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Frage zu Glyphosat (Gelesen 801442 mal)

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enigma

Re: Frage zu Glyphosat

enigma » Antwort #885 am:

Die Organismen, die sich gegenseitig fressen, hatten Jahrmillionen Zeit, sich und ihre Entgiftungsmechanismen daran anzupassen bzw. zu lernen, was sie nicht fressen sollen. Substanzen, die in der Natur nicht oder nicht nennenswert vorkommen, kann man damit überhaupt nicht vergleichen.
Doch, kann man:Aflatoxin und andere Mykotoxine, Pyrrolizidinalkaloide in vielen Pflanzen, zahlreiche Aromastoffe in Gewürzen und Nahrungspflanzen, um nur Beispiele zu nennen, sind allesamt Naturstoffe und "trotzdem" hochtoxisch, erbgutschädigend und/oder krebserrregend.Und was die Anpassung angeht: Du übersiehst dabei, dass da eine wechselseitige bedingte Evolution erfolgt. Pflanzen entwickeln sich ebenso weiter und können neue Abwehrstoffe produzieren.Aber bei solchen Stoffen, die erst nach langer Zeit ihre Giftigkeit entfalten, gibt es - jedenfalls für den Menschen und andere langlebige Wirbeltiere - ohnehin gar keinen so großen Evolutionsdruck zur Selektion resistenter Individuen, wie man vielleicht meint. Da hat die Vermehrung zumeist längst stattgefunden, bevor die Giftigkeit zum Tragen kommt und den Opa oder die Oma dahinrafft, und die sind bis dahin womöglich schon längst an akuten Einflüssen gestorben (Unfall, Hunger, vereiterter Zahn, ganz böser Nachbar...).
Frühling
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Re: Frage zu Glyphosat

Frühling » Antwort #886 am:

Der Appetit vergeht einem wenn man ernsthaft darueber nachdenkt. Einkaufen wird zur Last. Allerdings weiss man, dass das alles Teil eines Systems ist, dass nicht schnell zu aendern ist. Leider hab ich aber den Eindruck dass wir in die falsche Richtung gehen. Habt ihr auch festgestellt dass zB in den Einkaufsmaerkten mehr und mehr Fertigprodukte angeboten und gekauft werden. Ist eben viel einfacher fuer den Verbraucher und wahrscheinlich rentabler fuer den Hersteller. Aber in diesen Gerichten ist sicherlich so einiges, das der Verbraucher eigentlich nicht schlucken moechte aber nicht die Zeit nimmt oder hat Etiquetten zu studieren. Ich glaube ich schreibe OT, tut mir leid. @ Bristlecone, du hast dir wirklich viel Muehe gegeben uns so einiges zu erklaeren. War nicht immer "reassuring" wie zB Arsen in Reis, aber es ist besser es zu wissen. Danke.
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Staudo
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Re: Frage zu Glyphosat

Staudo » Antwort #887 am:

Übrigens hat sich die Lebenserwartung des Menschen in einem überschaubaren Zeitraum von nicht mal 200 Jahren fast verdreifacht. Schuld ist vor allem die chemische Industrie. ;)
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Frühling
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Re: Frage zu Glyphosat

Frühling » Antwort #888 am:

Nein nicht unbedingt, auch Kuehlschraenke und ne Badewanne!!
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Malvegil
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Re: Frage zu Glyphosat

Malvegil » Antwort #889 am:

Doch, kann man:Aflatoxin und andere Mykotoxine, Pyrrolizidinalkaloide in vielen Pflanzen, zahlreiche Aromastoffe in Gewürzen und Nahrungspflanzen, um nur Beispiele zu nennen, sind allesamt Naturstoffe und "trotzdem" hochtoxisch, erbgutschädigend und/oder krebserrregend.
Bristlecone, dasselbe wollte ich jetzt selbst schreiben: Natürlich gibt es (vermutlich zahlreiche) natürliche Substanzen in Pflanzen, die wir traditionell verwenden, die auch krebserregend in einem Ausmaß wie 1:250.000 sind, und viele, die eine echte Gefahr sind (wie deine Beispiele). Das weiß ich. Und je schwächer eine Kanzerogenität, desto schwerer ist sie statistisch valide festzustellen. Und ich sehe es auch so, daß unsere Gesellschaft einen Sicherheitswahn entwickelt, der horrend übertrieben ist.Aber das alles ändert nichts daran, daß das Risiko größer und noch viel unberechenbarer wird, wenn man zu Hunderttausenden neue Substanzen in die Umwelt und die Nahrungskette bringt, die alle designt wurden, um etwas zu bewirken. Wer erforscht die Wechselwirkungen, wer *kann* sie überhaupt erforschen?1min. Beitragsanzahl noch nicht erreicht
enigma

Re: Frage zu Glyphosat

enigma » Antwort #890 am:

Nein nicht unbedingt, auch Kuehlschraenke und ne Badewanne!!
Ich frage jetzt nicht, wer den Kunststoff und das Kältemittel für den Kühlschrank produzieren. :-X ;D
enigma

Re: Frage zu Glyphosat

enigma » Antwort #891 am:

Aber das alles ändert nichts daran, daß das Risiko größer und noch viel unberechenbarer wird, wenn man zu Hunderttausenden neue Substanzen in die Umwelt und die Nahrungskette bringt, die alle designt wurden, um etwas zu bewirken. Wer erforscht die Wechselwirkungen, wer *kann* sie überhaupt erforschen?
Das wäre genauso (oder sogar eher) praktikabel wie die Wechselwirkung der Stoffe zu erforschen, die schon immer drin waren.Es ist aber auch nicht notwendig.Hunderttausende Substanzen? Das ist nun doch etwas viel, was Lebensmittel betrifft. Und im Vergleich zur Zahl der Substanzen, die schon drin sind, ein Bruchteil.Ich bleibe dabei: PSM - und darum geht es hier - sind besser untersucht und in ihren Wirkungen bekannt als fast alle natürlichen Inhaltsstoffe.
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hunsbuckler
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Re: Frage zu Glyphosat

hunsbuckler » Antwort #892 am:

Also ob Glyphosat nun wirklich das Krebsrisiko signifikant erhöht weiss ich nicht...ich bin auch der Meinung,dass der Mensch (ähnlich wie die Ratte) schon äusserst robust und widerstandsfähig ist.Aber das ist für mich auch gar nicht das Problem.Mich interessiert vielmehr wie schädlich es für Tiere ist,von denen wir indirekt abhängig sind wie z.B. die Honigbiene.Und da wird mir zuviel gedacht:Naja so schlimm kanns ja gar nicht sein,die Supermärkte liegen ja immer noch voll Obst also muss es den Bienen ja gut gehen.In China soll es ja schon Regionen geben,in denen es im Umkreis von zig Kilometern keinerlei Bienen mehr gibt....mit welchem Pestizid die vernichtet worden sind weiss ich natürlich nicht...aber schlimm genug ist sowas schon.
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Silvia
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Re: Frage zu Glyphosat

Silvia » Antwort #893 am:

was unsere Grundnahrungsmittel betrifft, haben wir ja nun mal eine jahrtausende alte Erfahrung, die sich als relativ sicher herausgestellt hat und uns vor den meisten Schäden bewahrt.
Na ja: Kartoffeln, grüne Bohnen, Tomaten, Paprika, Auberginen, Mais, Zucchini, Bananen, Zitrusfrüchte die meisten Gewürze, all das essen wir Mitteleuropäer nicht seit Jahrtausenden (und schon gar nicht in den heutigen Züchtungen, die z.T. erst seit wenigen Jahren verfügbar sind). ;)Und manche Lebensmittel, z.B. stark geräucherte, sind sicherlich toxikologisch nicht unbedingt der letzte Schrei.
Lernen aus Erfahrungen anderer, ist hier das Stichwort. ;)
Bristlecone hat geschrieben:
Silvia hat geschrieben:Was blöd ist, ist, wenn einem ständig mit irgendwelchen unbekannten, neuen "Zutaten" in die Suppe gespuckt wird. Das heißt aber nicht, dass ich sie essen will, auch nicht die Zutaten, die ich kenne, sondern wohl eher, dass ich muss, wenn ich nicht verhungern will. Aber daran können wir wohl wenig ändern, bis auf das Selbererzeugen, so es möglich nicht. Dann weiß ich wenigstens, was ich reinpansche. :P
Das ist ein Trugschluss.
Du weißt doch gar nicht, was ich esse. 8)Im Unterschied zu Convenience Food, was ich jetzt im Sinn hatte, ist mir durchaus bewusst, was ich in mein Essen tue und auch, was sich drin befinden könnte. Mehr geht nicht. Mit dem "Risiko" sind viele Menschen mittlerweile uralt geworden. Weshalb ich es Unsinn und reine Polemik finde, so zu tun, als sei Essen gefährlich.
Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst.
enigma

Re: Frage zu Glyphosat

enigma » Antwort #894 am:

@Hunsbuckler: Sicher nicht unmittelbar durch Glyphosat.Aber natürlich wirkt sich die Artenarmut der modernen Agrarwüste auf die Insektenvielfalt aus. Siehe weiter oben im Thread... ;)
Weshalb ich es Unsinn und reine Polemik finde, so zu tun, als sei Essen gefährlich.
Unsinn: Ja.Polemik: Nicht mehr oder weniger als die Aufgeregtheit, die beim Glyphosat derzeit abläuft.Nehmen wir mal einen Moment lang an, Glyphosat wäre ein natürlich vorkommender Stoff, der als PSM eingesetzt wird, wie Neem oder Pyrethrum, und dessen Untersuchungsergebnisse genau so ausgefallen sind, wie sie jetzt für Glyphosat vorliegen: Würde irgendjemand, gar die Grünen, Greenpeace oder der BUND eine entsprechende Kampagne starten, dass da unverantwortlicherweise ein krebserzeugender Stoff eingesetzt wird?Wohl kaum. Zurecht nicht. Eben.
Malvegil
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Re: Frage zu Glyphosat

Malvegil » Antwort #895 am:

Hunderttausende Substanzen? Das ist nun doch etwas viel, was Lebensmittel betrifft. Und im Vergleich zur Zahl der Substanzen, die schon drin sind, ein Bruchteil.
Wenn das viel ist, wieviele sind es denn? Gibt es irgendwo Zahlen, wieviele der über 75 Millionen registrierten Substanzen nicht-natürlich in unserer Umwelt vorkommen, und sei es in Spuren? Das interessiert mich wirklich.1min. Beitragsanzahl noch nicht erreicht
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Silvia
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Re: Frage zu Glyphosat

Silvia » Antwort #896 am:

Nehmen wir mal einen Moment lang an, Glyphosat wäre ein natürlich vorkommender Stoff, der als PSM eingesetzt wird, wie Neem oder Pyrethrum, und dessen Untersuchungsergebnisse genau so ausgefallen sind, wie sie jetzt für Glyphosat vorliegen: Würde irgendjemand, gar die Grünen, Greenpeace oder der BUND eine entsprechende Kampagne starten, dass da unverantwortlicherweise ein krebserzeugender Stoff eingesetzt wird?
Keine Ahnung. Pyrethrum gilt aber nicht als harmlos. Aber ich gebe dir Recht, dass u. U. mit zweierlei Maß gemessen wird und viele dazu neigen, in der Natur vorkommende Stoffe als harmloser anzusehen als sie in Wirklichkeit sind (wenn ich dich richtig verstanden habe). Ich sehe es eher nüchtern. Bei Kopfschmerzen greife ich lieber zum chemisch erzeugten Ibuprofen als auf einem Weidenzweig rumzukauen. ;)
Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst.
fromme-helene

Re: Frage zu Glyphosat

fromme-helene » Antwort #897 am:

Du weißt doch gar nicht, was ich esse. 8)
Du auch nicht. Und genau das ist der Punkt.
enigma

Re: Frage zu Glyphosat

enigma » Antwort #898 am:

Gibt es irgendwo Zahlen, wieviele der über 75 Millionen registrierten Substanzen nicht-natürlich in unserer Umwelt vorkommen, und sei es in Spuren? Das interessiert mich wirklich.
Mit 75 Millionen registrierte Substanzen meinst, nehme ich an, alle, die jemals beschrieben worden sind.Was die Zahl der Chemikalien angeht, die in der EU im Handel sind, so hilft REACH ein wenig weiter:Bis zum 31. Mai 2013 mussten alle Stoffe registriert sein, die in der EU in Mengen von 100 Tonnen/Jahr und mehr hergestellt, eingeführt oder in den Handel gebracht werden, außerdem alle "karzinogenen, mutagenen oder reproduktionstoxischen Stoffe über 1 Tonne pro Jahr und Stoffe, die für Wasserorganismen oder die Umwelt gefährlich sind, über 100 Tonnen pro Jahr." (Bis zum 31. Mai 2018 kommen dann noch dazu: "Abgabetermin für die Registrierung von Stoffen, die in Mengen von 1-100 Tonnen pro Jahr hergestellt oder importiert werden." Substanzen mit geringerer Tonnage müssen nicht in dieser Form registriert werden).Infos findest du hier: http://echa.europa.eu/documents/10162/5 ... pdfDemnach sind weniger als 10.000 Substanzen unter REACH bislang registriert.Dazu kommen noch Biozide und, so meine ich, auch bestimmte Inhaltsstoffe von Kosmetika (aber mit den rechtlichen Anforderungen von REACH kenne ich mich nicht im Detail aus).Summa summarum also eine Größenordnung von 10.000 Stoffen. Darunter sind aber zahlreiche, die zwar in Verkehr gebracht werden, aber letztlich in der Industrie weiterverarbeitet werden und nicht in Produkten, die für Endverbraucher und Anwender bestimmt sind.
Günther

Re: Frage zu Glyphosat

Günther » Antwort #899 am:

Nun ja.Soviel ich gehört habe, haben die "Experten" von REACH erst mal ganz normales Wasser "vergessen".Experten halt.....Und um auf besagten Hammel zurückzukommen:Nachdem hier manche sooo intensiv Werbung für das völlig harmlose und bestens erforschte Glyphosat machen:Nochmals: Braucht man das Zeug pberhaupt?Essen muß man, es sei denn, man lebt von der Lichtnahrung.Unerwünschtes Grünzeug totspritzen muß man nicht.Und Gutachten: Wie gut wurde denn auch schon seinerzeit das völlig harmlose Contergan begutachtet....Und "Schadstoffe": Da gibt's immer wieder Hype, wenn ein Kleingeist eine "neue" Entdeckung macht - wie z.B. das pöse Aluminium. Nach der üblichen Methode post hoc-ergo propter hoc ist das überall schuldig.Schaut lieber auf bekannte Allergene und Cancerogene, wie Nickel und Chrom - massenhaft in überall verbreiteten "Edelstählen".....
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