Selbstverständlich kenne ich die Beobachtung, dass rund um Schneeglöckchen der Schnee etwas wegtaut. Das macht er aber auch um abgestorbene Grashalme, um Zaunssäulen, um aus dem Schnee ragende Zweigen.
Das liegt sicher daran, dass sich die relativ dunklen Pflanzen und Pfosten - egal ob tot oder lebendig - in der Wintersonne erwärmen und dadurch den Schnee in der unmittelbaren Umgebung zum Schmelzen bringen. Dem Phänomen ist diesen Winter mein Rosmarin zum Opfer gefallen: Nach ein paar sonnigen Tagen stand er an seiner Südböschung plötzlich in einer schneefreien Insel in der Schneedecke.Während diese Schneeglöckchen - heute entdeckt - auf der Nordseite bisher kaum direkte Sonne abbekommen haben.
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Mir grad wieder eingefallen:In meiner Jugendzeit, beim Studium, haben wir mal irgend ein Grünzeug in einem Kalorimeter wachsen lassen.Trotz Finsternis drin war eine meßbare Wärmeentwicklung zu erkennen.Details hab ich leider nimmer in Erinnerung.
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Hat schon mal jemand nachgerechnet, wie viel Zucker eine Pflanze verbrennen muss, um 1 Gramm Schnee zum Tauen zu bringen?
diese Rechnung hat mehrere Haken. Aber die Frage, ob Pflanzen Wärme abgeben ist rasch beantwortet. Es wurde gemessen. Steht in jedem Botanikbuch. Dem Nultsch zum Beispiel.Die atmenden Pflanzenteile, wenn man sie in ein Dewar-Gefäß steckt - was war das noch gleich? Eine Thermoskanne mit extrem weitem Hals und überhaupt größerem Volumen - verursachen einen Temperaturanstieg. Die Größenordnung der Atmungsleistung ist natürlich in Staudenmanigs Frage enthalten.Wenn man sich überlegt, dass eine brennende Zigarette 400° C macht und man sich an einem Streichholz ziemlich verbrennen kann, dann wird das klarer. Es sind nur sehr geringe Mengen organischen Materials, die diese enormen Temperaturen ausmachen.Es gibt in Pflanzen und in Tieren spezielle Zellen oder Gewebe, die dazu dienen Wärme zu erzeugen. Der braune Farbton ist für beides charakteristisch und stammt von einer erhöhten Anzahl von Mitochondrien. Die Cytochrome sind genau wie das Hämoglobin Proteine, die ein Eisenchelat enthalten, das braun gefärbt ist. Schneeglöckchen haben solches spezialisierte Gewebe offensichtlich nicht. Sie setzen zusätzlich auf einen noch anderen Mechanismus um Frost zu überstehen. Bei Leberblümchen kann man häufig eine dunkle Färbung der Hochblätter bei besonders früh blühenden Individuen erkennen.Der Zucker, der für diese Wärmegewinnung zur Verfügung stehen muss, wird ja laufend durch die Assimilation gewonnen. Er muss nicht in gespeicherter Form als Stärke vorgelegen haben. Bei Schneeglöckchen sieht man schon früh die grünen Spitzen, auch unter dem Schnee und Leberblümchen haben idealerweise noch ihr vorjähriges Laub und die Hochblätter assimilieren genau wie der gesamte Stengel.
“I love science, and it pains me to think that so many are terrified of the subject or feel that choosing science means you cannot also choose compassion, or the arts, or be awed by nature. Science is not meant to cure us of mystery, but to reinvent and reinvigorate it.”
So ist es.Selbst wenn die Blattspitzen, die aus der Erde lugen, im hellen Schnee ein ganz klein wenig assimilieren könnten, so ist das nicht mal ansatzweise genug, um dabei genug Traubenzucker zu synthetisieren, um Schnee zu schmelzen.
Leben tun die Blätter trotzdem, und Nährstoffe haben sie aus der Zwiebel. Die Treiberei funktioniert auch faktisch ohne Licht und ohne Blätter.Leben ist Wärmeproduktion.
Außerdem ist es höchst uneffektiv mit Sonnenlicht Zucker zu gewinnen und diesen anschließend in Wärme umzuwandeln. Die Pflanzen machen das, klar. Aber der direkte thermische Effekt dürfte ungleich höher sein.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
Wir drehen uns mal wieder im Kreis.Dass bei der Oxidation von Traubenzucker und anderen Nährstoffen u.a. Wärmeenergie freigesetzt wird, ist unbestritten, und wir hatten das schon erörtert.Aber die dabei freigesetzte Wärmeemenge reicht nicht entfernt aus, um Schnee zu schmelzen.Es glaubt doch auch keiner, dass sich Fische und Frösche, die im Eis eingefroren sind, selbst wieder freischmelzen.
So ist es.Selbst wenn die Blattspitzen, die aus der Erde lugen, im hellen Schnee ein ganz klein wenig assimilieren könnten, so ist das nicht mal ansatzweise genug, um dabei genug Traubenzucker zu synthetisieren, um Schnee zu schmelzen.
das habe ich auch nie behautet. Ich habe nur davon gesprochen, dass es eine Wärmeleistung gibt. Und warum. Und dass diese Wärmeleistung möglicherweise gerade ausreicht um das Schneeglöckchen vor dem Zermatschen durch gefrorenen Zellsaft zu bewahren. Wie das bei immergrünen Taglilien gut zu beobachten ist.Taglilien, die dormant sind und aus schlafenden Knospen austreiben haben keine Probleme mit dem Schnee und dem Bodenfrost und sehen jetzt schon sehr munter aus. Möglicherweise reicht auch zum Verbrennen die gespeicherte Stärke in den Wurzeln. Ich versuche immer nur mich mit möglichst vernünftigen Argumenten irgendeiner naturwissenschaftlichen Frage zu nähern und habe nie den Anspruch sie beantworten zu können. Weil ich weiß wie lange man brauch um irgendeine Frage wissenschaftlich zu erörtern und wieviele Stunden im Labor und über Literatur man dafür aufwendet.
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Frühlingsblüher werden häufig mal von einem ordentlichen Nachtfrost erwischt und liegen dann morgens mit gefrorenen Trieben am Boden. Sie sehen aus aus wie gekocht, völlig schlapp, richten sich aber im Tagesverlauf wieder auf und sehen aus, als wäre nichts geschehen.Mit anderen Worten: Sie gefrieren, vertragen das aber - in gewissem Rahmen - ohne Schaden.Was die Wärmeleistung angeht im Hinblick darauf, evtl. das Gefrieren zu verhindern: Selbst (im Vergleich zu Schnneglöckchen) erheblich größere wechselwarme Tiere schaffen es nicht, sich vorm Erfrieren durch Gefrieren zu schützen, indem sie ihren Stoffwechsel entsprechend ankurbeln. Obwohl sie - konstruktionsbedingt- im Vergleich zu Pflanzen pro Zeiteinheit und Körpermasse mehr Nährstoffe umsetzen können, da sie einen erheblichen Bedarf an Energie zur Fortbewegung und zum Aufrechterhalten der Funktion von Nervensystem und Sinnesorganen brauchen.
die wärmeleistung treibender schneeglöckchen halte ich auch für unerheblich.die photosynthese kommt erst bei erhöhten temperaturen richtig in touren.für die zwiebeln wäre es unökonomisch, zusätzlich wärme zu verpulvern. wichtig ist die blütenbildung, um den fortbestand oder die ausbreitung der art zu sichern. kälteeinbrüche überstehen sie mit spaltung der stärke in zuckerverbindungen als frostschuzmittel. es spielt keine rolle, ob sie eine woche zeitiger oder später austreiben. denn bereits im sommer ruhen die pflanzen und warten auf eine frostperiode, die die austriebsbereitschaft der zwiebeln wiederherstellt.
Frühlingsblüher werden häufig mal von einem ordentlichen Nachtfrost erwischt und liegen dann morgens mit gefrorenen Trieben am Boden. Sie sehen aus aus wie gekocht, völlig schlapp, richten sich aber im Tagesverlauf wieder auf und sehen aus, als wäre nichts geschehen.
fällt mir jetzt nicht ein, bei welchen. Bei einer Lilie, die ich im Wintergarten habe ist mir das aufgefallen. Glasige herabhängende Blätter und später richteten sie sich wieder frischgrün auf. Lange hat sie das nicht gemacht. Helleborus verhalten sich nicht so und die von mir erwähnten Taglilien eben auch nicht. Bei Galanthus ist ja gerade auffällig, dass sie auch bei Frost satt und prall und nicht glasig unter der Schneedecke rumliegen.
pearl hat geschrieben:bei mir auch und ich habe heute zwei freigekratzt. Sie lagen unter der bappenden Masse völlig zerquetscht und haben sich sofort dankbar aufgerichtet. So sah das aus:
[td][galerie pid=61180]Galanthus 2010 Atkinsii[/galerie][/td][td][galerie pid=61181]Galanthus 2010 Bill Baker[/galerie][/td]
diese Schneeglöckchen hatten auf jeden Fall überhaupt keine Chance sich durch den Schnee zu kämpfen. Es hatte getaut und die Schneelast war nur eine pappige schwere Masse.Wir hatte in dem abgetrennten thread erörtert, ob Schneeglöckchen Wärme produzieren und ich argumentierte, dass sie das wegen ihrer Atmung - Dissimilationsleistung - auf jeden Fall tun. Die Größenordnung der Wärmeentwicklung durch die biochemischen Prozesse ist vermutlich sehr gering und reicht gerade aus um das Schneeglöckchen vor dem Vereisen zu schützen. Eine für diese frühesten Frühjahrsblüher erhöhten Konzentration von glyzerinähnlichen Stoffen als zellulärer Frostschutz ist sicher auch wirksam.Die beiden Schneeglöckchen oben hatten trotz ihrer Schneelast überhaupt keine Frostschäden.
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Aber die dabei freigesetzte Wärmeemenge reicht nicht entfernt aus, um Schnee zu schmelzen.
Jede Wärmemenge reicht aus Schnee zu schmelzen. Wenig Wärme - wenig Schnee, mehr Wärme - mehr Schnee.Wenn die ganze Geschichte -20° hat, tut sich so gut wie nichts. Im Frühjahr, wo der Schnee sowieso nur mehr knapp unter 0° hat, gibts eher merkbare Effekte.
Frühlingsblüher werden häufig mal von einem ordentlichen Nachtfrost erwischt und liegen dann morgens mit gefrorenen Trieben am Boden. Sie sehen aus aus wie gekocht, völlig schlapp, richten sich aber im Tagesverlauf wieder auf und sehen aus, als wäre nichts geschehen.
Frittilarien machen das regelmäßig.
Bis jetzt ist es gut gegangen, sagte der Mann, als er am 13. Stockwerk vorbei fiel.