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Trockenstress bei kalkhaltigem Lehmboden - warum? (Gelesen 3121 mal)
Trockenstress bei kalkhaltigem Lehmboden - warum?
Hallo,am Wochenende war ich auf einer botanischen Wanderung. Dort wurde berichtet, dass die Fichte hier nicht gut wächst, weil sie unter Trockenstress leidet. Mir geht das nicht aus dem Kopf.Wie macht der Boden das? Es ist Lehmboden und zwar doch so ausgeprägt, dass wir in unserem noch nicht angelegten Garten stets dicke Fusssohlen aus Lehm drunter haben und der somit nach Regen erst nach 2 oder 3 Tagen eigentlich zu betreten ist. Bei Sandböden geht das doch deutlich schneller.Andererseits gibt es hier wirklich weder Bach noch dauernd feuchte Gräben. Einzig einen Dorfteich, der aber künstlich angelegt wurde. ::)Ich würde das einfach gerne verstehen - auch wenn es mir ja sehr gelegen kommt, dass wir hier so wunderschöne Mischwälder haben und eben keine Fichtenmonokulturen ;)Liebe GrüßeSabine
Re:Trockenstress bei kalkhaltigem Lehmboden - warum?
Die Rotfichte ist in Mitteleuropa ursprünglich ein Baum der höheren Gebirgslagen, wo ganzjährig recht hohe Niederschlagsmengen fallen und die Luftfeuchtigkeit während der Vegetationsperiode meistens recht hoch ist.Die Böden, auf denen sie am besten wächst, weisen ganzjährig eine gute Wasserversorgung auf und sind recht durchlässig.Sie wächst durchaus auch auf Lehmböden, wenn die nicht staunass sind.Auf solchen schweren Böden geht die Fichte mit ihren Wurzeln nicht in die Tiefe, sondern bildet flache Teller. Wenn es dann einige Zeit nicht regnet, trocknet diese obere Bodenschicht aus, und der Baum bekommt Stress mit der Trockenheit.Das in tieferen Bodenschichten im dichten Lehm noch Wasser ist, nützt ihm nichts - dort kommen die Wurzeln nicht hin.Dazu kommt, dass Wasser in sehr lehmig-tonigen Böden von feinen Tonmineralien so fest gebunden werden kann, dass es den Pflanzen nicht mehr zur Verfügung steht.Wenn es heißt, dass "die Fichte hier nicht gut wächst", so gilt das unter forstwirtschaftlichen Aspekten.Im Garten kann das anders aussehen, dort spielt die Zuwachsleistung ja kaum eine Rolle.
- Treasure-Jo
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Re:Trockenstress bei kalkhaltigem Lehmboden - warum?
...das muss (kann) ja eigentlich nichts mit dem Boden zu tun haben. Lehm ist immer besser als Sand, was das Wasserhaltevermögen anbelangt. Vielleicht ist die Niederschlagsmenge in dieser Gegend besonders niedrig.
Liebe Grüße
Jo
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Re:Trockenstress bei kalkhaltigem Lehmboden - warum?
...danke, wieder was dazu gelernt.Die Rotfichte ist in Mitteleuropa ursprünglich ein Baum der höheren Gebirgslagen, wo ganzjährig recht hohe Niederschlagsmengen fallen und die Luftfeuchtigkeit während der Vegetationsperiode meistens recht hoch ist.....
Liebe Grüße
Jo
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Re:Trockenstress bei kalkhaltigem Lehmboden - warum?
Vielen Dank,das mit den flachen Wurzeln wurde zwar erwähnt, aber die Fichte hatte ich als "eh Flachwurzeler" innerlich abgebucht. Jetzt verstehe ich das deutlich besser! ;)Liebe GruesseSabine
Re:Trockenstress bei kalkhaltigem Lehmboden - warum?
bristlecones Erklärung ist sehr einleuchtend. Warum nur, bleibt die Fichte dann nicht dort, wo sie hingehört? Das fände ich deutlich besser. Ich kann mich erinnern, dass es in den Alpen wunderbare Bäume werden können.
“I love science, and it pains me to think that so many are terrified of the subject or feel that choosing science means you cannot also choose compassion, or the arts, or be awed by nature. Science is not meant to cure us of mystery, but to reinvent and reinvigorate it.”
— Robert M. Sapolsky
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Re:Trockenstress bei kalkhaltigem Lehmboden - warum?
Wohl wahr - im Flachland wird sie wohl in 30 - 40 Jahren wieder ausgestorben sein, und dort gehört sie ja auch nicht hin.
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Re:Trockenstress bei kalkhaltigem Lehmboden - warum?
Hallo, Pearl,
sie ist nicht geblieben, wo sie hingehört, weil Forstleute vor 100, 200 Jahren überall Fichten angepflanzt haben; damals brauchte man dringend Holz und hat auf die enormen Wuchsleistungen dieser Baumart gesetzt.Inzwischen finden es auch Forstmenschen deutlich besser, wenn die Fichte bleibt, wo sie hingehört. Und sie versuchen nach besten Kräften, Fichten(rein)bestände durch andere, standortanpasste Bäume zu ersetzen. Zumal sich damit flächige Windwürfe - wie jüngst beim Februar-Orkan Xynthia - und Borkenkäfer-Probleme vermeiden lassen.Schöne GrüßeQuerkopf... Warum nur bleibt die Fichte dann nicht dort, wo sie hingehört? Das fände ich deutlich besser. ...
"Eine Gruppe von ökologischen Hühnern beschloss, jenes Huhn zu verbannen, das goldene Eier legte, weil Gold nicht biologisch abbaubar sei." Aus: Luigi Malerba, "Die nachdenklichen Hühner", Nr. 137
"Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein." (NICHT von Kurt Tucholsky)
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Re:Trockenstress bei kalkhaltigem Lehmboden - warum?
das weiß ich ja alles, Querkopft, aber dennoch, es gibt hier noch ungemein viele Stangenholzplantagen.
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Re:Trockenstress bei kalkhaltigem Lehmboden - warum?
imho weil...a) es tatsächlich immer noch Forstwirte gibt die "traditionell" denken undb) wenn so eine Monokultur angelegt ist dauert es Jahrzehnte, bis sie erntereif ist. c) der Holzpreis für Fichte meines Wissens seit den Stürmen (und in deren Folge Überangebot) im Keller ist ???Bernddas weiß ich ja alles, Querkopft, aber dennoch, es gibt hier noch ungemein viele Stangenholzplantagen.
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Re:Trockenstress bei kalkhaltigem Lehmboden - warum?
Auch sehr viele Privatwaldbesitzer sind konservativ. Auf einem Vortrag über moderne Waldwirtschaft wo der Umbau des Waldes empfohlen wurde (incl. Zuschüsse) waren die meisten Anwesenden nicht zu überzeugen. Von denen die gar nicht kamen nicht zu reden.
Wer zuviel jätet raubt sich manche Überraschung.
Axel
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Re:Trockenstress bei kalkhaltigem Lehmboden - warum?
Es gibt auch das sogenannte Totwasser. Das ist die Feuchtigkeit die Aufgrund der hohen Kapillarität der unterschiedlichen Böden in der Erde gebunden ist. Je nach Porengrösse der Bodenart können die Saugspannungen bei Sand rund 3 Vol.-%, Lehm 15 und Ton zirka 35 Vol.-% Wasser binden. Das ist Wasser das die Pflanze nicht mobillisieren kann.
Erst muss sich der Gärtner mit dem Spaten mühen dann kann der Baum im Garten blühen.