In meinem Wohnumfeld entsteht gerade eine solche Siedlung, und beim Anblick manches "Gartens" läufts mir kalt den Rücken runter - und ich würde am liebsten helfend einschreiten, was aber zu oft auf Ignoranz und Schlimmeres stieß. Aber das ist ein anderes Thema.

Ich denke mir also folgende Situation: Ich habe einen potentiellen Kunden, einen Gartenneuling mit dem besagten Ackergrundstück vor mir. Für den Garten ist das schon ein halber Sieg, da eine Gärtnerei in der Nähe ist und man nicht auf das Sortiment des Baumarkts angewiesen ist ;)Ich glaube, ich würde dem Kunden zunächst die Lage realistisch beschreiben, daß ein "schöner Garten" eben wirklich Zeit braucht, ihn aber zugleich mit leicht umsetzbaren (gut vorstellbaren und daher motivierenden) Gestaltungstipps vertraut machen, ohne in die Tiefen der Gartengestaltung auszuufern, was den Kunden natürlich überfordert und unnötig unter Druck setzt. Ich finde, daß z.B. ein Gartenanfänger gut mit dem Prinzip der Höhenstaffelung fährt. Das reicht für den Anfang. Keine Gartenräume und dergleichen.Ob man ihn gleichzeitig mit den "Gefahren des Gärtnerns" vertraut macht, ohne gleich eine Fallopiaphobie auszulösen, hängt von der Wesensart des Kunden ab und erfordert Fingerspitzengefühl.Nun zur eigentlichen möglichst preiswerten Bepflanzung: Auch ich halte nichts mehr von den vielen Ratgebern. Aber der "quadratische Rasenflächen von Thuja umrandet"-Situation zum Trotz würde ich zwecks Pflegeleichtigkeit empfehlen, das Grundstück mit einem preiswerten Rasen zu begrünen. Das macht den Arbeitsaufwand überschaubar und zeigt die Konkurrenzkraft einiger Acker-Unkräuter nicht ganz so folgenschwer auf, als wenn man nackte Beete mit Staudenpflanzungen im richtigen Pflanzabstand begrünt und wartet, daß diese zusammenwachsen. Die Ernüchterung kann sehr groß sein, wie ich aus eigener Erfahrung noch weiß. Die Instabilität von "Wildblumen-Wiesen" ist auch bekannt und Gründünger finde ich sehr dominant und ihre Entfernung manchmal sehr aufwändig. Extreme Verdichtungen und ähnliches lassen wir mal außen vor, das erfordert ggfs. diese Maßnahmen. Also erstmal den Rasen, erst danach gehts an die eigentliche Gestaltung.Ich würde auch nicht die Pflanzung einer pauschalisierten Hecke empfehlen. Die in Mode kommende "heimische Wildhecke" ist an und für sich preiswert, halte ich -allem Naturschutz zum Trotz und ohne jetzt die Botanik ihrer Bestandteile auseinanderzunehmen- in zu vielen Gartensituation für unangebracht. Man kann ja kurz einige denkbare Einfassungen vorstellen, und der Kunde sollte selbst entscheiden, welche Art Umrandung er möchte und was sie ihm wert ist. Der kritische Blick auf "Monokulturen" entwickelt sich entweder von selbst, oder eben nicht, was dann für den Kunden ja keine negativen Folgen hat.Als ich mich an die Anlage meines Gartens machte, hab ich jede freie Minute damit verbracht, meinen Neupflanzungen beim Wachsen zuzusehen.

Man glaubt gar nicht wie schnell dabei die Zeit vergeht

Dafür braucht's natürlich Anreize. Pflanzen à la Cornus mas und Osmunda regalis stellen die Geduld oft auf die Probe.Deshalb würde ich den Einsatz einiger weniger "Erfolgsbringer" empfehlen, punktuell gepflanzt und nie dominierend.Diesbezüglich finde ich, daß z.B. die auch die größeren "friedlichen" Pioniergehölze eine bedeutendere Rolle spielen sollten. Gerade diese sind bei hervorragender Wuchsleistung enorm billig und, wie ich finde, zu Unrecht aus den verschiedensten Gründen verteufelt. Wichtig ist es vorallem, daß man sie dem Kunden nicht als Übergangslösung für schnelle Begrünungszwecke präsentiert. Das erschwert erst recht die Bindung zu ihnen und zum neuen Garten. Je nach Grundstücksgröße ist eine Birke oder eine Sal-Weide für mich ein genauso vollwertiger Baum wie langsamwüchsigere Vertreter. Es muss ja nicht Populus nigra im 200m²-Garten sein. Wer später einen Exoten will, kann die Weide immer noch köpfen. Der Garten ist bis dahin sicher genug eingewachsen.Das Sortiment an krautigen Pflanzen "für den schnellen Erfolg" ist so groß, daß es wohl einfacher wäre, die langsam wachsenden aufzuzählen. Ich denke das Standardangebot einer "normalen" Gärtnerei bietet genug Auswahl.Alles andere wie die meisten Gehölze und sich langsam aufbauende Stauden usw. können sich dann in Ruhe entwickeln.Hat man ihn überzeugend beraten, wird er sicher wiederkommen. Und nach und nach kann man ihn ja an weitere Tipps und speziellere Pflanzen heranführen, was dann sowieso zur Gartensucht führt, wie wir alle wissen :)Oft wird auch empfohlen, bei der Anlage schon zu überlegen, was man im Garten alles benötigt, von der Grillecke bis zum Swimmingpool. Mich hat das in meinen Gartenanfängen überfordert, zumal sich Lebenssituationen ändern können. Daher würde ich erstmal zum ganz gemütlichen Gärtnern anregen und nicht alles bis ins letzte Detail planen. Mir wäre der Druck schlichtweg zu hoch, aber ich weiß natürlich, daß es eine Vielzahl von passionierten Gärtnern gibt, die das ganz anders sehen.