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Grabpflege, oder warum ists auf dem Friedhof so hässlich?
Verfasst: 16. Feb 2022, 18:50
von Extremkompostierer
Schöne alte Bäume,Orte der Ruhe mitten in der Stadt.
Eigentlich könnten Friedhöfe so schön sein, wären da nicht die gärtnerischen Bemühungen der Hinterbliebenen.
Nirgendwo sonst investieren Menschen auf so kleiner Fläche soviel Mühe und Geld.
Woran liegt da?
Vielleicht weil viele Menschen ohne gärtnerische Erfahrung Gräber pflegen?
Oder liege ich mit meinem Geschmacksurteil ganz falsch.
Gefällt Euch vielleicht die übliche Grabpflege?
Weshalb wird hier im Forum so wenig über den letzten Garten diskutiert?
Re: Grabpflege, oder warum ists auf dem Friedhof so hässlich?
Verfasst: 16. Feb 2022, 19:02
von lonicera 66
Früher in Hamburg auf "unserem " Friedhof wurde die Grabpflege noch als Aushängeschild für die Hinterbliebenen gesehen.
Heute ist nur noch "pflegeleicht" wichtig.
Das sieht man hier in unserem Harzdorf ganz deutlich. Hier liegen zu 90% riesige Granitplatten auf den Gräbern.
Ab und an vielleicht noch eine Schale mit saisonalen Blümchen - fertig.
Re: Grabpflege, oder warum ists auf dem Friedhof so hässlich?
Verfasst: 16. Feb 2022, 19:08
von Nox
Viele Hinterbliebene wohnen heutzutage sehr weit weg von der Grabstätte:
Meine Oma z.B. liegt in Reichelsheim, Odenwald - meine Mutter, die das Grab pflegte in Gelnhausen, fast 200 km hin und zurück.
Inzwischen, bedingt durch berufliche Spezialisierung und dem Arbeitsplatz hinterherziehen, dürfte die Entfernung noch mehr zugenommen haben.
Das Grab meiner Mutter wurde von einer Firma angelegt: Schieferschotter über Geotextil, mit vereinzelten Schachtelhalmsprossen, die durchwuchsen. Nachdem meine Schwester einen Hilferuf in meine Richtung abgesetzt hatte, habe ich mich der Sache angenommen, als ich über Weihnachten dort zu Besuch war. Aktion mit Pflanzungen im Schneeregen, Giesswasser am Friedhof abgestellt. Schaun mer mal, pflegen kann's meine Schwester, hat sie mir versichert, wenn's nur mal angelegt ist.
Re: Grabpflege, oder warum ists auf dem Friedhof so hässlich?
Verfasst: 16. Feb 2022, 19:09
von Extremkompostierer
lonicera hat geschrieben: ↑16. Feb 2022, 19:02Heute ist nur noch "pflegeleicht" wichtig.
Pflegeleicht kann doch gut aussehen. z.B. nur Efeu beim Schattengrab, oder nur Blutstorchenschnabel bei Sonne.
Re: Grabpflege, oder warum ists auf dem Friedhof so hässlich?
Verfasst: 16. Feb 2022, 19:13
von Nox
Ich möchte nicht wissen, wie eine nur 3-jährige Efeudecke aussieht, bei der im Frühjahr niemand jäten war: Unkraut 1m hoch.
Du darfst jetzt nicht an die lauschigen letzten Ruhestätten denken, die hinter einer Burg im Hochwald liegen, mit schiefem Grabstein, rostigem Gitter und 100-jährigem Efeubewuchs.
Re: Grabpflege, oder warum ists auf dem Friedhof so hässlich?
Verfasst: 16. Feb 2022, 19:23
von dmks
Ich glaube nicht, daß irgendjemand "falsch" oder "richtig" liegt mit seinen persönlichen Vorstellungen zur Grabpflege.
Sondern wir das den Sterbenden und den Hinterbliebenen überlassen sollten wie sie damit umgehen!
Wer eine Grabstätte besonders schön findet kann das gern teilen! - aber 'Klugscheißermodus am Grab' halte ich für unangebracht.
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Re: Grabpflege, oder warum ists auf dem Friedhof so hässlich?
Verfasst: 16. Feb 2022, 19:23
von Krokosmian
Noch so eine Schwarz/Weiß-Links/Rechts-Ja/Nein-Thema das eigentlich keines ist.
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Früher war das Familien- und Ehrensache, heutzutage ist es zumindest hier vielfach in den Händen von Friedhofsgärtnern. Von denen sind manche sehr engagiert und mit Liebe bei der Arbeit, andere an Sachzwänge gebunden, wieder andere schlicht unflexibel oder man kann vor unberechtigtem Selbstbewusstsein kaum laufen. Über den hiesigen habe ich mich früher immer sehr geärgert, dann das "Familiengrab", als es gerade möglich war, selbst übernommen und bei nächster Gelegenheit wieder an ihn abgegeben. Ging einfach nicht, der Tag hat 24 Stunden. Meiner und der des Friedhoflers. Zwischenzeitlich hat er aufgehört, es gab wohl echte Schwierigkeiten einen Kollegen zu finden, der die laufenden Verträge übernimmt. Jener ärgert mich jetzt wieder.
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Re: Grabpflege, oder warum ists auf dem Friedhof so hässlich?
Verfasst: 16. Feb 2022, 19:35
von Starking007
Ich habe Friedhofsträger dazu beraten,
viele Vorträge zur Grabbepflanzung und -Pflege gehalten.
Privat gehe ich nicht mehr auf einen Friedhof, auch nicht zu nahen Angehörigen,
es sei denn ein guter Freund will begleitet werden, auch dann nur einmal.
Im Friedhof kehren die Lebenden ihr Innerstes nach Aussen,
und davor graust mir.
Re: Grabpflege, oder warum ists auf dem Friedhof so hässlich?
Verfasst: 16. Feb 2022, 19:39
von Bristlecone
Krokosmian hat geschrieben: ↑16. Feb 2022, 19:23Noch so eine Schwarz/Weiß-Links/Rechts-Ja/Nein-Thema das eigentlich keines ist.
Jepp.
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Vor allem aber: Friedhöfe werden in vielen Städten und Gemeinden zunehmend zu den letzten "grünen Oasen" und Oasen der Ruhe mit größerem und meist auch älterem Baumbestand.
Solange sie das bleiben, können - überspitzt - meinetwegen sogar Plastikdeckel statt Granitplatten als Grabstein dienen. ;)
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Ach ja: Die hiesigen Mitarbeiter des Bau- und Gartenhofs kommen mit der Pflege des alten, nicht mehr für Neugräber genutzten Friedhofs praktisch nicht mehr nach. Die "dürfen" so viele Aufgaben bei öffentlichen Veranstaltungen wahrnehmen, da bleibt eben kaum noch Zeit übrig.
Und die Wege von Unkraut freizuhalten ist nun mal zeitaufwendiger, seit dafür nach Stadtratbeschluss kein Glyphosat mehr eingesetzt werden darf. Also sprießt an wenig begangenen Stellen im Sommer schon mal munter das Unkraut. Mich störts übrigens nicht.
Re: Grabpflege, oder warum ists auf dem Friedhof so hässlich?
Verfasst: 16. Feb 2022, 21:02
von lonicera 66
Wir sind früher gerne sonntags auf dem alten Teil des Öjendorfer Friedhof spazieren gegangen.
Eine grüne Oase in der Stadt war es auf jeden Fall. Und viele Vögel, Igel und anderes Getier lebte dort.
Wir saßen oft in einer lauschigen Ecke und haben Eichhörnchen beim spielen zugesehen.
Ja, es gibt auch häßliche Ecken, ist aber auch Geschmackssache und der Geschmack verändert sich in der Gesellschaft.
An unserem Familiengrab bin ich verzweifelt. Da kann man einfach nichts pflanzen.
Schatten, direkt nebenan eine (prächtige) Zypresse, aber eben furztrocken, reiner Sand und Wurzeldruck.
Die Buchshecke (15cm) überlebt gerade so, in der Mitte habe ich Rindenmulch und da liegen auch die Namensplatten. Etwas Heide krepelt seit drei Jahren vor sich hin.
Und ich bin auch über 200Km entfernt.
Re: Grabpflege, oder warum ists auf dem Friedhof so hässlich?
Verfasst: 16. Feb 2022, 21:17
von Starking007
Diverse bunte Zimmerefeu müßten da gehen.
Re: Grabpflege, oder warum ists auf dem Friedhof so hässlich?
Verfasst: 16. Feb 2022, 21:33
von Bristlecone
Mahonia aquifolium und vor allem: Ruscus aculeatus. Unverwüstlich und in der Gegend auch ausreichend winterhart.
Re: Grabpflege, oder warum ists auf dem Friedhof so hässlich?
Verfasst: 16. Feb 2022, 22:04
von lonicera 66
der Mäusedorn gefällt mir :)
Re: Grabpflege, oder warum ists auf dem Friedhof so hässlich?
Verfasst: 16. Feb 2022, 22:13
von dmks
Es gibt hier in der Nähe einen neu entstehenden "Waldfriedhof".
Jetzt kommen Leute zu mir, die für eine (echt teuer bezahlte) Parzelle einen Baum nach ihren Vorstellungen suchen. Der muß dann aber auch (aus Gärtnersicht) zu den Standortbedingungen passen.
Aber Das findet sich! Irgendwo in der Mitte.
Und es ist uns egal was andere danach darüber reden oder denken - denn der "Kunde" kauft diesen Baum nicht für irgendwen, sondern für seinen eigenen letzten Platz.
Re: Grabpflege, oder warum ists auf dem Friedhof so hässlich?
Verfasst: 16. Feb 2022, 22:24
von Gartenplaner
So kenn ich Friedhöfe ;)
(Dazu noch 100% Bio, ohne Pestizide ;D )