Re: Weil die Intensivkultur in Obstplantagen immer wieder diskutiert wird
Verfasst: 4. Feb 2023, 01:25
@ Thuja Thujon
Ja.
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Simmse hat geschrieben: ↑4. Feb 2023, 02:12
@ Herr Döpfel
das mit den Tierversuchen ist mir schon klar, beantwortet aber nicht ob nun doch keine Tests an menschlichen Zellen durchgeführt werden wie du (und Bristlecone) angedeutet hattest. Inwieweit diese potentiellen Ergebnisse in die Endbewertung einfließen, zur Bestimmung der Grenzwerte, dass wäre wirklich interessant.
[/quote]
Wie gesagt: Du hast keine Vorstellung davon, in welchem Ausmaß und was für Untersuchungen im Rahmen des Zulassungsverfahrens für PSM verlangt und durchgeführt werden.
Aber ganz viel Meinung dazu.
Um mal ein Beispiel zu geben:
Hier gibt es die Stellungnahme der EFSA zum Zulassungsbericht des Fungizids Mefentrifluconazol.
Das ist wie gesagt nur die Stellungnahme, und die ist schon ziemlich umfangreich.
Der eigentliche Zulassungsbericht ist sehr viel länger, der umfasst einige tausend Seiten.
Den kannst Du hier downloaden:
Public consultation on the active substance BAS 750 F (mefentrifluconazole): documents
Und
https://www.efsa.europa.eu/sites/default/files/consultation/consultation/BAS750F.zip
.
Entsprechende Dokumente gibt es für alle anderen zugelassenen Pflanzenschutzmittel.
.
Wir hatten diese Art Diskussion hier schon viele Male, sie verlaufen immer sehr ähnlich.
Wie etwa hier damals zu Glyphosat:Jayfox hat geschrieben: ↑7. Jul 2013, 11:23
[quote author=Martina777 link=board=35;threadid=31295;start=45#msg1972017 date=1373186808]
Du weisst, wie diese Zulassung geht? Ich fasse kurz zusammen, was in einer Reportage zu sehen war. In D wird zugelassen, und zwar aufgrund der Herstellerangaben (zu allen möglichen Punkten). Es wird angenommen, dass das so ist und nicht selbst geprüft. Kaum ist in D die Zulassung durch, kann das Mittel EU-weit vertrieben werden.
Ja, der Hersteller muss eine Reihe von Studien vorlegen, in denen die betreffenden Stoffe daraufhin untersucht werden, ob sie bestimmte schädliche Wirkungen haben können.
Das sind (der exakte Umfang des Untersuchungsprogramms hängt von einigen weiteren Punkten ab, aber die meisten Untersuchungen sind Pflicht):
akute Toxizität (Giftwirkung bei einmaliger Aufnahme, meist über den Magen-Darm-Trakt, evtl. zusätzlich auch über Haut oder/und Atemwege)
lokale Reizung (auf Haut, Schleimhaut und Augen)
Sensibilisierung (Test, ob der Stoffe allergische Reaktionen der Haut hervorrufen kann)
Toxikokinetik (d.h. Aufnahme, Verstoffwechslung und Ausscheidung)
subakute Toxizität (Giftwirkung nach Aufnahme des Stoffs an 28 Tagen)
Subchronische Toxizität (90 Tage)
evt. chronische Toxizität (2 Jahre, dabei wird vom äußeren Eindruck bis zu mikroskopischen Gewebeuntersuchungen aller Organe und in chemischen Untersuchungen geschaut, ob sich Veränderungen finden)
Mutagenität in vitro
Mutagenität in vivo
Kanzerogenität (2 Jahre)
Schädigung der Fortflanzungsfähigkeit (je nach Versuchsprotokoll mehrere Wochen)
Schädigung des sich entwickelnden Embryos (mehrere Tage bis bis zu einem Monat)
Die Studien sind z.T. an einer Art von Versuchstieren, z.T. an zweien, in manchen Fällen noch an weiteren durchzuführen.
Dazu können spezielle Untersuchungen kommen, wie z.B. auf eine Schädigung des Nervensystems, die zu Verhaltensveränderungen führt.
Das waren die Tests zur Humantoxizität. Ein etwa vergleichbar umfangreiches Programm an Tests gibt es für die Ökotoxizität, d.h. für das Verhalten des Stoffs in der Umwelt, seine Abbaubarkeit und seine Giftwirkung auf Mikrooraganismen, Pflanzen und Tiere.
Dieses Tests müssen nach festgelegten Kriterien durchgeführt werden, meist dienen die Guidelines der OECD als Vorgabe, oder die der EU oder der US amerikanischen Umweltbehörde EPA.
Außerdem müssen diese Tests nach sogenannten GLP-Vorgaben durchgeführt, dokumentiert und archiviert werden.
Natürlich muss der Hersteller diese Tests durchführen (oder ein von ihm beauftragtes Instutut) und bezahlen, wer denn sonst? Würdest du erwarten, dass z.B. die Bundesrepublik Österreich oder Deutschland die Tests durchführt und bezahlt, wenn Airbus ein neues Flugzeug entwickelt hat und die Zulassungskriterien für dieses erfüllen soll?
hat geschrieben: ↑4. Feb 2023, 08:09
und das Irrste an der ganzen Konzern- und Staatsbürokratie ist:
Glyphosat ist weiterhin genehmigt![/quote]
Qed.
[quote author=cydorian link=topic=71774.msg3985965#msg3985965 date=1675446166]
Also spritzt man Trifloxystrobin in die Blüte hinein und noch Captan gegen Schorf, ein vermutlich karzinogenes Phthalimid.
Simmse hat geschrieben: ↑4. Feb 2023, 02:12
Bestimmung der Grenzwerte, dass wäre wirklich interessant.
Kann man so nicht sagen. Mindestens die CF3-Gruppe, die zu einem Kohlenstoff benachbart ist, wird Geschichte (wegen dem TFA Metabolit). Auch für die bestehenden Produkte mit -CF3 ist ein Verbot bzw die nicht Erneuerung der Wirkstoffzulassung im Gespräch.Bristlecone hat geschrieben: ↑4. Feb 2023, 10:29Es gibt Stoffe, wo das nicht so ist, z.B. perfluorierte Verbindungen wie PFOS und PFOA - das ist gerade ein großes Thema und ein Problem für die Wasserwerke, das uns alle noch betreffen wird.
Aber das sind keine Pflanzenschutzmittel und gehört nicht hierher.
Bristlecone hat geschrieben: ↑4. Feb 2023, 08:16
Captan ist ein Beispiel dafür, dass es wie so oft nicht so einfach ist, wie so ein Schlagwort wie "karzinogen" erstmal vermuten lässt.
[/quote]
Deswegen habe ich nur "vermutlich" geschrieben und auch keine Quellen für das halbe "vermutlich" angegeben. Denn ich weiss auch, wie solche Diskussionen hier und anderswo grundsätzlich verlaufen, sobald das Thema auf Pflanzenschutzmittel kommt, zwischenzeitlich ist natürlich auch dieser Thread dorthin abgerutscht, es war absehbar.
Alle sind dann Experten in der endlosen Wiederholung der üblichen Zulassungs-, Test-, Anwendungs-, Studien-, chemischen-, Sonstwasexpertendokumente und zeigen ihre Fachsprache- und Verlinkungskünste. Ich will das nicht geringschätzen oder jemand deshalb kritisieren, aber es ist immer dasselbe, Verlauf und der Frontverlauf des Ergebnisses stehen schon fest, keine weiteren Erkenntnisgewinne.
[quote author=Aromasüß link=topic=71774.msg3986153#msg3986153 date=1675494587]
Bald haben wir gar keine Bienen mehr.
trauben hat geschrieben: ↑4. Feb 2023, 06:30
Wer sich über anbaumetoden beschwert sollte auch einen Vorschlag bringen wie es wirtschaftlich anders geht