Bei uns im Gebiet sind die Streuobstwiesen in Landschaftsschutzgebieten geschützt.
In Baden-Württemberg auch. Ganz arg :-) Wehe, man stellt eine Geschirrkiste rein oder wagt es gar, Hunde der Spaziergänger mit einem Wildzaun zurückzuhalten. Das nächste Landratsamt kommt sofort mit einem Packen Ordnungsgeldbescheiden, Entfernungsaufforderungen, Fristsetzungen, Drohungen. Für meine frühere Wiese wollte ich von Anfang an alles korrekt machen und habe mir eine Genehmigung für eine Geschirrkiste geholt, 2m breit, 1m hoch, 80cm tief, damit ich die Sense nicht immer hinbringen musste.
Aber was für ein Wahnsinn! Erstmal Einreichen von Plänen. Sie wurden zurückgewiesen, weil sie 20m vom angrenzenden Waldstück stand. Ich hätte erst eine totale Freistellung von allen (!!) Schäden im Grundbuch eintragen müssen. Das passte mir nicht, wieso soll ich das Alleinrisiko tragen wenn die ihre Bäume fällen und dabei meine Bäume kaputtmachen? Also den Aufstellungsort verschoben, war auch Mist weil sie dann ungünstig stand.
Pläne nochmal zurückgewiesen. Die Farbe der Kiste war nicht erlaubt. Also ein Drittes Mal eingereicht und mühevoll eine Kiste selbst gezimmert. Genehmigung kam mit einer dreistelligen Gebührenrechnung begleitet. Dann musste noch nachweisen, dass ich wirklich das gemacht habe, was ich eingereicht habe.
Ein Jahr später hat mir der Bauer, der die übernächste Wiese im Auftrag "pflegte" (in Wirklichkeit hat er sie übel verhunzt) beim illegalen drüberfahren über Meine (kein Wegerecht) zwei Bäume kaputtgefahren. Nein, da könne man nichts machen, ich hätte ihn in flagranti erwischen müssen. Nein, Traktorspuren sind kein Beweis. Nein, absperren dürfe ich nichts.
Sobald aber Geld winkt, geht es ratzfatz: Flugs wird der Landschaftsschutz aufgehoben und die Kettensägen kommen, den Bagger im Schlepptau. Die Geldsäcke haben dafür sogenannte "Ausgleichsmassnahmen" erfunden. Da wird dann zum Ausgleich für die Vernichtung einem Bauern ein ca. sechs Meter breiter Ackerstreifen an einem Wegrand entlang weggenommen und dort robuste Obstbäume gepflanzt mit Sorten, die keiner will auf einer Fläche, der ökologische Wertigkeit nicht viel höher wie die der angrenzenden Agrarplantage ist.
Der Bauer pflügt dann jedes Jahr zwei Furchen weiter rein, die Grenzsteine fliegen dabei ganz zufällig raus. Nach fünf Jahren sind die ungepflegten Junggbäume kaputt, die halben Wurzeln abgepflügt, der Stamm von radikal durchgeführter Maschinenmahd beschädigt und der Randstreifen grösstenteils wieder Acker. Das Obst lässt man lieber liegen, wenn man sieht was an Spritzmittelabdrift vom Futtermais daneben einschwebt.
Und nein, das sind keine Einzelfälle. Aufgrund meiner Tätigkeit beim Nabu muss ich sagen: Das ist in allzu vielen Gemeinden der flächendeckende Normalfall. Soweit mein langer Roman über Obstwiesen. Ich wünschte wirklich, er hätte ein Happy End. Ich kann nur raten sich im Kleinen zu engagieren, Veränderungen kommen nur von unten, nicht von oben. Wartet nicht auf Förderprogramme, packt es selbst an, tut euch vor Ort zusammen, bildet Pflegegruppen, leiht euch nötige Geräte gegenseitig oder gründet -so deutsch-bieder es klingt- einen Verein.