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Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten? (Gelesen 194870 mal)

Natur und Umwelt erleben und schützen
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sempervirens
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

sempervirens » Antwort #960 am:

Wie können wir die noch vorhandene Natur retten?
Wenn es nach der Deutschen Umwelthilfe (https://www.duh.de/mitmachen/handsoffnature/) geht, ist eine der größten aktuellen Bedrohungen für unsere noch erhaltene Natur ein Angriff von einer Seite, von der man es eigentlich nicht erwarten würde: der EU-Kommission.

Es scheint, dass dort gerade versucht wird, hart erkämpfte Naturschutzgesetze massiv aufzuweichen. Das sind genau die Regeln, die seit Jahrzehnten unsere Wälder, Moore, Flüsse und die Artenvielfalt schützen. Der Text einer aktuellen Kampagne legt nahe, dass dies auf Druck von Lobbygruppen geschieht, die von der Ausbeutung der Natur profitieren.

Wenn diese Gesetze geschwächt werden, verlieren wir nicht nur wertvolle Ökosysteme, sondern auch unseren eigenen Schutzschild gegen Klimafolgen wie Dürren, Hitzewellen oder Hochwasser. Sauberes Wasser und saubere Luft sind direkt daran gekoppelt.

Ein konkretes Beispiel, das genannt wird, ist die EU-Entwaldungsverordnung (EUDR). Sie soll verhindern, dass für Produkte wie Soja oder Palmöl, die bei uns im Supermarkt landen, anderswo auf der Welt Wälder gerodet werden. Selbst dieses wichtige Gesetz steht anscheinend zur Disposition.

Daher ist die Unterstützung solcher Kampagnen etwas Konkretes, was man tun könnte. Die Deutsche Umwelthilfe sammelt beispielsweise Stimmen, um der EU-Kommission bei einer öffentlichen Befragung ein starkes Signal aus der Zivilgesellschaft zu senden. Die Idee ist einfach: Wenn Tausende von Bürgerinnen und Bürgern klar sagen "Hände weg vom Naturschutz!", können die Politiker das nicht ignorieren.

Es ist also ein direkter Weg, Einfluss zu nehmen und zu verhindern, dass Schutzstandards leise und heimlich gekippt werden, nur weil bestimmte politische Parteien ihre Mehrheiten ausnutzen wollen. Unsere Natur zu verteidigen bedeutet in diesem Fall also auch, die Gesetze zu verteidigen, die sie schützen. Vielleicht ist der erste Schritt zur Rettung der Natur also, die bestehenden Schutzmechanismen zu stärken und ihre Abschwächung zu verhindern.

https://www.duh.de/mitmachen/handsoffnature/
https://handsoffnature.eu/
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hobab
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

hobab » Antwort #961 am:

Das ist mir viel zu allgemein und klingt mir auch viel zu sehr nach Propaganda, um es unbesehen zu glauben. Bei dem Naturschutz sind so einige alte Socken dabei, die man getrost über Bord werfen kann. Da gibt es auch immer noch die Fraktionen, die unbedingt die Natur erhalten wollen, wie sie einmal vor 80 Jahren war, meiner Meinung nach ein Ding der Unmöglichkeit.
Ein bisschen mehr Information, was genau sich ändern soll, fände ich daher schon wichtig.
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solosunny
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

solosunny » Antwort #962 am:

Ich hab unterschrieben
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sempervirens
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

sempervirens » Antwort #963 am:

hobab hat geschrieben: 1. Sep 2025, 17:10 Das ist mir viel zu allgemein und klingt mir auch viel zu sehr nach Propaganda, um es unbesehen zu glauben. Bei dem Naturschutz sind so einige alte Socken dabei, die man getrost über Bord werfen kann. Da gibt es auch immer noch die Fraktionen, die unbedingt die Natur erhalten wollen, wie sie einmal vor 80 Jahren war, meiner Meinung nach ein Ding der Unmöglichkeit.
Ein bisschen mehr Information, was genau sich ändern soll, fände ich daher schon wichtig.
Ich bin selbst kritisch und finde auch, der Appell den ich wiedergegben habe war pauschal und emotional formuliert, was berechtigterweise zu Skepsis führen kann.

Der entscheidende Punkt ist meiner Meinung nach jedoch ein anderer: Es geht hier nicht um neue, radikale Forderungen, sondern um die Bewahrung von bereits exisitierenden und durchaus sinnvollen Gesetzen. Das EU-Gesetz zur Wiederherstellung der Natur ist das beste Beispiel dafür. Es verpflichtet die Mitgliedstaaten zu ganz konkreten Maßnahmen wie der Wiedervernässung von Mooren oder der Renaturierung von Flüssen – allesamt essenzielle Beiträge zum Erhalt unserer Natur.

Das wirft doch die entscheidende Frage auf: Welches Ziel verfolgen politische Akteure, wenn sie solche Gesetze schwächen oder zurückdrehen wollen? Oft geschehen diese Vorstöße im Stillen und weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit – eben über unsere Köpfe hinweg. Genau hier setzen solche Aufrufe an: Sie sollen Öffentlichkeit schaffen und die Politik zwingen, sich erneut mit dem Thema auseinanderzusetzen und ihre Position zu rechtfertigen.

Besonders enttäuschend finde ich das von einer konservativen Partei. Deren ureigene Aufgabe sollte es doch sein, die „Konservierung“ – also den Erhalt – unserer Lebensgrundlagen, der heimischen Flora und Fauna und ihrer Lebensräume, zur absoluten Priorität zu machen.

Die Argumente die angeführt sind um diese Gesetzte zu kippen:
  • Man warnt vor "Überregulierung" und "Bürokratiemonstern", die angeblich Landwirte und Unternehmen lahmlegen.
  • Es wird behauptet, strenge Umweltauflagen würden die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft schwächen.
  • Oft wird ein direkter Konflikt zwischen Naturschutz und der Produktion von Nahrungsmitteln oder dem Bau von Infrastruktur konstruiert.
Ich habe es ja neulich schon angesprochen: Viele unserer Naturschutzgesetze sind in der Praxis erstaunlich schwach. Nehmen wir das Beispiel einer Pflanze mit dem Schutzstatus „besonders schutzwürdig“. Dieser Status schützt sie vor jemandem, der sie illegal ausgräbt. Er schützt sie aber nicht vor dem Bürgermeister, der genau diese Fläche als Gewerbegebiet ausweist. Sobald der politische Beschluss gefasst ist, rücken die Bagger ganz legal an und zerstören den Lebensraum.

Natürlich gibt es die Pflicht, Ausgleichsflächen zu schaffen. Aber seien wir ehrlich: Diese neu angelegten Flächen sind oft ökologischer „Müll“ im Vergleich zu den über Jahrzehnte oder gar Jahrhundert oder mehr gewachsenen Biotopen, die sie ersetzen sollen. Hier zeigt sich ein fundamentales Prinzip: Bewahren ist immer wirksamer und besser als der Versuch einer Reparatur.

Das Argument, diese Gesetze würden Projekte lähmen, ist ebenfalls überzogen. Sicherlich hat die ein oder andere Planung mal länger gedauert – oft zu Recht, weil wichtige Belange geprüft werden mussten. Aber wenn man sich umschaut, wie und wo überall gebaut wird, kann von einer „lähmenden Überregulierung“ wirklich keine Rede sein. Der Flächenverbrauch schreitet ungebremst voran.

Und was die Landwirtschaft betrifft: Der Fokus auf Naturschutzauflagen als Hauptproblem ( sicher sind diese nicht ohne Probleme für Landwirte) ist oft ein Ablenkungsmanöver. Viele Landwirte kämpfen mit ganz anderen Regulierungen, Preisdruck durch den Handel oder einer unsicheren Hofnachfolge, fehlgeleitete Eu-Subventionpoltik etc.

Ich denke der Appell wollte nur nocheinmal darauf hinweisen, dass man den Wert einer intakten Natur nicht unterschätzen sollte. Man darf nicht vergessen, dass sie über vielfältige Mechanismen realen Wohlstand generiert. Diese Ökosystemleistungen sehe ich als einen fundamentalen, wenn auch schwer monetär zu beziffernden, Teil der nationalen Wirtschaftsleistung.

Faktoren wie eine stabile Trinkwasserversorgung durch gesunde Wälder, der Hochwasserschutz durch intakte Auen oder die Bestäubungsleistung von Insekten sind keine Nebensächlichkeiten, sondern die unsichtbare Infrastruktur unserer Gesellschaft und die Grundlage für viele Wirtschaftsbereiche. Hinzu kommen direkt messbare Faktoren wie der Tourismus, der auf attraktive und intakte Landschaften angewiesen ist oder die psychische Gesundheit etc. .

Dem gegenüber steht eine rein auf Produktivität ausgerichtete Logik, die in einer dystopischen Landschaft aus Mais-Monokulturen und Industriegebieten mündet. In der jeder Quadratmeter maximale Produktivität erreichen muss.

Das Fazit ist daher ebenso ernüchternd wie zutreffend: Solange die Politik diesen realen Wert der Natur nicht konsequent schützt, bleibt der direkte Kauf von Flächen durch Naturschutzorganisationen die effektivste und nachhaltigste Schutzstrategie. Eigentum bietet den dauerhaftesten Schutz vor kurzfristigen politischen und wirtschaftlichen Interessen.
In einem solch dystopischen System lautet die Antwort auf die Frage: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?
Lautet in einem solchen System also: Durch Kapital also letzlich eine Privatisierung des Naturschutzes. Der Erhalt unseres gemeinsamen Naturerbes wird damit zur Aufgabe derer, die es sich leisten können – sei es, dass man selbst wohlhabend wird oder auf die Philanthropie von Milliardären hoffen muss. Das wäre im Grunde eine Bankrotterklärung für die Idee, dass der Schutz unserer Lebensgrundlagen eine gesamtgesellschaftliche, staatliche Aufgabe ist. Leider ist es teilweise traurige Realität, denn viele gute Gebiete existieren nur weil Instutitionen wie die NRW Stiftung diese Flächen gekauft haben.
Zuletzt geändert von sempervirens am 2. Sep 2025, 10:08, insgesamt 4-mal geändert.
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

hobab » Antwort #964 am:

Ja, da ist immer nur Wirtschaft und Verkehr wichtig, wäre schön, wenn da mal auch andere Töne zu hören wären.
Due Wiedervernässung von ehemaligen Mooren ist eine gute Idee, aber nicht einfach umzusetzen - man nimmt schließlich den Bauern Einkommen weg, nachdem man sie noch in den 80ern subventioniert hat, ebendiese Feuchtgebiete zu entwässern. Bisher sind alle Experimente diese wieder vernässten Wiesen wirtschaftlich zu nutzen wenig erfolgversprechend. Wir werden nicht drumherum kommen, wenn man CO2 reduzieren woll, aber irgendwer muss dafür zahlen und im Moment sehe ich keine Chance, irgendwo noch Geld raus zu pressen.
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

sempervirens » Antwort #965 am:

Wenn man konsequent einer produktiven, marktwirtschaftlichen Logik folgt und den wissenschaftlichen Konsens zum Klimawandel als Grundlage akzeptiert, ergibt sich eine klare Schlussfolgerung: Moore sind als extrem effiziente CO₂-Senken ein wertvolles Gut.

Aus einer liberalen Perspektive wäre es daher nur folgerichtig, diese nachweisbare Klimaschutzleistung auch ökonomisch zu vergüten. Man könnte einen marktwirtschaftlichen Mechanismus schaffen, bei dem die CO₂-Speicherfähigkeit intakter oder wiedervernässter Moore zertifiziert und vergütet wird – beispielsweise über den Handel mit CO₂-Zertifikaten.

Es mangelt also nicht an finanzierbaren, marktkonformen Konzepten. Man müsste nur bereit sein, die "Leistung" eines Ökosystems anzuerkennen und ihr einen finanziellen Wert zuzuordnen.

Nur leider kommt es nicht. Und am Ende bleibt es dabei das unsere Landschaft und Natur weiterverarmt. Und wenn unsere Gesellschaft verarmt ( das wird sie nicht wegen einiger Naturschutzgesetze , sondern mangels Innovation) dann können wir uns nichtmal mehr einer schönen Natur erfreuen.
Grundsätzlich wäre ich offen für die Debatte, Naturschutzgesetze für Infrastrukturprojekte zu flexibilisieren, sofern diese nachweislich von übergeordneter Bedeutung für die Sicherung unseres zukünftigen Wohlstands sind.

Allerdings wirft das sofort die entscheidende und schwierige Frage auf: Nach welchen Kriterien definieren wir, was in Zukunft 'besonders wichtig' sein wird?

Ein rein liberaler Ansatz würde hier auf die Steuerungsfähigkeit des Marktes verweisen. Doch genau hier liegt die Schwachstelle: Der Markt ist ein hervorragender Mechanismus zur Effizienzsteigerung in der Gegenwart, aber er ist notorisch kurzsichtig. Er reagiert auf Krisen, anstatt sie vorauszusehen. Die langfristigen Kosten von Umweltzerstörung – also der Verlust von Biodiversität oder die Zerstörung von Klimasenken – preist er erst dann ein, wenn der Schaden bereits immens und oft irreversibel ist. Sich allein auf den Markt zu verlassen, bedeutet, zu spät zu lernen
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Staudo
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

Staudo » Antwort #966 am:

Dafür bräuchte man erfahrungesgemäß eine neue Behörde, ein neues teures Computerprogramm, ganz viele neue Formulare und ganz, ganz viele neue Beamte. Diejenigen, die die Formulare ausfüllen müssen, machen das dann unbezahlt.
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hobab
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

hobab » Antwort #967 am:

Genau, das auf die Schultern der Bauern zu packen, hat Folgen, die solche kurzsichtigen Forderungen nicht bedenken.
Nicht das es nicht möglich ist, aber sollte mal ausnahmsweise gut geplant, einfach und durchführbar sein. Und anderes müsste abgespeckt werden dafür. Und vor allem wird es Geld kosten: wo willst du das hernehmen?
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Staudo
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

Staudo » Antwort #968 am:

Es gab mal die Lösung, den Torf von ohnehin trocken gelegten Mooren abzubauen und die Torfstiche nach dem Abbau zu vernässen. Das Geld dafür kam aus dem Verkauf des Torfes.
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