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Das pure Gift (Gelesen 17596 mal)

Einjährige, Zweijährige, mehrjährige Stauden, Farne, Gräser, Zwiebelpflanzen ...

Moderatoren: Nina, Phalaina, AndreasR

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Raphaela

Re:Das pure Gift

Raphaela » Antwort #75 am:

"...weil alljährlich im Sommer irgendein Wander-Tourist auf die Idee kommt, an so einem Blättchen zu nagen..." :o- Zyniker würden sowas vielleicht schon natürliche Selektion nennen ::) Aber ernsthaft: Wiiiie doof kann man eigentlich sein?!?Genau so hab ich das mit meinen Kindern auch gemacht und sie haben "nebenbei" (besonders durch den Aconit-Zwischenfall der die Warnungen ja eindrücklich bestätigt hat) gelernt, Pflanzen auch außerhalb des eigenen Gartens zu respktieren.Man muß aber bei der Erziehung schon sehr konsequent im frühen lter anfangen: Wenn das Kind beim dritten oder vierten NEIN schon wieder fröhlich jauchzend auf die Zimmerpflanze zukrabbelt/zustolpert um an ihren Blättern zu reißen (oder was davon in den Mund zu stecken)gibt´s eben eins auf die Finger. Mit Erklärungen kommt man da leider noch nicht weiter ::) Meine hatten also schon gelernt daß Pflanzen erstmal grundsätzlich tabu sind bevor sie mit denen im Garten konfrontiert waren.Mit wachsendem Verständnis haben sie dann schnell gelernt welche Gartenpflanzen essbar sind und welche nicht und bei unbekannten von sich aus nachgefragt ob sie angefasst und/oder gegessen werden dürfen/können.Beu heutigen Kleinkind-Eltern hab ich allerdings oft den Eindruck die ganze Welt müßte sich nach ihren Sprößlingen richten. Als ob immer "Spezialkommandos" bereit stünden die alle potentiellen Gefahren großräumig aus dem Weg schafften ::)
bristlecone

Re:Das pure Gift

bristlecone » Antwort #76 am:

Interessant wäre es herauszufinden welche Heilwirkungen Aconit möglicherweise hat: Bisher ist mir da nichts zu bekannt. M.W. wird der Wirkstoff bisher nur in der Homöopathie eingesetzt. Ich bin aber ziemlich sicher daß er - gaaaanz niedrig und vorsichtig dosiert - auch in der Pflanzenmedizin Heilpotential haben müßte. Bei den meisten anderen Pflanzengiften ist das ja auch so.
Es gibt für Aconitum napellus eine Negativ-Monographie der betreffenden Arzneimittelkommission (hier als pdf).Zitate daraus: "Zubereitungen aus blauem Eisenhut werden bei Schmerzen, Facialislähmungen,Gelenkerkrankungen, Rheuma, Gicht, rheumatischen Beschwerden, Entzündungen,Pleuritis, Pericarditis sicca, Fieber, Haut- und Schleimhauterkrankungen sowie zurDesinfektion und Wundbehandlung angewendet.... Die Wirksamkeit bei den meisten beanspruchten Anwendungsgebieten ist nicht belegt; füreine Wirksamkeit bei neuralgischen Beschwerden gibt es Hinweise....Risiken Wegen der geringen therapeutischen Breite können Intoxikationserscheinungen bereits imtherapeutischen Dosisbereich auftreten. Diese sind Parästhesien, Erbrechen, Schwindel,Muskelkrämpfe, Hypothermie, Bradykardie und Herzrhythmusstörungen, zentraleAtemlähmung.BewertungAngesichts der bereits im therapeutischen Bereich vorhandenen Risiken von blauemEisenhut ist seine Anwendung nicht mehr zu vertreten."
Raphaela

Re:Das pure Gift

Raphaela » Antwort #77 am:

Aha! Interessant, danke! :D
Solanin
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Re:Das pure Gift

Solanin » Antwort #78 am:

Die langen Winterabende nutzen wir immer um beispielsweise Saatgut zu gewinnen. Also alles was noch in Hülsen usw. herumliegt, wird davon befreit und in Gläschen gesteckt und beschriftet. Diesen Winter hatten wir auch Rizinus. Der Samen sieht sehr schön aus und hat mich geradezu eingeladen mal davon zu kosten. Ich habe ein kleines Stück gekostet und den Geschmack analysiert - etwas bitterlich aber sonst nach gar nichts - da dämmerte mir, dass Rizinus ja wohl giftig ist. Also habe ich schnell nachgesehen und tatsächlich: besonders das Ricin, welches sich in dem Samen befindet, ist giftig.Ob mir jetzt vor Schreck schlecht war oder auf Grund des Ricins kann ich nicht sagen. Ich habe mir dabei auch noch den Kommentar eingefangen, immer alles probieren zu müssen bis zum bitteren Ende.
Gruß Solanin
Raphaela

Re:Das pure Gift

Raphaela » Antwort #79 am:

M.W. wurde es früher als gebräuchlichstes Abführmittel benutzt.Bei uns heutzutage wohl eher seltener.Vielleicht kommt der Ausdruck "bis zum bitteren Ende" ja von fehlgeschlagenen Experimenten mit bitter schmeckenden Pflanzengiften? Kommt mir recht wahrscheinlich vor."Versuch macht kluch" und - vorsichtige! -Selbstversuche haben in der Pflanzenkunde früherer Zeiten (u.a. :-X) bestimmt eine große Rolle gespielt. Von daher befindest du dich also in guter Gesellschaft ;)Ach ja: Jemand (Christiane?) hatte gefragt wie Aconitum erfolgreich anzusiedeln ist. Hab hier (bisher leider) nur A. napellus, A. bicolor und A. arendsii und die sind eigentlich unkompliziert. Sie scheinen leicht kalkhaltigen und humos-frischen Boden zu bevorzugen. Am liebsten wachsen sie da wo sie mit den Füßen leicht schattig und oben sonnig stehen. Dadurch eignen sie sich sehr gut als Hinterpflanzung niedrigerer und/oder früher blühender Stauden in gemischten Beeten.Hier sind sie z.B. u.a. mit Rittersporn vergesellschaftet. A. napellus und A. bicolor blühen etwas später/länger als die Rittersporne und A. arendsii erst im Herbst. Die vorhergehende Beschattung durch die Rittersporne stört sie nicht.Organischen Dünger mögen sie anscheinend gerne, länger anhaltende Trockenheit dagegen überhaupt nicht.Die Wurzelnkollen vermehren sich sehr schnell und zusätzlich gibt es Sämlinge die sich problemlos versetzen lassen.
bristlecone

Re:Das pure Gift

bristlecone » Antwort #80 am:

@Solanin Das war mit Sicherheit der Schreck!Eine ähnliche Geschichte ist zu meiner Studienzeit passiert, als einer von uns HiWis am Ende des Botanikpraktikums beim Aufräumen anfing, die übrig gebliebenen Rizinussamen aufzuessen. Als wir ihm erklärten, die seien ziemlich giftig, meinte er zunächst, wir meinten wohl die abführende Wirkung, aber genau deshalb äße er sie ja. Auf dringende Nachfrage gab er dann zu, einen Samen nahezu unzerkaut gegessen zu haben. Das dürfte so das Maximum sein, was ein Erwachsener zu sich nehmen könnte, ohne sich ernsthaft zu vergiften. BTW: Dein "namensgebendes" Alkaloid soll in der Nachkriegszeit nicht wenige Vergiftungen verursacht haben, da die Leute verständlicherweise in der Not auch grüne Kartoffeln mit verwendet haben, ohne die zumindest großzügig zu schälen.
Solanin
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Re:Das pure Gift

Solanin » Antwort #81 am:

@Solanin Das war mit Sicherheit der Schreck!
Das habe ich mir am anderen Morgen, nachdem ich festgestellt hatte "Ich lebe noch" auch so gedacht. ;) ;D Ich konnte nicht mal ansatzweise eine abführende Wirkung feststellen. Beim nächsten Selbstversuch schaue ich vorher nach wie viel der menschliche Körper vertragen können darf.
Gruß Solanin
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Quina
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Re:Das pure Gift

Quina » Antwort #82 am:

Ja, dass mit dem Solanin ist mir beim Lesen dieses Threads auch eingefallen.Günther Jauch hatte neulich einen Beitrag dazu in SternTV. Nicht mal in Kriegszeiten hätte man ungeschälte Kartoffeln gegessen, aber heutzutage werde alles für gesund gehalten, was mit Schale gegessen wird.Für alte Menschen und kleine Kinder können aber ungeschält Kartoffeln sehr schädlich sein. Pellkartoffeln sind unbedenklich, sollen aber gepellt werden, daher wohl der Name.Fand ich auch ganz interessant.Was mich auch immer interessiert hat, aber nicht erwähnt wurde:Sind schon gekeimte Kartoffeln unschädlich oder kann man bedenkenlos die Triebe entfernen und dann die Kartoffeln kochen und essen ? Weiß das jemand von Euch ?LG Quina
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Quina
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Re:Das pure Gift

Quina » Antwort #83 am:

Ach ja mein eigener Erfahrungsbericht bezieht sich, ich schreibs wirklich ungern ;), auf Rosen.Sobald meine Haut von den Stacheln berührt wird (nicht gestochen) bekomme ich Quaddeln.Vielleicht ist das die Ausscheidung der Rosen, die auch für die Bodenmüdigkeit verantwortlich ist, hab ich schon gedacht!? ???
brennnessel

Re:Das pure Gift

brennnessel » Antwort #84 am:

Sind schon gekeimte Kartoffeln ungenießbar oder kann man bedenkenlos die Triebe entfernen und dann die Kartoffeln kochen und essen ? Weiß das jemand von Euch ?
Ich weiß es nicht, aber ich mache das schon immer so - bisher gänzlich ohne Folgen :) ! Habe erst gestern die letzten alten Kartoffeln verwendet. Ab nun gibt es die "Heurigen"!
Irisfool

Re:Das pure Gift

Irisfool » Antwort #85 am:

Ich habe es bis jetzt auch immer überlebt ;D ;)
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Daniel - reloaded
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Re:Das pure Gift

Daniel - reloaded » Antwort #86 am:

Ich habe hier noch einen vielleicht interessanten Link für euch zum Thema Herkulesstaude.Die Seite an sich ist sowieso recht interessant für einige und die Profis hier kennen sie vielleicht auch....Zum Thema Ricinus:Erinnert ihr euch noch an den "Ricinusschrotskandal" in organischen Düngern vor einigen Jahren? Das Schrot führte zu einigen tödlichen Vergiftungen, vor allem bei Hunden, die den ausgebrachten Dünger gefressen haben. Seit dem sind einige organische Dünger vom Markt verschwunden und andere (z.B. das viel verwendete Animalin) umformuliert worden bzw. Ricinusschrotfrei gemacht worden. Ob das allerdings zu einem Verbot der Anwendung von Ricnusschrot nach Düngemittelverordnung geführt hat oder eine freiwilige Reaktion war, weiß ich nicht.LG Daniel
Was man über mich sagt(e):
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kvafaen
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Re:Das pure Gift

kvafaen » Antwort #87 am:

Aconitum und Handschuhe:Habe mal in einem Betrieb gearbeitet, der Heilpflanzen angebaut hat. Heilpflanzen sind meistens Giftpflanzen, die Dosis macht die Musik.Jedenfalls haben wir Wurzeln von Aconitum geerntet, und die ganze Zeit dabei hatten wir Handschuhe an. Ganz zu Schluss des Arbeitstages ging es darum, die Wurzeln zum Trocknen auszubreiten, und ich Dummerjahn hatte meine Handschuhe irgendwo liegen lassen. Und weil die Chefs wahnsinnig sind und man nie und nimmer kurz aufschauen darf, man auf Arbeit dort nicht ging sondern rannte, Motze gekriegt hat wenn man 1-3 Unkräuter übersehen hat, Motze gekriegt hat wenn man nicht die richtige (gestoppte!!!) Zeit für eine Arbeit brauchte, ja deswegen habe ich eben meine Handschuhe NICHT geholt sondern ohne gearbeitet.Wie das bei Gärtnerhänden so ist hatte ich einige kleiner Verletzungen an den Händen, wo natürlich das Gift fein eingedrungen ist. Zuerst wurden die Fingerspitzen kalt, dann gefühllos und kalt. Diese Gefühl breitete sich von den Fingerspitzen bis zu Handgelenk. Ich habe die Hände bewegen können, sie aber nicht wirklich gefühlt. Als es beim Handgelenk angekommen war war ich mit der Arbeit fertig. Einige Std später waren meine Hände auch wieder normal.Den wahnsinnigen Chefs habe ich nichts erzählt, die Genugtuung wollte ich denen nicht geben.Ich habe viel gelernt aus der Episode:1) nie wieder Aconitwurzeln ohne Handschue 2) scheiss auf wahnsinnige chefs und hol dir die Handschuhe auch wenn es 1,5 Minuten extra dauert. Das kann man ausweiten auf Gehörschutz, Schutzbrille und andere Utensilien die zumindestens ich sehr oft brauche. Mal kurz so ohne, passiert schon nichts, das ist eine blöde Idee.3) Wenn Chefs wahnsinnig sind, dann suche einen anderen Job. Es ist es nicht wert, sich und anderen etwas beweisen zu wollen. P.S. War nicht nur ich, die die Chefs für wahnsinnig hielt. Die hatten einen sehr grossen Durchlauf an Gärtnern. Ist selten jemand länger geblieben.
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Quina
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Re:Das pure Gift

Quina » Antwort #88 am:

Sehr gute Einstellung , kvafaen !!Lieber ein langes, gutes Leben, als ein wahnsinniger Chef in der Nähe ;) ;D !!!Ein Glück, dass Du es ohne weitere Folgen überstanden hast!LG Quina
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Ramona
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Re:Das pure Gift

Ramona » Antwort #89 am:

Hallo zusammen,zum einen teile ich Raphaelas Einstellung völlig. Ich möchte meine Tochter so erziehen, dass sie die Pflanzen ihrer Umgebung kennt und weiss, wie mit ihnen Umzugehen ist. Sie in einer giftfreien Scheinwelt aufwachsen zu lassen, macht imo keinen Sinn, denn die endet spätestens an der Grundstücksgrenze und der Schulweg etc. kann später sehr gefährlich werden. Ich war als kleines Mädchen oft mit meinem Opa unterwegs... Kaninchenfutter sammeln, Pilze suchen, auch mal Himbeeren und Brombeeren für Omas Marmelade holen etc. Ich habe ich der Zeit viel über essbare, nicht essbare und nicht anfassbare Pflanzen gelernt.Er sagte mir auch, wenn ich nicht sicher bin, ob ein Kraut das echte oder falsche (giftige) wäre, soll ich ein Stück abbrechen und die Bruchstelle an die Zungenspitze halten. Stellt sich ein Kribbeln oder Taubheit oder sonst eine Veränderung an der Zungenspitze ein, Finger weg. Bei Pilzen hat er einen anderen Trick, um echte und falsche sicher zu unterscheiden, hab ich aber wieder vergessen... Ob das so fachlich richtig ist, weiss ich nicht. Aber wir alle haben Opas Pilzpfannen immer unbeschadet verschlungen. ;D Ich finde es schade, dass Botanik heute an den Schulen so unwichtig ist und die Kinder da viel eher mit Computern konfrontiert werden (hat auch seine Berechtigung, keine Frage).Ebenso schlimm finde ich die Zerstörungswut mancher Waldspaziergänger. Da werden Giftpilze umgetreten und zerstückelt... als wenn sie keine Daseinsberechtigung hätten. Als wenn die einen nun anspringen, sich in den Mund drängeln und einen somit umbringen wollten... ::) LG Ramona
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