Der Major oder einer seiner Söhne, das ist nicht mehr zu klären, machte dem Namen alle Ehre: Bock eben. Einmal verführte und schwängerte einer der Herren ein armes, sechzehnjähriges Bauermädchen. Die Kleine war darob so verzweifelt und traurig, dass sie sich das Leben nahm. Wie das Mädchen hieß und aus welcher der hiesigen Familie es stammte, ist nicht überliefert und auch in den Kirchenbüchern findet sich kein Anhalt. Auf dem Land vertuschte man Selbstmorde in aller Regel. Die Herren Bock von Wülfingen hatten dann aber doch ein schlechtes Gewissen und setzten dem Mädchen im Park einen Gedenkstein. Das wiederum war der Legende nach den Damen Bock von Wülfingen zuviel der Ehre. Was sollen die Leute sagen? Also ließen sie den Stein wegräumen. Gut hundert Jahre später wurde der Stein bei Aufräumungsarbeiten in einem Hof in der Innenstadt von den Stadtarbeitern wiederentdeckt und vorerst auf den Bauhof gebracht. Der Leiter des Bauhof informierte mich über den gefundenen Stein und brachte ihn mir. Ich stellte ihn bereits im Mai wieder auf und montierte gestern, um den Kitsch abzurunden, einen Engelkopf aus Sandstein auf den Gedenkstein. Dass der Engel geweint hat, sah ich auch erst auf dem Foto.
Ja, das eigentliche Wunder ist, dass der Stein steht, obwohl fast das meiste an dieser Geschichte erlogen ist.