Ein uralter Beitrag, den du da zitiert hast. Damals hatte ich erst eine Obstwiese, aber noch keinen eigenen Garten. Vielleicht die Gelegenheit zur Fortschreibung der damaligen Erfahrungen.
Kiwi - Minikiwis habe ich mittlerweile zum wachsen gebracht, es gibt viele neue Sorten, sie sind VIELLEICHT anbauwürdigen geworden. Massive Probleme gibts trotzdem weiterhin und es sind sogar noch welche dazugekommen. Bewässerung dieses versoffenen Flachwurzlers ist in den meisten Jahren zwingend, Frostschutz im Frühjahr nötig, sonst nur alle paar Jahre Ertrag. Hinzugekommen ist die vom Menschen importiere Kirschessigfliege, die im Herbst seit fünf Jahre alle Früchte absticht. Man muss unreif ernten und nachreifen lassen. Anbauwürdig? Ja, in möglichst kontinentalen Lagen mit genug Wasser oder nur im Hausgarten mit der üblichen Tüddelei von Leuten mit viel Zeit.
Ölweide: Endlich gibt es Sorten! Hier muss ich tatsächlich einiges revidieren. Die Vielblütige hat brauchbare Früchte, die Schirm-Ölweide auch. Kommt klar mit dem veränderten Wetter. Wildobstkategorie eben, wer nicht zu viel erwartet kriegt damit was schönes.
Holunder: Mist. Mittlerweile hat die Kirschessigfliege einem sogar die Wildsammlung vergällt.
Bayernfeige: Zum Glück weg. Aber andere Feigen sind deutlich anbauwürdiger geworden, die Anbauzone hat sich etwas ausgeweitet. Immer noch was für geschützte Lagen, aber immerhin - es gibt mehr Ertragsjahre. Kaum neue Sorten, nur viele neue Namen. Jeder versucht, irgendwas Pseudo-Neues zu verkaufen.
Kornelkirsche: Würde ich wieder so sagen. Neue Sorten haben den Geschmack etwas verbessert. Andere Probleme nicht. Wieder so ein Flachwurzler, der in trockenen Jahren enorm leidet.
Nashi: Würde ich wieder so sagen. Sortenspektrum hat sich nicht verbessert. Immerhin überleben die Bäume, das ist schon mehr wie bei den meisten anderen Raritäten.
Schwarze Maulbeere: Würde ich wieder so sagen. Auch nach 15 Jahren sind die meisten Verkäufer zu blöde oder zu verlogen, morus nigra von morus alba zu unterscheiden. Es gibt ein paar andere Arten, die ganz langsam eingetröpfelt sind. Morus australis, frostempfindlich aber endlich was Kleineres. Morus rubra schwirrt irgendwie rum, Hybriden davon, zwischen Begeisterung und Totalfrust. Natürlich alle immer noch kein Obst, das man sich so in den Garten holt wie einen Pfirsich oder eine Stachelbeere.
Maibeere: Tot. Hält unser Klima nicht aus. Viel Energie reininvestiert, verschiedene Pflanzplätze getestet, den Sortenhype mitgemacht. Leider: Wenig geerntet bekommen, sie wachsen rückwärts. Sie mögen keinen Kalk, sie hassen die Wärme, sie kommen nicht klar mit warmen Winterphasen, nichtkontinentalem Klima. Kühle Gegend, saurer Boden, da hat man mehr Glück. Auch hier eine lächerliche Anbaubreite im vergleich zum heimischen Beerenobst, das von Meereshöhe bis 1200m quer durchs Land wächst und fruchtet.
Apfelbeere: Würde ich wieder so sagen, ohne etwas hinzuzufügen.
Dreiblättrige Orange: Keine Änderung. Andere Zitrus: Topfpflanzen geblieben bis zum Beweis des Gegenteils.
Japanische Weinbeere: Würde ich wieder so sagen. Hat sich nicht durchgesetzt. Ein paar Leute mögen sie natürlich und in Gunstlagen bringt sie auch was. Bei mir nicht. Tschüss.
Felsenbirnen: Würde ich wieder so sagen. Fruchtsorten gibts nun ein bisschen mehr, die Probleme blieben dieselben.
Kaki: Alles tot, neue Sorten probiert, sind krepiert. Kam mit Trockenheit nicht klar, kam mit Spätfrost nicht klar, mag keinen Starkwind wegen brüchigem Holz, wuchs nicht. Auch hier wieder gibts ein paar Glückliche, wo sie was wird (ja, ich weiss dass es sehr verstreut Leute gibt, die sagen "aber bei mir wird sie was!". Ist aber hat nie die Regel geworden). Ansonsten hat sie in D keinen Fuss in die Tür bekommen. Aus guten Gründen.
Loquat: Toter als tot. Topfpflanze geblieben.
Als noch nicht genannte Raritäten mit gewissem Anbauwert haben sich entpuppt: Papau, einige ribes divaricatum - Hybriden, Prunus dasycarpa und andere neuere Steinobst-Züchtungen in dieser Richtung sind zumindest hoffnungsvoll.
Die Wertschätzung alter Stein- und Kernobstsorten hat seither aber auch wieder zugenommen. Gleichzeitig hat die Baumzahl massiv abgenommen. Man schätzt sie, aber hat sie nicht. Das sind die wahren Raritäten und Exoten. Wo ich jetzt seit 10 Jahren wohne, ist fast in allen Gärten gerodet worden ohne Nachpflanzung. Die Obstwiesen sind auch im Prinzip weg, das ging deutlich schneller wie gedacht Dank aggressiver Krankheiten und agressivem Flächenverbrauch und fortschreitender Fehlbewirtschaftung der Besitzer.