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Die Berufsbezeichnung "Gärtner" wird strapaziert! (Gelesen 33042 mal)
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Die Berufsbezeichnung "Gärtner" wird strapaziert!
Gestern rief mich eine langjährige Freundin und Berufskollegin an. Sie entzürnte sich sehr, da immer mehr halbherzige Journalisten, Buchautoren und andere Zeitgenossen aus dem Boden schießen und sich mit dem Titel "Gärtner" bekleiden, weil dies gerade "in" ist, diese Berufsbezeichnung aber nicht das Geringste mit der Realität zu tun hätte. Sehr viele Leute anderen Berufes bezeichnen sich innerhalb kürzester Lern- und Einlesezeit als Rosenexperten, Gartenexperten, etc. und schreiben ein Buch, was der Verlag als wunderbar für "jeden Gärtner geeignet" bezeichnet. Sie meinte zu Recht, ein Gärtner sei ein hoch spezialisierter Beruf und hätte eine fundierte, dreijährige Ausbildung mit anschließender Weiterbildung zum Meister oder Ingenieur, es wäre fehlplaziert und fast schon "gegen die Berufsethik", wenn sich jeder so mir nichts, dir nichts damit schmückt. Was sich in mir sträubt, ist jedoch die Tatsache, dass sämtliche obige Personen (nennen wir sie "Halbgärtner") auf der anderen Seite entscheidend für die Verbreitung und Vermarktung unseres Hobbys mit beitragen. Ich überlasse es gerne dem freien Markt, zu entscheiden, wer gut oder wer schlecht ist. Und es gibt ja sehr viele positive Beispiele auch! Das auf den ersten Blick Oberflächliche und einfach gehaltene ist für Lischen Müller manches Mal besser geeignet, soferne dies richtig rüberkommt. Mehr noch als bei manchem Spezialisten, der Meinung war ich schon immer. Sich deswegen gleich "Gärtner" zu nennen, ist ein anderes Thema. Früher war der Gärtner vielerorts ein Paria, wo zwischen dem Adligen und ihm eine hohe Hecke stand. Heute ist dies zum Glück etwas anderes. Mir jedenfalls widerstrebte es in der Vergangenheit auch öfters, wenn Leute sich ein Fachgebiet herauspicken und sich vor dem Publikum als die großen Tausendsassas aufführen. In der Medizin spricht man sehr schnell von Scharlatanerie, auch wenn es sich um wirksame Methoden handelt. Nur beim Gärtner ist anscheinend alles erlaubt.Und nicht jeder ausgebildete Gärtner/Florist/Gartenbautechniker/Dipl.Ing kommt seinem Beruf in dem Maße nach, wie es jedoch allgemein gewünscht wird. Das ist leider die andere Realität! Meine Großmutter hat Gärtnerin auf der damaligen Gartenbauschule Bonn/Bad Godesberg gelernt. Ich habe noch ihre ganzen Schulbücher von Anno 1912. Wenn dies die heutigen Lehrlinge sehen und lernen müssten... :'(Wie steht ihr zu dieser ganzen Situation? PS. Was völlig anderes ist dagegen die Bezeichnung "Hobbygärtner"! Und die sind oft fachlich wesentlich versierter als viele Berufsgärtner. Das sieht man hier im Forum deutlich!
Re:Die Berufsbezeichnung "Gärtner" wird strapaziert!
Das "Problem" hat doch jede Berufsgruppe. Es wird auf die Ausbildung verwiesen und vielleicht auch noch auf Berufserfahrung. Das soll dann den großen Unterschied machen zu den Leuten, die sich das Fachwissen autodidaktisch, in Eigeninitiative, durch Leidenschaft oder mit stetigem Hineinwachsen erarbeitet haben. Das mag gelegentlich so sein, häufig ist es genau umgekehrt.Ich kenne Leute, die sich auf Grund ihrer beruflichen Tätigkeit Gärtner nennen, zum Beispiel einige "Stadtgärtner" oder "Friedhofsgärtner", denen ich am liebsten ihre Zeugnisse um die Ohren schlagen würde, wenn ich die Unprofessionalität der Arbeit sehe. Ich kenne auch "Gärtnermeister", die seit Jahren nichts mehr an ihrer Fortbildung tun und deren theoretisches Wissen (Stichwort Nomenklatur) in irgendwelchen schwarzen Löchern versunken ist.Auf der anderen Seite sehe ich natürlich auch die Eitelkeit derer, deren Bedürfnis ist, sich in die Öffentlichkeit zu drängen und sich mit eigentlich unverdienten Titeln zu schmücken, nur um das Bad in der Menge nicht missen zu müssen...Aber wer ist schon ohne Fehler?

Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.
Re:Die Berufsbezeichnung "Gärtner" wird strapaziert!
das ist ein interessantes Thema! Seit einiger Zeit überlege ich ob ich mir eine Signatur anschaffe und wie meine neuen Visitenkarten aussehen sollen.Ich hab da an folgendes gedacht:Biologe und gärtnärrischer Dilettantauf eine e-mail in der die Signatur gartenPlanung, gartenGestaltung auftauchte habe ich in meiner Antwort so unterzeichnet. Eine Antwort auf diese e-mail habe ich noch nicht, aber gleich bei einem Gärtnertreffen werde ich denjenigen sehen. Ich bin gespannt.Gartenplanung und Gartengestaltung kann auch jeder machen. Auch Gartendesigner ist kein geschütztes irgendwas.Man muss einen Meister, ein Diplom oder was weiß ich haben.
“I love science, and it pains me to think that so many are terrified of the subject or feel that choosing science means you cannot also choose compassion, or the arts, or be awed by nature. Science is not meant to cure us of mystery, but to reinvent and reinvigorate it.”
— Robert M. Sapolsky
— Robert M. Sapolsky
Re:Die Berufsbezeichnung "Gärtner" wird strapaziert!
es gibt viele "hobbygärtner" (ich nenne sie immer "die freaks"
), die 10 mal mehr ahnung von gewissen pflanzen haben als ich, obwohl ich ein "richtiger" gärtner bin
- trotzdem denke ich, dass ich eine halbwegs solide basis mein eigen nennen kann. ausserdem stimme ich susanne zu: es gibt ebenfalls viel zu viele sogenannte gärtnerMEISTER die diesen titel absolut überhaupt nicht verdienen.die von sarastro angesprochene gruppe der selbsternannten gurus (warum glaube ich zu wissen wer gemeint ist?
) ist eine tatsache, um die man nicht herum kommt. aber ich denke, so lange nichts grundlegend falsches als die reine wahrheit ausgegeben wird und so in umlauf kommt, ist das nicht so dramatisch.der begriff gärtner ist eben dehnbarer, als der begriff elektriker



Re:Die Berufsbezeichnung "Gärtner" wird strapaziert!
Da wäre ich mir ganz und gar nicht sicher....Stelle ich mir z.B. vor, wer von beiden ohne den anderen auskäme, sehe ich (um Objektivität bemüht) den Gärtner eher im Nachteil.der begriff gärtner ist eben dehnbarer, als der begriff elektriker
"Berater" sein ist nicht sehr schwer und obendrein lohnt es sich mehr....
Re:Die Berufsbezeichnung "Gärtner" wird strapaziert!
aber darum gehts eigentlich doch nicht
elektriker muss man gelernt haben damit es ohne tote, verletzte und verbrannte abgeht.selbsternannte gärtner gefährden in der regel niemanden, ausser vielleicht die geldbörse und das leben der pflanzen.oder etwa nicht?

Re:Die Berufsbezeichnung "Gärtner" wird strapaziert!
Da klinke ich mich später noch ein, jetzt muß ich aber topfen.Bin übrigens auch kein gelernter Gärtner, aber topfen kann ich schon.

Staudige Grüße vom Chiemsee!
Re:Die Berufsbezeichnung "Gärtner" wird strapaziert!
Hat das nicht Tradition?Gärtner ist jeder Mensch mit Garten seit ewigen Zeiten. Und früher hatten nahezu alle einen.
Re:Die Berufsbezeichnung "Gärtner" wird strapaziert!
planwerk, aufpassen! nicht jede/r gelernte gärtner/in kann auch topfen, dafür gibt es zuviele sparten. frag mal einen garten-, landschafts- und sportplatzbaugärtner nach der richtigen unterlage für apfelhalbstämme auf lehmigem boden oder nach einer geeigneten symbolpflanze für omas grab... 

Re:Die Berufsbezeichnung "Gärtner" wird strapaziert!
Ist "Gärtner" eigentlich eine irgendwie geschützte Berufsbezeichnung?Andererseits: Ein Diplom macht absolut noch keinen Gärtner....
Re:Die Berufsbezeichnung "Gärtner" wird strapaziert!
wiki sagt dazu leider nichts.
Re:Die Berufsbezeichnung "Gärtner" wird strapaziert!
in jedem fall ist "gärtner" ein ausbildungsberuf nach dem berufsbildungsgesetz.
Re:Die Berufsbezeichnung "Gärtner" wird strapaziert!
wiki weiß doch was:ausbildungsberuf, liste von ausbildungsberufendanach gehört "gärtner" zu den landwirtschaftlichen berufen.
Re:Die Berufsbezeichnung "Gärtner" wird strapaziert!
was mir äußerst gut gefällt, ist die historische bezeichnung lustgärtner! bräuchte ich eine signatur oder eine (berufs)bezeichnung für visitenkarten - diese wäre es! 

Re:Die Berufsbezeichnung "Gärtner" wird strapaziert!
In der Schweiz ist der Begriff "Gärtner" unterteilt in verschiedene Sparten (A, B, C) und mittels Prüfung abgeschlossener Berufslehre der schweizerischen Eidgenossenschaft annerkannt.