Leider hat sich die Industrie, Politik und leider auch zu einem erheblichen Teil die Wissenschaft in Misskredit gebracht.
Im 20 Jh. herrschte zuerst eine Wissenschaftsgläubigkeit, eine Verherrlichung jeglicher neuen Technologie, die eben nunmal sehr harte Dämpfer in der 2. Hälfte des Jahrhunderts erhalten hat.
Bis zum 19. Jahrhundert gab es nur sehr wenige Innovationen pro Jahr, die auch in der Breite wirksam wurden. Im 20. Jahrhundert gab es einen enormen Aufschwung von Wissenschaft und Technik, grob gesagt mehrere Millionen mal mehr Innovationen pro Jahr und seitdem hat sich das noch stark gesteigert. Trotz aller Umsicht sind langfristige Nebenwirkungen nicht immer auszuschließen und nicht alle Hersteller und Anwender hatten diese Umsicht walten lassen. Profitgier und Zeitdruck kontra Verantwortungsbewußtsein. In den letzten Jahrzehnten hat sich dieses Technikfolgenbewußtsein stark verbessert. So kostet z.B. das Zulassungsverfahren für ein neues Medikament häufig viel mehr als die Entwicklung selber und dauert auch länger. Ein Restrisiko bleibt aber bei jeder Technologie. Nur muss dieses stark minimiert werden. Alternative wäre die Rückkehr zur Urgesellschaft.
Großen Schäden verursacht der unverantwortliche Umgang mit Technologie. Ein Beispiel ist das genannte Reaktorunglück von Tschernobyl. Hier sind weder die Wissenschaft noch die Industrie (in Form der Firmenleitung) Schuld, sondern das strikt verbotene Abschalten der Sicherheitstechnik. Die durchgeführten Versuche waren ausdrücklich verboten worden und deshalb wurden diese in der Nachtschicht durchgeführt, in der die Firmenleitung nicht da war. Allerdings muss ich die Qualifikation der Verantwortlichen der betreffenden Nachtschicht stark in Zweifel ziehen. Wer etwas von Kernphysik versteht, wäre nie auf den Gedanken gekommen, alle Sicherheitseinrichtungen absichtlich außer Kraft zu setzen und zu denken, dass der Mensch schneller regeln kann als eine Kettenreaktion abläuft. Dummheit in Hochpotenz.
Genau so ist es bei vielen anderen potentiell gefährlichen Technologien und das sind fast alle. Die Kombination von Technologie und mangelnder Bildung/Dummheit und Verantwortungslosigkeit ist immer sehr gefährlich.
Nicht umsonst fordert der Gesetzgeber bestimmte Mindestqualifikationen beim Umgang mit potentiell gefährlichen Technologien. Im Prinzip ist das auch bei Pflanzenschutzmitteln so. Da muss man einen kleinen Lehrgang besuchen und bekommt einen Befähigungsnachweis. Problematisch ist die Regelung im Haus- und Kleingartenbereich. Wirklich wirksame Pflanzenschutzmittel sind da verboten, weil von den Millionen Gärtnern in D sehr viele nicht einmal Proportionen berechnen können, wie die z.B. für den Pflanzenschutz für Konzentration und Ausbringungsmenge erforderlich sind und ca. 20 % der dt. Bevölkerung sind funktionelle Analphabeten (zugewanderte Analphabeten und verloren gegangene Fähigkeiten). Diese können eine Gebrauchsanweisung nicht mal lesen, gestatte dann verstehen. Fazit: Nicht die erst spät erkannten Langzeitwirkungen sind das Hauptproblem, sondern mangelnde Bildung und Verantwortungslosigkeit der Anwender.