Wie soll sich grundsätzlich etwas ändern, wenn die Gärtner es schon so lernen und nach wie vor praktizieren? Im vergangenen Frühjahr kam im Hofgarten einer vorbei, der hatte ganze Paletten von ziegelroten Begonien und anderen Grauslichkeiten dabei, um sie oben auf einem Dachgarten zu pflanzen, und meinte im Vorübergehen abfällig: "Das gehört ja alles geschnitten!" Er meinte die Deutzien, die hier zugleich mit der Rosenblüte Schleppen tragen dürfen, und Forsythien, die aufgrund von Lichtmangel zwar eher schmalbrüstig sind, aber an langen Trieben viel erstes Gelb bringen.
Ignoranz oder Unkenntnis, solange Pflanzen regelmäßig mit einem Hausmeisterschnitt versehen werden, liegt da meist (noch) kein Schotter.
Und es gibt dann auch bei den Gärtnern solche und solche.
(Ohne irgendwas von "halb so schlimm" sagen zu wollen, ein großer Teil meines Einkommens bestreitet sich am Ende dadurch, das von einer eher nicht diesem Forum angehörigen Klientel fleißig Gartenpflanzen gekauft werden. Bei der momentanen Witterung gibts richtig ordentlich zu tun. Die Schotterlust scheint noch nicht gewonnen zu haben.)
Ich wollte natürlich nicht den Gärtnern nahetreten, die davon leben (müssen), die Wünsche der Kientel zu erfüllen. Aber ich habe die Beobachtung gemacht, daß viele selber kaum jemals über den 0/8/15-Horizont hinausblicken, und das habe ich zuvor gemeint: Es wird ja gar nix anderes vorgeschlagen, quasi im Sinne einer behutsamen Umerziehung. Wobei ich ziemlich sicher davon ausgehe, daß da in Ö weit mehr Nachholbedarf besteht als in D, wo die Gartenkultur eine viel gehobenere ist und sich vielfach an der englischen orientiert, was möglicherweise
auch an der Landschaft liegen mag - am Land gab es zumindest die Trardition der Bauerngärten mit Stauden und Gemüse, aber auch die sind großteils verschwunden; ebenso wie die Vorgärten in den Dörfern, wo sich tw. auch schon der Kies breitmacht. Jedenfalls gibt es außer bei Sarastro und Praskac kaum Staudensortimente, die vergleichbar mit denen in D wären, von z.B. Cyclamen oder Helleboren ganz zu schweigen. Und deshalb wohl auch kein vergleichbares Wissen unter den Hobbygärtnern.
Übrigens war der Landschaftsgärtner, der den Hofgarten angelegt hat, ein Glücksfall, ich danke ihm täglich dafür, daß er mit viel Gefühl ein Grundgerüst um die beiden Hainbuchen geschaffen hat, das ein natürliches Gestalten unter Einbeziehung der gewaltigen Laubmengen erlaubt
Und obwohl hier wahrlich kaum etwas perfekt ist, freut es alle, die da wohnen, keiner würde auf die Idee kommen, sich dran zu stoßen, daß auf den Wegen immer etwas verblasenes Laub liegt oder die Ecke mit den Kompostkistl nicht aufgeräumt ist, Säcke herumstehen etc.