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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 22. Jun 2019, 00:47
von thuja thujon
dmks hat geschrieben: ↑21. Jun 2019, 17:05Nee, nee, so'n Ackerrand auf'm Hungersand sieht da gaaanz anders aus! ;D ;D ;D
Dort ists Stickstoffreich durch Robinien und Hundehinterlassenschaften plus Stadtabgase. Das Wachstum wird meist durch Besonnung oder Trockenheit gehemmt. Was man als Städter jedenfalls sagen kann: Getreide ist ähnlich invasiv wie manch ein Neophyt. Auf 2 Spielplätzen habe ichs auch im `Rasen´. Für den Naturschutz ist das vielleicht was wert. Man könnte Segetalartenreiche Getreideäcker relativ leicht künstlich ansalben auf geeigneten Flächen. Vielleicht denkt mal jemand mit mehr Fläche als ich drüber nach. Oder auch jeder andere der einen kleinen Vorgarten hat und kein Kiesbeet anlegen möchte.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 22. Jun 2019, 06:46
von lerchenzorn
thuja hat geschrieben: ↑22. Jun 2019, 00:47 ... Man könnte Segetalartenreiche Getreideäcker relativ leicht künstlich ansalben auf geeigneten Flächen. Vielleicht denkt mal jemand mit mehr Fläche als ich drüber nach. Oder auch jeder andere der einen kleinen Vorgarten hat und kein Kiesbeet anlegen möchte.
Das ist Illusion. Das Anstalten geht sicher. Erhalten wird sich die Vielfalt der Segetalarten aber nur bei anhaltend extensiver Ackernutzung mit sachgerechter Begleitpflege.Wie gesagt, es geht dabei um weniger robuste Arten als Klatsch-Mohn, oft auch weniger sichtbare.
Man kann im städtischen Raum Demonstrationsflächen schaffen, um zu zeigen, worum es beim Segetalartenschutz geht. Für lebensfähige Populationen sind ausreichend große, am besten auch vernetzte Flächen notwendig.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 22. Jun 2019, 10:52
von dmks
lerchenzorn hat geschrieben: ↑22. Jun 2019, 06:46thuja hat geschrieben: ↑22. Jun 2019, 00:47 ... Man könnte Segetalartenreiche Getreideäcker relativ leicht künstlich ansalben auf geeigneten Flächen. Vielleicht denkt mal jemand mit mehr Fläche als ich drüber nach. Oder auch jeder andere der einen kleinen Vorgarten hat und kein Kiesbeet anlegen möchte.
Erhalten wird sich die Vielfalt der Segetalarten aber nur bei anhaltend extensiver Ackernutzung mit sachgerechter Begleitpflege.
Für lebensfähige Populationen sind ausreichend große, am besten auch vernetzte Flächen notwendig.
Es bleiben Fragen offen:
Wer soll's finanzieren? Wer solls machen? und Wo soll's stattfinden?
PS: ich hänge weiter immer mal Fotos von Ackerrändern und ähnlichem an - weil's so schön bunt ist ;D
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 22. Jun 2019, 17:39
von lerchenzorn
Der (brandenburgische) Vertragsnaturschutz zahlt dafür 200 Euro pro Hektar. Das ist nicht nur den Landwirten, sondern auch nach Ansicht von Naturschützern viel zu wenig, wurde aber von Landwirtschaftsbehörden so als richtig und angeblich nicht anders möglich ausgerechnet.
Vielleicht machen sich interessierte Landwirte ja mal schlau, was da an Massnahmen zu tun und an Schritten zu unterlassen ist und erklären ihrem Fachminister, was das tatsächlich an betrieblichen Aufwendungen und Einbußen mit sich bringt. Vielleicht glaubt er denen eher und lieber.
Schön bunte Streifen sind ganz nett. Aber man muss ihnen schon auf den Grund gehen, um zu wissen, was sie bewirken. Dass im selben Brandenburg jetzt plötzlich 700 Euro pro Hektar für kaum näher bestimmte und, wenn es schlecht läuft, die Artenvielfalt mindernde Blühstreifen gezahlt werden sollen, lässt halt so manchen den Kiefer runter klappen.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 22. Jun 2019, 20:22
von dmks
lerchenzorn hat geschrieben: ↑22. Jun 2019, 17:39700 Euro pro Hektar
Wie gesagt - diese Blühstreifen sind keine Endlösung sondern eine Erste-Hilfe-Maßnahme um für Bienen in den Sommermonaten Futter anzubieten.
700 Euro klingt nach 'ner Menge Geld ;) sind aber lediglich 7 Cent je Quadratmeter für Bodenbearbeitung, Saatgut und Ertragsausfall. Soviel gibt es aber nicht.
Die aktuellen Fördermittelbeträge:
6. Art, Höhe und Umfang der Zuwendung
6.1 Die Förderung umfasst für
Maßnahmen nach 2.3, a) bis 0,5 ha Antragsfläche (einjährig) 80,- EUR/1ha
Maßnahmen nach 2.3, a) ab 0,5 ha Antragsfläche (einjährig) 40,- EUR/1ha
Maßnahmen nach 2.3, b) bis 0,5 ha Antragsfläche (mehrjährig) 220,- EUR/1ha
Maßnahmen nach 2.3, b) 0,5 ha Antragsfläche (mehrjährig) 110,- EUR/1haQuelle:http://www.forum-natur-brandenburg.de/wp-content/uploads/2019/03/fnb-foederrichtlinie-bluehflaechen-2019.pdf
Das sind dann 0,4 bis 1,1 Cent je Quadratmeter. Oder anders: wer seinen 500 m² Garten freiwillig mit solchen Blühmischungen einsät würde dafür etwa satte 5 Euro Förderung bekommen! ;D Ein lohnendes Geschäft!
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 22. Jun 2019, 20:45
von lerchenzorn
Ich glaube, wir schreiben hier über verschiedene Programme. Deine Zahlen könnten die des so genannten Forums Natur sein, das ich insgesamt für fragwürdig halte.
Die dort genannten "Kriterien" sind so halbseiden bis nichtssagend, dass sie zum Teil auch als gute fachliche Praxis ohnehin zu erfüllen wären.
Und eine erste Hilfe sollte dem Patienten dennoch sachgerechte Hilfe geben und ihm nicht - wenn auch aus Versehen und Unkenntnis - die Luft abdrehen. Genau das droht aber in nicht wenigen Fällen zu passieren, wenn in der größten Zahl der Fälle unspezifische, knallbunte einjährige Blühmischungen aufgebracht werden. Für die finde ich dann 700 Euro noch zu viel.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 22. Jun 2019, 22:24
von dmks
Die "netten" bunten Streifen auf den angehängten Fotos sind übrigens keine Blühstreifen sondern ganz normale Ackerränder ;) Sie entstehen ganz einfach von alleine. (Eh-da-Flächen)
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 22. Jun 2019, 22:33
von dmks
Mach mich für heut vom Acker; hab noch was vor ;D
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 23. Jun 2019, 01:37
von zwerggarten
lerchenzorn hat geschrieben: ↑22. Jun 2019, 20:45Ich glaube, wir schreiben hier über verschiedene Programme. ...
ich bin zu faul und zu wenig vom fach für eine suche, könntest du "dein" programm nicht verlinken oder konkreter benennen?
vielleicht nützt das dann auch dmks >dubioser mähdrescher kappt segetalflora< zum erkenntnisgewinn... ;)
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 23. Jun 2019, 01:46
von thuja thujon
Ich sehe da wohl Tragopogon dubius bei dir dmks. Hat sich hier vor 4 Jahren auf einmal in der Stadt ausgebreitet. Dafür sind die grünen Wähler hier schon dankbar, auch wenn sie das noch garnicht mitbekommen haben, das da was neues auf den Baumscheiben im Pflaster wächst. Für die paar Cent/m², die in die Agrarlandschaft fliessen, spenden oder bezahlen andere hier in der Stadt wohl 50€, um mit der `nutzlosen einjährgen Blütenpracht´ ein Zeichen zu setzen. Ein Arbeitskollege hat demletzt extra dafür ein Hochbeet aus Plastik von Beckmann aufgebaut und Blumenerde (Bio-Torffrei) eingekauft.
Lerchenzorn, kennst du Ansprechpartner im Südwesten die sich mit der Segetalgesellschaft und den Wechselwirkungen wirklich detailliert auseinandersetzen? Ich denke nur dort liegt die Zukunft wenn man Artenschutz wirklich ernst nehmen will. Mir ist außer den Praktikern aber noch keiner mit einer vergleichbaren Denkweise untergekommen.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 23. Jun 2019, 02:24
von lerchenzorn
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 23. Jun 2019, 02:39
von zwerggarten
:o nachtarbeit! :D ;)
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 23. Jun 2019, 09:04
von Feinschmecker
@ thuja thujon:
Hier ist möglicherweise ein Ansprechpartner für Dich: http://nadr.de/%ef%bb%bfwelt-der-ackerwildkaeuter/
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 23. Jun 2019, 13:57
von dmks
thuja hat geschrieben: ↑23. Jun 2019, 01:46Ich sehe da wohl Tragopogon dubius bei dir dmks. Hat sich hier vor 4 Jahren auf einmal in der Stadt ausgebreitet.
War jetzt so nicht beabsichtigt; aber das Foto zeigt einen der wenigen Ackerränder innerhalb des Stadtgebietes. ;D
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Verfasst: 23. Jun 2019, 22:43
von dmks
zwerggarten hat geschrieben: ↑23. Jun 2019, 01:37lerchenzorn hat geschrieben: ↑22. Jun 2019, 20:45Ich glaube, wir schreiben hier über verschiedene Programme. ...
[/quote]
ich bin zu faul und zu wenig vom fach für eine suche, könntest du "dein" programm nicht verlinken oder konkreter benennen?
vielleicht nützt das dann auch dmks >dubioser mähdrescher kappt segetalflora< zum erkenntnisgewinn... ;)
Die erste Erkenntnis ist: Das 'Forum Natur Förderprogramm' hat ein eine Seite langes Antragsformular mit einer 3 - Seitigen Richtlinie. Mit so [quote author=lerchenzorn link=topic=61430.msg3315085#msg3315085 date=1561229121]
halbseiden bis nichtssagend
genannten Forderungen wie."dass mit einem örtlichen Imker und mit
dem zuständigen Jagdausübungsberchtigten ein Abstimmungsgespräch zur Berücksichtigung jagdlicher
und imkereiseitiger Belange erfolgt ist"
Das 'Landesprogramm' gibt mehr Geld - Das Antragsformular hab ich noch nicht gefunden; die Richtlinie ist 7 A-4 Seiten lang und das zu beachtende EU-Merkblatt 63 Seiten. https://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2013:347:0608:0670:DE:PDF
Klar gibt es Hilfe bei der juristischen Bewältigung solcher Förderanträge - aber es geht hier um betriebsbezogen sehr kleine Flächen die im Endeffekt eine finanzielle Einbuße bedeuten und bei aller Liebe zur Natur nach einem manchmal 12-Stunden Arbeitstag noch am Schreibtisch bewältigt werden wollen.
Foto heute: Rosarote Idylle.