So.
Was das tote Holz angeht, dass es hindert, das war wohl nie die aussage, zumindest habe ich das so nie verstanden. Altes Holz kann Infektionsherd sein. Ansosnten hindert es den Saftfluss, wenn es an der falschen Stelle ist. Das ist der Fall, wenn man die falschen Ruten hat wachsen lassen. Also starkes zurückschneidet und schwaches wachsen lässt und zuwenig Zapfen zum zurücktrocknen an Knickstellen übrig lässt.
Deine revitalisierte Rebe sehe ich so:
es wurden auf einen abgehenden Stock neue Sorten draufgepfropft. Diese waren wohl wüchsiger als die alte Sorte, lagert also auch mehr Reservestoffe ein. Vor allem, wenn sie die ersten 1-2 Jahre keie Trauben tragen müssen.
Man sieht es schön am alten Holz. Ganz links am Ende vom Kordon ist das Holz über der Veredlung und der weissen Plastikbanderole dicker als darunter. Da steht Überschuss an. Weiter zur Basis sieht man auch schön die Gesetzmäßigkeiten vitaler Gehölze: nach jedem Ast wird das Holz dicker. Hinter der Kurve geht das lebende Holz ziemlich einseitig an dem faulenden Loch vorbei und bildet so einen `neuen´ Stamm neben dem alten. Wenn man diese Rebe absägen würde, wäre da wohl ein Ei und kein Kreis als Querschnitt.
Das lebende Holz ignoriert das alte, wächst dran vorbei und erfreut sich neuen Lebens. Das neue Leben hats durch das Jahr des veredelns geschenkt bekommen: ein Jahr nur Reservestoffeinlagerung für eine völlig veraltete, ausgehungerte Rebe. Der Überlebenswille eines jeden Gehölzes lässt solche Chancen nicht ungenutzt und so erwachen sie fast immer nach solchen Wohltaten zu neuem Leben.
Dieses muss man dann konsequent vital erhalten, nicht übermäßig mit Frucht belasten, vertrocknen lassen usw.
Das hast du gemacht, deswegen kann man den alten, ausgehungerten Stock als saniert ansehen.
Hast du gemacht, sehr gut. das ist das, wa sich darunter verstehe, dass man die Pflanzen nachvollziehen können muss, wenn man sie fördern will.
Der Vorgänger hat mit seinem Dünger nichts erreicht, klar. Es fehlt nicht an Dünger, wenn die Einlagerung der Reservestoffe und damit fehelndes Wurzelwachstum der Flaschenhals ist. Auch Laubabwurf im August wegen Pilzbefall kann man durch Stickstoff im nächsten Jahr nicht ausgleichen. Darüber brauchen wir beim Schnitt nicht reden.
Ich seh die Physiologie ähnlich wie du, man bekommts nicht irgendwo beigebracht, man muss oft selbst draufkommen. Durch Praxis, durch Überlegungen, aber so gut wie immer wird man irgendwie draufgestoßen, auch wenn man alles vorher schonmal gehört, gesehen und erlebt hat, manchmal fehlt dann doch noch der Funke, den man zum schalten braucht.
Muscat nay:
ich habe an meiner auch schon öfters Zapfen angeschnitten und dort waren auch Trauben dran, nicht die größten, aber es müssen auch nicht immer die größten Trauben sein. Große Trauben sind anfälliger: empfindlicher gegenüber abrupten Wetterveränderungen (Physiologie), empfindlicher gegenüber Pilzkrankheiten und anfälliger gegenüber Wespenfraß und Diebstahl. Es geht hier in der Pfalz nicht um große Trauben, sondern um gesunde. Möchte man mehr essen, erntet man 2. Es wird nichts verkauft, alles Selbstverzehr, da muss ich keinen durch die Optik locken.
Deswegen sind die ersten beiden Augen per se schonmal nicht ein wirkliches Problem.
360cm Platz für 24 Triebe, ich schätze mal knapp 3m ist sie breit. Nach links ist Platz, da kann dann auch gerne flacher erweitert werden. Wird sich zeigen wieviel Augen den Winter überstehen und wie die Blüte verrieselt usw., also wie ausgelastet der Stock am Schluss ist, ob ausgedünnt werden muss oder Triebe zurückgeschnitten. Ertragssicherheit ohne Spitzplan gibts nicht und von daher sind an sich bewährte Regeln in manchen Fällen nichts wert. Das muss keiner nachmachen und ich wills auch nicht empfehlen. Unterm Strich probiere ich aber gerne mit genau solchen Schnittexperimenten usw an diversen Kopien bestimmter Sorten das ein oder andere aus. Vielleicht ist ja der lange Anschnitt dieses Jahr wieder nicht überzeugend und von dem Zapfenkordon bleibt mehr zu ernten. Man weiss es erst hinterher, oder nie, wenn mans nicht probiert. Es ist hier manchmal nur die Physiologie, die das meiste entscheidet. Mitte April 25°C, feuchte Erde und schwül, da knallen hier auf dem fetten Boden alle Reben ins Kraut, da kann man auch mit Schnitt nichts mehr verhindern. Da bräuchte man eher Hormone, wenn man verrieseln verhindern will.
Es ist einfach nicht vergleichbar mit anderen Klimaten und üblichen Weinbergs- bzw Gartenböden. Nicht umsonst hat der Weinbau hier im Schwemmlandbereich vom Rhein keine wirkliche Bedeutung und fängt erst weiter oben auf den anderen Bodenarten an den Hängen wirklich an. Dazu kommt das Stadtklima, auch nicht immer einfach in extremen Jahren.
Ich will mich nicht rechtfertigen, verstehe es einfach als Versuch, bei dem der Ertrag egal ist, da genug anders geschnittene Stöcke gleicher Sorte in der Nähe stehen.