Wie entstehen die Sortennamen? In unserem Gartencenter gibt es die im Moment in Hülle und Fülle. Oft auch die Blütenformen wie sie hier gezeigt werden. Sie werden aber immer nur als Gartenauricel Hybrid bezeichnet.
Sortennamen entstehen, weil ein Züchter seine Pflanzen benennt und sie unter diesen Namen weitergegeben werden. Wenn man sich wie z.B. in GB im Rahmen der Liebhabergesellschaften bewegt, sind benamte Sorten durchaus Qualitätsbeurteilungen, da hier eine gewisse Ausstellungspraxis und damit verbunden auch Züchtungsziele dahinterstehen. Benamte Sorten, die sich in den Ausstellungen nicht bewähren - also bestimmten Qualitätsmerkmalen nicht genügen - , verschwinden auch schnell wieder. Kurz gesagt: Hinter den Namenssorten steht eine Szene von Liebhabern, die diese Sorten untereinander austauschen und die damit "arbeiten". Hier in D(ACH) ist die Szene begrenzt, da wir hier keine institutionell strukturierte Qualitätsbeurteilung von Arikelsorten betreiben.
Hier in D habe ich z.B. bei Horstmann oder Peters benamte Sorten bekommen, die es nirgend woanders gibt. Einfach Namen aus Lust und Laune heraus und nicht alle gut. Solange es Kunden dafür gibt, ist das OK - man aber auch merkt, dass hinter diesen Namensgebungen nicht immer auch eine Qualtätsbeurteilung steht.
Das muss davon getrennt werden, was Sorten im Erwerbsgartenbau sind. Hier gibt es geschützte Sorten, die im Nachbau nicht so ohne weiteres weitergegeben werden dürfen, weil es Rechte auf eine angemelde Sorte gibt (siehe Bundessortenamt). Hier ist Geld im Spiel - eine Sorte anmelden kosten richtig was - was aber eine Aurikel "Superschön" nie einspielen würde. Einfach weil diese speziellen Sorten nur für Sammler interessant sind. Der Markt für benamte Sorten, die nur über vegetative Vermehrung (oder
in vitro-Vermehrung) zu bedienen ist, ist viel zu klein um die Kosten einzuspielen. Es ist mir keine benamte Aurikel mit Sortenschutz bekannt.
Die Aurikeln für die Baumarkt- und Blumengeschäftzene werden über Saatgut erzeugt. Im Gegensatz zu den gefüllten Gartenprimeln, wo gute gefüllte Sorten über Meristemvermehrung einen größeren Anteil haben (bei den Liebhaber Aurikeln gibt es das nur untergeordnet), sind es Saatgutlinien (Strains), aus denen die vermarkteten Pflanzen stammen. Diese sind im Aussehen sehr divers, warum die Pflanzen aus dem Gartencenter auch keine eigenen Namen tragen. Das muss kein negatives Qualitätsurteil sein - ganz im Gegenteil. Die kommerziellen Saatstrains müssen blühfreudige, robuste Pflanzen sein. Sonst kann man die nicht an den Kunden bringen.
Barnhaven steht so in der Mitte zwischen Liebhabersorten und kommerziellen Sorten. Als kleiner Familenbetrieb mit einer breiten Grundlage haben sie den Markt z.B. mit gefüllten Gartenprimeln sehr inspiriert. Viele der angebotenen gefüllten Primeln im nächsten Baumarkt dürften auch Barnhaven-Blut haben. Meines Wissens haben sie aber keinen kommerziellen Sortenschutz für bestimmte Sorten - ist einfach zu teuer. Der Aurikel-Markt ist noch mal deutlich kleiner als der der Gartenpimeln.
Dass trotzdem die eine oder andere Aurikel in vergleichsweise geringen Maß in die Meristemvermehrung gegangen ist und somit einer etwas breiteren Öffentlichkeit zugänglich geworden ist, kann aber durchaus Barnhaven angerechnet werden.