Wenn Dein Baum besenstieldicke Äste hat, ist das schon sehr erfolgversprechend, wenn Du hinter die Rinde pfropfst. Ich würde auch nicht alle Äste abwerfen, aus den Gründen, die Astring anführt und auch, um Mißerfolge besser verkraften zu können.
Mit Zugast ist gemeint, daß der Ast, den Du absägst, noch unter der Veredelungsstelle einen Abzweiger hat. Dieser zieht den Saft in den Stummel, den Du abgesägt hast, hinein, und sorgt bei Mißerfolg noch dafür, daß der Baum dort weiterwachsen kann. Bei Erfolg würde ich den Zugast dann aber im Herbst oder nächsten Winter entfernen, damit die gesamte Kraft dann in die Veredelung geht.
Außerdem kannst Du ja noch bleistiftdicke Äste kopulieren, ich habe damit aber bei großen Bäumen wenig Erfolg.
Wichtig ist, daß Du die Wunden absolut luftdicht verschließt, damit das Edelreis nicht austrocknet!!!!!
Ist der Ast, den Du abwirfst dicker als ein Besenstiel, solltest Du dort zwei oder drei Edelreiser hinter die Rinde pfropfen damit die große Wunde des Baumes besser verheilt. Von den gelungenen Veredelungen an dieser Stelle wirst Du dann ein oder zwei Jahre später nur eine Veredlung belassen.
Hier nochmal eine Zusammenfassung
Wenn Du Äpfel, Birnen oder Pflaumen auf einen vorhandenen Baum draufpfropfen willst, schneidest Du im Jan/Anfang Februar einjährige Reiser von der Wunschsorte. Diese lagerst Du bis Ende April/Anfang Mai kühl, frostfrei und feucht, aber nicht naß. Die Reiser dürfen auf keinen Fall austreiben. Zur Blüte schneidest Du von dem Baum, wo Du draufpfropfen willst(Unterlage) einen etwa Besenstiel dicken Ast oder auch etwas dicker, ab. Dann nimmst Du die Reiser und führst einen absolut geraden Kopulationsschnitt durch. Die Schnittfläche soll etwa 2cm lang sein, so als ob Du das Edelreis anspitzen willst. Dann schneidest Du die Rinde der Unterlage ein. Drücke hierzu die Klinge senkrecht zur abgesägten Schnittfläche in die Rinde und bewege die Klinge, nachdem du ein Klicken beim Durchtrennen der Rinde gehört hast, etwas seitwärts. So löst Du die Rinde vom Holz.
Jetzt brauchst Du nur noch das Edelreis unter die Rinde zu schieben, bis die Schnittfläche des Edelreises fast vollständig hinter der Rinde verschwunden ist. Binde mit einem Gummiband die Rinde der Unterlage einigermaßen fest auf das Edelreis. Jetzt musst Du unbedingt alle Schnittflächen mit einem Kaltwachs luftdicht verschließen. Das ist sehr wichtig!! Sonst trocknet die Verbindungstelle ein und kann nicht zusammenwachsen. Nach 2 bis 6 Wochen sollten die Edelreiser austreiben.
Am wichtigsten ist zusammengefasst
Edelreiser dürfen bei der Veredelung noch nicht austreiben Der Kopulationsschnitt muß unbedingt gerade sein, damit die Flächen bündig aneinander liegen.
Die Wunden luftdicht verschließen, auch das obere Ende des Edelreises!!!!
Veredelungszeitpunkt erst wenn die Bäume blühen oder noch etwas später, so drückt der Saft direkt in das Edelreis und es ist keine Zeit zum Austrocknen.
Okulationen auf große Bäume klappen (bei mir) schlecht, wenn dann nur auf ein oder zweijährigem Holz.
Nochmal:
Unternehme alles, was ein Austrocknen nach der Veredelung verhindert: spät veredeln, nicht ausgetriebene Edelreiser, das ist oft schwierig, je länger man wartet, um so besser die Unterlage, aber um so schlechter das Edelreis. Wenn Du genug Platz hast, probiere ruhig auch ein frisch geschnittenes Edelreis zu veredeln, dann nehme aber den unteren Teil des Edelreises, an der Spitze sind sie weiter ausgetrieben.
Unbedingt gerader Kopulationsschnitt, übe es vorher an Weidenreisern!!! Und halte die Schnittfläche an eine Fensterscheibe oder ähnlichem, um zu sehen, wie plan der Schnitt ist!!!
Unbedingt gut verschmieren das Ganze mit einem Kaltwachs, nicht mit Wundverschlußmittel, das reißt nämlich und dann trocknet es darunter aus!!!
Handstramm mit Gummiband verbinden.
Gut ist, wenn das Veredelungsmesser superscharf ist, nehme am besten eine Klinge, die nur von einer Seite angeschliffen ist.