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Re:Die Berufsbezeichnung "Gärtner" wird strapaziert!

Verfasst: 25. Feb 2009, 12:43
von cimicifuga
Hat sich vor Jahren als eine Verballhornung für Zierpflanzengärtner gemausert.
in meiner schulzeit hieß das "die zipfl bauern" 8) und das unterrichtsfach "zipflbau" 8)

Re:Die Berufsbezeichnung "Gärtner" wird strapaziert!

Verfasst: 25. Feb 2009, 13:38
von pearl
erzähl ich meinem Lieblingsgärtner! Der hat auch als zipfelgä angefangen. Sein Bruder ist baschugä und sein anderer Bruder GaLabauer. Der Vater, der das Ganze im Schwarzwald angefangen hat ist Obstverkäufer gewesen.Kultiviert finde ich nur meinen Lieblingsgärtner zipfelgä! Ene feiiiine Mensch!

Re:Die Berufsbezeichnung "Gärtner" wird strapaziert!

Verfasst: 25. Feb 2009, 14:27
von sarastro
Formalismus haben wir in D genug, Leidenschaft gewiss nicht!Landfrau
Dies ist wohl wahr!Weil immer gesagt wird, dass interessierte Laien oft bessere Gärtner sind: das möchte ich ein wenig in Abrede stellen! Deswegen, weil sie sich theoretisch besser auskennen, vielleicht auch wesentlich mehr Pflanzen kennen, heißt dies noch lange nicht, dass sie- kultivieren- vermarkten- verkaufen- als Gärtner überleben können!Dies muss man auch sehen!

Re:Die Berufsbezeichnung "Gärtner" wird strapaziert!

Verfasst: 25. Feb 2009, 14:34
von riesenweib
Deine auflistung vermittelt für mich, dass für Dich "der Gärtner" ein synonym für den pflanzenproduzenten ist - meinst du das so?

Re:Die Berufsbezeichnung "Gärtner" wird strapaziert!

Verfasst: 25. Feb 2009, 14:39
von sarastro
Wenn er Produktionsgärtner ist, dann ja.Ansonsten sollte er auch pflegen und ausbilden können. Leider ist ja der Gärtner von heute nicht mehr der Allrounder von gestern.

Re:Die Berufsbezeichnung "Gärtner" wird strapaziert!

Verfasst: 25. Feb 2009, 14:46
von pearl
nun, sarastro, die Qualität von Sachkenntnis misst sich doch nicht daran wieviel Masse man produzieren und wieviel Geld man damit machen kann, oder?Was ich in der Beziehung bei Gärtnern, Gartengestaltern und Landschaftsarchitekten oft vermisst habe! Was wiederum der Markt hergibt und der Kunde wünscht ist auch oft zum Jaulen.Erfolgreich sind oft gerade die, die sich skrupellos dem Mainstream anpassen und das Unmögliche als Möglichkeit verkaufen. Kiesbeete mit Vlies drunter, brrrrr! Steine über Steine und keine Stauden bei Gartenschauen. Um das Gärtnerische Handwerk ist es übel bestellt wenn man nach dem geht was auf Gartenschauen landes- oder bundesweit gezeigt wird und wenn ich mich darüber informiere wie es in den 50er, 60er und 70er Jahren um die Zunft bestellt war...Da muss ich sagen, dass dagegen der Begriff Gärtner einen inflationären Bedeutungswandel erfahren hat. Geradezu ausgehöhlt scheint er mir. In dem Sinne sehe ich auch die in allen Ortschaften jetzt emporschießenden lifestyleGartenmärkte. Teuer, teuer, teuer und am Thema sowas von total vorbei!sarastro ist natürlich bei dieser Sorte, die ich gerade beschrieben habe nicht dabei!

Re:Die Berufsbezeichnung "Gärtner" wird strapaziert!

Verfasst: 25. Feb 2009, 15:11
von sarastro
Du bist voll auf meine "Reizwäsche" abgefahren! ;D ;DNun, ein wenig wichtig ist die ökonomische Seite schon, will man überleben. Der Unterschied liegt in der Betrachtungsweise der Materie. Ich kenne Gärtner, die könnten ebenso gut Schrauben oder Verpackungsmaterial verhökern, so lieblos gehen sie bei Pflanzen vor.Ich kenne einen langjährigen, guten Freund und Kollegen am Niederrhein, der aus einer halbverfallenen Bruchbude in den letzten zwanzig Jahren eine im europäischen Feld leistungsfähige und führende "Staudenfabrik" gemacht hat. Dort sieht es aus wie auf dem Frankfurter Flughafen, alles automatisiert, mit Röllchenbahnen, riesige Versandhallen, Andockrampen für LKW etc. 50 Leute sind in der Produktion beschäftigt, 4 Millionen Stauden produzieren sie, er betreibt überdies die Logistik der Stauden für D...er in ganz Deutschland, ist nebenbei auch Knotenpunkt für Zulieferer, das Büro hochmodern eingerichtet. Die machen jedes Jahr 500.000 Stück Cortaderia selloana, vegetativ vermehrt, diese Kultur hat ihn erst groß gemacht. Er hat Betriebswirtschaft studiert und ist stockbeleidigt, wenn ich ihn nicht Gärtner nenne. Denn er hat die Liebe zu den Alpenblumen entdeckt. Ich machte ihm vor mehr als 10 Jahren ein Alpinum mit 700 qm Fläche!Ganz nebenbei gibt es auch Gärtereien, wo man sich schwertut, diese überhaupt so zu bezeichnen. Der Besitzer ist weltbekannt für sein Fachwissen, sowie für seine bahnbrechenden Verwendungsbeispiele. Seine Produktion kann man kaum als solche bezeichnen. Dergleichen findet sich übrigens öfters!Wichtig ist, beide anzuerkennen. Wichtig ist nicht, ihnen nachzueifern und kopieren zu wollen. Weder dem einen, noch dem anderen. Aber man kann sich auch Rosinen rauspicken und von beiden lernen. Dem Mainstream anpassen ist so ziemlich das Langweiligste, was es gibt. Und noch etwas: Gärtner sind eine Zunft, unter der im Allgemeinen die Sichtweise "Leben und Lebenlassen" vorherrscht. Noch.

Re:Die Berufsbezeichnung "Gärtner" wird strapaziert!

Verfasst: 25. Feb 2009, 16:13
von SouthernBelle
Na ja, aber ist gibt doch auch zBden "head gardener (mit Bart) eines grossen Schaugartens.Der produziert sicher auch, aber mit einem ganz anderen Ansatz, namelich erstmal fuer den eigenen Garten und dann vielleicht fuer den angeschlossenen Shop. Da wird dann auch gekauft, was die Besucher gerade eben bewundert haben.oder das Maedel, das bei meinem Vater im Garten geholfen hat, die hat Zierpflanzenbau gelernt- in einem grossen Botanischen Garten- und dann ueber die Produktion von Weihnachtssternen ihre Abschlussarbeit geschrieben (was alle ziemlich schraeg fanden- gelernt hat sie mehr/anderes).Der Laienegaertner, der sich gut auskennt, kennt sich eben auf der "Anwenderseite" aus, dh breites Pflanzenwissen incl Lebensbedingungen, vielleicht auch Vermehrung, aber sicher nix ueber die kaufmaennische Seite (wie Kalkulation, Werbung, Maschinenpark in grossem Stil, Mitarbeiterfuegrung) ausser das kommt in seinem Hauptberuf vor.

Re:Die Berufsbezeichnung "Gärtner" wird strapaziert!

Verfasst: 25. Feb 2009, 16:37
von pearl
sarastro, ja wenn du auf meinen Lieblingsgärtner nicht reagierst?Der ist wirklich ein armer. Es rentiert sich hier am Land nicht ein gutes Sortiment Stauden zur Verfügung zu stellen. Ich beobachte das jetzt seit 15 Jahren und als er sein Sortiment zusammen strich von Jahr zu Jahr, da hat mir immer das Herz geblutet. Am 1. März besuche ich ihn immer und da hat er noch Zeit mit mir zu plaudern und mir sein ungeheures Wissen zur Verfügung zu stellen. Zuerst sind vor ungefähr 10 Jahren alle seine Mutterpflanzen von Astilben über den Deister gegangen. "die schönsten Pflanzen machen den besten Kompost." Jetzt sind die Quartiere schon Mitte des Jahres geräumt und die Herbstflorsachen sollen dann Platz finden. Er leidet selber sehr darunter und ich habe mir vorgenommen ihn regelmäßig zu besuchen. Es ist eine Schande wie schwer wirklich gute Gärtner kämpfen müssen um sich gegen diese Heiopeis durchzusetzen.

Re:Die Berufsbezeichnung "Gärtner" wird strapaziert!

Verfasst: 25. Feb 2009, 16:38
von pearl

Re:Die Berufsbezeichnung "Gärtner" wird strapaziert!

Verfasst: 25. Feb 2009, 16:39
von fars
Es gibt aber offenbar noch etwas "dazwischen", wenn ich das mal so bezeichnen darf. Und vor diesen "Zwischengärtnern" stehe ich immer ziemlich hilflos oder sogar zornig, je nach tageszeitlicher Seelenlage.Hier gibt es eine große Gärtnerei, deren Fachpersonal durchaus gut geschult ist und zumindest schnell rafft, wovon man spricht. Der Seniorchef ist einer der "alten Schule". Sehr souverän, unschlagbares Wissen, Kulturempfehlungen aus dem Effeff, diskussionsfreudig und bei Entscheidungsfindungen durchaus hilfreich.Wenn ich dann schon mal durch seine Gärtnerei strolche, packt mich angesichts der Pflanzenleichen, dieser Ansammlung floraler Krüppel oder dieses finalen Siechtums ungepflegter, dürstender Gehölzsammlungen das nackte Grauen. Klar vorne ist alles propper und werbewirksam präsentiert, aber sobald man etwas weiter nach hinten geht, um im Fundus zu stöbern... Wenn man Pflanzen und seinen Gärtnerberuf liebt, lässt man auch die auf den hinteren Rängen nicht so verkommen. Bei diesen Gärtner, scheint mir, liegen Ökonomie und Berufsethos in einem permanenten Widerstreit.(Wenn er mir die Krüppel wenigstens billiger ließe, aber nein...)

Re:Die Berufsbezeichnung "Gärtner" wird strapaziert!

Verfasst: 25. Feb 2009, 16:40
von Katrin
Im Übrigen habe ich in meiner Laufbahn schon sehr oft Chemiker, Landwirte, Anwälte und einige weitere Berufe zu begeisternden Gärtnern werden sehen. Vor allem aber Lehrer!! :o
Also meinst, ich bin nicht bald hoffnungslos verloren ;) 8).

Re:Die Berufsbezeichnung "Gärtner" wird strapaziert!

Verfasst: 25. Feb 2009, 16:45
von pearl
um im Fundus zu stöbern... (Wenn er mir die Krüppel wenigstens billiger ließe, aber nein...)
:-*kennen wir die gleichen Gärtnereien? Scheint so. Ich liebe es!Eine Staudenfreundin, Besichtigungstour in ihrem Garten: "Dies war mein Krankenhaus, jetzt ist es meine Leichenhalle."

Re:Die Berufsbezeichnung "Gärtner" wird strapaziert!

Verfasst: 25. Feb 2009, 17:01
von cimicifuga
Also meinst, ich bin nicht bald hoffnungslos verloren ;) 8).
doch *duckundweg* ;D

Re:Die Berufsbezeichnung "Gärtner" wird strapaziert!

Verfasst: 25. Feb 2009, 18:11
von sarastro
Wer weiß, vielleicht erreicht Katrin dasselbe Schicksal wie Cimicifuga. Ist überhaupt nichts Außergewöhnliches. Nur ein Beispiel von vielen. Georg Mayer ist das nächste, klassische Beispiel. Zuerst unglücklicher Lehrer, dann glücklicher Staudengärtner. Dass Gärtner in ihrer Karriere mal einen Durchhänger haben oder ein Quartier der Gärtnerei nicht so proper ist, scheint ebenso zum Berufsethos zu gehören. Das darf aber zu keinem Dauerzustand werden.Wer ist denn dein Lieblingsgärtner, pearl? Schließlich kennt man ja seine Pappenheimer in der Zunft. Reich werden wir alle nicht, dazu sorgt allein schon der Wettergott.