Der Sinn des Kiesgartens ist es ja nicht, viel Kies zu sehen - das mag ich auch nicht.
Der Kies ist einfach eine tolle Sache für so eine sonnig dürre lage, wo dieses Beet sind. Es speichert zum einen die Wärme und darunter bleibt aber immer noch Feuchtigkeit.
Ich denke, die Funktion des Kieses für die passenden Pflanzen hat Nina schön zusammengefasst. Interessant ist auch das "Gegenbeispiel":
Wir pflanzen Lavendel in humosen, torfreichen Boden und mulchen in den neuen Beeten dick mit Rindenmulch. Huraaaaa!
...Hat man in seiner Heimat je gesehen, dass Lavendel so etwas freiwillig mit sich machen läßt?
- Nein!; auch Stipa tenuissima (ist glaube ich jetzt eigentlich "Nasella tenuissima") Verbena bonariensis und die anderen bei Nina eingesetzten Überlebenskünstler würden sich niemals in solchen "waldig-humosen" Situationen ansiedeln. Wenn jemand das ein oder andere mediterrane Gewürz schon mal in der Natur gesehen hat, dann kann er sich einen anderen Mulch als den aus mineralischen Belägen (Kies, Schotter, Lava) nicht vorstellen. Und zudem mögen die oben genannten Pflanzen den rindigen Standardmulch am verholzenden Hals überhaupt nicht. Da packt allzu leicht der ein oder andere Pilz zu. Ganz anders hingegen lieben sie den heißen Kies! Übrigens duften und schmecken die Gewürze dann auch besser (die ätherischen Öle dienen nämlich als Verdunstungsschutz und müssen bei weniger sonnig-trockenem Standort natürlich dann auch nicht in solchen Mengen gebildet werden).
Cassian Schmidt und Till Hofmann (beide Sichtungsgarten Weinheim) haben zu einem etwas verwandten Thema (Präriegärten) sehr viele Untersuchungen gemacht und haben dabei herausgefunden, dass eine mineralische Mulchauflage von ca. 7 cm optimal gegen Flugunkräuter hilft, den darunterliegenden Boden schön feucht (bei dem richtigen Substrat nicht nass) hält und durch die Erwärmung der oberen Kiesschicht optimal zum Wachstum der Stauden beiträgt. Wir haben bei Nina Präriestauden und mediterrane Stauden miteinander kombiniert. Panicum z.B. ist als nordamerikanisches Gras nicht sooo glücklich, wenn es nur trocken steht. Ich denke aber, dass es eingewachsen in diesem Gartenabschnitt stets genug Wasser bekommen wird. Im Einzelfall ist das aber wie so häufig ein Experiment. Wir bewegen uns speziell bei Ninas Beet ja auch von den Bedingungen her zwischen rein trockem und stauhitzigem Klima mit eher magerem Boden und - wenn man um die Ecke geht - eher feucht-sonnigem "beetigem" Klima (da möchte Nina zumindest nachhelfen) mit etwas aufge"bessertem" Boden.
A propos "Boden aufbessern": Bei Beth Chatto ist übrigens alles andere als mager gepflanzt worden, als der Gravel Garden auf dem ehemaligen Parkplatz angelegt wurde. Wie Beth Chatto in dem schon erwähnten Buch schreibt, wurde "so viel organisches Material wie möglich" eingetragen, um den gepflanzten Stauden optimale Startbedingungen zu geben. Das führt in der Regel zu etwas schnellerem, üppigerem Wachstum, kann aber auch zu Umkippen und einer Reduzierung der Langlebigkeit mancher Stauden führen. Ein Kompromiss wäre die Pflanzung in abgemagerte Böden und anfängliche mineralische Düngung, wobei ich da eher zu mäßigerem Umgang rate.
Ich zitiere aus ihrem Buch:
Weil ich weiß, wie trocken der Boden werden kann, bedeckten wir die Oberfläche der Beete mit einer dicken Schicht selbst bereitetem Kompost, Pilzsubstrat und Asche. Eine solche Maßnahme fördert die Wasserspeicherfähigkeit und führt dem Boden, zwei Spaten tief eingearbeitet, Nährstoffe zu, die in den ersten Monaten lebenswichtig sind. Es mag übertireben erscheinen, für trockenheitsverträgliche Pflanzen zwei Spaten tief Kompost einzuarbeiten, aber hier handelt es sich nicht um normalen Gartenboden. Wir gärtnern praktisch wie am Strand. Und weil es einfach unfair ist, zu erwarten, dass die Pflanzen mit den widerärtigsten aller Bedingungen zurecht kommen, wollten wir für gute Startbedingungen sorgen. Erst einmal eingewachsen, bewirkt die geringere Verfügbarkeit an Nährstoffen einen zähen, drahtigen Wuchs und macht die Pflanzen widerstandsfähig gegen Trockenheit und winterliche Kälte.
An dem Zitat der deutschen Übersetzung geht hervor,
dass jede Beschreibung einer Vorgehensweise auf die eigenen Verhältnisse angepasst werden sollte. Wo z.B. Giersch und Brennesseln als Unkräuter erst beseitigt werden müssen (siehe Link unten), um dann einen Kiesgarten anlegen zu können, dort hat man aus einem nährstoffhaltigen Boden künstlich einen im wahrsten Sinne des Wortes armen Kiesgarten gemacht. Das ist alles möglich, aber man muss sich dessen bewußt sein, dass es in diesem Fall vermutlich leichter gewesen wäre, ein klassisches "Prachtbeet" aus selbiger Fläche zu schaffen. Unterstützend zu obigem Beth-Chatto-Zitat möchte ich noch zu Bedenken geben, dass man in der Regel auf den "Kiesbeeten" schon größere Stauden (mindestens 9-er oder gar 11-er Töpfe) pflanzt. Würde man (wie die Natur es macht)
Sämlinge pflanzen, so würden die heranwachsenden Pflanzen natürlich mit einem anderen Wurzelwachstum weniger Pflanzenmasse ernähren müssen und daher vermutlich auch mit unwirtlicheren Bedingungen besser klar kommen.
Ergänzung: Hab' mich grad ein bisschen schlau gemacht über Kiesgärten (u.a. hier )
Liebe Grüße
Laurie
Naja, ob der Link wirklich "schlau" macht?
Etwas unglücklich mißverständlich finde ich übrigens, dass man (die Autorin Monika Oberkircher?) offensichtlich Bilder aus Beth Chatto's Gravel Garden hernimmt und über die Maus dann "Kiesgarten (Monika Oberkircher)" angezeigt wird. Das würde ich eigentlich nur machen, wenn ich den Garten selber entworfen hätte oder es mein Garten wäre...
Zähneknirschende Kiesgrüße von Iris
P.S.: Ninchen, entschuldige bitte die Prosa
!