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Frage zu Glyphosat (Gelesen 797685 mal)

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thuja thujon
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Re: Frage zu Glyphosat

thuja thujon » Antwort #4590 am:

Für Sri Lanka mag das durchaus eine mittlere Katastrophe sein.
In Deutschland sind wir reich genug, könnten es uns also leisten wenn wir unseren Ernährungsplan umstellen.
Es gäbe dann halt das auf den Tellern was es gibt, nicht pestizidfrei, aber Bio und im ein oder anderen Fall nicht unbedingt das was man gerade essen möchte.

Egal, der politische Einfluss ist noch so groß, das man sicherlich auch mit dem ein oder anderen Land ein Abkommen aushandeln könnte, das sie für uns Nahrungsmittel produzieren. Man müsste ihnen die Abnahme garantieren, für den Weltmarkt rentiert es sich nicht, mit so hohen Standards zu produzieren. Sieht man ja jetzt schon bei uns.
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thuja thujon
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Re: Frage zu Glyphosat

thuja thujon » Antwort #4591 am:

Es passt auch zur Geschichte von Dänemark.
Die haben auch zurückgerudert nachdem durch Düngereinsparung der Weizen noch nicht mal so recht als Viehfutter taugte.
https://www.agrarheute.com/pflanze/getreide/weizen-84-prozent-protein-daenen-duerfen-mehr-duengen-517944

Wenn man konsequent kein Pflanzenschutz und möglichst wenig Dünger möchte, müsste man deutlich mehr Fleisch essen. Wiesen muss man nicht so extrem düngen und Pflanzenschutz brauchen sie praktisch fast keinen. Das Gras können Tiere verwerten, welche somit über ihr Fleisch die Kalorien des Grases für die menschliche Ernährung zur Verfügung stellen.
Es gäbe dann halt aber auch kein Argentinisches Rindersteak, GVO-Soja usw sollte ja auch tabu sein.
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Gartenplaner
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Re: Frage zu Glyphosat

Gartenplaner » Antwort #4592 am:

Nox hat geschrieben: 5. Dez 2021, 10:33
Was passieren kann, wenn ein Land 100 % bio werden will:
Reportage zu Sri Lanka, wo Pestizide, Herbizide und mineralische Dünger verboten wurden:
Die Erträge im Reisanbau sind um 43 % zurückgegangen,
Im August wurde der Versorgungsnotstand ausgerufen, mit Rationalisierungen und Zuteilung von Grundnahrungsmitteln,
der Preis der Bohnen hat sich vervierfacht und der von Gemüse und Obst hat sich verdoppelt.
Jetzt rudern sie wieder zurück.

Link in französisch, ich hab' keinen Bericht dazu in meinen deutschsprachigen Nachrichten gefunden.
https://www.ouest-france.fr/monde/sri-lanka/reportage-le-sri-lanka-renonce-a-interdire-les-engrais-face-a-la-crise-alimentaire-6f4be2ac-48a2-11ec-8077-d5a3bbe4241e

Ich finde es gewagt, eine Beurteilung über 100% Bio zu wagen anhand dieses Beispiels - im Mai dieses Jahres entscheidet der Präsident einfach mal, dass kein mineralischer Dünger und keine Pestizide mehr eingeführt werden dürfen.

Wie der Artikel auch hervorhebt "...Une transition non préparée...", also ein völlig unvorbereiteter Wechsel, "...la production d’engrais organiques est loin d’être suffisante pour les besoins nationaux..." es gibt bei weitem nicht genug Produktion an organischem Dünger, um von jetzt auf gleich die nationale Düngerversorgung - 90% traditioneller Ackerbau - sicherzustellen, das war absoluter Murks.
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Re: Frage zu Glyphosat

Bristlecone » Antwort #4593 am:

Mal zurück zum Glyphosat:
Die Konsultationsphase zum weiteren Zulassungsverfahren für Glyphosat als PSM in der EU ist seit Ende November abgeschlossen: https://echa.europa.eu/hot-topics/glyphosate
Bis dahin konnten Einwände und Anmerkungen zum Bericht eingereicht werden.
Es gab 416 Einreichungen, die meisten davon aus Argentinien (144), gefolgt von Frankreich (125).
Jetzt wird das Komittee für Risikobewertung (RAC) der EU eine Stellungnahme erarbeiten, die bis Jahresmitte vorliegen soll.
Danach ist - nach Berücksichtigung von Stellungnahmen - die Europäische Lebensmittelbhörde EFSA dran ihre Bewertung vorzulegen, wenn's klappt, bis Jahresende 2022, und eine Empfehlung aussprechen, an die sich die EU-Kommission in aller Regel hält.
Dann sind die Mitgliedsländer dran, bei einem Treffen der Fachminister ihre Entscheidung zu treffen.
.
Es dürfte nicht schwer sein zu prognostizieren, wie die voraussichtliche deutsche Umweltministerin unabhängig von Genehmigungsantrag, dessen Bearbeitung durch die Fachbehörden der drei beteiligten EU-Länder, der Entscheidung von RAC, EFSA und EU-Kommission entscheiden wird. 8)

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Staudo
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Re: Frage zu Glyphosat

Staudo » Antwort #4594 am:

In einer Sackgasse lässt sich schlecht wenden.
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Re: Frage zu Glyphosat

Bristlecone » Antwort #4595 am:

In einer Sackgasse schon. Spätestens wenn der Wendehammer kommt. ;D
Aber nicht in einer Einbahnstraße.
Lerchenzorn hat gerade in einem anderen Thread beschrieben, dass moderne Landwirtschaft an Flächennutzung nimmt, was irgend möglich ist, wenn es Gewinn bringt. Daran ändert das Verbot einzelner (oder auch aller) PSM nichts.
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thuja thujon
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Re: Frage zu Glyphosat

thuja thujon » Antwort #4596 am:

Ist doch klar.
Auch Arbeitnehmer machen Jobs, wenn sie bezahlt werden. Daran ändert neue Arbeitskleidung nichts.
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Re: Frage zu Glyphosat

Starking007 » Antwort #4597 am:

Ich hab Angst vor den Alternativen, die zwangsläufig angewandt werden.

Die jetzige Landwirtsschaft macht das,
was die bisherige Politik gefördert hat,
und diese haben "wir" gewählt.

aus agrarheute:
"...übertraf das durchschnittliche Einkommen der Öko-Testbetriebe das Einkommen der konventionellen Vergleichsbetriebe um rund ......36 Prozent...."

Scheint also auch anders zu gehen.
Gruß Arthur
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Re: Frage zu Glyphosat

thuja thujon » Antwort #4598 am:

Angst ist nicht gut.

Angst vor den Alternativen weltweit oder nur in D?
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Natternkopf
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Re: Frage zu Glyphosat

Natternkopf » Antwort #4599 am:

Ist vermutlich eine Redewendung mit der Angst.

Sonst bin ich mit den obigen Einschätzungen einig. :D
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Re: Frage zu Glyphosat

Nox » Antwort #4600 am:

Ich glaube, bei der Diskussion um bio und Verbote macht man sich wie so oft nicht über die Konsequenzen Gedanken. Solange bio nur einen Bruchteil der Produktion ausmacht und von einem kleinen, sehr umweltbewussten und besser gestellten Kundenkreis gekauft wird, ist alles gut.

Das einfach auf 100 % zu extrapolieren ist das Problem. Als kleiner besser gestellter Kunde lege ich jetzt mal die Füsse entspannt hoch und warte, was passiert.
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Re: Frage zu Glyphosat

thuja thujon » Antwort #4601 am:

Ich glaube bei der Diskussion wird vieles zusammengeschmissen, was nicht zusammen gehört.
Glyphosatverbot macht noch kein Herbizidfrei, PSM-Verbot hat mit Bio nichts zu tun. Wenn man Krankheiten und Schädlinge nicht mehr behandeln kann, stellt das auch Bio vor bisher ungelöste Probleme. Gespritzt macht noch kein giftig. Der Intensiv geführte Bio-Möhrenacker macht noch keine Naturschutzfläche.
Schlussendlich gehts um den Fußabdruck den die notwendigen Mahlzeiten am Tag hinterlassen. Da ist weder industriell noch Bio auf dem richtigen Weg. Vernünftige Betriebe kombinieren die Vorteile aus beidem und oktruieren sich nicht die Nachteile der Systeme auf.

Ich lehne mich auch mal zurück und freue mich über mehr Geld auf meinem Konto, wenn Glyphosat verboten ist. Ich bekomme dann meinen Anteil an den Alternativen.
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Re: Frage zu Glyphosat

dmks » Antwort #4602 am:

Bristlecone hat geschrieben: 6. Dez 2021, 09:12
gerade in einem anderen Thread beschrieben, dass moderne Landwirtschaft an Flächennutzung nimmt, was irgend möglich ist, wenn es Gewinn bringt. Daran ändert das Verbot einzelner (oder auch aller) PSM nichts.


Es ist doch jetzt nicht wirklich ungewöhnlich, daß Landwirte Flächen bearbeiten 8) oder? Und selbst mal ohne Gewinn gedacht: Jeder Quadratmeter Fläche kostet jedes Jahr und Tag Geld: Steuern, Abgaben (Straßenreinigung, Grabenverband, Berufsgenossenschaft...), oder auch Geldstrafen wenn nicht bearbeitet wird!
Und ich rede hier nur von Grünland!

Jeder Fußballverein bezahlt für ein oder ein paar Hektar einen Platzwart - der Landwirt steht mitunter für mehrere hundert Hektar alleine da! Wie soll das ohne PSM gehen???
Ich selbst bin für etwa 3 Hektar verantwortlich, leiste mir viel Handarbeit, und lege Gehölzpflanzungen...eine Mischung aus Hobby und Nebenerwerb. Aber völlig ohne PSM oder Düngemittel wäre der aus den Flächen entstehende "Gewinn" von knapp 2,30€ Stundenlohn übers Jahr nicht zu erzielen!
Heute war gut!
Morgen - sehen wir dann.
Bristlecone

Re: Frage zu Glyphosat

Bristlecone » Antwort #4603 am:

Der mit Karate spritzt: Das bestreite ich ja gar nicht. ;)
Aber dass hier buchstäblich jeder Quadratmeter bis zum Rand genutzt wird, ohne Baum, ohne Feldrain, ohne Knick, ohne auch nur einen Meter unbeackerte Fläche zum Nachbarn, oft bis in den Unterbau der Fewldwege, und vom Abstand zu Gewässern reden wir lieber nicht.
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Staudo
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Re: Frage zu Glyphosat

Staudo » Antwort #4604 am:

Das sind wir uns sicher einig. ;) Auch wenn man seine Fläche optimal nutzen will, heißt das noch lange nicht, Teile von fremden Flurstücken umzupflügen.
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