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ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen (Gelesen 124026 mal)
Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Vor ca. 100 Jahren wurde im hiesigen Forst ein kleiner Esskastanienwald angelegt, der bis auf Einzelexemplare um 1980 abgeholzt wurde. Seit einigen Jahren tauchen im Wald und auch in einigen hundert Meter Entfernung Esskastaniensämlinge auf. Ein zweijähriger Winzling, der besonders schön steht, bekam dieser Tage von mir ein Drahtkorsett gegen Nager und Rehe.

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Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Für mich sind Sämlinge von Lorbeerkirsche in Gärten ein ganz alltägliches Phänomen. Durchaus auch in Größen über 50 cm. Fernab von Gartenflächen kann man sie hier nur sehr viel seltener beobachten.Allerdings beziehen sich meine Erfahrungen besonders auf das hannoversche Stadtgebiet, sind also vielleicht gegenüber dem Umland klimatisch etwas geschönt.Man muss natürlich bedenken dass auch andere Faktoren eine Rolle spielen. Ich habe zum Beispiel den Eindruck, dass die ausgeglichneren Feuchteverhältnisse in Rindenmulchdecken die Keimung von Prunus laurocerasus , und anderen Gehölzen ziemlich begünstigen.
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Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Alle Kirschlorbeerpflanzen, die in unserem Garten wachsen (das waren mal mehr als 10, gegenwärtig sind es noch ca. 5), sind Sämlinge aus den hiesigen Wäldern. Allerdings aus einer Höhe von ca. 900m, locker bewachsen mit Fichten. Dort gibts keine Wintersonne, deshalb auch kein Problem mit braunen Blättern. Es wachsen nach wie vor viele dort, die Vögel scheinen sie zu verbreiten, ausgehend von einem Garten am Waldrand.
"Ich glaube, viele von uns haben ihre Heimat längst verloren, denn sie haben sie in der Kindheit gelassen, in den staubigen Straßen und an den sonnigen Tagen, als die Welt noch gut war, weil wir nur die Fassade sahen und zu klein waren, die Türen zu öffnen."
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Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Mir ist aufgefallen, dass ich gerade den den letzten beiden Wintern ungewöhnlich viele Gehölzsämlinge verschiedenster Arten (neben Cotoneaster, Ilex, Efeu auch Euonymus alatus, Hamamelis und sogar Hydrangea serrata) gefunden habe.Das sollte der These der vom Klimawandel erleichteten Verbreitung von Gartenflüchtlingen eigentlich wiedersprechen. Eine plausible Erklärung habe ich dafür jedoch nicht.Aber das Beispiel von Hydrangeasämlingen, die das erste Jahr nur unter einer Laubdecke überlebt haben, zeigt für mich, dass Natur hier sicher Auslese betreibt. Die überlebenden Sämlinge von Gartenpflanzen in der freien Natur werden sicher oft härter als ihre Eltern sein.
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Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Hier taucht der Götterbaum in großen Teilen der Kiefernforste als Sämling auf, weit abseits der Städte. Winzige Keimlinge, die schnell wieder absterben - bis einmal ein paar die Anpassung geschafft haben?
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Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Die Kirschlorbeersämlinge hier gibts aber schon seit ca. 22 Jahren
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"Ich glaube, viele von uns haben ihre Heimat längst verloren, denn sie haben sie in der Kindheit gelassen, in den staubigen Straßen und an den sonnigen Tagen, als die Welt noch gut war, weil wir nur die Fassade sahen und zu klein waren, die Türen zu öffnen."
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Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Als eingebürgert gilt eine Pflanze erst dann, wenn sie ohne weitere gezielte Einwirkung mindestens in zweiter Generation vorkommt, die Sämlinge also ihrerseits fertile Samen hervorgebracht haben, die gekeimt und herangewachsen sind.Das dürfte bei Kirschlorbeer nicht der Fall sein, oder?Die Kirschlorbeersämlinge hier gibts aber schon seit ca. 22 Jahren.
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Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Ich bezog es auf die letzten beiden Winter, die Troll als besonders gehölzsämlingsträchtig erlebt hat, hätte wohl besser ein Zitat dazugestellt.Als heimisch würde ich den Kirschlorbeer nicht betrachten, nein.
"Ich glaube, viele von uns haben ihre Heimat längst verloren, denn sie haben sie in der Kindheit gelassen, in den staubigen Straßen und an den sonnigen Tagen, als die Welt noch gut war, weil wir nur die Fassade sahen und zu klein waren, die Türen zu öffnen."
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Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
So unwahrscheinlich dürfte dies in Zukunft jedoch nicht sein. Wir haben hier in einem nahegelegenen Waldstück Thuja occidentalis, die vermutlich um das Jahr 1900 herum angepflanzt sein dürften und die regelmäßig Nachkommen produzieren.Ein Kirschlorbeer, der sich nach Extremwintern einmal etabliert hat, wird irgendwann auch fruchten.Als eingebürgert gilt eine Pflanze erst dann, wenn sie ohne weitere gezielte Einwirkung mindestens in zweiter Generation vorkommt, die Sämlinge also ihrerseits fertile Samen hervorgebracht haben, die gekeimt und herangewachsen sind.Das dürfte bei Kirschlorbeer nicht der Fall sein, oder?Die Kirschlorbeersämlinge hier gibts aber schon seit ca. 22 Jahren.
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Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Vermehren sich die Thuja durch Saat oder machen die Schleppen?Bei Thuja occidentalis fände ich eine Einbürgerung nicht so verwunderlich: Die Art ist erst in einer der letzten (oder der letzten) Eiszeit ausgestorben und kommt heute in Nordamerika in Gebieten vor, die klimatisch nicht so verschieden von manchen Gebieten Mitteleuropas sind.
Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Sind wirklich Sämlinge. Habe selbst schon welche ausgebuddelt
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Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Toll, lerchenzorn. DankeBrauchbare Schlüssel für die in D verwilderten Cotoneaster-Arten sind zum Beispiel diese:offene-naturfuehrer.de

Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Obwohl ich mich gerade bei Cotoneaster frage, wie groß die Variationen im Erscheinungsbild von Sämlingen sind oder ob sie nicht doch gerne hybridisieren.

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Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Gut zusammengefasst sind die Kriterien für die Etablierung von Neophyten z.B. hier, einschließlich besonderer Fälle.(Deshalb finden es Freiland-Botaniker immer so wichtig, das erste Auftauchen einer Pflanze gut festzuhalten.
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Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Auf dem Berliner Mauerstreifen standen auch fruchtende Bäume , die Sämlinge stehen jetzt hierVor ca. 100 Jahren wurde im hiesigen Forst ein kleiner Esskastanienwald angelegt, der bis auf Einzelexemplare um 1980 abgeholzt wurde. Seit einigen Jahren tauchen im Wald und auch in einigen hundert Meter Entfernung Esskastaniensämlinge auf. Ein zweijähriger Winzling, der besonders schön steht, bekam dieser Tage von mir ein Drahtkorsett gegen Nager und Rehe.![]()

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