Unweigerlich stellt sich mir die Frage, warum sie wohl keine "grünen Bestandteile" kompostierten, bzw. was sie mit diesen machten. Als Mulch benutzt? Den Tieren verfüttert (sofern es verfütterbar war)?Habt ihr Antworten, bzw. weitere Quellen über früheres Kompostieren?Der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft eines Observer-Lesers verdanke ich die Möglichkeit, in einem alten Gartenhandbuch aus dem Jahre 1797 zu blättern. (...) Sie (= unsere Vorfahren) kannten sich mit Kompost aus und schätzten ihn vor allem zur Kopfdüngung. Ihr Kompost bestand aus faserigem Lehm, trockenen Blättern und Dung, offenbar haben sie, anders als wir heute, keine grünen pflanzlichen Bestandteile hinzugegeben.
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Geschichte des Komposts (Gelesen 5343 mal)
Geschichte des Komposts
Ich wüsste gerne mehr darüber, wie und ob überhaupt früher kompostiert wurde, bzw. seit wann es den Kompost in unserer Form eigentlich gibt.Kürzlich stolperte ich bei Vita Sackville-Wests "Mein Garten" über folgende Passage:
Re:Geschichte des Komposts
Alles, was sich als Tierfutter verwenden läßt, geht in ländlichen Gebieten auch heute noch in den Stall und nicht auf den Kompost. Ahnungslos, wie ich war, habe ich meine Freundin in Kreta mal gefragt, warum sie die Küchenabfälle nicht kompostiert. Worauf sie mich entgeistert ansah und rückfragte, womit sie denn dann die Hühner und Ziegen füttern soll?Übrigens wird in Gegenden mit spärlichem Grünlandbestand auch Dung verfüttert...
Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.
- Treasure-Jo
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Klimazone 8a (100 m ü.NN)
Re:Geschichte des Komposts
...na jedenfalls ging das schon sehr früh los: "Alles düngt alles", lehrte man schon im vorigen Jahrhundert, und von den Römern weiß man, daß auch sie Pflanzen-, Tier- und Mineralreich für Dungzwecke in Anspruch nahmen. Die alten Ägypter hattens nicht nötig. Die hatten und haben (noch) ihren Nil.
Liebe Grüße
Jo
Jo
Re:Geschichte des Komposts
Susanne, also doch, Tierfutter. Macht auch Sinn.Treasure-Jo, ja, man geht schon davon aus, dass Kompost in irgendeiner Form schon sehr lange genutzt wird. Aber a) was heisst in "irgendeiner Form" konkreter? (Mulchkompost ist nun wirklich nicht dasselbe wie unser heutiger Komposthaufen, um nur ein Beispiel zu nennen) b) ab wann wurde in etwa so kompostiert wie wir das heute tun?Ich könnte mir auch vorstellen, dass das Kompostieren eine Zeit lang - zumindest in Hobbykreisen - etwas in Vergessenheit geraten ist und wieder beworben werden musste/muss. Es verwundert mich jedenfalls immer wieder, wie viele Leute trotz ausreichendem Platz die Grünabfuhr in Anspruch nehmen statt alles selbst zu nutzen.
- Treasure-Jo
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Klimazone 8a (100 m ü.NN)
Re:Geschichte des Komposts
Im Jahre 60 n. Chr.: Die römischen Gelehrten Plinius und Columella berichten über Selbsterhitzung und Kompostierung von landwirtschaftlichen Abfällen. Sie nannten es com-post, daher der Name...
Liebe Grüße
Jo
Jo
Re:Geschichte des Komposts
Dann weiss ich ja, was ich zu tun habe: Den Plinius und Columella im Original kaufen (mit liebenswürdiger Übersetzung, sonst bin ich noch in zwei Jahren dran, irgendwelche Ablabs und NCI zu enträtseln ...
).
Kannst du mir bitte noch die Titel der Texte angeben? Zumindest der erste hat ja nicht nur einen geschrieben ...


- Treasure-Jo
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Klimazone 8a (100 m ü.NN)
Re:Geschichte des Komposts
..such mal unter Columella im NetzDann weiss ich ja, was ich zu tun habe: Den Plinius und Columella im Original kaufen (mit liebenswürdiger Übersetzung, sonst bin ich noch in zwei Jahren dran, irgendwelche Ablabs und NCI zu enträtseln ...).
Kannst du mir bitte noch die Titel der Texte angeben? Zumindest der erste hat ja nicht nur einen geschrieben ...
Liebe Grüße
Jo
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- lerchenzorn
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Re:Geschichte des Komposts
Hat G...leB.ks das schon gescannt?
Ich glaube auch, dass es sehr alte und sehr verschiedene Verfahren gibt.In Südamerika soll eine ganze Kulturen auf einer ausgeklügelten Kompostwirtschaft aufgebaut gewesen sein:Terra Preta. (Hydrothermale Karbonisierung als moderne Anwendung kommt gerade in Mode/Testung.)In Mitteleuropa war der Weg durchs und ums Tier wohl über Jahrhunderte (Jahrtausende?) das Grundprinzip der lokalen Stoffumlagerungen. Alle unproduktiven Ecken wurden ausgekratzt, mit dem guten Futter zum Fressen vor- oder als Streu zum besch... untergelegt und als Mist auf diejenigen Flächen gebracht, die die Ernährung sichern mussten. Wie kunstvoll die Mistbereitung ablief, weiß ich nicht. Aber der Wert der Sache wird schon bewusst gewesen sein, so dass es kompostierungsähnliche Verfahren gegeben haben mag.

Re:Geschichte des Komposts
Ich glaube nicht, dass der Kompost eine lange Geschichte hat,denn so lange zu jedem Haushalt auch Viehzeug gehörte, landete Grünabfall auf dem Mist. Wenn ich den Mist ohnehin in meinem Garten ausbringe, welchen Sinn sollte dann ein separater Komposthaufen haben?
- partisanengärtner
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Qualitatives Wachstum hat keine Grenzen. 6b
Re:Geschichte des Komposts
De re rustica Columella und das De agri culturas von CatoBei dem Link nachgeschaut. Mal schaun obs das bei Amazon gibt?
Wer zuviel jätet raubt sich manche Überraschung.
Axel
Axel
- lerchenzorn
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Berliner Umland Klimazone 7a (wohl eher 6b)
Re:Geschichte des Komposts
Und ich haue mitunter einen Batzen Mist (aufgesammelten) auf den Kompost. Die Übergänge könnten fließend (immer gewesen) sein.Ich glaube nicht, dass der Kompost eine lange Geschichte hat,denn so lange zu jedem Haushalt auch Viehzeug gehörte, landete Grünabfall auf dem Mist. Wenn ich den Mist ohnehin in meinem Garten ausbringe, welchen Sinn sollte dann ein separater Komposthaufen haben?

Re:Geschichte des Komposts
Völlig in Ordnung, das kann so stehen bleiben. Was ich damit auch sagen wollte, es wird in den seltensten Fällen zwei Haufen gegeben haben. Früher ging es rein um eine Düngung des Bodens, kunstvolle Mischungen für Kübelpflanzen gab es nur in den Gärten des Adels und der Reichen.
- Treasure-Jo
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Re:Geschichte des Komposts
interessant:Lucius Columella Columella, mit vollem Name "Lucius Junius Moderatus Columella, kam ursprünglich von Hispania Baetica (dem heutigen Cadiz in Spanien). Er gilt als einer der wichtigsten römischen Autoren über Weinbau. Es ist nicht bekannt, wann Columella von Spanien nach Italien umzog. Offenbar hat er aber einen grossen Teil seines Lebens dort verbracht. Sein Lehrbuch “De re rustica” (Von den ländlichen Angelegenheiten) schrieb er ca. 60 bis 65 n. Chr. und betitelte es genau so wie das Werk des Karthagers Mago (um 500 v. Chr.), den er auch zitiert. Sein Werk erschien in 12 Büchern und es ist anzunehmen, dass jedes Buch für sich alleine veröffentlicht wurde. So reagiert zum Beispiel Columella in seinem 4. Buch auf eine Kritik, die sich auf sein 3. Buch bezog - unmöglich, wenn alle Bände miteinander veröffentlicht worden wären. Es gibt Autoren (z.B. Wein-Glossar, Norbert Tischelmayer), die von insgesamt 13 Werken ausgehen. Falsch! In seinen 12 Büchern "De re rustica" behandelt Columella systematisch alle Teilbereiche der Landwirtschaft und deckt damit das gesamte Fachgebiet ab. Er scheint im Gegensatz zu Varro vielmehr Praktiker als Theoretiker zu sein. Seine Angaben sind detaillierter und gehen oft über allgemeine Empfehlungen hinaus. Und obwohl er sich auf andere Agrarschriftsteller beruft (er zitiert auch Vergil,70-19 v. Chr. mit dessen Werk “Georgica” und war Zeitgenosse des ebenfalls über den Weinbau schreibenden Autoren Plinius des Älteren ,23-79 n. Chr.), stützt er sich doch weitgehend auf eigene Beobachtungen und Erfahrungen ab.Bis ins Detail beschreibt er Weinbau-Methoden, zum Beispiel die Pflanzdichte von Rebstöcken, Veredelung, Erziehungsform (anbinden an einen mannshohen Pfahl aus Kastanienholz mit Weidenruten), Rebschnitt, Rebsortenwahl je nach Bodentyp (er erwähnt als besonders fruchtbar und widerstandsfähig die Balisca = Biturica), Ertrag (20 Amphoren per Iugerum = etwa 20 bis 30 hl/ha), Weinlese und Wein-Bereitung. Insgesamt führt er 58 ihm bekannte Rebsorten an. Der Kosten- und Arbeitsaufwand ist ebenfalls ein ausführlich beschriebenes Thema. Bei den Sklaven unterscheidet er 3 Gruppen: Die Pflüger (aratores), die Winzer (vinitores) und die Hausknechte (medianisti). Ausserdem gab es mehrere Dekurien derselben Art auf seinen Gütern, die miteinander wetteiferten. Sie sollten sich gegenseitig kontrollieren. Columella besass nicht das geringste Vertrauen in seine Sklaven und wollte ihnen so wenig wie möglich Verantwortung übergeben. Bei den Sklaven für den Weinbau differenziert er mehrere Spezialisten, die für eine bestimmte Aufgabe zuständig waren. Für diese Experten war er bereit, relativ hohe Preise zu bezahlen. Columella erwähnte freie Arbeiter, weil er allein mit seinen Sklaven nicht auskam. Er empfiehlt z.B. dass man verschiedene Rebsorten anbauen sollle, die nicht zur gleichen Zeit reif werden. Dadurch könne man die Weinernte mit eigenen Arbeitskräften bewältigen und war nicht darauf angewiesen zusätzliche teure Arbeiter anwerben zu müssen.Auch bei Columella erkennt man eine starke Profitmotivation. Er produzierte vornehmlich die Produkte, die sich auf dem Markt verkaufen liessen. Andererseits versuchte er, so wenig wie möglich selbst zu kaufen und seinen Hof autark zu führen. Unter Ausnutzung der zur Verfügung stehenden Ressourcen sollte das Gut einen grösstmöglichen Profit abwerfen.
Liebe Grüße
Jo
Jo
Re:Geschichte des Komposts



Re:Geschichte des Komposts
wir werden es nie ergründen. Schwache Hinweise erhalten wir nur aus Beobachtungen unserer Nachbarn. Flächenkompostierung ist ein Vorgang, der immer beim Verlassen des Rastplatzes auftritt.
“I love science, and it pains me to think that so many are terrified of the subject or feel that choosing science means you cannot also choose compassion, or the arts, or be awed by nature. Science is not meant to cure us of mystery, but to reinvent and reinvigorate it.”
— Robert M. Sapolsky
— Robert M. Sapolsky