Erst heute ist mir plötzlich in den Sinn gekommen, dass dieser Post missverstanden werden könnte als Angriff auf Pearl. Falls ihn jemand so aufgefasst hat:Das war nicht meine Absicht. Mit "hier" meinte ich den ganzen Thread. Das angegebene Buch hab ich unter meinen alten Schulbüchern gefunden und ich fand es absolut empfehlenswert für Leute wie mich, die gerne das Ganze von der einfachsten Basis her verstehen möchten.Für alle, die hier bloss noch Bahnhof, aber trotzdem gern mehr verstehen würden, empfehle ich als Einstieg dieses Buch wärmstens.
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Stabile Kreuzungen (Gelesen 15033 mal)
Re:Stabile Kreuzungen
Re:Stabile Kreuzungen
Krümel, gut, dass du wieder da bist! Wenn das ein Zeichen des Vertrauens in dieses forum ist, dann freut mich das und ich möchte nicht, dass du es verlierst.
Dein Stichwort Bahnhof hat mich dazu gebracht, mir eine klarere Gliederung meiner Antwort zu überlegen. Sozusagen eine Zusammenfassung:

“I love science, and it pains me to think that so many are terrified of the subject or feel that choosing science means you cannot also choose compassion, or the arts, or be awed by nature. Science is not meant to cure us of mystery, but to reinvent and reinvigorate it.”
— Robert M. Sapolsky
— Robert M. Sapolsky
Re:Stabile Kreuzungen
1. Frage: Wie sähe eine Kreuzung einer blauen und einer weißen reinerbigen Saatgutrasse bei Bohnen aus? Wenn dieses Merkmal nur von einem einzigen Gen abhinge und es sich also um ein einziges Allel handelte, den Wildtyp mit blauem Phänotyp und das mutierte Gen mit dem weißen Phänotyp, dann ist die Antwort1.1 im dominant/rezessiven Erbgang sähen alle Bohnen der ersten Tochtergeneration F1 blau aus. In der zweiten Tochtergeneration F2 tauchten blaue und weiße Bohnen im Verhältnis 3:1 auf. Die Genetik sagt dazu independent segregation, schlecht übersetzt: unabhängige Spaltung. Ich würde unabhängige Segregation vorziehen.1.2 in der mischerbigen Tochtergeneration F1 und einem intermediären Erbgang wären alle Bohnen hellblau. In der 2. Tochtergeneration wäre das Verhältnis 1:2:1 1.3 Codominanz mit diesem Merkmal ist nicht denkbar. 1.4 wann tauchen gefleckte Bohnen auf? Sind sie bei dieser Kreuzung denkbar? Nein. Gefleckte Bohnen sind Chimären und das Ergebnis mitotischer Segregation. Das entspricht einer Zufallsverteilung von vielen hundert Farbträgern während eines Verdünnungsprozesses, der über viele hundert Schritte erfolgt. 2. Frage: Wie entstehen neue Saatgutrassen?2.1 bei Kreuzungen, für die die klassische Genetik zur Erklärung ausreicht, kann man aus reinerbigen Elternlinien neue Linien mit einer Kombination von Eigenschaften beider Eltern gewinnen. Das nennt die Genetik independent assortment . Unabhängige Neukombination, nicht zu Verwechseln mit Rekombination! und das klassische Experiment dazu sind die weißen dorsiventralen Löwenmäulchen und die roten radiärsymmetrischen, aus denen man weiße radiärsymmetrische und rote dorsiventrale Linien gewinnen kann. Das Verhältnis in der 2. Tochtergeneration dieser vier Phänotypen ist beim dominanten Erbgang 9:3:3:1. 2.1 gefleckte Bohnen könnte man mit verschieden farbigen Bohnen kreuzen und in der mütterlichen Linie – in ¾ aller Pflanzen gibt es rein mütterliche Erbgänge für das Plastom - könnten dann gefleckte Bohnen in neuen Farben auftreten. Diese Kreuzungen wären nicht berechenbar. Die Anzahl der Kopien für Gene im Plastom geht ins hundertfache, gegenüber den beiden Genen in den Allelen des diploiden Kern-Genoms.
“I love science, and it pains me to think that so many are terrified of the subject or feel that choosing science means you cannot also choose compassion, or the arts, or be awed by nature. Science is not meant to cure us of mystery, but to reinvent and reinvigorate it.”
— Robert M. Sapolsky
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