich kenne das Habichtskraut aus dem Erzgebirge und dem Thüringer Wald aus ganz normalen Weiden, das ist dort einfch eine Wiesenblume (auch wenn diese Wiesen natürlich magerer sein dürften als der Leipziger Auenlehm).
Egal, es ist zumindest nicht ganz trivial, ein paar Hundert Quadratmeter Land in der Stadt wieder in die ursprüngliche Wiese zu verwandeln, die sie vor hundert Jahren einmal war.

Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

Verfasst: 29. Nov 2017, 00:02
von Gartenplaner
Waldmeisterin hat geschrieben: 28. Nov 2017, 23:05
das habe ich auch schon gemacht. Hat nur bedingt geklappt.
Ich hab's mit Hieracium aurantiacum versucht. Ich liebe die, die wachsen hier in der Gegend auch, aber natürlicherweise nur da, wo's etwas bergiger wird. Ich habe kräftige Pflanzen gesetzt, die sang- und klanglos untergegangen sind. Margeriten wachsen hier auch, aber ich wollte den Bestand durch Nachpflanzen etwas pimpen. Naja, sie wachsen hier immer noch, aber es sind genauso viele wie zuvor.
Aber eigentlich ist das ja alles Florenverfälschung. Ich will ja wissen, was auf ganz natürlichem Weg meine Wiese aufwertet und nicht das pflanzen, was ich als natürlich betrachte :-\


Hieracium aurantiacum hat sich bei mir von selbst im regelmäßig gemähten und nie gedüngten "großen Rasen" angesiedelt, Gleiches im Nachbarort im Rasen bei meiner Großtante.
Ich hab diesen Herbst Teilstücke in die 2x-Mahdwiese verpflanzt, könnte mir aber vorstellen, dass die hochwerdenden Gräser der nur 2x gemähten Wiese zuviel Konkurrenz für diese Pflanze bedeuten könnten, ich werde es beobachten.

Da dein Boden städtisch ist, kann schon alles mögliche damit passiert sein - Austausch, Aufschüttung, Mischung mit alkalischem Betonschutt usw., was es schwierig macht, von Wiesenpflanzen aus der näheren Umgebung darauf zu schließen, was bei dir gut gedeiht.
Ich würde da auch nicht von "Florenverfälschung" schreiben - es ist als erstes ein Garten, keine freie, unberührte Natur und du kannst bedenkenlos pflanzen, was du schön findest und worauf du Lust hast - wenn es sich bei dir wohl fühlt.

Und als zweites würde ich vom Boden ausgehen.
Da auch in der Landschaft der Boden nicht hunderte Kilometer weit komplett gleich ist, kannst du bestimmt in näherer oder fernerer Landschaft Pflanzengesellschaften finden, die auf einem deinem Boden ähnlichen Standort wachsen und an denen du dich inspirieren kannst für deine Wiese.
Oder du musst dir für verschiedene Bereiche deiner Wiese unterschiedliche Pflanzengesellschaften zusammenstellen, was ich mir sehr interessant vorstelle.
Ich hab das in ganz klein, weil ich die Zufahrt zum Garten als Schotterrasen anlegen liess und darauf eine Schotterrasensaatmischung säte.
All diese Trockenheits-Mager-Liebhaber würden in meiner restlichen Wiese niemals wachsen können.

Schluß und endlich kannst du noch zusätzlich Elfenkrokusse, Camassien, Wasauchimmersonstnochnichteinheimisches noch extra in deine Wiese pflanzen, wenn es dir gefällt und es dort wächst :D

Es gibt ja unterschiedliche Mischungen, von Feuchtwiese, Fettwiese, Universalmischung über Halbtrockenwiese bis Magerrasen, nochmal unterschieden in Kalkmagerrasen, Magerrasen auf Sand und auf saurem Boden je nach Anbieter.

Interessant wäre, zu sehen, was neben den Margeriten (die manchmal ziemlich zickig und unberechenbar sein können ;)) sonst als häufig vertretene Gräser und Blütenpflanzen schon jetzt in deiner Wiese sind, sie könnten Hinweise auf Bodenzusammensetzung und Feuchtigkeit geben.

Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

Verfasst: 29. Nov 2017, 00:10
von Gartenplaner
Waldmeisterin hat geschrieben: 28. Nov 2017, 22:30
Das mache ich mit meiner Wiese seit zehn Jahren, zweimal im Jahr mähen, das Heu wird verschenkt.... Vor zwei Jahren habe ich nach Bauarbeiten mal eine Blumenwiesenmischung (von Syringa, nicht von A..i) auf die aufgerissenen Stellen verteilt, es sieht nicht so aus, als ob sich von der auch nur einzelne Arten etablieren könnten.
...

Ich hab das erste Mal Samen in der Wiese verstreut so um 2000 rum, da kam nix.
Dann wurde sie einmal im Jahr gemäht und so um 2008 rum fingen aus den Rändern, den Hecken und Gebüschen zu den Nachbarn, Blumen an, langsam "einzuwandern".
Da versuchte ich auch wieder Ansaaten und ab dem Zeitpunkt gab es auch erste Erfolge.
Hast du 2015 im Herbst gesät?
Herbst finde ich übrigens auch einen sehr guten Zeitpunkt, viele Wiesenblumen brauchen eine Kälteperiode, ehe sie keimen können und man kann von der Feuchtigkeit des Herbstes und Winters profitieren.
Viele Wiesenblumen bilden im ersten Jahr nur eine Blattrosette und eine erste Blüte kommt zaghaft im 2. Jahr - vielleicht kommt nächstes Jahr noch was bei dir.
Die 10 Jahre mit zweifacher Mahd sind meinem Empfinden nach eigentlich schon eine sehr gute "Vorbereitung", ich würd an deiner Stelle es weiter mit Ansaaten ausprobieren.

Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

Verfasst: 29. Nov 2017, 13:31
von Mediterraneus
partisaneng hat geschrieben: 28. Nov 2017, 23:41
Kann ja mal ein Fleck sein der nackig ist, da lässt sich dann was neues einbringen. Kannst Dir aber auch einen Maulwurf leisten der solche Flächen auch ganz gut hinbekommt.
Wenn es größer sein soll auch mal eine Wildsau.

Ideal soll ein wenig Oberboden von einer Wiese sein die die gewünschte Vegetation zeigt. Maulwurfserde?


Ja, genau. Die vorhandene Wiese einfach etwas "stören".
Alte Maulwurfshaufen können gut als Starterkit für neue Blumen dienen. Einfach da was reinpflanzen (oder säen).
Ich habe auch zusätzlich den Wiesensoden untergegraben und für offene Inseln gesorgt. Da rein hab ich dann Wildblumen gesetzt. Sie haben dann den Gräsern gegenüber einen Vorsprung. Klappt prima mit Himmelschlüsseln und Margeriten. Ebenso mit Flockenblumen.
Die Samenstände unbedingt stehen lassen bis Spätsommer. Und nicht Mulchmähen!

Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalte Margeriten?

Verfasst: 29. Nov 2017, 17:17
von Waldmeisterin
erst mal vielen Dank für eure ausführlichen Antworten, dabei will ich doch gar nicht diesen Thread an mich reißen ;)
Zunächst also eine kurze Bestandsaufnahme. Als Leitarten in der Wiese würde ich zusammenfassen: Glatthafer und Knauelgras, dazu Scharfer Hahnenfuß, Bärenklau, Margerite, Rotklee, Labkraut, Sauerampfer. Quasi ein typisches Arrhenateretum elatioris ;)
Dazu muss gesagt werden, dass unser Vorbesitzer hier eine Art innerstädtischer Landwirtschaft betrieben hat und so auch regelmäßig Schweinegülle aufbrachte. Das ist aber schon 25 Jahre her. In weiten teilen ist die Erde schöne fruchtbare Erde, nicht zu lehmig, aber gut wasserhaltend.
An manchen Stellen aber ist jedoch deutlich sichtbar, dass da der Boden anders ist, weil die Wiese dort viel schütterer ist. Unter diesen Stellen fand ich tatsächlich alte Fundament/Schutt. Interessante Idee, diese Bereiche separat zu "kultivieren"..
Meine Idee war genau die, durch die Wiesenblumeneinsaat an der gestörten Fläche eine Art Vorrat an Wiesenblumen für den Rest der Wiese zu schaffen. Und ja, das war im Herbst 2015, vielleicht bin ich da einfach zu ungeduldig.
Da ich weder Wildschweine noch Wühlmäuse und Maulwürfe im Garten habe, werde ich also einfach mal künstliche Störzonen schaffen und dort pflanzen bzw. sähen. Seltsamerweise (und das habe ich in Natura noch nie so gesehen) wächst hier sehr viel Moos in der Wiese, an manchen Stellen sieht das aus, als bedränge das Moos das Gras. Müsste ich mal bestimmen, ich hab es bisher einfach als Eurynchium abgehakt. Was will mir meine Wiese damit sagen ???
Jedenfalls könnte ich mal einen Großkampftag Moosbekämpfung ansetzen, dann habe ich jede Menge gestörter Stellen in der Wiese.
Ach ja, Gartenplaner, das mit dem Hieracium werde ich mal ausprobieren und werde ein paar Pflanzen in meinen "Rasen", naja, öfter als zweimal pro Jahr gemähte Grasfläche anzusiedeln versuchen, danke für den Hinweis :D


Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

Verfasst: 29. Nov 2017, 17:27
von Staudo
Es ist vollkommen normal, dass auf kurzen, nährstoffarmen Wiesen um diese Jahreszeit Moos wächst.