Und worin besteht der?Ich behaupte: es ist ein deutlicher qualitativer Unterschied, ob meine Gartenvision hier und jetzt im Schweizer Mittelland ein Stück Heidelandschaft, eine isländische Basaltwüste oder eine Schweizer Kulturlandschaft des beginnenden 20. Jahrhunderts ist.
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Ein Stück Natur als Ziergarten (Gelesen 12422 mal)
Re:Ein Stück Natur als Ziergarten
Re:Ein Stück Natur als Ziergarten
Da frag ich mich doch glatt wie der Bachlauf abgedichtet ist - mit einer Oekobilanz (Folie, Strom, Wasser...) will ich jetzt gar nicht erst anfangen - die meisten kuenstlichen Baeche werden nachts wohl ausgeschaltet - welche Tiere, die es sonst schwer haben, sollen denn davon profitieren?Versiegelte Erde ist kein Gewinn unter Natur-und Umweltgesichtspunkten. Ich denke, ein Garten ist um so "natürlicher", je mehr Tiere er beherbergen kann. Und da wäre der Bachlauf klar im Vorteil, vor allem, weil er Tiere beherbergen kann, die es in freier Wildbahn inzwischen schwer haben.Natur im Garten ist eine Widerspruch - ein modischer kuenstlicher Bach unnatuerlicher als eine Plattenflaeche - auch wenn es vielleicht netter aussieht."

Re:Ein Stück Natur als Ziergarten
Es bleibt bei der unklaren Definition, was "Natur" ist. Hier wird stets so getan, als sei die "Natur" ein Idealzustand. Ist sie aber nicht. Es gibt artenreiche sowie artenarme Naturstandorte. Jedes Biotop, und der Ziergarten ist eins, bildet seien eigenen Artenbestand aufgrund gegebener Faktoren. Was manchem Gärtner womöglich vorschwebt, ist die Kopie eines Naturbildes, das er als schön und artenreich oder artengerecht empfindet. Und da gehen eben die Ansichten und Geschmäcker auseinander.Mein Garten ist ein Sammelsurium aus einheimischen und importierten Pflanzen. Er ist gewiss kein "natürlicher" Garten. Denn das, was sich in Flora und Fauna jenseits der Dorfgrenze abspielt, sieht ganz anders aus und ist für mich absolut nicht erstrebenswert. Damit meine ich nicht die landwirtschaftlich genutzten Flächen.Dennoch ist mein Garten artenreich. Es mag die eine oder andere Art fehlen (z.B. weil ich die Brennnesseln ausreiße), aber die Tiere, die auf sie angewiesen sind, mögen 200 m weiterwandern und finden dann dort das, was sie benötigen.Wer in Stachus-Nähe oder in einer ausgedehnten Neubausiedlung eine Brennnesselenklave unterhält, schafft weder Naturnähe noch einen größeren Artenreichtum, produziert aber Krach mit den Nachbarn.
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Re:Ein Stück Natur als Ziergarten
Das ist genau das, was die Diskussion mit dir so anstrengend macht. Eben das hat keiner gesagt, höchstens vielleicht gart irgendwo.Hier wird stets so getan, als sei die "Natur" ein Idealzustand.
Re:Ein Stück Natur als Ziergarten
Das hat doch niemand bestritten?Dennoch ist mein Garten artenreich.
Ich kann's natürlich nicht beschwören, aber ich glaube nicht, daß Gart in seinem anfänglichen Beitrag nun gerade von Brennessel-Enklaven geträumt hatWer in Stachus-Nähe oder in einer ausgedehnten Neubausiedlung eine Brennnesselenklave unterhält...

Never wrestle with pigs. You both get dirty and the pig likes it. - ― George Bernard Shaw
Re:Ein Stück Natur als Ziergarten
Ich habe für mich tatsächlich einfach mal festgelegt, dass Natur in meinem Garten das ist, was ich wachsen lasse, also nicht extra anpflanze, pflege, oder rode. Daher ja der Widerspruch: Garten ist ja gerade gestaltete "Natur", also arangiert, geschnitten, usw. Konsequenterweise müsste man erst ein Stück seines Gartens roden und dann warten, was dort wächst (wie es maxPunkt angeregt hat). Es ist anzunehmen, dass dazu nicht nur einheimische Pflanzen der näheren Umgebung, sondern auch verschiedene gezüchtete Gartenpflanzen gehören. Natur im Garten ist daher eigentlich, wie es jemand oben definiert hat, lediglich der Verzicht auf bewusste Gestaltung und Pflege. Mit natürlicher Natur hat das nicht soo viel zu tun, aber immerhin etwas: nämlich, dass der Kraft der "Natur" freier Lauf gelassen wird, sich zu entfalten. Ein ganz und gar ungärtnerisches Anliegen, ich gebs zu, das mich aber fasziniert.
Re:Ein Stück Natur als Ziergarten
Da in Natur das Darwinsche Prinzip gilt ("survival of the fittest") ist nicht auszuschließen, dass dieses zur Verfügung gestellte Stückchen Garten eine Monokultur wird. Nur Brennnesseln z.B. oder Giersch pur.Aber wenn's frommtKonsequenterweise müsste man erst ein Stück seines Gartens roden und dann warten, was dort wächst (wie es maxPunkt angeregt hat). Es ist anzunehmen, dass dazu nicht nur einheimische Pflanzen der näheren Umgebung, sondern auch verschiedene gezüchtete Gartenpflanzen gehören.

Re:Ein Stück Natur als Ziergarten
Anfänglich schon. Nach einigen Jahren (!) stellt sich aber mehr und mehr Vielfalt ein. Natürlich ist die Versuchung gross, dem nachzuhelfen, es klappt aber meist von selbst, wenn das Stück nicht sehr klein ist. Irgendwann kommts ja dann aber zur Verbuschung. Dann muss man entscheiden, ob man die zulassen will. Wenn man sich dagegen entscheidet, greift man ein. Preisfrage: was ist dann mehr Natur? :PIn einem weiteren Sinn verstehe ich mein Anliegen allerdings auch so, dass nur die nötigsten Pflegemassnahmen ergriffen werden (eben etwa Brennnesselwüste oder Verbuschung verhindern). Auch das nicht einfach. Das Nachdenken über bewusstes Gestalten oder Gewährenlassen ist wohl jedem Gärtner bekannt. Die meisten entscheiden sich für die sichere Seite und Gestalten und Pflegen. Ich plädiere hier für das Abenteuer. Zurückhaltung. Das kann nach Jahren zu einem Erfolg führen, der einen stolzer machen kann als das Gedeihen sorgsam arrangierter Pflanzen aus dem Gartencenter.
Re:Ein Stück Natur als Ziergarten
Ist das so?Dann hätten ja Generationen von Gärtnern und Gartengestaltern am eigentlichen Glück vorbeigepflanzt.Das kann nach Jahren zu einem Erfolg führen, der einen stolzer machen kann als das Gedeihen sorgsam arrangierter Pflanzen aus dem Gartencenter.

Re:Ein Stück Natur als Ziergarten
Es kann so sein, wie geschrieben. Die meisten bevorzugen den schnellen und einfacheren Erfolg mit speziellen Zuchtpflanzen aus der Gärtnerei. Nix dagegen, aber das Anlegen einer Naturfläche ist eine Herausforderung, die mich reizt.
Re:Ein Stück Natur als Ziergarten
Das Gewährenlassen eine Herausforderung? An die Geduld, oder was?Ich hatte in einem größeren Teil meines Gartens "Natur pur". Hohe Pappeln und andere Bäume, am Boden Giersch, Brombeeren, Schöllkraut, Brennnesseln und...und ...und, sowie ausgesamte Gehölze. Dieses Biotop bestand seit etwa 40-50 Jahren. Ich fand es nicht sonderlich aufregend, sondern eher stink-langweilig und recht artenarm.aber das Anlegen einer Naturfläche ist eine Herausforderung, die mich reizt.
Re:Ein Stück Natur als Ziergarten
Geduld braucht es, und immer wieder den Entscheid, einzugreifen oder nicht. Der Zeithorizont mag ein Problem sein (ich hab erst 15 Jahre hinter mir), aber auch wenn so ein Projekt nach einigen Jahren abgebrochen wird, hat es Erkenntnisse gebracht. Es liegt wohl an meinem Chrakter, der lieber sieht, als glaubt. Habe ansonsten jedes Verständnis, dass das nicht jedermanns Sache sein kann.
Re:Ein Stück Natur als Ziergarten
Wenn man einen Ziergarten aus natürlicherweise in der Gegend vorkommenden Arten arrangieren will, ist das schon nicht nur Gewährenlassen.Das Gewährenlassen eine Herausforderung? An die Geduld, oder was?
Re:Ein Stück Natur als Ziergarten
Vollkommen richtig. Aber dann ist es wieder eine bewusste Gartengestaltung. Ob einheimische Gewächse (wäre auch noch zu klären, was dazu zählt) oder Kulturpflanzen bleibt sich gartentechnisch gleich.Wenn man einen Ziergarten aus natürlicherweise in der Gegend vorkommenden Arten arrangieren will, ist das schon nicht nur Gewährenlassen.Das Gewährenlassen eine Herausforderung? An die Geduld, oder was?
Re:Ein Stück Natur als Ziergarten
Ganz gleich nicht. Frag mal einen Wildstaudengärtner. Wildstauden zu kultivieren stellt an Boden und Pflege doch etwas andere Ansprüche als einfach das 07-Modezuchtsortiment in Torf zu versenken.Ob einheimische Gewächse (wäre auch noch zu klären, was dazu zählt) oder Kulturpflanzen bleibt sich gartentechnisch gleich.