2. Ich habe geschrieben, dass unter den jetzigen Rahmenbedingungen in D aufgrund der Betriebsgröße keine Vierfelderwirtschaft, also kein jährlicher Fruchtwechsel möglich ist und weil das so ist, muss viel gedüngt werden und müssen Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, weil wir sonst verhungern würden, denn der Ertrag eines Bio-Betriebes ist nun einmal viel kleiner als der eines "normalen" Betriebes. Wenn es nur Bio-Landwirtschaft gäbe, würden die dadurch stark verminderten Erträge nun einmal nicht reichen, um ganz D zu ernähren. Bio kann nicht über einen bestimmten Prozentsatz kommen - zum einen, weil Bio-Produkte für den größten Teil der Bevölkerung einfach unerschwinglich sind und weil ein geringer Anteil Bio den Gesamtertrag der dt. Landwirtschaft nicht gefährlich senkt. Bio-Landwirtschaft ist zwangsläufig etwas elitäres für gut betuchte Käufer, die in der Lage sind, den viel höheren Preis aufgrund des niedrigeren Ertrages zu bezahlen. Es ist also nicht nur ein Preis-, sondern auch ein Mengenproblem. Aus dieser Zwickmühle kommt man nur heraus, wenn Vierfelderwirtschaft betrieben wird und das ist gegenwärtig mit den dt. Betriebsgrößen nicht machbar.
Bio-Lebensmittel sind tatsächlich viel teurer als "normale", aus industriemäßiger Landwirtschaft oder aus Drittländern importiert, wo die Erzeuger oft gezwungen sind, ihre Produkte für ein Spottgeld abzugeben oder zu erzeugen, da gebe ich Dir recht. Trotzdem denke ich, dass niemand verhungern müsste, würde die Erzeugung von Lebensmitteln auf Bio umgestellt. Denke bitte daran, wieviele Lebensmittel in den Müll wandern bzw. es gar nicht erst in den Handel schaffen, weil sie irgendwelchen EU-Normen über Größe, Farbe oder sonstige Äußerlichkeiten nicht entsprechen. Der Verbraucher ist eben dran gewöhnt, gleichmäßig genormtes Obst und Gemüse zu kaufen. Anstatt davon nun mal abzugehen und zu akzeptieren, dass Früchte aller Art nun mal Naturprodukte sind und den Launen der Natur unterliegen, geht man den einfachen Weg und sortiert aus, was unverkäuflich scheint. Scheint, wohlgemerkt.
Und wären Lebensmittel etwas teurer, würde auch in mancher Hausmülltonne weniger davon landen, davon bin ich überzeugt. Das Problem, dass viele Menschen auch hierzulande am Rande des Existenzminimums existieren (müssen), ist politischer und sozialer Natur - ebenso wie der echte Hunger in großen Teilen der Welt. Diesem mit Einsatz von Pflanzenschutzmitteln für höhere Hektarerträge beikommen zu wollen, ist so, wie einen Großbrand mit Teelöffeln voll Wasser löschen zu wollen.
Mein Fazit: Es ist durchaus möglich, dass die Weltbevölkerung auch mit Bio-Lebensmitteln satt würde. Dazu bedarf es aber einer so gewaltigen Umwälzung der bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse, des Denkens der Verbraucher, der Produktions- und Vermarktungsbedingungen, dass ich vorerst keine Chance dafür sehe. Andererseits sehe ich auch keine Chance für unsere Erde, wenn so weiter gemacht wird wie bisher. Also tue ich das, was mir übrig bleibt: soweit wie möglich meine eigenen Lebensmittel anbauen, den Rest so weit wie möglich dort kaufen, wo ich den Erzeuger und seinen Betrieb kenne, und mich gemeinsam mit anderen dafür engagieren, dass vielleicht doch ein Umdenken in der Gesellschaft einsetzt.
Und wenn das alles jetzt OT war, soll ein Mod. es rauswerfen...