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Was ist ein Garten? (Gelesen 21393 mal)
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- Danilo
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Re:Was ist ein Garten?
Die Quellen kenn ich auch. Aber die Realität ist anno 2009/10 wirklich eine andere. Und langjährige Beschäftigte, mit denen ich mich desöfteren dort schon unterhalten hab, sehen das genauso und sagen selbst, daß der Garten wohl seit seinem Bestehen wohl selten in einem so erbärmlichen Zustand war. Viele Mißstände erkenne sogar ich als "Laie". Innerhalb dieses Threads würde es zu weit führen auf Details und Ursachen einzugehen. In einem Satz gesagt: Sowohl die Stadt Potsdam als auch Frau Foerster mit ihrem etwas eigenwilligen "Führungsstil" träfe die Hauptschuld an der Situation.Natürlich ist und bleibt es ein Garten, aber wohl einer derjenigen, bei dessen Anblick sich sein schöpferischer Vater im Grabe umdrehen würde.

Re:Was ist ein Garten?
das hat ausschließlich damit zu tun, dass alle weltlichen Genüsse zur Sünde erklört worden sind und alle Sinne ausschließlich auf das Himmelreich gerichtet sein sollten. Diese dogmatische Klemme haben einige Regionen durch ausgiebigen Marienkult aufgelöst und ihre schönsten Blumen zu Marienblumen erklärt. Das Frankfurter Paradiesgärtlein zeigt sie alle. In der Sprache sind Rose, Lilie, Veilchen geblieben und vielen heimischen Pflanzen zugeordnet und angehängt worden. Nachtviole, Pfingstrose. Man muss sich zu helfen wissen.In ursprünglichen Kloster- und Bauerngärten waren alle Pflanzen Nutzpflanzen! Auch die mit den auffälligen Blüten wie Ringelblumen, Pfingstrosen oder Madonnenlilien wurden als Heilpflanzen genutzt.auf jeden Fall. Genauso wie der erste Welpe oder das erste Ferkel in Menschenobhut niedlich war, so waren auch die ersten Pflanzen hübsch. Und deshalb wurden sie gepäppelt. Menschen haben die Eigenart sich schmücken zu wollen und das dehnen sie auf ihre Babys aus und dann auf ihre Familie und ihre Umgebung.

“I love science, and it pains me to think that so many are terrified of the subject or feel that choosing science means you cannot also choose compassion, or the arts, or be awed by nature. Science is not meant to cure us of mystery, but to reinvent and reinvigorate it.”
— Robert M. Sapolsky
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Re:Was ist ein Garten?
o ha!Und eigentlich finde ich es ganz schön dekadent ...

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Re:Was ist ein Garten?
in Sissinghurst gelingt es wohl gar nicht. Das ist ein Massenbetrieb und eine Art zu Gärtnern, die Vita sicher nicht gefallen hätte.Great Dixter, wir werden sehen. Foerster Bornim, gefällt mir nicht mehr. Die Tochter gärtelt da auf eigene Weise.Dennoch bleiben sie Gärten.Und warum kann der Geist des ursprünglichen Gärtners nicht auf dessen Epigonen übergehen? Sissinghurst, Great Dixter und Foerster-Garten sind derartige Beispiele.Gärten, die ohne ihren Schöpfer am Leben gehalten werden, haben etwas Museales.
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Re:Was ist ein Garten?
Eine sehr eigenwillige Interpretation.Im Mittelalter waren auch Klöster durchaus den Genüssen und diesseitigen Freuden zugeneigt.Klostergärten hatten eine Funktion zu erfüllen (so wie es Bauerngärten ja auch mussten und heute nocht tun): Ernährung der Klosterinsassen + Heilkräuter. Blumen werden zweifellos auch vorgekommen sein. Allein schon, um den Altar zu schmücken.das hat ausschließlich damit zu tun, dass alle weltlichen Genüsse zur Sünde erklört worden sind und alle Sinne ausschließlich auf das Himmelreich gerichtet sein sollten. Diese dogmatische Klemme haben einige Regionen durch ausgiebigen Marienkult aufgelöst und ihre schönsten Blumen zu Marienblumen erklärt.
Re:Was ist ein Garten?
Der Massenbetrieb ist das Kreuz aller gelungenen Gärten. Inwiefern er nicht mehr den Gartenidealen von S.-W. entsprechen soll, musst du uns erklären. Ich sehe keinen Widerspruch.in Sissinghurst gelingt es wohl gar nicht. Das ist ein Massenbetrieb und eine Art zu Gärtnern, die Vita sicher nicht gefallen hätte.
Re:Was ist ein Garten?
findest du? Nun, ich finde deine immer wiederholte Behauptung, dass es in anderen Kulturen keine Zierpflanzen gegeben hätte sehr stur. Es stimmt einfach nicht. Besonders der Teil deiner Behauptungen, dass Blumenschmuck in ärmeren Familien oder ländlichen Situationen nicht üblich war und Gartenblumen nicht kultiviert wurden. Das ist die egozentrische Sicht eines Menschen, der vom katholischen christlichen Weltbild geprägt wurde.Eine sehr eigenwillige Interpretation.
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Re:Was ist ein Garten?
Äh...wo soll ich das behauptet haben?
Re:Was ist ein Garten?
Ein armseliges Vorurteil.Ja, es gab und gibt zu viele weltfeindliche "Asketen", eigentlich christlich ist das sicher nicht.Der Prunk der Kirche war öfters Anlaß zu Kritik, weniger die Armut bzw. Bescheidenheit Einzelner."Seht die Lilien des Feldes an, wie sie wachsen: sie spinnen nicht, sie weben nicht. Ich sage euch aber, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen."(Wobei Salomo in Wirklichkeit auch eher schäbig gekleidet gewesen sein dürfte. Die "Lilien" sollen übrigens Sternbergia gewesen sein.).... vom katholischen christlichen Weltbild geprägt wurde.
Re:Was ist ein Garten?
Zum mittelalterlichen Garten.Walahfrid Strabo listet mehr als 20 Pflanzenarten in seinem Hortulus aus dem Jahr 827 auf: u.a. Papaver (damals noch wegen des Duftes), Lilium, Rosa Albertus Magnus (Bischof; 13. Jhd.) gab Anweisung sogar einen Lustgarten zu entwerfen, mit Rasenbank, Grasgarten, Quelle etc.Von daher ergibt sich eine unmittelbare Verbindung zu dem ".Paradiesgärtlein", wie auch zu anderen religiösen Bildern, in denn blumenreiche Gärten eine Rolle spielen.Zeitlich später sei auch an den Garten von Eichstätt erinnert.
- Treasure-Jo
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Re:Was ist ein Garten?
Liebe Grüße
Jo
Jo
Re:Was ist ein Garten?
Was kann ein bis zur Aussagelosigkeit gekürztes Zitat klarer machen?o ha!Und eigentlich finde ich es ganz schön dekadent ...Aber das macht das oben gesagte noch klarer.
Viele Grüße aus dem Trockengebiet, Uli
- Danilo
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Re:Was ist ein Garten?
Nana, immer ruhig mit Pferden ;)Uli, ich finde Du hast im Kern schon recht damit. "Dekadent" ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck, und auch wirtschaftliches Anbauen will im Privatgarten erstmal gelernt sein.Ich finde, solche Gärten verlieren an pädagogischem Wert. Wissen über reine Zier- und/oder Giftpflanzen ist für Kinder sicher auch nicht unwichtig, sollte aber mit dem über Essbares einhergehen. Wie dem auch sei. 

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Re:Was ist ein Garten?
Die meisten Klostergärten des Mittelalters (also vor der Trennung katholisch-reformiert) bargen sowohl Nutzpflanzen (Gemüse, Obst, Kräuter, Heilpflanzen) wie Blütenpflanzen, so die erwähnten "Marienattribute" (Lilien, Rosen...) oder die Pflanzen der Bibel, oder eben auch z. B. Mitbringsel aus anderen Gegenden und Klimazonen. Die erhaltenen Inventarverzeichnisse (Z. b. von der Reichenau oder von Eichstätt) zeugen davon.Blumenschmuck am Haus und (in beschränktem Maß) auch drumherum habe ich in der sog. "Dritten Welt" schon gesehen, ob das südafrikanische Townships oder brasilianische Favelas waren - am wenigsten allerdings in China in Bauernhöfen (wohl eine Folge von Maos Kulturrevolution) und in bestimmten Gegenden Deutschlands in gar nicht armen Bauerndörfern; es ist sicher auch eine Frage der individuellen wie gesellschaftlichen Einstellung.Ausgespochene "Deko-Gärten" ohne direkten Nutzwert, sondern mit ästhetisch-ideeller Komponente im weitesten Sinn (wozu ich auch die Landschaftsparks zähle) waren ein Privileg der Mächtigen und der Reichen und wurden erst im vorigen Jahrhundert auch in der Mittelschicht oder noch verbreiteter üblich.