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Garten und Hartz 4 (Gelesen 28836 mal)
Moderatoren: Nina, Phalaina, cydorian, partisanengärtner, AndreasR
- Giaco85
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Re:Garten und Hartz 4
Die Diskussion passt hervorragend zum Fred Selbversorgergarten.Vielleicht könnte man das zusammenbringen.VGGiaco
Re:Garten und Hartz 4
selbstversorgergartenDie Diskussion passt hervorragend zum Fred Selbversorgergarten....
Re:Garten und Hartz 4
Irgendwie stört mich die ganze Diskussion unter dem Bezug zu Hartz 4 und unter Vernachlässigung der Betroffenen.Von was für einem Hartz 4-Empfänger oder einer Familie kann man denn überhaupt ausgehen? Je nach Anlass der Unterstützung nach Hartz 4 und der jeweiligen Situation kann ein Garten eine Zusatzbelastung oder eine Entlastung darstellen.Wenn er - insbesondere für Familien mit Kindern - eine Entlastung darstellt, dann sicherlich an letzter Stelle wegen der paar Euro, die sich eventuell durch verminderte Ausgaben für Obst, Gemüse und Salat einsparen lassen, sondern wegen der Beschäftigung und den Möglichkeiten zu sinnvollerer Freizeitgestaltung außerhalb einer Wohnung.Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Leute, die sich auf effektives Gärtnern verstehen und das auch praktizieren wollen und können, nur selten lange genug Hartz 4 beziehen, um diese Unterstützung mit Gartenfrüchten aufbessern zu können.
"Berater" sein ist nicht sehr schwer und obendrein lohnt es sich mehr....
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Re:Garten und Hartz 4
Bei uns zahlt man das je nach dem pro Monat...Wir zahlen pro Jahr für 495m² 90 Euronen (Bremen)

GG: Im Garte schuffte isch guet gäg' de Speck uf de Hufte.
Re:Garten und Hartz 4
Wir zahlen pro Jahr für 495m² 90 Euronen (Bremen)



Re:Garten und Hartz 4
ja schon, aber was für eine arbeitsleistung könnte denn dafür eingebracht werden? stundenlang zwei blätter von links nach rechts kehren kanns ja nicht sein... 

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Saartal, WHZ 7b, 245m ü. NN, toniger Lehmboden
Re:Garten und Hartz 4
Hallo, Andreas,
: Soll jemand, den die Wirtschaftskrise den Job gekostet hat - schlimm genug! -, zusätzlich noch mit dem Verlust seiner sozialen Bezüge bestraft werden?! Familie inklusive?!?!Nochmal: Gärtnern kann vielleicht denjenigen Menschen mit extrem kleinem Budget (egal ob aus Hartz IV- oder aus anderen Gründen) weiterhelfen, die sowieso eine Affinität dazu haben und entsprechende Kenntnisse, Fertigkeiten und Ausrüstungen besitzen. Wer aber ohne all das und nur wegen knappen Geldes zu gärtnern beginnt, hat sehr schlechte Chancen, das wirtschaftlich nutzbringend zu tun. Wäre ich in solcher Lage, würde ich mich ohne Wenn und Aber für Discounter statt Nutzgarten entscheiden. Schöne GrüßeQuerkopf
um Himmels willen, neinDann ab ins Umland, in die Provinz nach Gransee, Luckenwalde, ...

"Eine Gruppe von ökologischen Hühnern beschloss, jenes Huhn zu verbannen, das goldene Eier legte, weil Gold nicht biologisch abbaubar sei." Aus: Luigi Malerba, "Die nachdenklichen Hühner", Nr. 137
"Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein." (NICHT von Kurt Tucholsky)
"Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein." (NICHT von Kurt Tucholsky)
Re:Garten und Hartz 4
Auf dieser Seite hat der Bundesverband aufgeführt, was alles mit der Übernahme eines Kleingartens zusammenhängt, zum Beispiel die anfallenden Kosten:
In dieser Liste fehlen die Umlagen für Gemeinschaftshaus, Gemeinschaftstoilette, Gemeinschaftswasserverbrauch, Materialkosten für Erhaltungs- und Pflegearbeiten im Kleingartengelände usw.Und nur umschrieben wird dieser Punkt:Die Ablösesumme für Laube und Bepflanzung nach Wertermittlung - diese kann durchaus orbitant hoch sein, was auch damit zusammenhängt, daß der Bau von bis zu 24m² große Steinhäusern als Lauben nach BKleingG ausdrücklich gestattet ist. Die Ablösesumme kann niemand mal so eben aus der Tasche zahlen. Selbst für einen runtergekommenen Holzschuppen und eine Standardbepflanzung auf 300 m² kommen leicht 1000 Euro oder mehr zusammen. (Wer Glück hat, kann einen völlig heruntergekommenen Garten ohne Laube pachten, den bekommt man vielleicht gratis.)Das alles kann sich zu abschreckenden Beträgen summieren, was im direkten Gegensatz zur eigentlichen Funktion der (als öffentliches Grün subventionierten) Kleingärten nach Bundeskleingartengesetz steht. Die sollen nämlich in erster Linie finanziell schwächer gestellte Menschen die Möglichkeit geben, sich gärtnerisch zu betätigen und so ihre bescheidene Lebensqualität zu verbessern.Ein Problempunkt bei den Kosten ist auch der Vereinsbeitrag. Rechtlich gesehen kann man niemanden zwingen, einem Verein beizutreten, um einen Kleingarten nach BKleingG zu pachten. Tatsächlich wälzen aber die Städte als Träger der Anlagen die Verwaltungsarbeit auf die Kleingartenvereine ab, indem sie sie als Zwischenpächter in die Pflicht nehmen. Auch das ist eine rechtlich brisante Konstellation. Wer als Kleingärtner dem Verein nicht beitreten möchte, muß sich mit dem Träger auseinandersetzen und außerdem damit rechnen, daß ihm die anteiligen Kosten für Gemeinschaftseinrichtungen in Rechnung gestellt werden.Vor diesem Hintergrund beantworte ich die Fragen so:Wie ist das jetzt in der Großstadt. Sind die Schrebergärten in der Pacht so hoch, dass sich das ein Hartz4 Empfänger nicht leisten kann?Nein, die Pachten sind zwischen Kleingärtnern und Trägern geregelt und dürfen nicht willkürlich angehoben werden. Im allgemeinen ist der jährlich Pachtzins niedrig genug, um durch allfällige Ernten ausgeglichen zu werden.Muss er den Garten beim Amt angeben, oder würde er da gegebenenfalls einen Zuschuss bekommen?Ob man den Garten angeben muß, weiß ich nicht.Es gab in der Vergangenheit Fälle, wo das Sozialamt oder ähnliche Träger die Übernahme eines Kleingartens gefördert haben. Heute muß man eher damit rechnen, daß der Wert des Kleingartens (nach Wertermittlung) als Vermögen angesetzt wird. Die Rechtslage ist unklar.Und, lohnt es sich überhaupt von der Kosten-Nutzenrechnung. Oder fährt er beim Discounter billiger?Das hängt wirklich nur davon ab, wie gut der Pächter als Gärtner ist und was der Boden hergibt. Ich kenne Kleingärtner, die fast ihren gesamten Beeren- und Gemüsebedarf aus dem Kleingarten decken. Es gibt aber auch Leute, die genau so gut gärtnern wie denken oder arbeiten...a) der Vereinsbeitrag,b) der jährliche Pachtzins,c) Versicherungsschutz für die Laube,d) Wassergeld,e) ggf. Stromkosten.

Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.
Re:Garten und Hartz 4
Wie "nicht so"? "Effektiv gärtnern können und wollen" hat mit gärtnerischen Fähigkeiten m.E. weniger zu tun, als mit der Möglichkeit Initiative, Engagement/Fleiß und Durchhaltevermögen über die Alltagstätigkeiten hinaus zu entwickeln. Auch unter den Hartz 4 Empfängern gibt es etliche, (z.B. Alleinerziehende, Pflegende, selbst Kranke/Behinderte) die mit ihrem Dasein auch in Dauerarbeitslosigkeit oder unzulänglicher Rente wirklich genug zu tun haben. Diese scheiden großteils sowohl als Gärtner, als auch als auch als (schwarz) Beschäftigte, aus. Die flexibleren und "fitteren" Hartz 4-Empfänger, die man eventuell an erfolgreichem Gärtnern erkennen könnte, haben (egal wo) höhere Aussichten geregelte Arbeit zu finden. Das heisst selbstverständlich nicht, dass ihnen das immer gelingt.Übrigens würde ich - egal ob in der Stadt oder auf dem Land - als Hartz 4- Empfänger, der keine Anstellung fände, eher ein paar Stunden schwarz arbeiten, als mühselig ein paar Kartoffeln zu ziehen.....Biotekt , den Zusammenhang zwischen gärtnerischen Fähigkeiten und einer Festanstellung sehe ich in Großstädten nicht so .
"Berater" sein ist nicht sehr schwer und obendrein lohnt es sich mehr....
- Wiesentheo
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Re:Garten und Hartz 4
Es gibt auch genug andere sinnvolle Arbeiten.Dazu gehört auch die Bewirtschaftung bzw.das In Ordnung halten von leerstehenden Gärten.ja schon, aber was für eine arbeitsleistung könnte denn dafür eingebracht werden? stundenlang zwei blätter von links nach rechts kehren kanns ja nicht sein...
Der Vorteil der Klugheit besteht darin,dass man sich dumm stellen kann. - Umgedreht ist das schon schwieriger.
Re:Garten und Hartz 4
Wenn eure Anlage im Landes- bzw. Bundesverband organisiert ist, sollte es so einen Zustand nicht geben. Offensichtlich ist euer Vorstand nicht ausreichend informiert. Es ist auf die Dauer für die aktiven Pächter nicht zumutbar, die Kosten und Pflege der freistehenden Gärten zu tragen. Daraus ergibt sich die Verpflichtung, freistehende Gärten zügig, günstiger, und im Extremfall sogar ohne Abstandssumme (!) weiterzuverpachten. Dem Verein bzw. dem Träger entsteht dadurch kein Verlust, aber allein die Drohung bewirkt, daß sich scheidende Pächter intensiver um Nachfolger bemühen. Schlag doch mal vor, daß euch der Landesverband eine Beratung angedeien läßt... die gibt's kostenlos.Was die Interessenten mit begrenzten Mitteln angeht, so haben wir hier in einem Fall erfolgreich eine Ratenzahlung praktizieren können.Das sollte hier bitte auch mal usus werden . Bei uns stehen 30 Gärten leer , aber die Abstandssumme wird nicht reduziert. Ich kenne einige Leute die gerne einen Garten hätten aber das Geld für den Abstand nicht aufbringen können .Schade !
Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.
- Wiesentheo
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Re:Garten und Hartz 4
Das stimmt, Susanne.Wir gehen auch ziemlich weit runter und vergebn die Gärten weit unter dem Schätzwwert,damit wir sie an Unterpächter vermitteln können.Auch haben wir Ratenzahlung verschieden angeboten und auch praktiziert.Allerdings gibt es da auch schwarze Schafe und wir mußten dann auch schon mahnen,weil da nichts mehr kam.Deshalb haben wir im Vorstand vereinbart,keine Ratenzzahlung vorzuschlagen.Wir sind zu der Auffassung gekommen,das der jehnige sich Geld zurücklegen kann und das dann bezahlt.Wenn er willig ist und einen Garten haben will,tut der das auch.Auch ein Wenigverdiener,oder Harzer.Wir hatten auch schon vereinbart,das 75 % der Kaufsumme bezahlt wird und den Rest dann nach Vereinbarung.Denn..Wenn jemand Lust zum Gärtnern hat,dem juckts ja in den Fingern.Frank
Der Vorteil der Klugheit besteht darin,dass man sich dumm stellen kann. - Umgedreht ist das schon schwieriger.
Re:Garten und Hartz 4
Interessante Ausführungen von Euch.Wenn ich jetzt mal zusammen fasse, ist es sicherlich individuell verschieden zu beurteilen.Doch denke ich daran, das früher zu Krisenzeiten immer die Menschen im Vorteil waren, die einiges auf einem Stück Land und sei es noch so klein produzieren konnten. Da konnte der Überschuss getauscht/verkauft werden.Auch heute finanzieren sich einige Gartenliebhaber mit Marmeladen-, Jungpflanzen-, etc- Verkauf die eine oder andere Pflanze für ihren Garten.Letztes Jahr sah ich in Kairo massenhaft Hochhausbalkone und Dächer, die letzten kleinen Hinterhöfe wie sie als Nutzgärten angelegt waren. In Südafrika in den Townships waren ebenfalls die unmöglichsten Ecken neben den Blechhütten genutzt.Hier wurden sogar die Schrebergärten, wie Susanne ja auch schrieb eigens für die Städter gebaut, damit sie sich selbst versorgen können.Und wenn sich das in unserer heutigen Zeit nicht mehr rentieren soll, weiss ich jetzt ehrlich gesagt nicht so ganz was ich davon halten soll.
LG Margrit
"Willst du wertvolle Dinge sehen, so brauchst du nur dorthin zu blicken, wohin die grosse Menge nicht sieht" (Laotse)
"Willst du wertvolle Dinge sehen, so brauchst du nur dorthin zu blicken, wohin die grosse Menge nicht sieht" (Laotse)
Re:Garten und Hartz 4
Hallo Margrit,vor einigen Monaten hatte ich mal eine Dokumentation in TV über Schrebergärten in New York gesehen, also einer zugebauten Stadt, in der Schnelllebigkeit zur Tagesordnung gehört. Zu den Benutzern dieser Gärten, die in ehemaligen, abgelegenen Gewerbegebieten an der Peripherie von New York angelegt waren, gehörten nicht nur sozial Schwache sondern auch gutsituierte New Yorker, die zum Teil nicht nur Gemüse und Obst anbauten, sondern auch Zierpflanzen bunt gemischt zwischen dem Gemüse. In den Interviews stellte sich heraus, dass es den Nutzern vorwiegend nicht darum ging, dass sich der Anbau von eigenem Gemüse und Obst monetär "rentiert", sondern vielmehr um einen Ausgleich zum sonst stressigen Leben innerhalb der Stadt. Sie nutzten jede freie Minute, um in die Anlage zu kommen, sich um ihre Pflanzungen zu kümmern, sich mit anderen auszutauschen und soziale Kontakte zu pflegen. Jeder Nutzer bekam eine Parzelle zugewiesen, um die er sich persönlich zu kümmern hatte, für die er Verantwortung trug. Bei der Bepflanzung mußten die örtlichen Gegebenheiten berücksichtigt werden, große Bäume, die Schatten warfen, waren nicht erlaubt, etc. Ich fand das System einleuchtend und nachahmungswürdig. Das Allerwichtigste war wohl, dass Menschen, die nicht zum Etablissment gehörten, so eine sinnvolle Beschäftigung fanden und wieder sozialen Anschluss fanden. Ich vermute, das war ihnen wichtiger als die Selbstversorgung an sich........Und wenn sich das in unserer heutigen Zeit nicht mehr rentieren soll, weiss ich jetzt ehrlich gesagt nicht so ganz was ich davon halten soll.
