Ich seh das so (beim Apfel): Der Kunde hat die Wahl zwischen Standardsorten im Supermarkt um 2EUR/kg oder Spezialsorten um 4EUR/kg im Spezialitätengeschäft/Wochenmarkt (Preise nur exemplarisch). Die Standardsorten sind so gut, dass sie selbst in der Massenproduktion und bei ewiger Lagerung geschmacklich noch marktfähig sind. Die allermeisten Kunden wählen also die Standardsorten. Im Gegensatz zu den eher saisonalen Spezialsorten kann man sich da auf die Qualität auch besser verlassen. Den Kunden kann man das nicht vorwerfen.
Die Händler haben die Wahl, Standardsorten verkaufen, die das ganze Jahr laufen, keine Reklamationen, weniger Ausschuss, und vor allem einen guten Absatz, oder sie nehmen Spezialsorten, teuer, wenig nachgefragt. Die meisten Händler belassen es also bei der Standardware. Kann man ihnen keinen Vorwurf machen.
Die Produzenten haben die Wahl zwischen Standardsorten, aufwändig im Pflanzenschutz aber sehr stabil im Anbau, außerdem guter Absatz und durch wenige Sorten bei langer Lagerfähigkeit weniger Aufwand, weniger Ausschuss durch Erreichen des Lagerverfalls, weniger Ausschuss durch Überhang bei einzelnen Sorten, mit stabilem Absatz. Und Spezialsorten, die schwer an den Mann zu bringen sind, vermutlich auch starken Schwankungen in der Nachfrage unterworfen sind. Die meisten Produzenten entscheiden sich für die Standardware, man kann ihnen keinen Vorwurf machen.
Wie immer im Kapitalismus regelt das also der Markt, inklusive Resistenzdurchbrüche, eingeschleppter Krankheiten usw.
Aus obstmarktlicher Sicht gäbe es aber noch eine dritte Möglichkeit, die dann eintritt, wenn die massiven Spritzungen, die für die empfindlichen Sorten nötig sind, einfach verboten werden. Es würden sich resistentere Sorten auf dem Markt etablieren. Um auf eine ähnliche Qualität zu kommen bräuchte es wohl mehr Sorten im Jahresverlauf, also zurück zum klassischen Sommer-, Herbst- und Winterapfel. Also erhöhter Lageraufwand, mehr Ausschuss, weniger Pflanzenschutzaufwand. Der Supermarktpreis würde sich dann auf vielleicht 2,5EUR/kg erhöhen. Die Qualität wäre deutlich schwankender, allerdings in beide Richtungen. Die Kunden würden m.E. von so einem Markt durch größere Auswahl und jahreszeitliche Unterschiede sogar profitieren. Aber ohne Anschub von außen kommt man dort nicht hin.
Natürlich müsste dann auch die Einfuhr entsprechend reguliert werden, also nur unter gleichen Bedingungen gestattet sein. Das scheitert dann wieder an TTIP, Ceta usw.