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Keimstart (Gelesen 3663 mal)

Die Lehre von den Pflanzen - Übersetzungen aus dem Fachchinesischen, Diskussionen um Definitionen, Alltagsphänomene wissenschaftlich erklärt
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Feder
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Registriert: 31. Aug 2004, 17:40
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Liebe Grüsse Maria

Keimstart

Feder »

Woher "wissen" eigentlich frostempfindliche Pflanzen, wann sie gefahrlos keimen und austreiben können? Funktioniert das einfach über eine längere Wärmeperiode? Welche Möglichkeiten haben Pflanzen, den richtigen Zeitpunkt zu erkennen?
Das Natürliche bleibt immer gleich. Das Normale ändert sich alle 100 km oder alle paar Jahre.
Pat Parelli
knorbs
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Re:Keimstart

knorbs » Antwort #1 am:

ein sehr interessantes thema feder. ich habe dazu jetzt nichts ergoogelt, berichte aber mal beobachtungen anhand einiger pflanzen, die bei mir jüngst gekeimt haben. ich gehe davon aus, dass von außen einwirkende auslöser der keimung verschiedene ursachen hat. wärme ist da nur ein faktor. feuchtigkeit und licht spielen je nach pflanzenart sicher auch eine rolle.pulsatilla alpina ssp. apiifolia ist eine (hoch-?)gebirgspflanze. in diesen regionen ist die vegetationszeitzeit ziemlich kurz. der samen muss also möglichst schnell nach der schneeschmelze keimen um in der relativ kurzen vegetationszeit substanz aufbauen zu können. diese annahme im keimungsverhalten zeigte sich auch in meinem gewächshaus (nur frostfrei gehalten). der samen dieser pulsatilla art keimte bereits im februar bei nachttemperaturen von 0°! der sämlingstopf ist heute randvoll mit sämlingen. im topf direkt daneben habe ich pulsatilla vernalis ausgesät. pulsatilla vernalis ist eine tiefland-species. bis vor wenigen tagen zeigte sich im aussattopf nichts. ich dachte schon, dass ich diesen topf abschreiben kann. die tatsache, dass der samen dieser pulsatilla erst jetzt zu keimen beginnt, führe ich darauf zurück, dass dieser eine längere periode mit wärmeren nachttemperaturen benötigt. die wahrscheinlichkeit von sämlingsschädigenden nachtfrösten ist dann geringer. die ersten sämlinge sind ja nur die "vorhut"...sollten nachtfröste auftreten, dann würden diese evtl. vernichtet, aber der große rest schlummert ja noch. kommen keine nachtfröste mehr, haben diese bereit einen entwicklungsvorsprung.wie gesagt...meine these anhand von beobachtungen bei ausgeprägt unterschiedlichem keimungsverhalten innerhalb einer pflanzengattung. was sich innerhalb des samen abspielt nach induktion durch äußere einflüsse müssen dir unsere spezialisten hier sagen...ich habe mal davon gelesen, dass gibberelline eine rolle spielen.
z6b
sapere aude, incipe
Andi H.
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Blümchen blau...

Re:Keimstart

Andi H. » Antwort #2 am:

Eine Voraussetzung zum Keimen muss in jedem Fall gewährleistet sein, das ist das Quellen des Samens. Sobald ein Same quillt (aus der Umgebung Wasser aufnimmt), wird er "aktiv", einige Stoffwechselvorgänge laufen wieder an. Das Quellen zeigt dem Samen also schonmal, dass Wasser in flüssiger Form vorhanden ist.Im gequollenen Zustand kann der Embryo im Inneren, zumindest bei Lichtkeimern, und bei nicht zu tiefer Lage im Erdboden, anhand der Photoperiode (also der Länge von Tag und Nacht) ungefähr die Jahreszeit "erkennen", also zumindest Winter und Sommer unterscheiden. Die Unterscheidung von Herbst und Frühling klappt aufgrund der Tageslängen natürlich nicht so einfach.Weitere Faktoren sind zum Beispiel, dass bei vielen Pflanzen der Embryo bei der Samenreife noch nicht voll ausgewachsen ist, und erst nachreifen muss, bevor er keimen kann. Das bewirkt dann eine zeitlich mehr oder weniger fixe "Ruhephase" (die in Wirklichkeit eine Wachstums- und Differenzierungsphase ist), die zwischen der Samenreife und der Keimung liegt und auch mehrere Jahre dauern kann.Auch Keimungshemmstoffe wie Abscisinsäure, die mit der Zeit ausgewaschen werden müssen (was ja ebenfalls verfügbares flüssiges Wasser bedeutet), spielen häufig eine Rolle.Alle diese (und andere) Mechanismen bewirken eine Verzögerung beim Auskeimen, und dienen unter anderem auch dazu, in der "richtigen Jahreszeit" zu keimen. So was geht natürlich auch mal schief, und einige Nachzügler keimen im Herbst, einige gar nicht...
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