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Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit? (Gelesen 23393 mal)

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Biotekt
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Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?

Biotekt » Antwort #90 am:

Alles außer eine Mietkaserne ist Luxus.
M.E. ist Luxus das, was erforderlich ist, um mehr als Wohlergehen zu erreichen.... - also etwas, was sehr unterschiedlicher Betrachtung und unterschiedlichen Maßstäben unterliegt. ZUm Stichwort "Kaserne"Zitat:"Inzwischen kann man sogar feststellen, dass manche Kasernenanlage aus der Jahrhundertwende, wie z.B. die Marli Kaserene in Lückeck mit stark gegliederter Fassade, nicht mahr als drei bis vioe Geschossen und gebäudehohem Baumbestand rings um den Exerzierplatz (als Wochenmarkt genutzt) ein erhelblich wertvolleres Wohnumfeld darstellt, als sie viele Wohnanlagen der letzten 20 Jahre besitzen."Zitat Ende Link für Quelle und BezugsmöglichkeitIn diesem Sinne kann die "Mietskaserne" durchaus jede Menge Luxus bieten, und einem Garten (der u.U. den Besitzer mehr belastet als erfreut) jegliche Luxusqualität fehlen.GrüßeTB
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fars
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Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?

fars » Antwort #91 am:

Zweifellos. Der Berliner Soziale Wohnungsbau ist in einigen Teilbereichen berühmt (oder muss man sagen berüchtigt?) für seine luxuriöse Ausstattung.
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fars
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Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?

fars » Antwort #92 am:

fars, soll ich jetzt googeln oder was? Magst du das nicht selber machen?
Gegoogelt habe ich bereits, ohne fündig zu werden. Für ein paar weiterführende Tipps wäre ich schon dankbar.Sonst könnte ich ja auch das Gegenteil behaupten und dich googeln lassen, um mich zu widerlegen.
Biotekt
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Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?

Biotekt » Antwort #93 am:

Zweifellos. Der Berliner Soziale Wohnungsbau ist in einigen Teilbereichen berühmt (oder muss man sagen berüchtigt?) für seine luxuriöse Ausstattung.
Ich vergaß in meinem letzten Beitrag einen Verweis auf Aktuelleres zum Thema "Grün, Wohnen und Leben, Luxus, Umwelt, Wirtschaft usw." - noch so ne alte Kaserene: Vauban, FreiburgGrüßeTB
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Pimpinella
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Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?

Pimpinella » Antwort #94 am:

::)Oh je. Na, wenigstens google ich besser als du. Hier ist mal ein Artikel aus der Süddeutschen, zum Anfang.Die Wildsau in der FußgängerzoneZitat:
Die "Unwirtlichkeit" der Städte sei eine Mär, das Land werde wesentlich industrieller behandelt als der urbane Raum, und "gerade die Lebensräume in der Stadt sind so wertvoll und schlagen in Punkto Artenzahl und -vielfalt jeden Maisacker im Vorort".
Eva

Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?

Eva » Antwort #95 am:

Das aber würde mich interessieren, wie denn die Fauna, mal von mit Pflanzen importierten Tieren abgesehen (Beispiel Rhododendron-Zikade), in (überwiegend Zier-)Gärten vielfältiger sein kann als in der Umgebung. Wo sollen denn diese Tiere herkommen?
Und Gärten haben dadurch, dass sich Gärtner meistens Mühe damit machen (z.B. Hecken setzen, z.B. Gartenteich anlegen, z.B. verschiedene Beet-Bedingungen schaffen, weil man Pflanzen haben will, die unterschiedliche Ansprüche haben....) einfach ein vielfältigeres und auch stabileres (z.B. Gießen, wenn es woanders austrocknen würde, Erde offen halten, die anderswo schon zugewuchert wäre...) Angebot an ökologischen Nischen. Wie und woher die Viecher dann tatsächlich kommen? Viele kommen über die Luft (Vögel, Insekten) oder mit der angeschleppten Erde (Würmer, Schnecken, Käfer...). Auch Teichbewohner vom Frosch bis zum Fisch sollen ja über Vögel eingeschleppt werden (Laich, der an den Füßen kleben bleibt?). Man denkt bei Fauna immer zuerst an die Säugetiere, die haben es wohl am schwierigsten, denn die müssen ja zu Fuß kommen, wenn sie niemand bringt (obwohl - Nachbars Katzen versuchen hartnäckig, bei mir Wühlmäuse einzubringen, meistens sind sie aber dann doch schon hinüber bis sie bei mir im Garten landen). Aber die Säuger machen ja nur einen ganz kleinen Prozentsatz vom tierischen Leben aus.
Biotekt
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Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?

Biotekt » Antwort #96 am:

Die "Unwirtlichkeit" der Städte sei eine Mär, das Land werde wesentlich industrieller behandelt als der urbane Raum, und "gerade die Lebensräume in der Stadt sind so wertvoll und schlagen in Punkto Artenzahl und -vielfalt jeden Maisacker im Vorort".
Schon.... Aber bei aller Phrasendreschrei (hier vermutlich durch einen Lokalredakteur) sollte die Quelle nicht vergessen werden...Mitscherlich war Arzt/Psychologe und dürfte daher unter "Unwirtlichkeit der Städte" nicht unbedingt an deren Lebensraumqualitäten für Ratten, Waschbären, Füchse und Wildschweine gedacht haben.Im Übrigen sehe ich nur bedingt direkte Zusammenhänge zwischen Grün und den sogenannten "Kulturfolgern" - z.B. benötigen die schon lange Zeit in Städten siedelnden Falken, Tauben, Ratten usw. das Grün nur sehr bedingt - sie finden auch ohne dieses "Unterkunft und Verpflegung".GrüßeTB
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fars
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Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?

fars » Antwort #97 am:

Wunderbar. Danke für die Artikel.Damit hätten wir Gärtner ja Lehms Forderung erfüllt, ohne die vermeintlich moralische Verpflichtung ebenfalls erfüllen zu müssen. Mehr kann man nicht für die Natur tun, als einen Garten anzulegen und den möglichst von Besuchern oder "Mitessern" störungsfrei zu halten.
Pimpinella
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Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?

Pimpinella » Antwort #98 am:

Und wer macht jetzt beim Guerrilla-Gärtnern mit und erbarmt sich eines kleinen Stückleins Brachland? Ich fänd es sehr lustig, mache es aber nur, wenn einer mitmacht.
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fars
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Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?

fars » Antwort #99 am:

Ich bin nach wie vor gegen Guerilla-Gärtnern.Das artet aus,da sich die Guerilla gegenseitig mit der Farbenvielfalt übertreffen will. Es ist eben nicht gut, die Natur, oder was von ihr rudimentär noch übrig geblieben ist, durch Blumenvielfalt noch weiter zu verfälschen.Grasmuck hatte mal zu dem Problem der Hybridisierung durch Kulturpflanzen Interessantes ausgeführt.GRASMUCK!!
Querkopf
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Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?

Querkopf » Antwort #100 am:

Hallo, Fars,
... Grasmuck hatte mal zu dem Problem der Hybridisierung durch Kulturpflanzen Interessantes ausgeführt. ...
dunkel erinnere ich mich dran, dass er mal heftig gegen aus Gärten raushüpfende Aquilegia vulgaris gewettert hat, weil die - in der Regel Selektionen - sich in den lokalen Wild-Genpool reindrängeln.
fars hat geschrieben:... nicht gut, die Natur, oder was von ihr rudimentär noch übrig geblieben ist, durch Blumenvielfalt noch weiter zu verfälschen. ...
Auf einer großstädtischen Baumscheibe kann man aber wohl davon ausgehen, dass da nix, aber auch gar nix mehr ist mit "Natur", nicht mal "rudimentär". Also freie Bahn für die Guerilla! :D (Ökologisch hyperkorrekte Guerillagärtner könnten ja den Akeleisamen am nächstgelegenen Wildstandort sammeln statt im eigenen Garten ;).)@Pimpinella: Ich mach' mit, will morgen sowieso Astrantiensamen ernten :). Schöne GrüßeQuerkopf
"Eine Gruppe von ökologischen Hühnern beschloss, jenes Huhn zu verbannen, das goldene Eier legte, weil Gold nicht biologisch abbaubar sei." Aus: Luigi Malerba, "Die nachdenklichen Hühner", Nr. 137

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Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?

Pimpinella » Antwort #101 am:

Super, Querkopf! Ich werd mal auf dem Arbeitsweg Ausschau halten, wo ich ein erbarmungswürdiges Stückchen finde. Übrigens, lieber fars, ich finde es verwunderlich, dass du für den eigenen Garten immer den starken Pestizid- und Neophytenmaxe markierst (zumindest in der Theorie) und dich dann um die städtischen Brachen sorgst, dass sie auch ja mit heimischen Unkräutern bepflanzt sein mögen.
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Grasmuck
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Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?

Grasmuck » Antwort #102 am:

Ich mucke ja schon, aber in Garten und mwelt schau ich kaum rein ...Großstädtische Baumscheiben können durchaus vom Aussterben bedrohte Pflanzen beherbergen, etwa Chenopodium urbanum. Auch Ch. murale und Ch. vulvaria gehören zur bedrohten Artenvielfalt, auch sie sind Bestandteil der seit Verpflichtng zu Sanitäranlagen bedrohten Wirtshauspissfluren. Üblicherweise sollte man die heimische Flora gut kennen und erst einmal schauen was da so wächst, bevor man eine möglicherweise wertvolle Ruderalfläche durch Guerilla Gardening zerstört. Daß Gärten die Artenvielfalt erhöhen ist einersets durch den Trend zum Naturgarten und andererseits durch zunehmende Verarmung unserer Landschaft bedingt. Prinzipiell aber sind Gärten Naturverbrauch, und Verbrauch = Zerstörung. Natur und Garten sind prinzipiell Gegensätze, die man aber unter einen Hut bringen kann, wenn man nur will.Zur Zuwanderung von Tieren: Wir haben 60 qm innerstädtischen Garten am Wohnblock. Nachbarn alle mit Naturverbrauchsgärten. Wir haben 2006 einen 60 qm Naturgarten angelegt. Die Artenvielfalt ist enorm. Im ersten Jahr wanderte eine Heuschreckenart zu, nun sinds 4. Nur als Beispiel. Auch im ersten Jahr dabei: Schwalbenschwanzraupen. Am artenreichsten sind die Hautflügler vertreten. Wie gesagt: 60 qm - und es sind an die 1000 Pflanzenarten und -sorten, die hier wachsen, nur sind die halt großteils nicht heimisch. Es haben aber auch noch Chenopodium vulvaria, Bassia prostrata, Torilis arvensis, Orlaya grandiflora, Tordylum maximum, Salvia aethiopis, Papaver argemone, Rosa majalis, Rosa gutensteinensis, Rosa zalana, Honorius (Ornithogalum) boucheanus, Tulipa sylvestris, Fritillaria meleagris, Gladiolus imbricatus, G. palustris, G. illyricus, Allium rotundum, Allium atropurpureum etc. als in unterschiedlichem Ausmaß gefährdete heimische Arten Platz, neben nicht gefährdeten heimischen wie Allium ursinum, Diplotaxis tenuifolia und anderen Köstlichkeiten und Schönheiten.
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fars
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Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?

fars » Antwort #103 am:

Vielen Dank, Grasmuck.Bleibt jetzt die Frage, wie oft kommen "Naturgärten" in Siedlungsgebieten oder inmitten innerstädtischen Gärten vor? Zwar gibt es einen gewissen Trend zu dieser Gartenform, doch dürften die "Naturgärtner" in der absoluten Minderzahl sein. In gewissen Gartengemeinschaften sind sie sogar ausdrücklich verpönt (Kleingartenvereinen).Selbst vereinzelte Ruderalflächen (hinter unserer Stadtwohnung gibt es ein seit vielen Jahren unbebautetes Gelände, das auf interessanteste Weise von der Natur zurückerobert wird) soll ja nach Ansicht der Forums-Guerilla in eine gefällige Gartenfläche zurückverwandelt werden.
Pimpinella
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Mizzitanta spinosissima var. splendens

Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?

Pimpinella » Antwort #104 am:

Halt, halt, Moment. Den Schuh ziehe ich mir nicht an (warum sitzen wir eigentlich alle schon wieder vor dem Computer?). Ich habe keinesfalls vor, eine wertvolle Ruderalfläche zu ruinieren, wenn ich überhaupt wild durch die Gegend pflanze. Für so blöd möchte ich nun nicht gehalten werden. Aber zum Beispiel gibt es unweit von hier einen hässlichen großen Supermarkt, neben dessen Zaun eine Böschung zur Müllhalde verkommt. Da ein paar Akeleien und andere konkurrenzstarke Blümelein reinzupflanzen, nachdem man den Müll weggeräumt hat, kann nur zivilisatorisch wertvoll sein. Der ganz raffinierte Guerrilla-Gärtner würde sich wohl bemühen, sehr seltene Pflanzen an unbebaute Orte zu schaffen und dann den Naturschutz zu holen, wenn da was gebaut werden soll.Ich habe mich durch so ein Guerrilla-Forum geklickt und ein paar wirklich blöde Aktionen gefunden, z.B. die Bepflanzung eines Golfplatzes mit Disteln. Nun finde ich Golfplätze abscheulich und ökologisch verdammenswert, aber Disteln sind doch zu fies. Abgesehen davon, dass das ein Rechtsbruch ist.
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