Ich sortiere Pflanzen gerne nach Wuchs- und Konkurrenzverhalten.
Ich habe die Liste des Eingangspost mal in einen entsprechenden Text eingefügt. Der befasst sich halt nicht speziell mit trockenem Schatten, so dass darin noch mehr Arten vorkommen.
Hoffentlich ist's nicht zu lang...
"Es lassen sich Gruppen von Wuchstypen bilden und daraus Regeln zu Verwendung ableiten:
Mit ausläufertreibenden, niedrigen Arten lässt sich eine Fläche gleichmäßig bewachsen. Zwischenräume zwischen den Einzelpflanzen schließen sich bald und es entsteht ein einheitlicher Bestand. Damit lassen sich auch größere Flächen pflegeextensiv begrünen, z. B. die Baumscheiben direkt unter Gehölzen, auch bis an die Stämme heran. Werden verschiedene Arten nebeneinander angeordnet entsteht eine einheitliche Fernwirkung mit artspezifischen Unterschieden der einzelnen Blöcke durch verschiedene Blütezeiten.
Zu den wüchsigsten dieser Bodendecker die noch für Gärten geeignet sind gehören das Kleine Immergrün (Vinca minor) von dem die dunkelvioletten und weißen Sorten etwas verhaltener wachsen als die meist verwendeten blauen, der großblütige Beinwell (Symphytum grandiflorum) mit je nach Sorte weißen oder hellblauen Glockenblüten im zeitigen Frühjahr, der Balkanstorchschnabel (Geranium macrorrhizum) in weiß oder verschiedenen Rosatönen und die Teppich-Waldsteinie (Waldsteinia ternata) mit gelben Blüten. Sie alle sind immergrün, so dass die Flächen auch im Winter bewachsen wirken und ertragen gut die Wurzelkonkurrenz in der Nähe von Gehölzen. Sehr schön auch das zarte Hellblau des Gedenkemeins (Omphalodes verna) und des Rauhlings (Trachystemon orientalis), deren Laub im Winter allerdings einzieht.
Nur auf großen Flächen solle man die sehr raumgreifenden Goldnesseln (Lamiastrum galeobdolon) und Blaue Steinsame (Lithoispermum purpurocaeroleum) sowie Aster ageratoides, z. B. ‚Asran‘, verwenden.
Nicht ganz so raumgreifend sind weitere Storchschnabelarten wie Cambridge-Storchschnabel (Geranium cantabrigiense) für auch etwas mehr Sonne oder Knotiger Storchschnabel (Geranium nodosum), dessen üblicherweise lilafarbenen Blütchen fast den ganzen Sommer über erscheinen (‚Silverwood‘, schwachwüchsiger und weißblütig), buntblättrige Taubnesseln (Lamium maculatum) in Sorten oder Kriechender Günsel (Ajuga reptans) mit seinen blauen Blütenkerzen, den es auch mit purpurfarbigem Laub oder weißblühend gibt, die Balkanwolfsmilch (Euphorbia amygdaloides var. robbiae) mit leuchtenden grünen Blütenständen und eine weißbunte Form der Japansegge (Carex morrowii ‚Variegata‘). Grasartig wirken auch die schmalen Blätter der ausläuferbildenden Ährigen Traubenlilie (Liriope spicata) und des Schlangenbartes (Ophiopogon planiscapus), beide aus Ostasien.
Sehr großes immergrünes Laub tragen die sich ebenfalls gemächlich ausbreitenden Bergenien (Bergenia cordifolia) aus der Familie der Steinbrechgewächse und etwas höher als die vorigen werden die verschiedenen Arten der Elfenblumen (Epimedium) aus Asien mit ihren interessanten Blüten auf zarten Stielen. Zur flächigen Bodenbedeckung werden die robusten Arten E. rubrum und E. sulphureum, als Sorten vor allem ‚Frohnleiten‘, ‚Amber Queen‘ und ‚Pink Constellation‘ empfohlen. Schließlich gibt noch den eleganten ausläufernden Straußenfarn (Matteuccia strutiopteris) für etwas feuchtere Plätze.
Unter den heimischen Waldbodenpflanzen übernehmen diese Rolle Waldmeister (Galium odoratum), Haselwurz (Asarum europaeum), Waldmarbel (Luzula sylvatica, nivea, luzulloides), Sauerklee (Oxalis acetosella), Erdbeerfingerkraut (Potenilla sterilis), und, nur im Sommer mit Laub, die Maiglöckchen (Convallaria majalis, buntlaubige Formen ohne oder mit wenig Ausbreitungsdrang) und das Waldbingelkraut (Mercurialis perennis). Die heimische Walderdbeere bedeckt schnell größere Flächen, da sich die Kindel mit relativ langen Ausläufern weit von der Mutterpflanze entfernen.
So manche dieser Pflanzenarten wird in Gesprächen von Gartenbesitzern schon mal als „wuchernd“ oder „alles überrennend“ verunglimpft. Man kann also davon ausgehen, dass damit bepflanzte Flächen wenig Pflegeaufwand erfordern (bei Geranium werden verblühte Stiele entfernt, Vinca kann man alle paar Jahre im Spätwinter mal runtermähen, bei den sommergrünen Arten ist trockenes Laub zu entfernen und beim Waldmeister die im Winter vertrocknenden Triebe abzuschneiden, bevor er im Frühjahr von unten durchtreibt). Stauden im Schatten und in Gesellschaft von Gehölzen wachsen nicht so stark wie die auf Freiflächen, weshalb auch weniger zu schneiden ist.
Es ist natürlich darauf zu achten die Arten dieser Gruppen untereinander zu verwenden und von Beeten mit zierlichen Arten fernzuhalten. Als Unterpflanzung von Sträuchern, nach vorne von einem Weg begrenzt, sind sie ideal. Wegen der dichten, oft ganzjährigen Bodenbedeckung können sie zwar mit robusten Solitärstauden kombiniert werden, sind aber wenig geeignet zur Kombination mit Zwiebelpflanzen.
Mit niedrigen, horstig wachsenden Staudenarten, die sich nicht oder nur sehr langsam über kurze Ausläufer verbreiten, ist man variabler in der Gestaltung. Auch mit diesen kann man, bei entsprechend dichter Pflanzung, eine dauerhafte flächige Bodenbedeckung schaffen. Man kann sie auch in Mischung verwenden, wobei sich mehrere Arten auf einer Fläche mehr oder weniger regelmäßig wiederholen und dadurch wiesenartige Eindrücke hervorrufen, oder man schafft eine sich gleichmäßig wiederholende Grundbepflanzung in die ergänzend weitere Arten eingestreut werden.
Bei solchen Mischpflanzungen ist natürlich zu beobachten ob das Wuchsverhalten der Beteiligten harmoniert. Wenn bestimmte Arten dominieren heißt das nicht unbedingt, dass eingegriffen werden muss, aber ohne Regulierung wird sich vermutlich mit den Jahren die Artenzahl vermindern.
Sehr früh mit der Blüte beginnt das Gefleckte Lungenkraut (Pulmonaria officinalis), erste Nahrung für Blütenbesucher und nach der Blüte eine hübsche Blattschmuckpflanze. Dazu passen die Golderdbeere (Waldsteinia geoides) und das Kaukasusvergißmeinnicht (Brunnera macrophylla), die Frühlingsplatterbse (Lathyrus vernus), Großblütiges Schaumkraut (Pachyphragma macrophyllum), verschiedene Veilchen (Viola odorata, V. sororia u. a.), Leberblümchen (Hepatica nobilis), Elfenblumen (Epimedium, z. B. pubigerum) und Bergenien.
Noch früher dran ist allerdings die heimische Verwandte der Christrose, die Stinkende Nießwurz (Helleborus foetidus). Da er den Namen diskriminierend fand hat der Staudengärtner Karl Förster sie seinerzeit in Palmblatt-Schneerose umbenannt. Sie beginnt schon im Dezember ihren verzweigten Blütenstand zu entfalten, dann wenn der Italienische Aronstab (Arum italicum) dasselbe mit seinen gemusterten Blättern tut. Der Kontrast zwischen dunkelgrünem Laub und den leuchten hellgrünen Blütenständen wird bei der Sorte ‚Westerflisk‘ noch um rote Stiele erweitert. Erst zur Blütezeit der Winterlinge (Eranthis hyemalis) im Februar folgen ihnen die Lenzrosen (Helleborus x orientalis), die farbigen Verwandten der Christrose nach, robuste und dauerhafte Stauden, in schattigen Pflanzungen unverzichtbar.
Ihnen folgen verschiedene Geraniumarten, z. b. Braunblütiger Storchschnabel (Geranium phaeum), den es auch in weiß gibt, Schaumblüte (Tiarella cordifolia), Herzblattwurz (Saruma henryi), Nesselkönig (Lamium orvala), Wald-Sanikel (Sanicula europaea), Immenblatt (Melittis melissophyllum), Hellgelber Lerchensporn (Corydalis ochroleuca), Falsche Alraune (Tellima grandiflora), Klebriger Salbei (Salvia glutinosa) und Korallenschwertlilie (Iris foetidissima). Den Abschluss macht im Herbst die Lilientraube (Liriope muscari). Unter den Seggen empfehlen sich vor allem die Sorten von Carex oshimensis.
Den Sommer über, wenn im Schatten die verschiedenen Laubstrukturen und Grüntöne überwiegen, ist die hohe Zeit der Herzblattlilien (Hosta oder Funkie) von denen es mehrere Arten und unzählige Sorten in vielen Größen, Blattformen und Farben gibt. Im Spätsommer bilden sie dann glockenförmige Blüten an hohen Stielen, lila oder weiß, z. T. auch duftend.
Weitere Blattstauden kommen aus dem Reich der Farne, z. B. aus den Gattungen Adiantum, (Frauenhaarfarne), Asplenium (Hirschzungenfarne), Dryopteris (Wurmfarne), Polypodium (Tüpfelfarne) oder Polystichum (Schildfarne).
Auch mit diesen Arten kann man, bei entsprechend dichter Pflanzung, eine dauerhafte flächig einheitliche Bodenbedeckung schaffen. Gerne erfolgt das mit Bergenien, Brunnera, Epimedien, Geranium nodosum, Hosta lancifolia oder H. clausa und anderen kleineren Hostaarten sowie Waldsteinia ternata.
Bei Pflanzungen die den Lebensraumtypen Wald und Gehölzrand nachempfunden sind übernehmen die Gehölze in der Regel bei der Gestaltung die Dritte Dimension, die Höhe. Sind die Beete breiter bietet es sich aber auch an, mit höherwachsende Staudenarten Akzente zu setzen. Unübertroffen in der Wirkung ist die Akelei (Aquilegia vulgaris), deren interessante, gespornte Blüten sich auf geraden, drahtigen Stielen erheben. Ebenso früh erblühen die weißen Hängeblüten des Salomonsiegels (Polygonatum multiflorum) und der Silberling (Lunaria annua). Diesem folgen seine Verwandten Nachtviole (Hesperis matronalis) und Mondviole (Lunaria rediviva), die Waldglockenblume (Campanula latifolium, besonders schön die weiße Form), der dunkellaubige Felberich ‚Firecracker‘ (Lysimachia ciliata) und der Schneefelberich (Lysimachia clethroides).
Unter den Knötericharten bieten sich beim Kerzenknöterich (Polygonum amplexicaule) die mittelhohe Sorte ‚JS Caliente‘ und bei den Fadenknöterichen (Polygonum filiforme) die Sorten ‚Painters Palette‘ und ‚Lance Corporal‘ an.
Etwas Besonderes sind die winzigen Blüten der heimischen Knotigen Braunwurz (Scrophularia nodosum), wenn sie von meist mehrfach so großen Bienen und Hummeln besucht werden.
Die Süßdolde (Myrrhis odoratus) bildet zunächst eine weiße Doldenblüte um anschließend, nach Rückschnitt, für den Rest des Sommers nochmals ihr farnartiges Laub auszubreiten und damit, ähnlich dem heimischen Wurmfarn (Dryopteris filix-mas) einen Kontrast zu breiteren Laubformen zu bilden, vertreten von z. B. größeren Sorten der verschiedenen Hosta-Arten. Ebenfalls einen neuen Blattschopf bildet bei Rückschnitt nach der Blüte die angeblich zu Symphytum grandiflorum gehörige Sorte ‚Blaue Glocke‘, die im Gegensatz zur Art keine Ausläufer treibt.
Eine mächtige Erscheinung zur Einzelstellung bildet mit den Jahren ebenfalls der Waldgeißbart (Aruncus sylvestris). Es gibt von diesem auch kompaktere Auslesen die zur Blüte sehr an Astilben erinnern, die bei uns im Sommer aber oft unter Trockenheit leiden.
Bei etwas Pflege und nach einer gewissen Eingewöhnungszeit bilden die Sorten der Türkenbundlilie (Lilium martagon) einen besonderen Hingucker.
Mit diesen höheren Waldrandstauden leitet man dann zum Lebensraum der Freiflächen über, wo es viele weitere Arten und Sorten mit Wildpflanzencharakter gibt, die zwar nicht unbedingt zu den Schattenstauden zählen, aber durchaus eine leichte Wurzelkonkurrenz durch die benachbarten Gehölze ertragen.
Bleiben noch die typischen Frühjahrsblüher des Waldbodens zu erwähnen, sogenannte Geophyten, die aus Zwiebeln oder Knollen im zeitigen Frühjahr rasch austreiben, blühen und bald wieder einziehen und damit freie Flächen hinterlassen.
Typische Vertreter sind Schneeglöckchen (Galanthus nivalis und elwesii), Winterlinge (Eranthis hyemalis) und Buschwindröschen (Anemone nemorosa und ranunculoides). Aber auch Hasenglöckchen (Hycinthoides hispanica und non-scripta), gefleckter Aronstab (Arum maculatum), Fingerzahnwurz (Cardamine pentaphyllos) Zwiebeltragende Zahnwurz (Cardamine bulbifera) und Lerchensporn (Corydalis cava und solida), sowie Bärlauch (Allium ursinum), auf dessen Ausbreitungsvermögen durch verschleppte Samen zu achten ist.
Dazu kommen zwei Arten von Alpenveilchen: das frühjahrsblühende Cyclamen coum und das herbstblühende Cyclamen hederifolium.
Man verwendet diese alleine unter laubabwerfenden Gehölzen oder kombiniert sie mit spätaustreibenden Stauden wie Helleboren, Paeonien, Polygonatum, Dryopteris, Scrophularia, Myrrhis, Aruncus oder Hosta.
Der Schwerpunkt der Blüte liegt im Schatten eindeutig im Frühjahr. Im Sommer oder Spätsommer ist es deutlich weniger und es übernehmen die Laubstrukturen. Man sollte daher bei der Auswahl die wenigen Herbstblüher wie Herbstanemone (Anemone hupehensis), winterharte Fuchsien (Fuchsia magellanica), Silberkerzen (Cimicifuga-Arten) für ausreichend feuchte Plätze oder herbstfärbende Stauden (einige Hostaarten, Polygonatum, Lysimachia clethroides) besonders beachten.
Die meisten der genannten Arten sind ausdauernd und langlebig und sollten im Garten dauerhaft aushalten, aber nicht alle. Der Silberling ist eine sogenannte „zweijährige“ Art, d. h. er keimt und wächst in einem Jahr und stirbt im folgenden Jahr nach der Blüte ab. Er ist für den Fortbestand also darauf angewiesen, sich immer wieder neu auszusäen. Ebenso verhalten sich der Rote Fingerhut (Digitalis purpurea) und Anchusa officinalis, heimische Stauden der Waldlichtungen und -ränder. Die Gelbdolde (Smyrnum perfoliatum) bildet im ersten Jahr nur zwei Keimblätter und zieht bald wieder ein, im zweiten Jahr dann einen Blattschopf, der auch im Mai wieder einzieht und im dritten Jahr den Blütenstand in leuchtendem hellgrün, ähnlich verschiedener Wolfmilcharten. Nach der Blüte, vor der Samenreife kann man durch Rückschnitt die Zahl der ausgestreuten Samen regulieren. Für solche Arten muss immer wieder offener Boden vorhanden sein, damit sie keimen können. In Pflanzungen die auf eine dauernde Bodenbedeckung angelegt sind, bleiben sie bald aus.
Ähnlich ergeht es den eher kurzlebigen Arten wie Nachtviole, Hellgelber Lerchensporn, Großblütiges Schaumkraut, Geflecktes Lungenkraut, Stinkender Nießwurz und Akelei. Wenn man hier nicht wenigstens einen Teil der Blütenstände bis zu Samenreife stehen lässt und beim Jäten von Sämlingen nicht auf diese Arten achtet, werden sie verschwinden. "