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Re:schwarze Liste der Nicht-Bienenpflanzen
Verfasst: 16. Jan 2014, 23:29
von pearl
troll, du irrst was den Meister betrifft. Er hatte offenbar auch von Anfang an gegen die Naturschwärmer zu kämpfen. Bedenke, dass um die Jahrhundertwende und Anfang des 20. Jahrhunderts sehr viele öko- und esoterische Bewegungen in Gang gekommen sind. Bircher Benner, Sigmund Freud, Rudolf Steiner, ... Berlin war voller Künstler, die Jugendbewegung, die Wandervögel, die blauen Reiter, das Bauhaus und der Werkbund. Das waren alles Zurück oder Vorwärts zur einfachen Lebensweise Bewegungen.
Re:schwarze Liste der Nicht-Bienenpflanzen
Verfasst: 16. Jan 2014, 23:43
von troll13
In diesem Vor- und Zurück leben wir hier jedoch auch immer noch.Und "Garten" ist für mich eben auch "menschengemachte Natur". Auch wenn ich mit meinem Garten nicht die (Um-)Welt retten kann, freue ich mich über (fast

) jeden tierischen Gast im Garten und habe immer auch im Hinterkopf, was ich Gartenvögeln, Bienen und Co., Kröten und Fröschen oder Kleinsäugern mit meinen Gartenvorstellungen bieten kann.
Re:schwarze Liste der Nicht-Bienenpflanzen
Verfasst: 17. Jan 2014, 00:22
von pearl
ja genau, deshalb finde ich ja Foersters Hinweis immer noch aktuell. Er relativiert die Frage so schön. Der Dualismus, dieses bipolare Denken ist doch immer wieder und immer mehr überflüssig.Es gibt keine schwarze Liste von schlechten Pflanzen und keine grüne Liste von guten Pflanzen, das sind Konstrukte von Menschen, die irgendwelche mentalen Geländer brauchen.Brauch ich nicht. Ich habe Bienen, die verrückt sind nach Pflanzen mit Migrationshintergrund.

Und ich habe Tiere im Garten, die Schlehen aus ganz anderen Gründen lieben als es Bienen tun.

Re:schwarze Liste der Nicht-Bienenpflanzen
Verfasst: 17. Jan 2014, 16:39
von Chica
Eggert hat sich zu den Schmetterlingsgehölzen für den Garten auch schon Gedanken gemacht.
Keiner der genannten Sträucher ist in Mitteleuropa selten, ganz im Gegenteil, die meisten sind immer noch Allerweltspflanzen.Was zeigt, dass es mit der Anwesenheit der Futterpflanze für die Raupe allein nicht getan ist. Es bedarf schon eines passenden Umfelds, und das ist leider nicht automatisch gegeben, wenn man diese Sträucher in den Garten pflanzt.
Mein Grundstück und das meiner 16 Bau- Nachbarn war ein Acker, am Grundstücksende liegt ein Graben und dann wieder Acker, weiter hinten ein Kiefernwald. Ich denke schon, dass es Sinn macht anstelle der "landwirtschaftlichen Nutzfläche" nun ein buntes Sammelsurium aus einheimischen (ich habe alle genannten

) und exotischen Sträuchern zu pflanzen, die Wiese Wiese sein zu lassen und das Wildkraut da und dort zu ignorieren, eine Benjeshecke zu legen und einen Weidenflechtzaun zu bauen. Von den genannten Sträuchern kenne ich nur eine riesige Salweide und eine Schlehenhecke einen Ort weiter, hier im Umfeld nichts.
Wir haben eine riesige gefüllt blühende Zierkirsche, eine taube Nuss im Sinne der Bienen, eigentlich müsste man ein schlechtes Gewissen haben, aber zur gleichen Zeit blühen endlos viele Obstgehölze, dass die Bienen eh nicht alles schaffen können, wir entlasten sie also.
Dazu lese ich eben im wunderbaren Buch
"Schmetterlinge im Garten" beim Nierenfleck- Zipfelfalter, dass dieser seine Eier mitunter an Prunus serrulata ablegt. Die Raupen ernähren sich auch von dieser Prunusart. Da die farbliche Tarnung der Raupen aber an grüne Gehölze angepasst ist, fallen die Raupen ihren Fressfeinden auf den rötlichen Blättern sofort ins Auge. Das trifft dann wohl auf meinen Prunus cerasifera "Hollywood" auch zu

.
pearl hat geschrieben:Es gibt keine schwarze Liste von schlechten Pflanzen und keine grüne Liste von guten Pflanzen, das sind Konstrukte von Menschen, die irgendwelche mentalen Geländer brauchen.
Natürlich ist nichts schwarz/weiß. Du pearl, hast aber nach den Fotos, die Du hier schon gepostet hast einen ausgesprochenen "Halbwildgarten", da sollten sich so wie so Tiere tummeln. Aber es gibt auch
solche Gärten. Dem Besitzer würde dann bei Umgestaltungswunsch eine Liste schon helfen, ob da eine oder die andere Pflanze korrekt eingeordnet ist, spielt dabei gar keine Rolle.
pearl hat geschrieben:Ich habe Bienen, die verrückt sind nach Pflanzen mit Migrationshintergrund.

Ich dächt, det wär' 'ne Hummel

.
Re:schwarze Liste der Nicht-Bienenpflanzen
Verfasst: 17. Jan 2014, 17:32
von Beerenträume
Brauch ich nicht. Ich habe Bienen, die verrückt sind nach Pflanzen mit Migrationshintergrund.

Bei Picasa gab´s zu dem Bild diesen Komentar von einer Elfriede:Nette Iris. Hier im Garten kommt sie allerdings etwas besser zur Geltung,- ohne "Heupackung".....;-))Elfriede, ab auf die "schwarze Liste" ......
Re:schwarze Liste der Nicht-Bienenpflanzen
Verfasst: 17. Jan 2014, 21:47
von riesenweib
...Jaja. Die Welt besteht nicht nur aus Bienen und Blüten....
Danke für die Recherche Katrin!
ich danke auch!
Re:schwarze Liste der Nicht-Bienenpflanzen
Verfasst: 17. Jan 2014, 22:30
von riesenweib
Ich habe vor zwei Jahren an einem regionalen Schmetterlingsbuch mitgewirkt und da erst begriffen, wie viele Arten die gestern auf einzelne Bäume spezialisiert sind.
Das interessiert mich sehr! Gibt es das Buch zum Lesen? ...
HIERerwähnt werden für schmetterling-pflanzenart beziehungen. Beispiele für bäume: schillerfaller&eisvogel-zitterpappeln | trauermantel-salweide | schlehenzipfelfalter-schlehe | kreuzdornglasflügler&zitronenfalter-kreuzbaum&faulbaum. Häufiger sind schmetterling-pflanzenfamilie beziehungen, ein beispiel sei nur nierenfleck-prunusarten.die interpretation passt zu dieser arbeit
Distribution analysis of monophagous butterflies (Lepidoptera) and their host plants in the western Palaearctic warum es, wie Katrin ja schon anspricht, zu kurz gegriffen ist, die schutzwürdigkeit der lebensumstände nur
einer tier/insektengruppe zu pushen, wird übrigens in
Do we need Pandas von Ken Thompson für mich sehr schön begreifbar. Das netz hat viele stränge.lg, brigitte
Re:schwarze Liste der Nicht-Bienenpflanzen
Verfasst: 17. Jan 2014, 22:42
von Zwiebeltom
Dass manche Falter äußerst sensibel sind und teilweise mehrere Bedingungen brauchen, die alle erfüllt sein müssen, ist mir letztes Jahr bewusst geworden, als ich etwas über Leben und Vermehrung des Wiesenknopf-Ameisenbläulings gehört habe.Zum Einen muss natürlich der Wiesenknopf wachsen und zur Blüte kommen können (die Raupen leben zunächst nur von den Blüten), später benötigen die Raupen bestimmte Ameisen. In deren Nester lassen sie sich tragen, leben dort unbehelligt und fressen die Ameisenlarven. Nach der Verpuppung verlässt der Falter das Ameisennest. Der Wiesenknopf wächst auf eher feuchten Wiesen, andererseits darf es nicht so feucht sein (Überflutung), dass die Ameisennester ganz zerstört werden. Als Krönung ist der Schmetterling schließlich kaum mobil und kann selbst auf nur wenige Kilometer entfernte geeignete Standorte kaum ausweichen.
Re:schwarze Liste der Nicht-Bienenpflanzen
Verfasst: 17. Jan 2014, 23:20
von Sandkeks
Ähm, räusper, also als Biene freue ich mich ja über etwas Aufmerksamkeit und reichlich Futter...

Es gibt übrigens über 500 Bienenarten in Deutschland, zu ihnen gehören auch die Hummeln. Man muss also nicht immer bei "Biene" an Honigbiene denken. Auch bei den Bienen gibt es viele Spezialisten. Arten, die Pollen nur an einer Pflanzengattung sammeln (z. B. Echium oder Reseda). Arten, die nur in Pflanzenstängeln nisten etc. Bienen, wie ich sie verstehe, freuen sich also über eine große Vielfalt an großen und kleinen, offenen oder verborgenen Blüten. Schade, dass der Herr mit der komischen Liste so einen Unmut hervorruft, auch gegen meine Artgenossen. Übrigens mögen so einige Bienen Robinien, auch wenn sie in Kugelform sind (wie kommen die auf diese Liste?).

Ich mag auch andere Insekten, solange sie mein Gemüse in Ruhe lassen!
Re:schwarze Liste der Nicht-Bienenpflanzen
Verfasst: 17. Jan 2014, 23:26
von riesenweib
hab da eine spannende diplomarbeit gefunden, zur
Diversität tagaktiver Schmetterlinge entlang eines Höhengradienten oberhalb der Baumgrenze. Ist eine Fallstudie aus den österreichischen Alpen.Da kommt raus, dass der anteil monophager arten mit der höhenlage abnimmt (seite 5 unten). Auf seite 18 oben steht, wieviel arten im untersuchungsgebiet (Stubaier Alpen, Tirol) zu drei -phaggruppen gefunden wurden
A total of 18 monophagous species, 24 oligophagous species and 29 polyphagous species were found (not including exclusively nocturnal, migratory and two unidentified species).
. Da hatten die mono-/oligophagen also einen sehr hohen anteil.
Re:schwarze Liste der Nicht-Bienenpflanzen
Verfasst: 18. Jan 2014, 00:41
von pearl
warum es, wie Katrin ja schon anspricht, zu kurz gegriffen ist, die schutzwürdigkeit der lebensumstände nur
einer tier/insektengruppe zu pushen, wird übrigens in
Do we need Pandas von Ken Thompson für mich sehr schön begreifbar.
"Do We Need Pandas?: The Uncomfortable Truth About BiodiversityChapter 4 What is biodiversity worth?Chapter 6 Are species necessary?"Nein, wir brauchen keine Pandas, nein, Biodiversität hat keinen Wert an sich, nein, wir brauchen keine bestimmten einzelnen Arten. Schon hat sich das Buch erledigt. Was Katrin sehr gut dargelegt hat, sind Zusammenhänge und Informationen über das, was alles so da ist auf der Welt, außer Bienen und Imker und Verbraucher und Konsumenten.Dinge, die existieren, haben ihre Existenzberechtigung aus sich heraus. Die Gesamtheit von lebenden Organismen hat unseren Respekt verdient. Kein Mensch und kein Tier und keine Pflanze muss seine Existenz durch seinen Gebrauchswert rechtfertigen.
Re:schwarze Liste der Nicht-Bienenpflanzen
Verfasst: 18. Jan 2014, 10:42
von Chica
Schade, dass der Herr mit der komischen Liste so einen Unmut hervorruft, auch gegen meine Artgenossen.
Das Gute daran ist doch, dass hier zu diesem Thema eine lebhafte Diskussion entstanden ist und dass hier viele mitlesen und ihren Garten und die Umwelt jetzt auch einmal unter diesem Aspekt sehen

.Ich denke, dass ich das, was "da draußen" abläuft, gar nicht oder nur eingeschrankt beeinflussen kann. Als die EU noch Subventionen für das Brachliegen von Äckern zahlte, gab es hier angrenzend an einen brachliegenden Wieseacker unzählige Wiesen- und Krautschichtfalterarten mehr

. Aber ich kann dem Bauern schlecht anbieten, ihm den Acker abzukaufen und dann alles wieder brach zu legen. Das aber, was auf meinem Grundstück passiert kann ich beeinflussen und das ist doch wenigstens etwas, oder? Dazu ist es immer vorteilhaft über die Gesamtzusammenhänge gut informiert zu sein.
Re:schwarze Liste der Nicht-Bienenpflanzen
Verfasst: 18. Jan 2014, 11:32
von Gartenplaner
...Schon hat sich das Buch erledigt. ...Dinge, die existieren, haben ihre Existenzberechtigung aus sich heraus. Die Gesamtheit von lebenden Organismen hat unseren Respekt verdient. Kein Mensch und kein Tier und keine Pflanze muss seine Existenz durch seinen Gebrauchswert rechtfertigen.
Ich glaube, ich wiederhole mich, ein Buch kann man beurteilen, wenn man es gelesen hat.Es sei denn, man hat eine vorgefertigte Meinung dazu, die man behalten möchte.Ich hab den Eindruck, dass das Buch, trotz dem provokant-utilitaristischen Titel, genau auf das, was pearl zum Schluß schreibt hinaus will - allerdings hab ichs auch nicht gelesen

Jedenfalls versuche ich in meinem Garten Lebensraumvielfalt zu erhöhen, auch wenn ich eine klare Gestaltungslinie verfolge und finde, dass sich das überhaupt nicht widersprechen muss.Und wenn jemand eine Liste abarbeitet und sich dadurch wohler fühlt, muss das nicht per se schlecht sein - Anfänger, ja sogar Fortgeschrittene, wenn es um Pflanzenverwendung auf hohem Niveau geht, brauchen Listen
Re:schwarze Liste der Nicht-Bienenpflanzen
Verfasst: 18. Jan 2014, 13:13
von Chica
Das interessiert mich sehr! Gibt es das Buch zum Lesen? ...
HIER
Danke riesenweib

, ich werde gleich eine E- Mail schreiben.
Re:schwarze Liste der Nicht-Bienenpflanzen
Verfasst: 18. Jan 2014, 19:40
von riesenweib
..."Do We Need Pandas?: The Uncomfortable Truth About BiodiversityChapter 4 What is biodiversity worth?Chapter 6 Are species necessary?"Nein, wir brauchen keine Pandas, nein, Biodiversität hat keinen Wert an sich, nein, wir brauchen keine bestimmten einzelnen Arten. Schon hat sich das Buch erledigt. ...
Das sei Dir unbenommen, pearl, aber Thompsons fragestellung nimmt
nicht seine analyse vorweg, sondern gibt den tenor der meinungen zur notwendigkeit von biodiversizität in den mittleren 80% der normalverteilung wieder. Aus Deiner reaktion schliesse ich, dass Du das buch offenbar nicht gelesen hast?
nachtrag: ah, gartenplaner schliesst das auch
(das küsschen gilt pearl, wiewohl den goldenen frosch zu küssen...nein das ist OT)