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agrargeschichte: auf einem foto zu sehen (Gelesen 3896 mal)

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Moderatoren: Nina, Phalaina, cydorian, partisanengärtner, AndreasR

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max.
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agrargeschichte: auf einem foto zu sehen

max. »

schauplatz sind die midlands, england.die wellen auf dem foto - ridge and furrow genannt - sind abdrücke einer schon vor jahrhunderten untergegangenen wirtschaftsweise, nämlich des ackerbaus auf allmendflächen.von diesen wurden lange, schmale streifen den bauern zur nutzung zugeteilt. wegen des schweren bodens brauchte man schwere gespanne mit entsprechend schweren pflügen, die damals natürlich noch keine wendepflüge waren und die deshalb die einzelnen furchen immer nur zur mitte hin pfügten, sodaß mit der zeit gewölbte äcker entstanden. ab dem frühen 16. jahhundert wurden diese fluren teils mithilfe staatlichen zwangs zusammengelegt und privatisiert enclosures . dort wo die ehemaligen ackerflächen daraufhin als weideland genutzt wurden -in der betreffenden gegend fast durchgängig bis heute- hat die grasnarbe diese alte nutzung sichtbar erhalten.die neuentstandenen weiden wurden dann auch mit lebenden hecken viehdicht eingezäunt: demnächst mehr dazu.
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ridge_and_furrow_2.jpg
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riesenweib
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Re:agrargeschichte: auf einem foto zu sehen

riesenweib » Antwort #1 am:

na das ist ja absolut witzig, dass du das grad jetzt postest. Ich lese gerade das buch The living landscape - how to read and understand it von Patrick Whitfield, da werden, u.a., genau solche ridge and furrows gezeigt.lg, brigitte
will bitte jemand meine tippfehler? Verschenke sie in mengen. danke ;-)
max.
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Re:agrargeschichte: auf einem foto zu sehen

max. » Antwort #2 am:

in deutschland interessiert sich kein mensch für sowas - in gb istdas ein volkssport. allerdings sind die spuren dort auch nicht so verwischt wie bei uns. die abdrücke solcher wölbäcker habe ich aber auch schon bei uns gesehen, allerdings vom wald bedeckt.ps: ich kenne nur ein einziges gutes, populärwissenschaftliches buch zu dem thema für unseren raum, wenn auch schlecht geschrieben: hier . vom gleichen verfasser gibt es auch eine "geschichte des waldes". auch spannend, auch schlecht geschrieben.
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Staudo
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Re:agrargeschichte: auf einem foto zu sehen

Staudo » Antwort #3 am:

Ganz so pessimistisch würde ich das nicht sehen. Unsere Ecke war mal so ähnlich strukturiert wie der Spreewald. Es gab schon einige Veranstaltungen, bei denen erklärt wurde, wie sich die Landschaft nach der Kanalisation der Flüsse vor 150 Jahren verändert hat. Diese Veranstaltungen waren ausnahmslos gut besucht. Durch meinen Garten z.B. floss auch mal ein Nebenarm der Schwarzen Elster - und wenn man etwas darauf achtet, sieht man noch die alte Uferkante.
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riesenweib
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Re:agrargeschichte: auf einem foto zu sehen

riesenweib » Antwort #4 am:

...ps: ich kenne nur ein einziges gutes, populärwissenschaftliches buch zu dem thema ...
im heckenbuch von kurz, machatschek, iglhauser steht einiges über die lesbarkeit historischer landnutzung durch alte hecken. Auch sonst sehr lesenswert.
will bitte jemand meine tippfehler? Verschenke sie in mengen. danke ;-)
max.
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Re:agrargeschichte: auf einem foto zu sehen

max. » Antwort #5 am:

@ staudo,ich hatte keine wertung beabsichtigt. es war eher eine tatsachenfeststellung: die geschichtsbesessenheit der engländer ist nicht zu überbieten. von uns jedenfalls nicht.@riesenweib:idanke dir. schon notiert.
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fars
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Re:agrargeschichte: auf einem foto zu sehen

fars » Antwort #6 am:

Und ich kann wärmstens George Ordish: "Geschichte eines Gartens"(vom 16. Jhd. bis zur Gegenwart)empfehlen. Gibt es aber nur noch antiquarisch.
max.
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Re:agrargeschichte: auf einem foto zu sehen

max. » Antwort #7 am:

fars,gerade nachgeschaut: bei ebay zwar vergriffen, aber sicher kein unikat. handelt das buch von einem "herrengarten"?
Amur
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Re:agrargeschichte: auf einem foto zu sehen

Amur » Antwort #8 am:

Du hast wahrscheinlich nur nicht den Anschluss an die Kreise, die sich dafür interessieren.Vor allem in den Wäldern sind bei uns durchaus noch dieselben Dinge zu finden, wie du in England beschreibst. Die sogenannten Wölbäcker. Hier bei uns im Ort sieht man noch bis heute die Römerstraße als leichten Damm in den Äckern verlaufen. Die Flur war bis zur ersten Flurbereinigung noch an diesem Weg ausgerichtet. Ein Feldkreuz in der Flur bei uns ist bspw. eigentlich kein Feldkreuz, sondern ein alter Meilenstein. Er ist eine deutsche Meile (~7,5km) von Messpunkt entfernt. Weis heute kaum noch jemand.Im Auwald der Iller gibts Abschnitte die aus dem Mittelalter stammen. Damals war das ganze Allgäu unterm Pflug und nicht wie heute Wiesen. Dadurch wurde vor allem im Frühjahr viel vom Oberboden abgeschwemmt, der sich dann bei den Hochwassern hier abgelagert hat. Diese lehmigeren Abschnitte sind noch heut anhand der anderen Vegetation zu erkennen. Der normale Schwemmboden wie heute ist vor allem Sand.
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max.
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Re:agrargeschichte: auf einem foto zu sehen

max. » Antwort #9 am:

@amur,unsrere wölbäcker hatte ich in #2 benannt. ich bin mir sicher, daß ich mit der einschätzung, was die spezielle geschichtsbesesseneit ider engländer betrifft, richtig liege.
Amur
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Re:agrargeschichte: auf einem foto zu sehen

Amur » Antwort #10 am:

Ja das hatte ich übersehen. Die Engländer die ich kenne (das sind einige, da wir eine englisch/amerikanische Firma sind) interessieren sich so wenig dafür wie der durchschnittliche Deutsche.
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max.
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Re:agrargeschichte: auf einem foto zu sehen

max. » Antwort #11 am:

amur,meine erfahrungen sind ganz anders als deine.aber wie schon gesagt: es ging mir nicht um wertungen. denn offenkundig sind die der zukunft zugewandten nationen eher erfolgreicher als die rückwärtsblickenden - zumindestens was die mittelfristige perspektive betrifft....
cimicifuga

Re:agrargeschichte: auf einem foto zu sehen

cimicifuga » Antwort #12 am:

oh wie interessant! ich kenne das oben gezeigte bild sehr gut von englischen weideflächen. hab mir aber irgendwie nie näher gedanken dazu gemacht.war nur immer komisch mit dem pferd auf solchen flächen zu galoppieren ;D bin schon gespannt auf die fortsetzung :D
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fars
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Re:agrargeschichte: auf einem foto zu sehen

fars » Antwort #13 am:

fars,gerade nachgeschaut: bei ebay zwar vergriffen, aber sicher kein unikat. handelt das buch von einem "herrengarten"?
Nein, von einem "Familiengarten". Die zaghafte Umstellung von reinem Nutzgarten zu einer Mischform. Die ökologischen Aspekte kommen dabei nicht zu kurz.
max.
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Re:agrargeschichte: auf einem foto zu sehen

max. » Antwort #14 am:

cimicifuga,es wird nur einen extra beitrag zum thema: "hedge laying" geben.hätte ich gewußt, daß es reiterliches interesse gibt, dann hätte ich fotos der naturhindernisse bei der fuchsjagd gemacht, speziell von den aberwitzig hohen und weiten hecken und gräben.
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