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Beschnitt von Mirabellen (Gelesen 15478 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

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cydorian
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Re:Beschnitt von Mirabellen

cydorian » Antwort #15 am:

Was du über Baumschulen sagst, stimmt zwar, aber ich bin mir nicht sicher, wie "schwierig" Miragrande von sich aus wächst. Gerade bei Steinobst gibts da komplizierte Kandidaten mit kaum zu bändigenden spitzen Astabgangswinkeln, wer schon mal eine "Hanita" Zwetschge hatte, weiss was gemeint ist....Ob eine Hohlkrone sinnvoll ist, hängt auch von der Wuchskraft der Unterlage ab. Eine Hohlkronenerziehung wird mit starkwachsenden Unterlagen kaum gutgehen.
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Zuccalmaglio
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Re:Beschnitt von Mirabellen

Zuccalmaglio » Antwort #16 am:

Stimmt natürlich auch. Manche Sorten setzen bevorzugt eher steil an, so dass man selten vernünftige Winkel bekommt. Dann ist wenigstens spreizen direkt im ersten Wuchsjahr um so wichtiger, auch wenn man den eigentlichen Winkel am Anstansatz nicht verändert.
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A-String
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Re:Beschnitt von Mirabellen

A-String » Antwort #17 am:

Hallo, den Winkel am Astansatz kann man durchaus verändern, und zwar z.B. recht aufwäendig durch Wäscheklammern, die man während bzw. direkt nach dem Austrieb über der Austriebsstelle plaziertund alle paar Tage etwas nach unten verschiebt. Natürlich muss man sehr vorsichtig sein und die Knospe nicht abbrechen, eine diffizile aber letztendlich erfolgversprechende Sache.
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Zuccalmaglio
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Re:Beschnitt von Mirabellen

Zuccalmaglio » Antwort #18 am:

Davon hatte ich gelesen, aber noch nie ausprobiert. Werde ich bei Gelegenheit testen. Bisher bin ich mit spreizen per Holunderholz oder neuem Austrieb klar gekommen.
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Bergfeige
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Re:Beschnitt von Mirabellen

Bergfeige » Antwort #19 am:

Hallo, bei Mirabellen läuft mir das Wasser im Munde zusammen, ich habe doch noch etliche Flaschen Mirabellenlikör von der letzten Ernte.Ich habe auch eine Mirabelle als schönen Baum, ca. 4-5 m hoch, einige verrückt aus der Krone ragende Äste, alte machohafte Wasserschosse, müssten der Schönheit noch zum Opfer fallen, aber es war keiner zum Schneiden da. Der Ertrag des letzten Jahres war grandios, goldgelbe Mirabellen mit rötlichen Punkten, die getrockneten Früchte schmecken heute noch lecker. Irgendwann wuchsen rundherum schöne Mirabellenbäumchen, die lange keiner bemerkte, weil der Garten nicht bearbeitet wurde. Treiben die Wurzeln aus? Oder waren es Mirabellenkerne? Dann setzte ich die gut 1 m hohen Pflänzchen um, ließ sie wachsen und kappte bei einem bei 1,50 m die Höhe, auch alle Stammaustriebe. Es wurde ein schönes Bäumchen. Letztes Jahr band ich die Zweige in die Waagerechte. Ich habe sie an schwere Steine gebunden, die auf dem Boden liegen. So kann ich laufend nachstellen. Ich hatte es mal mit Steinsäckchen probiert, aber bei Sturm fürchtete ich, die Äste brechen ab. Mein System hat den diesjährigen großen Sturm überlebt, mein Dach nicht. Dieses Bäumchen hat nun die meisten Blüten, eindeutig eine größere Fruchtbarkeit.Ein anderer standhafter Mirabellenableger hat letztes Jahr erstmalig einige Früchte gehabt, große, grüne Mirabellen. Sehr lecker. Was ist das für eine Sorte, evtl. wurde darauf veredelt? Die umgepflanzten Bäumchen werden mir dieses Jahr erst ihre Früchte zeigen.Ein uralter, 50 - 60 Jahre alter Birnbaum, der wunderschön blüht, aber keine schmackhaften Birnen mehr bringt, trieb am Stamm neu aus. Genau da störte der Austrieb mich beim Arbeiten. Ich band ihn an den Stamm und vergaß ihn freizulassen. Heute entdeckte ich, dass dieser in der Waagerechten gebliebene Austrieb wunderschöne Blüten hat. Alle anderen Stammaustriebe waren blütenleer. Die Birnbaumkrone blüht natürlich. Ich schließe daraus, dass ich die Blüte der Bäume vielleicht um Jahre vorverlegen kann, wenn ich die Zweige runterbinde.War es Zufall oder ist es die Regel? Was sagen die Fachleute?Es freut sich auf die Antwort.Die Bergfeige
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Zuccalmaglio
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Re:Beschnitt von Mirabellen

Zuccalmaglio » Antwort #20 am:

@ bergfeige,Grüne (u. große) Mirabellen sind oft "Große grüne Reneclaude".Runterbinden (in die annähernde Waagrechte) fördert die Blütenbildung.Das ist bekannt und üblich. Das ist das "Spindelprinzip" in der Erziehung, bei der auf die klassischen Gerüstäste verzichtet wird.Wenn man aber mit Gerüstästen erziehen will, darf man die natürlich nicht herunterbinden. Das wäre widersinnig. Sie sollen in den ersten Jahren ja wachsen (stabiler Kronenaufbau). Fruchten ist da kontraproduktiv.
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Bergfeige
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Re:Beschnitt von Mirabellen

Bergfeige » Antwort #21 am:

Hallo, danke für den schnellen Hinweis.Da bleibt die Frage, woher kommt die große grüne Reneclaude? War das die Unterlage, auf der mein großer Mirabellenbaum veredelt wurde? Also ein Wurzelschössling? Übrigens, mein kleiner Mirabellenbaum muss 7 Jahre alt sein. Mein Schnitt wird voll akzeptiert, kein verrücktes Wachstum, alles normal. Das erstaunt mich. Die Höhe ist wunderbar zum Pflücken. So stelle ich mir das Leben im Schlaraffenland vor. Es fehlen nur noch die Früchte.Es grüßt die Bergfeige
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cydorian
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Re:Beschnitt von Mirabellen

cydorian » Antwort #22 am:

Woher die Reineclaude kommen soll (wenn es wirklich eine ist), würde mich auch interessieren. Als Unterlagen sind Reineclauden nie verwendet worden. Das sind sehr edle Früchte, es würde mich auch wundern, wenn so ein Baum mal hin zu einer Mirabelle umveredelt geworden wäre.Vielleicht ist ein Zufallssämling, irgendeine Kreuzung.
Wenn man aber mit Gerüstästen erziehen will, darf man die natürlich nicht herunterbinden. Das wäre widersinnig. Sie sollen in den ersten Jahren ja wachsen (stabiler Kronenaufbau). Fruchten ist da kontraproduktiv.
Es gibt da schon Tricks. Zum Beispiel einen einzelnen Ast herunterbinden, den man nicht zum Kronenaufbau benötigt. Der leider hier nicht mehr schreibende Ellison hat es mal anschaulich geschildert:"Tatsache ist , dass fast jede Apfelsorte schon nach drei jahren kiloweise Früchte bringt, wenn der Baum entsprechend erzogen wird. (...)Im Pflanzjahr muss ein Zugast gebunden werden , der gleich Blütenknospen bilden wird, Leitäste und Mitte werden angeschnitten, sonst nix. Im Folgejahr wieder nur Leitäste und Mitte anschneiden, Fruchtholz waagrecht stellen und niemals anschneiden,. Das ist alles, so einfach geht das. Wer am künftigen Fruchtholz rumschnippelt bringt sich selbst um den Ertrag.Bestimmt wirft jetzt jemand ein " aber bei Palmer steht....." aber das ist mir egal, mein Schnitt bringt frühe und hohe Erträge und leistungsfähige Bäume. Was will man mehr ?"
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Re:Beschnitt von Mirabellen

Zuccalmaglio » Antwort #23 am:

Waagrechtbinden von 1-2 Trieben unterhalb der Gerüstastserie habe ich schon praktiziert, auch bei Hochstämmen. Gibt ein paar frühe Äpfelchen.Ellisons Methode habe ich zum Anlass genommen, es so bei einem Reglindis-Buschbaum anzuwenden (3. Standjahr und dieses Jahr wohl erste Früchte).Bei Hochstämmen will ich früh Größe und Stabilität, da halte ich es nicht für förderlich (eben außer den 1 oder 2 kleinen Trieben wie oben angeführt, aber unterhalb der Gerüstäste). Fruchten am Seitenholz der Gerüstäste dürfte das Wachstum bremsen. Geht natürlich auch, dauert dann nur ein wenig länger. Aber warum nicht.
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Re:Beschnitt von Mirabellen

Zuccalmaglio » Antwort #24 am:

Ich hatte hier an anderer Stelle schon einmal berichtet, dass ich etwas sehr ähnliches wie Gr.gr. Reneclaude bei mir als Unterlage unter im Wind gefallenen, mehrere Jahrzehnte alten Pflaumen hatte.Diese Unterlagen hatten dann durchgetrieben und gefruchtet. Einziger Unterschied zu der Sorte Gr.gr.R. war die Fruchtgröße. Ca. 2/3 davon, sonst nach meinem Dafürhalten identisch. Wahnsinnsaroma und Zucker.Leider auch viel Sägewespe.Zu meiner Schande habe ich versäumt, diese Sorte zu erhalten. Auch im Vertrauen darauf, dass sie über der Nachbargrenze noch steht. Wie ich dieses Jahr nach längerer Abwesenheit feststellen mußte, hat der seinen Garten aber "saniert". Weg ist die Sorte/Unterlage. Ich habe mich furchtbar über mich selbst geärgert.Ein Unterschied noch. Es waren bedornte Triebe. Vielleicht kommt das aber auch durch den Sämlingscharakter.
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Re:Beschnitt von Mirabellen

cydorian » Antwort #25 am:

Ein Unterschied noch. Es waren bedornte Triebe. Vielleicht kommt das aber auch durch den Sämlingscharakter.
Das war bei dir vielleicht ein Sämling von prunus insititia. Prunus insititia war auch als Unterlage beliebt, wurde auch gerne mit Myrobalane verwechselt, die auch heute noch eine Standardunterlage ist. Auch p. insititia ist meistens bedornt und die Formen, Geschmacks- und Farbenvielfalt ist gross.Neben den Dornen ist die Steinlöslichkeit und -form ein guter Hinweis auf die Herkunft. Zufallssämlinge und die meisten p. insititia - "Versionen" sind meistens schlecht steinlösend. Für die Form der Steine gibts Vergleichstabellen, um sie besser einzuordnen.Zu Ellisons Methode fehlt mir die Erfahrung, dafür hab ich zu wenig neugepflanzte Hochstämme. Er hat die aber, wie er schreibt betreibt die Familie seit 110 Jahren Obstbau und die riesigen Hochstammanlagen haben ihm jede Menge Versuchs- und Experimentiermaterial geliefert. Ich bin auch misstrauisch, wenn jemand so etwas erzählt, aber wenn es jemand schreibt, der unter harten ökonomischen Bediungungen kommerziell erfolgreich ist, dann ist das Gewicht dahinter gross. Dort Fehler zu machen wird gnadenlos bestraft, dann geht man nämlich pleite.
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Re:Beschnitt von Mirabellen

Zuccalmaglio » Antwort #26 am:

Die Frage ist, was P. insistitia überhaupt ist? Da geistert so allerhand durch die Literatur. Ich würde es mal vorsichtig als Formenkreis definieren. Bei den Pflaumen und Co. kann man m.e. kaum noch zu einer vernünftigen Abgrenzung kommen. Mir fehlt da aber Wissen und Erfahrung. Für mich selbst ist das alles irgendwie P.domestica Form so und so.... (sofern es nicht eindeutig Schlehe oder Kirschpflaume ist). Ich meine, die Steinlöslichkeit sei nicht so gut gewesen. Kann mich aber täuschen.Ich habe an Ellisons Beiträgen auch keine Zweifel. Das hatte wahrlich Hand und Fuß.
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Re:Beschnitt von Mirabellen

Bergfeige » Antwort #27 am:

Danke,da klärt sich die Mirabellenfrage. Ich habe im Garten meine Mirabellennachzucht verglichen. Sie sind auch bedornt, aber sehr wenig, fast gar nicht bei den waagerecht wachsenden Trieben. Die besagte Mirabelle mit den grünen Mirabellen ist also ein Wurzelschossling von prunus insititia, wahrscheinlich auch die anderen Mirabellen. Noch eine Frage: Ist prunus insititia eine kleinwüchsige Mirabelle? Ich wundere mich, dass mein Nachwuchs keine Anstalten zu normalem Höhenwachstum macht. Sie bleiben zierlich und niedrig. Es gibt noch eine Erklärung: Alle Wurzelschösslinge hatten die ersten Jahre extrem schlechte Bodenbedingungen durch Felsen. Sie behalten die Wachstumszurückhaltung bei, obwohl sie auf einen guten Standort gepflanzt wurden.Ist ein Vergleich mit Bonsais in der Natur möglich? Es grüßtDie Bergfeige
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Bergfeige
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Re:Beschnitt von Mirabellen

Bergfeige » Antwort #28 am:

@ Giaco85Hallo,ich habe unter www.mdr.de/mdr-garten/5212101.html eine bebilderte Anleitung gefunden wie junge Obstgehölze in Form gebracht werden. Da kann man die von A-String beschriebene Klammermethode sehen.Es grüßtDie Bergfeige
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Re:Beschnitt von Mirabellen

cydorian » Antwort #29 am:

Noch eine Frage: Ist prunus insititia eine kleinwüchsige Mirabelle?
Nein. Diese Gruppe ist eher eine Differenzmenge, dort wirft man alles rein was zwar nach Rundpflaume aussieht, aber nicht Kirschpflaume, Mirabelle, Reneklode, Schlehe, Zwetschge, Zibarte ist. Es ist die Formengruppe der urtümlichen Pflaumen, die nicht mehr wild sind aber auch keine Fruchtsorten, weil sie irgendwelche Mängel haben. Klein, rundlich, nicht steinlösend, oft aber nicht immer mit Dornen. Hat man früher mehr oder weniger oft als Unterlagen genommen. Früchte vor allem für die Brennerei.Eine genauere und schärfer abgrenzenden Klassifizierung wirds nie geben. Aber man kann sich trefflich in Forum drum streiten, was nun wohin gehört :-)
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