Wollte auch mal einen kleien Einblick in meine halbwegs gezähmte Wildnis geben:
Mein „Garten“ ist gar nicht so leicht abzugrenzen. Es handelt sich um die Mini-Nebenerwerbs-Landwirtschaft meiner Großeltern, auf der ich schon immer mit gewerkelt habe und die ich letztes Jahr nach dem Tod meiner Mutter übernommen habe.
Die Versorgung mit eigenem Obst und Gemüse und dessen Wertschätzung hatte hier schon immer einen hohen Stellenwert. Ich habe dann auch immer wieder Experimente mit alten Sorten und ausgefalleneren Arten gemacht.
Ein Garten, sozusagen als Lustgarten, war früher nicht vorgesehen, dafür gab es ja schließlich die Bank unterm großen Birnbaum, das musste reichen. Mit hat es aber nicht gereicht und deshalb habe ich die letzten Jahre einige Elemente neu gepflanzt und „erbaut“. So ein richtiges „Ganzes“ ist das noch nicht und wird es vielleicht auch nie werden, aber ein paar Ecken haben schon Gestalt angenommen und laden zum Verweilen ein (so man gerade Zeit dazu hat).
Auch der Artenschutz liegt mir sehr am Herzen. Es wurde schon immer extensiv und weitestgehend ohne synthetischen Pflanzenschutz gewirtschaftet, aber seit ich noch manches an zusätzlichen Naturgartenelementen wie Totholz und Altgrasbereiche ergänzt habe, hat sich doch nochmal einiges mehr angesiedelt.
Bei den Pflanzen habe ich mal eine ungefähre Bestandsaufnahme gemacht und bin auf über 130 einheimische Wildblumen und -stauden, ungefähr 30 Gräserarten in der Wiese, über 40 Gehölze (größtenteils einheimisch, aber auch eine „böse“ Forsythie, sonst wüsste ich ja nicht, wann ich die Rosen schneiden muss
). Dazu kommen noch gut 100 nicht einheimische Blumen/Stauden/Kräuter.
Zu einer weiteren Leidenschaft sind vor einigen Jahren die Obstsorten und das Veredeln geworden. Ich bin zwar weit davon entfernt ein Spezialist zu sein, aber meine Kenntnisse haben immerhin ausgereicht, um festzustellen, dass von den 7 Apfelsorten im Obstgarten 3 unter falschem Namen liefen. Inzwischen bin ich schon bei 30 Apfel- und 10 Birnensorten, 7 Zwetschgen/Pflaumen/Spillingen und es gibt noch so viele, die mich reizen würden …
Irgendwie muss ich auch schauen, dass das ganze bei 40 + x Stunden Job noch zu bewältigen ist. Mein Einsteller, der seine Schafe bei mir untergebracht hat, hilft zwar beim Heuen und Mähen, Pflanzen nimmt er aber ansonsten nur war, wenn sie sich in appetitlicher Form auf einem Teller befinden
.
Im Frühjahr sieht alles noch ganz zahm aus:
Der Garten hinterm Haus, früher der Haupt-Gemüsegarten. Jetzt sind hier nur noch wenige Gemüsebeete, sehr viele Kräuter, eine Apfelspindel (Pfirsichroter Sommerapfel), ganz viele sich selbst erhaltende Wildblumen/-stauden und ein Himbeerbeet hinterm Treibhaus. Das besteht dort schon ca. 25 Jahre mit einer unbekannten alten Sorte, die meine Mutter von einer Bäuerin aus dem Dorf bekommen hat. Im Herbst habe ich die meisten Himbeerpflanzen raus und ein neues Beet angelegt. In grenzenlosem Optimismus habe ich aber eine Reihe wieder eingepflanzt und eine Brombeere Navaho ans Treibhaus (auch kein idealer Nachbau, aber der Platz passt halt so gut).
Im Mai /Juni geht es richtig los:
Und im Juli tobt das wilde Leben:
Blick von der Terrasse nach Südost:
Die Feldsteine liegen auf der Grundmauer des großen Stadels, den habe ich ein paar Meter zurücknehmen lassen. Dort wo die Nachtviolen blühen war mal ein Kompostbeet. Jetzt ist das seit vielen Jahren ein reines „Insektenbeet“ mit vielen Akeleien, Nachviolen und Dost, der dort im Halbschatten bis weit in den Herbst blüht. Rechts davon eine große Hecke aus wildem Flieder, den meine Mutter wohl als Kind als kleinen Wurzelausläufer heimgetragen hat.
Dort hinten träume ich von einem neuen Gewächshaus, da das alte
a) über 40 Jahre alt ist und ich nicht weiß, wie viele Stürme es noch übersteht
b) in der prallen Sonne steht und zuwenig Lüftungsmöglichkeit hat
c) einfach zu klein ist
Ganz hinten die große Heuwiese
Blick von der Terrasse mehr nach Südwest:
Die Rose hat meine Mutter mal beim Ramscher mit A gekauft, sollte eine rosa öfter blühende Rose sein. Das hat nicht ganz geklappt, könnte ein Excelsa sein.
Alte Dachplatten vom Hausdach habe ich zu einem kleinen Schotterbeet verbaut.
Für die kleinen Heuflächen am Haus und im Obstgarten verwende ich noch die guten alten Hoinzen/Heureiter. Das gibt wunderbares langhalmiges Eselheu.
Da wo die Heureiter stehen hätte ich gerne einen Teich, scheue aber bisher den zusätzlichen Arbeitsaufwand. Obwohl es, wenn professionell angelegt, nicht all zu schlimm sein sollte.
Dahinter die Gemüsebeete mit Schneckenzaun, Zuckermais und Stangenbohnen lugen hervor.
Ein Stück Heuwiese mit Wildrosen. Die R. canina ist irgendwann mal zugeflogen und blüht jedes Jahr zwar nur kurz, aber überraschend üppig. Dahinter eine Rosa multiflora, die blüht ca 1 Woche später. Danach kommt R.multiflora adenochaeta und zuletzt die Apple Blossom, so dass die Wildrosenblüte insgesamt fast 6 Wochen dauert.
Mein hundertjähriger Riese. Ein Dörrbirnenbaum mit Längeler, einer Regionalsorte, die fast nur im Unterallgäu nachgewiesen wurde. Zum Dörren für Birnbrot und als Kompott sehr aromatisch. Mit etwas Ingwer und einer Banane gibt es eine sensationelle Marmelade. Leider zum Saften nicht besonders gut. Als die noch in voller Größe war, hat sie einem jeden Tag einen Zentner Birnen vor die Füße geworfen, das konnte zur Plage werden.
Leider hat sie einen riesigen Ast nach Süden, der rund ein Viertel des Baumes ausgemacht hat, verloren und ich bin mir nicht sicher, ob der Baumpfleger das optimal gelöst hat. Ich war damals nicht vor Ort und konnte es nicht hinterfragen. Gefühlsmäßig hätte ich den Haupttorso des Astes erst mal belassen, um die Statik des Baumes nicht so radikal zu verändern, aber vielleicht ist das auch falsch. Den Astansatz konnte ich zum Glück durch Wildlings-Austriebe bisher am Leben halten.
Darunter der ultra stabile No-Budget Rosenbogen aus dem alten Schaukelgestell und Schafgattern, die mein Vater mal hatte schweißen lassen, die aber sauschwer und unpraktisch sind. An dem arbeitet sich die Apple Blossom hoch.