Schafe halten III (Gelesen 153659 mal)
Moderator: Nina
Re: Schafe halten III
- frauenschuh
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Re: Schafe halten III
Wenn man bedenkt wieviel Geld andernorts ausgegeben wird, um verloren gegangene Strukturen neu zu erstellen... könnte man sich die Haare einzeln ausreißen.
Dabei führt insbesondere die Vorstellung, dass nur von Mai bis Oktober beweidet werden soll, zu irrwitzigen Konstrukten und zusätzlich mangelnder Wirtschaftlichkeit. Da rast mancheiner im gestreckten Galopp mit seiner Herde durch Täler um die Prämie einzustreichen - dashat aber nichts mit notwendiger Pflege zu tun!
Anekdote am Rande: Unser Schoggischaf-Lamm kannte nur Muttermilch und Silage wegen Stallaufzucht. Da wir Letztere nicht haben und auch nie haben werden, hatte Schoggi ein Problem. Gras? Heu? Nein Danke! Kannte sie nicht.Die Quintessenz waren einige Tierarztbesuche und ein aufgepiekter Bauch, weil die Verdauung streikte. Inzwischen hat sie gelernt Gras zu fressen, was das Lamm genesen ließ. Solche Anpassungsschwierigkeiten haben unsere draußen geborenen und gehaltenen Lämmer nicht!
Immer wieder versuche ich den Verantwortlichen zu erklären, dass "durch den Winter ziehen" etwas völlig anderes meint als Winterstandweiden. Wir verursachen keine Matschestellen. Wir haben einen peinlich genauen Blick auf Grasnarbe und Tiere. Wäre ja möglich auch so etwas im Gesetzestext auszuformulieren. Sehnsüchtig denke ich an das Projekt "Schaf schafft Landschaft". Da setzen unter anderem deren Landesforsten (anderes Bundesland) darauf den Schäfern Flächen zu verschaffen, auf denen sie in der kalten Jahreshälfte (und davon ist ja beileibe nicht alles kalt) und zum Kräfte tanken nach den Magerrasen ziehen können. Da hat wer zugehört.
Hier hat man als "Lösung" überwiegend die Wiesentäler aus dem FFH Gebiet ausgeklammert. Das führt zu dem Paradoxon, dass man sogar Gülle fahren dürfte. Auf unserer benachbarten Fläche ist die Grasauflage über Stein so dünn, dass man nur mit viel Gefühl und stabilisierenden Weidepfählen das Netz stellen kann. Am Ende des Tals ist eine Trinkwasserquelle. Nun gut. Darüber muss man sich nicht aufregen, denn die wird dauerhaft eh versiegen. Dennoch fragt man sich ja...
Umgekehrt sollte das NSG im Nachbarlandkreis ja in die landwirtschaftliche Förderung gehen, weil die ca. 250 € pro Jahr dem Landkreis zu viel sind. Letztes Jahr wurde eingemessen. Dieses Jahr folgerichtig die Nachricht, dass die eine Fläche die Mindestgröße für eine landwirtschaftliche Förderung unterschreitet. Wenn ich allein vorrechne, was Spritkosten und Netzeverlust (beratungsresistentes Reh) uns da kosten... dann müsste jeder Landkreis vernunftsorientiert die Landebeleuchtung anknipsen und den roten Teppich ausrollen damit wir die Tiere hinstellen. Wohlgemerkt liegen beide Flächen im Hang. Plus Colchicumbestand, weswegen der Mäher über den Hang auf die andere Seite transportiert werden muss. Hier sehe ich nach wie vor raaaaabenschwarz, dass das ein anderer nach uns machen wird.
Umso wichtiger ist es uns, dass wir wenigstens für die hiesigen Flächen später einen Nachfolger finden. Alles arbeiten zielt genau darauf ab. Für uns wäre es zweifelsohne besser wir würden nicht noch weiter wachsen. Nur noch umschichten. Aber das Gesamtkunstwerk wäre eben ein anderes: Durch die Täler durchziehen können. Möglichst wenig Hängertransporte. Ganzjährige Nutzung und genügende Größe. Ob der Nachfolger Lammzeit drinnen oder draußen haben will - da werde ich Abstriche machen. Die Schäfer lernen es so. Dutzende Buchten bauen... wer sich das antun will, bitte. Hat bei Wirtschaftsrassen ja den Vorteil, dass die Mütter zielgerichtet gepimpt werden können. Bei vielen Rassen ist auch nicht mehr die notwendige Mütterlichkeit da.
Derzeit steht Leopold gerade hier. Ich müsste mal ein Bild einstellen. Damit man den Zwergenwuchs von Burenziegen auf Magerflächen versteht. Die sind eben nicht Kraftfutter-gepimpt. Seine Mutter war riesig. Die Ziegenlämmer von Wirtschaftsrassen stünden jetzt bei anderen auch noch drinnen. Gepimpt und mit folgerichtig reichlich Fleischansatz. Unsere Lämmer sind "Flächen-adaptiert". Das zeigt ich mit jeder 2. Generation. Egal wie groß die Mütter waren. Und auch die 2. Generation kleinere Mütter produziert exakt diese Größe. Nur eine Biotopfläche weicht davon ab: Die Lummerke. Der Rest ist im Ergebnis immer gleich. Bure in fast Zwergziegenformat.
Drum... das Ganze ist so vielschichtig, dass nur der, der tieferen Einblick in die Materie hat, ein Flächenmanagement aufstellen kann, das dem Flächen- als auch dem Tierwohl dient. Ich musste ja auch gerade erst von einer Naturschutzvertreterin hören, dass die Schäfer eben wegen dem Wolf dann nachts die Tiere reinholen müssen. :-X Ohne Worte. Dazu hätten wir keine Möglichkeit. Und ich muss kein Hellseher sein, um zu wissen, dass das viele andere auch nicht können. Wegen der Distanz, wegen dem Platz, wegen der Bockgruppe und den Muttern und den abgesetzten Lämmern – alle getrennt, wegen Zeit (Nebenerwerb?!) ect. Also wollte ich von der Lummerke jeden Tag heimziehen, zahlt der Staat wie in der Schweiz eine Behirtung? Arbeiten nebenher geht dann nimmer. Problem: Sommerwärts sind es Minimum 3, meist 4 Gruppen, die stehen. Die alle im Größenbereich 20 km ziehen müssten. Wann wäre denn da der Tag zu Ende? Und wann begänne er morgens? Wie regelte sich das mit der Straßenverschmutzung? Wer zahlt die Kosten für die Hunde (mehrere, die müssten in Schicht arbeiten). Aber dieses mangelnde Wissen der Natur der Schäfereien ist beileibe nicht nur ein Problem der Naturschützer, sondern eben viel mehr von Beamten und der Politik. Und manchmal paradoxer Weise auch von den Schäfern untereinander. Jede Schäferei ist eben anders. Was eben schon mal an den Naturräumen liegt, die sie pflegen. Und ob man Wirtschaftsrassen, Mix oder Herdbuchzucht betreibt. 101 Parameter. Helfen kann also keine Pauschallösung, sondern eigentlich nur die, die sich an den Möglichkeiten vor Ort orientiert. Hier gibt es keine fetten Flächen zu erschwinglichen Preisen. Das mag andernorts möglich sein. Aber hier habe ich nicht die Möglichkeit vor den Tälern Flächen zu pachten. Das ist gutes Ackerland. Keine Chance da rein zugrätschen. Und wenn stünden die Tiere auch noch ortsnah. Mehr als ein paar Tage im Jahr machen das Anwohner nicht mit. Wohldosiert sind wir gern gelitten. Jeden Tag verköddelte Straßen und abendliches Geblöke... alles hat ein Ende nur die Wurst…
- frauenschuh
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Re: Schafe halten III
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Re: Schafe halten III
Vorne im Bild steht eindeutig ein WGH Bocklamm vom letzten Jahr. Laut meinem Mann waren bereits alle weg.
Die stehen übrigens im Garten, weil mein Mann und unser Betriebshelfer gleich anfangen zu scheren :)
Da wird dann später mit der Ohrmarkennummer zu analysieren sein, wer dem Schlachter von der Schippe gesprungen ist. Und dann husch zu ebay Kleinanzeigen mit ihm.
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Re: Schafe halten III
Dass sich so ein Bock ums Schicksal herum schummelt, hatten wir auch noch nicht. Der muss ja beeindruckend jedes mal weggetaucht sein ;D
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Re: Schafe halten III
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Re: Schafe halten III
Man merkt: Sabine ist im Schaf-Rausch. Da die Böcke im Garten geschoren werden, kann ich endlich mal schwelgen ;D
Re: Schafe halten III
was anderes: Hast du schon einen Termin für Deine OP ???
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Re: Schafe halten III
Und hier folgt noch Ståtlig :) Kein Hosentaschenschaf. Aber auch nicht aggressiv.
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Re: Schafe halten III
Re: Schafe halten III
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Re: Schafe halten III
Es mag trösten, dass es das am niedrigsten liegende Tal ist, das zudem sehr geschützt ist. Dazu plätschert dort ein munterer Bach, der in den Übergangszeiten deutlich wärmt. Es sollte mich arg wundern, wenn sich eine Schneeflocke in dieses Tal verirrt.
Die Muttern werden erst Mitte Juni geschoren. ;)
Re: Schafe halten III
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Re: Schafe halten III
Nein, die schwarzen Böcke sind Mähphistos Söhne Autumn und Patrick. Leider nicht körfähig, weil noch aus Vorherdbuchzucht. Sind hübsche Jungs!
Schreck lass nach, die eine Düngerfabrik nimmt die Wolle nicht mehr. Ich werde jetzt Pellets im Lohnverfahren probieren. Ersteinmal 18 Probekilo. Was meint Ihr? Kommt die Optik besser mit schwarzer Wolle oder rein weiß (was wohl eher grau entspricht)?