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Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit? (Gelesen 23312 mal)

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Paulownia
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Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?

Paulownia » Antwort #60 am:

So abwegig finde ich Lehm seinen Vorschlag gar nicht.In meinem Fall, dadurch dass ich den alten Hang wieder herrichte, besteht ein starkes Interesse hier im Dorf.Jeder hatte hier schon seine Erlebnisse mit ihm. Sei es als Kind, als Jugendlicher oder das liebenswerte Omchen, das dort schon immer Äpfel gesammelt hat.Ich finde es gut wie die Bevölkerung sich mit dem kleinen Stück Land identifiziert. Und ich habe ihnen versprochen, wenn er denn nun mal fertig wird, den Anwohnern zugänglich zu machen. Ich finde es auch immer wieder schön, Geschichten von diesem Stück Land zu hören.Neulich war ich bei einem Forumsmitglied und haben diesen Garten bestaunt. Er ist so wunderschön, dass es schade wäre wenn die Besitzerin ihn nicht anderen zeigen wollte. Sicher geht das Ganze nur ab einer gewissen Größe und regulierendem Eingreifen seitens des Gartenbesitzers. Ein kleiner Hausgarten könnte das gar nicht kompensieren.
LG Margrit
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Wolfgang
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Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?

Wolfgang » Antwort #61 am:

Was bringt das Gärtnern (ich vermute, es ist gemeint: im Privatgarten) der Allgemeinheit?Viel.Umweltpolitisch: Die Artenvielfalt ist in städtischen Gärten im Schnitt größer als in Naturschutzgebieten, Wald- und anderen Freiflächen und schon gar in der Landwirtschaft. Und Immobilienbesitzer gehen im Schnitt pfleglicher mit ihren Häusern und Gärten um als Mieter und Nutzer und sorgen für Nachhaltigkeit und Werterhaltung. Sie geben in der Tendenz mehr Geld für Erhaltungsinvestitionen als für Konsum aus.Wirtschaftspolitisch: An Gärten wird zuletzt gespart. Der Boom von Bau- und Gartenmärkten wie auch von gartenartikelanbietenden Discountern bringt Arbeitsplätze in Produktion, Distribution und Verkauf, der Boom von Gartenfestivals freut Autohersteller und Tankstellenpächter. Ein Haus bedeutet in der Regel einen Anreiz zur Arbeit. Hausbesitzer sind weniger schnell und weniger lang arbeitslos.Nur demokratiepolitisch sind Gärten zwiespältig, denn sie kosten die Zeit, die Parteipolitiker, Gewerkschafter, Ostermarschierer und andere gern anders verbracht sehen möchten, nämlich diskutierend in Versammlungen und Parlamenten oder trillernd auf der Straße.Insofern sind Gärten einerseits politisch nützlich, andererseits politikavers. Ich kenne eine MdB, die zwei Gärten hat, und das nur, weil sie sie nicht selbst pflegt.Die Voraussetzung für die politische Effizienz eines Gartens ist übrigens der strikte Schutz privaten Eigentums, der im Übrigen in allen grundlegenden Gesetzen von den Zehn Geboten bis zu den Verfassungen der Industrieländer verankert ist.Pimpinellas Beispiel von ganz am Anfang kann man auch anders sehen: Da haben sich Leute fremden Eigentums bemächtigt und widerrechtlich einen Garten gepflanzt. Sie können froh sein, dass von ihnen nicht verlangt wird, das Land in den ursprünglichen Zustand zu versetzen, wie jeder Mieter, der für die Nutzung fremden Eigentums noch monatlich Geld bezahlen muss. Oder dass sie rückwirkend Pacht aufgebrummt kriegen.
Lehm

Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?

Lehm » Antwort #62 am:

freut Autohersteller und Tankstellenpächter. Ein Haus bedeutet in der Regel einen Anreiz zur Arbeit. Hausbesitzer sind weniger schnell und weniger lang arbeitslos.
Ach, immer und überall dieser Bürgerblick mit Rechtsdrall. Autoverkehr mag (noch) dem BSP nützen, die Umwelt leidet drunter, grad der Abholverkehr in den Gartencentern auf dem Lande schadet der Allgemeinheit mittelfristig, und die Tropenpflanzenproduktion unter hohem Pestizideinsatz schadet afrikanischen Ländern schon heute. Haubesitzer sind zudem halt meist in sog. höheren Berufen erwerbstätig, wo man nicht einfach auf die Strasse gestellt wird, und wenn, gibts wenigstens eine lukrative Abfindung. Mit Arbeitswille hat das wenig zu tun.
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fars
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Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?

fars » Antwort #63 am:

Du hast, Lehm, die umweltzerstörerischen Begleiteffekte der Einfamilienhäuser vergessen:- Zersiedlung- Materialverschwendung- Bedarfsweckung nach Luxusgütern- Infrastrukturerfordernisseum nur einige zu nennen.
Lehm

Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?

Lehm » Antwort #64 am:

Stimmt.Nur decken Häuser ein Grundbedürfnis ab, Gärten sind demgegenüber Luxus.
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fars
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Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?

fars » Antwort #65 am:

Alles außer eine Mietkaserne ist Luxus.
Lehm

Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?

Lehm » Antwort #66 am:

Stimmt schon wieder.Dann eben Mietskaserne.
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fars
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Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?

fars » Antwort #67 am:

Zurück zu etwas ernsthafteren Betrachtungen:
Die Artenvielfalt ist in städtischen Gärten im Schnitt größer als in Naturschutzgebieten, Wald- und anderen Freiflächen und schon gar in der Landwirtschaft.
Das sehen Naturschützer mit durchaus gemischten Gefühlen. Die importierte Artenvielfalt verfälscht durch Hybridisierung zunehmend die einheimische Flora.
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thomas
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Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?

thomas » Antwort #68 am:

Kaum macht man etwas richtig, klappt es auch.
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bernerrose
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Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?

bernerrose » Antwort #69 am:

Interessantes Thema, Pimpinella!Habe längst noch nicht alles gelesen, werde das aber in einer Woche nachholen.Bin wieder hoch-Garten-motiviert, nach unserer Gartenreise nach England.So longcheerio bernerrose
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Wolfgang
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Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?

Wolfgang » Antwort #70 am:

Die Artenvielfalt ist in städtischen Gärten im Schnitt größer als in Naturschutzgebieten, Wald- und anderen Freiflächen und schon gar in der Landwirtschaft.
Das sehen Naturschützer mit durchaus gemischten Gefühlen. Die importierte Artenvielfalt verfälscht durch Hybridisierung zunehmend die einheimische Flora.
Das habe ich nicht gemeint. Naturschützer wie der BUND haben feststellen müssen, dass Privatgärten eine artenreichere Fauna beherbergen. Die Importflora schadet weit weniger, als Hausgärten nützen.Mietskasernen sind übrigens sozialschädlich, umweltbelastend und extrem teuer. Sozialer Wohnungsbau ist die wirtschaftlich aufwendigste Wohnform überhaupt, vom Bau über die Instandhaltung bis hin zu Begleitproblemen wie Gettobildung und Kriminalität.Einfamilienhäuser sind in der Tat zersiedelungsrelevant. Das ist aber zunächst das Problem der Stadtplaner, nicht der Bauherren und -frauen.In der Gesamtabwägung sind sie aber immer noch die umweltfreundlichste Art des Bauens und - darum geht es hier - die dadurch entstehenden Gärten politisch ambivalent, aber sozial angenehmer als Mietskasernenödland und selbst noch als Gemeinschaftsbesitz, siehe Paulownia.Datschen, Thomas, vielen Dank für den Hinweis. Ein Paradebeispiel für die Flucht ins Private bei zu viel staatlichem Druck. Eine Bewegung, die auf Umweltschutz pfiff und trotzdem viel dafür getan hat. Nördlich von Spremberg, dem Geburtsort Erwin Strittmatters, an der nach dem Ort benannten Talsprere, kämpfen Datschenbesitzer, die sich auf ihren Parzellen niedergelassen und schöne Gärten gepflanzt haben, jetzt wieder gegen abbruchwütige Behörden.
Lehm

Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?

Lehm » Antwort #71 am:

Jeder, der Land für sich privat beansprucht, entzieht es der Allgemeinheit. Auf einem grösseren Villengrundstück können ohne weiteres 20 Familien in einer Mietskaserne wohnen. Wenn die dann alle einzeln in Einfamilienhäuser umziehen, braucht das viel mehr Land, und nein, das ist nicht das Problem der Stadtplaner, sondern der Nachfrager, uns allen also.
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Wolfgang
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Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?

Wolfgang » Antwort #72 am:

Das ist hier, abgesehen davon, dass kein Halbsatz stimmt, nicht das Thema.
Lehm

Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?

Lehm » Antwort #73 am:

Fand ich auch, aber wenn du sowas schreibst, lass ich das nicht unkommentiert stehen.
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wallu
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Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?

wallu » Antwort #74 am:

Ich weiß nicht, ob deser Aspekt schon berücksichtigt worden ist (habe mich nicht durch die ganzen Seiten hier gelesen):Unser Garten liegt eher abseits, aber besonders am Wochenende verirren sich z.B. Eifelwanderer in unsere kleine Straße. Die stehen dann oft ganz fasziniert am Zaun und betrachten unsere Blütenpracht (in aller Unbescheidenheit: Ist je nach Jahreszeit wirklich sehenswert!).Ein schöner Garten kann also die Allgemeinheit erfreuen und ist nicht nur was für den Gärtner.
Viele Grüße aus der Rureifel
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